Montag, 28. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 5 – 3

Beim Manöverball


pät abends

noch im Skapulier

Erschien der Elbmarx auf ein Bier.

Der machte seinem König klar,

Dass der ihm zu katholisch war.

Pausback, nach kurzem Meinungsstreite,

Nahm den Umstürzler beiseite

Und sprach: „Wir wollen heute Nacht

Gemeinsam beten, dass in der Schlacht,

In welcher es um alles geht,

Der Herrgott uns zur Seite steht.

Wenn wir gewinnen, wollen wir

Uns nochmals treffen, hier bei mir.

Dann brauchen wir nicht weiter zanken.

Gemeinsam gilt es dann zu danken

Jenem welcher der Größte ist

Und seinem Sohne Jesu Christ“.

Der andre sprach: „Ich kritisier

Was mir nicht passt, ganz sicher hier.

Und selbst wenn Er uns in der Schlacht

Nicht unterstützt durch seine Macht,

Werd‘ ich den Beyßkopf Lügner nennen

Und seine Bulle hier verbrennen“.

Mit Schwung, gekonnt und mit Effet,

Warf er „Exsurge Domine“,

Die päpstliche Bulle "Exsurge Domine"

Sarkastisch lachend voller Hohn,

Den Papst-Brief in das Feuer schon.

„Es ist wirklich an der Zeit,

Dass befreit die Christenheit“

Sprach er in aufgeregtem Ton,

„Wird vom alten Babylon“.

„Freiheit für das Christentum“

Rief er und sah sich dabei um.

„Freiheit wo Unterjochung droht

Ist zur Stunde das Gebot“!

Und zum Adel sprach er dann:

„Mit euch fang ich als erste an.

Wenn ihr mir all zur Seite steht,

Es aufwärts wieder mit uns geht!

De servo arbitrio hört,

Das ist es was an euch mich stört.

Ohn‘ eignen Willen geht es nicht.

Wenn Beyßkopf euch den Rückgrat bricht,

Glaubt es mir ihr Toren,

Seid ihr allesamt verloren“.

So sprach der Elbmarx ungeniert.

Der Papst hat ihn exkommuniziert,

Das schick ich hier schon mal voraus.

Vom Kriege heimgekehrt zu Haus,

Hat nach der Frosch- und Mäuse-Schlacht,

Der Elbmarx Schluss mit Rom gemacht.

„Wider das Papsttum“ schrieb nach Rom

Er an den Beyßkof. Als Axiom,

Damit es den Klerus dort auch trifft,

Schrieb Teufel er als Unterschrift.

Dieses hier kurz eingeschoben,

Um den Elbmarx mal zu loben,

Welcher mit seiner mutigen Tat,

Das Froschreich sehr verändert hat.

Der würdige Herr im braunen Rock,

Hatte zum Feiern nicht viel Bock.

Er blieb nur etwa eine Stunde.

Bevor er ging, sprach er zur Runde:

„Es tut mir leid, ich muss jetzt geh’n,

Im Kloster nach dem Rechten seh’n.

Dort blieb er dann den Rest der Nacht,

Bei Katharina bis zur Schlacht.

Die andern Gäste auf dem Balle,

Blieben fern der eignen Falle.

Sie tanzten durch und hatten Spaß,

Wobei den Krieg man ganz vergaß.

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wird fortgesetzt

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 5 – 2

Beim Manöverball

er König,

vom geheimen Treff,

Von der Schachpartie im Rohr,

War längst zurück. Aus dem Effeff

Trug er eine Rede vor.

„Männer“, sprach er, „tapf‘re Krieger,

Beinah wären wir die Sieger

Heute in der Schlacht geworden“

Und dann verteilte er die Orden.

Die Fürsten jubelten dazu:

„Heil großer König Pausback dir

Höchst ergeben“ und mit Getu‘,

Schwang man das Lorbeerblatt-Rapier.

Dann brachten sie „Hipp hipp – hurra“

Einen Hochruf aus, „Victoria,

Der Sieg wird morgen dir zuteil.

Hoch lebe Pausback drei Mal heil“.

Die Generale angetreten,

Wurden zum Rapport gebeten,

Wo man hat im kleinen Kreise,

Erörtert ihre Handlungsweise

Mit welcher sie die Schlacht verloren.

Keiner blieb da ungeschoren.

Generalfeldmarschall Batrache,

Der Oberheld, ein Frosch vom Fache,

Sprach zu Pausback seiner Majestät:

„Sire, noch ist es nicht zu spät.

Heut haben Fehler in der Schlacht,

Wir ein paar zu viel gemacht.

Damit uns das nicht mehr passiert

Übernehm‘ ich morgen selbst die Sache.

Ich hab das Kriegshandwerk studiert.

Soldaten ich aus denen mache“,

Fügte er an mit Fingerzeig

Auf die Generalität,

Und leiser, “die sind alle viel zu feig,

Strohdumm, bequem und aufgebläht.

Wenn ich die Truppe morgen führe,

Ich einen Sieg dir garantiere“!

So sprach Batrache nun zum Rex.

Der ob der Rede war perplex,

Und dacht bei sich, „so sind sie alle,

Vom Leutnant bis zum Feldmarschalle.

Alles Schönredner und Blender.

Im Felde jeder Marketender

Kennt sich in Sachen Feindesmaus,

Besser als die all zusammen aus“.

Und dann fiel ihm sein Minister ein.

So einer wollte Vorbild sein

Für die Truppen die im Kriege

Er führen sollte, hin zum Siege.

Und während der ach so schneidige Offzier

Generalfeldmarschall Batrache

Erklärte „ Ich bringe morgen aus der Schlacht

Einen großen, totalen Sieg heim dir,

Der dich und alle glücklich macht“,

Erinnerte er sich an die Sache

Seines Kriegsministers der,

Bei seinem ganzen Militär,

Den Rückhalt hatte längst verloren

Weil zu viele Lügen er beschworen.

So einer, dacht Pausback bei sich,

Wird niemals mehr verarschen mich,

Und er schwor sich heimlich Rache

In der Examina-Sache,*

Mit der sein adeliger Held

Ihn hatte und das Volk geprellt.

Als der Generalfeldmarschall beim Rapport

Immer noch führte das große Wort

Von neuer Taktik und vom Siegen

Und wie das ginge heut in Kriegen,

Mischte sich der Hofnarr ein.

„Und was soll deine Taktik sein“?

Fragte er voll Spott und Hohn.

„Ich plane eine Invasion“,

Sprach darauf der Feldmarschall.

Der Narr begann erneut zu lachen,

„Und wie willst du so was machen?

Das halbe Heer ist jetzt schon hin“!

Der Feldmarschall darauf mit Hintersinn

Und mit fest entschlossener Mine,

„Wir haben ja noch die Marine“!

Da wurde selbst der König heiter.

„Ja, ja“, sprach er, „dann plant mal weiter,

Ich gehe jetzt, ich muss mich zeigen,

Nach nebenan den Thron besteigen.

Das Volk wünscht, dass ich zeige mich.

Durch meine Anwesenheit krön‘ ich

Das Fest und eröffne den Manöverball“.

Die Generäle und der Feldmarschall,

Sahen nicht sehr glücklich drein.

Das konnten sie auch, fürwahr nicht sein.

Doch als sie sich dann fingen,

Sie auch zum Hofball gingen.

Pausback, ohne große Hast,

Schritt hinüber zum Palst.

Auf dem Wege Jubel pur.

Alle klatschten Beifall nur.

Kein Vorwurf wurd im Volke laut.

Man hat ihm immer noch vertraut.

Er war noch immer an der Macht,

Trotz der halb verlor’nen Schlacht.

„Ach ja“ dacht er, „die mögen mich“,

Als er so ging und freute sich.

Freilich hat er nicht gewusst,

Dass man die Frösche ganz bewusst

Am Wegesrand hatte platziert,

Damit ihm zugejubelt wird.

Allesamt bestens ausgesucht.

Die meisten hätten ihn verflucht,

Wenn man sie nicht hätt bestochen.

Zehn Mücken hatte der Hofmarschall,

Jedem einzelnen versprochen,

Der jubelte mit lautem Schall.

Stolz und aufrecht, kerzengrad,

Genoss Pausback das Massenbad.

Im Palaste angekommen,

Hat ähnliches er wahrgenommen.

Pure Unterwürfigkeit.

Ja der Adel war gescheit!

Er setzte sich auf seinen Thron.

Die Königin, mit Stolz im Ton,

Flüsterte zu dem Gemahl:

„Schau dich um, mein Schatz im Saal,

Das Volk liegt dir zu Füßen“.

Das Fest dem König zu versüßen,

Spielte das erste Musikkops,

Ihm und all den Gästen vor.

Die Teichsänger, die besten nur,

Begleiteten die Partitur.

Die Gäste, die zum Balle kamen,

Trugen alle Rang und Namen.

Jeder der was galt im Land,

Den Weg zu diesem Feste fand.

Alle aus der Oberschicht,

Das Volk wollt man bei Hofe nicht.

Ein jeder trug `nen tollen Titel.

Aristokraten, fast drei Drittel.

Prinz, Baron, ein Kaiser gar,

Auf dem Fest vertreten war.

König, Herzog, Fürst und Graf,

Freiherr, Ritter, Edelmann;

Und was das Militär betraf,

Der Dienstgrad beim Major begann.

Die Minister mit den Damen,

Allesamt zum Feste kamen,

Denn man wollte adelseigen,

Was man hatte auch mal zeigen.

Selbst der Kanzler blieb nicht fern.

Nebst seiner Gattin Quakegern,

Brachte er mit das Töchterlein

Hüpflieb und führte sie bei Hofe ein.

Allein hingegen, klerikal,

Erschien bei Hof der Kardinal.

Pausback wusste genau weswegen,

Großzügig spendete er Segen.

Nachdem er das erledigt hatte

Widmete er sich Glas und Platte,

Hat nur faul herumgesessen

Und sich mal wieder sattgefressen.

Bevor er ging, mit vollem Bauch,

Der Kirchenmann, so wie es Brauch,

Segnete die Soldaten. „Männer macht

Das Beste morgen aus der Schlacht.

Ich bete heute Nacht für Euch,

Dass ihr siegt, so wie im Pentateuch

Es im Buche Exodus zu lesen steht.

Nehmt Moses Euch zum Vorbild der

Wusste zu führen Volk und Heer.

Ich bin sicher, dass es gut ausgeht“

Sprach er und fügte an frivol,

„Nun siegt mal schön, gehabt euch wohl“.

Es tat sich was im Schilfmorast.

Durch den Sumpf zum Seepalast

Sah man herausgeputzt sie waten,

Die feinen, stolzen Aristokraten.

Doktor Quack von Knickebein,

Stellet sich nebst Gattin ein.

Die war sehr hübsch und ehrenwert

Auf allen Festen stets begehrt.

Während ihr Mann als Kavalier

Noch behilflich beim Entkleiden ihr

War, küsste Graf Quakqua galant

Der jungen Frau bereits die Hand.

Dem Doktor hat das nicht gepasst,

Doch blieb fürs Erste er gefasst.

Der Graf, ein Frosch von Eleganz,

Bat Frau Doktor gleich zum Tanz.

Während der brave Knickebein,

Zur Garderobe brachte ihren Nerz,

Verlor beim Tanz im Mondesschein,

Seine Liebste schon ihr Herz.

Der Doktor war erst ziemlich sauer.

Doch dann bedachte er‘s genauer.

Als Arzt und Frosch von schneller Tat,

Hatt‘ er die Antwort gleich parat.

Ein Riechpinsel half ihm dabei.

Den bracht der Gräfin er vorbei.

Später mit ihr im Separee,

Ergab sich dann das weitere.

So ist bei Hofe oft gekommen,

Was man sich gar nicht vorgenommen.

Während die Gattin nebenan,

Zur rechten Zeit sich noch besann,

War‘s um den Doktor kurz nach zehn

Beim Champagner längst gescheh‘n.

Während genüsslich sich der eine,

Widmete dem Weib und Weine,

Stand dem andern mehr der Sinn,

Zu tafeln zwecks dem Lustgewinn.

Der alte Oberst Patz von Kaul

War ein besond‘res Schleckermaul.

Er stopfte in sich bereits schon,

Hinein die dritte Fleischportion.

Der Kellner hatte es gar schwer,

Denn dauernd war der Teller leer

Bei dem alten Fresssack Patz.

Der hatte im Magen so viel Platz,

Wie eine ganze Kompanie

Und er wusste genau wie

Man schnell ran kommt an den Speck,

Bevor das Beste ist schon weg.

Während der Ober schon war matt,

War der Oberst längst nicht satt.

Er wollte von den guten Gaben,

Gierig alles mehrmals haben.

Dann endlich wischte Patz von Kaul,

Mit dem Tischtuch sich das Maul

Und stöhnte nach dem zehnten Kloß,

„Am besten schmeckt es kostenlos“!

Während Patz mit vollem Ranzen

Am Tisch saß noch, ging es beim Tanzen,

Nebenan gar lustig zu.

„Hallo, du süßes Fröschlein du“,

Sprach General von Laich de Flopp

`Ne Jungfer an, „Ich heiße Hopp,

Komm du süßes Quappenkind,

Lass dich küssen ganz geschwind,

Damit du nichts verpasst

Und keine Langeweile hast“.

Darauf hat das süße Ding,

Ihm gezeigt `nen gold‘nen Ring.

Ich bin vermählt mit Quäpp, ich schwör

Und dieser ist dein Kommandeur;

So pass nur auf, wenn ich es will,

Stehst du vor ihm stramm und still.

Siehst Du, mein lieber General,

Der in zivil ist mein Gemahl“!

Da grüßte Hopp, stand still im Nu.

Sein Kommandeur kam auf ihn zu.

„Na mein lieber Laich de Flopp“

Sprach der zum General salopp,

Hyla kennen sie ja schon,

Von der kleinen Kommunikation,

Die sie just grad mit ihr hatten,

Aber wenn sie es gestatten,

Entführe ich sie ihnen nun,

Denn wir haben noch zu tun.

Darauf erleichtert der General,

„Ihre Gattin, klossal“!

Dann griffen beide sie zum Glas.

Laich de Flopp, ich sag dir was“,

Sprach der Kommandeur intim,

Nach dem ersten Schluck zu ihm,

„Die Weiber sind es, die im Leben,

Uns Kraft und jenen Rückhalt geben,

Den man dringend als Soldat,

Benötigt für eine Heldentat.

Und weiter brachte zu Gehör,

Dem General der Kommandeur;

„Auf meine Gattin bin ich stolz,

Sie ist geschnitzt aus jenem Holz,

Welche man braucht als Offizier,

Wie zum Fechten das Rapier“.

„So ist’s“, sprach Laich de Flopp, „jawohl,

Auf ihre Gattin, ihr zum Wohl“

Stieß er, in den Gläsern Obstlikör,

An mit seinem Kommandeur.

So ging das etwa zwanzig Mal.

Als die Musik zur Damenwahl

Aufspielte lag der Kommandeur

Unterm Tisch, was ein Malheur

Für den betroffen zwar war,

Doch das nahm jener nicht mehr wahr.

Für Laich de Flopp war‘s ein Pläsier,

Zu tanzen endlich nun mit ihr.

So sah man tanzend sie entschweben,

Um jenen Rückhalt ihm zu geben,

Der für eine Heldentat,

Benötigt manchmal der Soldat-

*Plagiatsaffäre Guttenberg

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wird fortgesetzt

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.