Freitag, 22. Mai 2015

Auf dem Schlachtfeld

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 32 - 28
- 9. Kriegstag -

ls 

Mauskrieger Lochner unter Fluchen,
Zurück aufs Schlachtfeld flitzen wollte,
Um nach seinem Schild zu suchen,
Den er dort verloren hatte,
Ihm etwas passieren sollte,
Das bis an sein Lebensende er
Vergessen sollte nimmermehr.

Zwei grüne Krieger Padd und Padde,
Die ihn am Mord an dem Kollegen
Beobachtet hatten am Fluss,
Traten ihm im Feld entgegen.

Die Kampfmaus ahnte den Verdruss
Und wollte, als die beiden schrieen,
"Jetzt haben wir dich gleich du Schuft"
Dem Gewitter sich entziehen,
Welches lag nun in der Luft.

Doch es war zu spät dazu.
Die Frösche brüllten "Feigling du"
Und so nahm der Streit er an.

Bevor zu kämpfen er begann
Flehte er zu Smitheus.

"Gott Apoll lass mich es sein,
Der nach dem Kampfe von uns drei'n,
Lebend übrig bleibt am Schluss!"

***

Padd und Padde indessen taten
Was immer sie vor einer Schlacht,
Wenn Zeit blieb, haben noch gemacht.

Die beiden grünen Krieger baten
Die Tochter des Zeus um Beistand. Jene,
Die holde Schlachtengöttin Athene
War bisher stets in jedem Streite,
Wenn man sie bat, auf ihrer Seite.

"Pallas" liebstes Mädchen du"
Rief Padde seiner Göttin zu,
"Ich bin dir doch nicht einerlei.
Drum bitte ich dich, steh mir bei,
Damit ich dir, du holdes Weib,
Auch weiterhin erhalten bleib.

Ich bitte Dich, lass mich beweisen,
Dass ich den Kampf in deinem Sinne,
Tapfer führe und gewinne.
Ich werde dafür deinen Namen,
Wenn ich überleb, lobpreisen.
Also bitte hilf mir. Amen.

***

Auch Padd, im sumpfigen Gelände,
Warf schnell sich kurz noch auf die Knie.
Er legte Speer und Schwert beiseite
Und faltete die grünen Hände.

"Athene, Jungfrau steh im Streite,
Mir bei auch heut", so bat er sie.
Holde Göttin, ich bitte dich,
Segne und beschütze mich,
Damit mein Kampf mit Schwert und Speer
Am Ende dir gereicht zur Ehr."

"Ich bring", gab er ihr zu verste'n,
Weil der dacht, dass es ihm nützt,
Dir etwas mit auch nach Athen,
Wenn Du mich im Kampf beschützt.

Ich schwör, dass auf die Siegessäule,
Die neben dir im Tempel steht,
Ich setzen lasse eine Eule
Aus Stein, wenn alles gut ausgeht!"

***

Da ließ die Göttin sich nicht lumpen
Und schickte die Priesterin hinab,
Die den beiden treudoof plumpen
Fröschen durch schnelles Handauflegen,
In ihrem Namen dann den Segen
Welchen erfleht sie hatten, gab.

"Athene" sprach die Priesterin,
"Lässt euch beide herzlich grüßen.
Sie hofft, dass ihr in ihrem Sinn
Maus Lochner lasst es büßen,
Was er vorhin in seinem Wahn,
Euch Fröschen im Fluss hat angetan."

Das ließen Padd und Padde sich
Kein zweites Mal mehr sagen.
Sie haben nicht grad zimperlich,
Auf die dreiste Minniratte,
Die just grad ausgebetet hatte,
Mit ihren Waffen loszuschlagen.

Am Anfang klappte das recht gut,
Was die zwei im Heldenmut,
Wie von der Göttin angeraten,
Im Felde mit Maus Lochner taten.

Doch urplötzlich, irgendwann,
Die Maus ihrer Waffen sich besann.
Sie biss und kratzte mit den Krallen.

Das hat den Fröschen arg missfallen.
Sie konnten glauben es schier kaum
Wie tapfer sich der Gegner wehrte
Und das Fürchten sie nun lehrte.

Padd stieg schnell auf einen Baum
Um ihren Zähnen auszuweichen.



Doch die Maus gar einfallsreich,
Knabberte einem Biber gleich
Den Baumstamm an in ihrer Wut,
So dass der grüne Tunichtgut,
Der oben auf dem Wipfel saß,
Vor Angst zu atmen fast vergaß.

Dann krachte es. Mit Weh und Ach.
Als unter ihm der Baumstamm brach.
Purzelte der Frosch herunter.
Bei Sturze brach, welch Missgeschick,
Der arme Frosch sich das Genick.

Bevor er aushauchte sein Leben,
Musste er an Athene denken
Und dass, weil die Sache ging daneben,
Er brauchte ihr keine Eule schenken.

Padde hingegen noch putzmunter,
Ergriff vom Feinde sich den Schwanz,
Um ihn, ohne langen Firlefanz,
Maus Lochner musst's erleiden,
Mit dem Langschwert abzuschneiden.

"Du verdammter Himmelhund"
Hat die Maus gepfiffen,
Als, dass ihre Sterbestund'
Gekommen war, sie hat begriffen.

Der rote Mäuselebenssaft
Floss in wahren Strömen ihr
Aus der Schnittwunde am Po,
Bis am End das arme Tier
Verlassen hat die Lebenskraft.

Ihr letzter Gruß galt Smintheus.
Nach einem Leben das nur kurz
Gewesen war ließ posthumus,
Sie ihm zur Ehr 'nen letzten Furz.

Noch heute liegt sie irgendwo
Vertrocknet auf dem Schlachtfeld dort
Wo sie einst pfiff ihr letztes Wort.

Der stolze Name, den sie trug,
Als sie sich mit den Fröschen schlug,
Ist längst im Winde schon verweht
Und von ihrem letzten Streit,
Den mit Padd und Padde seinerzeit,
Für Troxartes und den Mäusestaat,
Sie vergebens ausgefochten hat,
Nichts weiter im Kriegsbericht mehr steht.

***

wird fortgesetzt


Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.