Samstag, 2. Mai 2015

Auf dem Schlachtfeld

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 32 - 8
- 9. Kriegstag -

angohr 

und Raser, zwei Maussoldaten,
Die auf dem Rückzug von der Front,
Im Ruhme ihrer Heldentaten,
Sich eben hatten noch gesonnt,
Brachte Quakäss Quaake bei,
(Dissertation Ursula Wiepen, Seite 101)
Dass dieses viel zu früh noch sei.

Unten im Rohr am Binsensteg
Verstellte er ihnen den Weg.

  
Dem einen hat der grüne Strolch
Den Schwanz gestutzt mit seinem Dolch.
Dem andern stieß 'ne Lanze er
Durchs Bein bei dessen Gegenwehr.

Die beiden, nun schwer kriegsversehrt,
Sind aus der Schlacht nie heimgekehrt.
Sie gelten noch heute als vermisst!

***

"Der ganze verdammte Krieg ist Mist,"
Pfiff Streunrich zu Utzk und schickte dann,
(Froschname aus dem Deutschen Wortatlas 1945,
siehe Dissertation Ursula Wiepen, Seite 119)
Als der Frosch zum Schwerte griff,
Weil er lieber einmal kniff
Als für ewig tot zu sein,
Sich zur Waffenübergabe an.


"Da hast du aber Glück gehabt."
Sprach der Frosch darauf zur Maus
"So ist es recht, so ist es fein.
Mir scheint du bist vernunftbegabt."

Und dann fügte er spontan
Gönnerhaft sogleich noch an:
"Und nun hau ab und flitz nach Haus."

Das ließ sich die Maus nicht zweimal sagen.

Just klug gerettet ihren Kragen,
Legte vor dem Feinde bieder
Sie ihr scharfes Langschwert nieder
Und machte auf der Stelle kehrt.

"Der Frosch war wirklich ehrenwert"
Dachte sie und lief geschwind
Schnurstracks heim zu Weib und Kind.

***

Springinsfeld und Scheunenstreuner,
Zwei kriegsverpflichtete Zigeuner,
Die, was in der Schlacht sie sollten,
Für den König nicht mehr wollten.

Sie hatten die Nase voll vom Kriege.
Und machten lieber eine Fliege
Als im Kampfe umzukommen.

Sie wollten heim zu ihren Frauen.
Deshalb sind sie abgehauen.

Eigenmächtig und aus freien Stücken,
Haben sie Urlaub sich genommen
Und kehrten der Armee den Rücken.

Doch als den Heimweg autonom,
Sie durch das weite Land sich bahnten,
Geschah am Eridanos-Strom,
Was leider sie zuvor nicht ahnten.

Als die zwei den tiefen Fluss
Queren wollten an der Furt,
Knallte im Schilf ein lauter Schuss
Der Springinsfeld zum Verhängnis wurd.

Das verfluchte Projektil,
Welches aus Uzeke's Revolver stammte,
Traf wie vorbestimmt ins Ziel.

Der von Scheunenstreuner laut verdammte
Hinterhältige, feige Froschsoldat
Der den gezielten Schuss soeben
Im Röhricht hatte abgegeben,
Nun aus dem Schilf ans Ufer trat.


Er drohte mittels Schwert und Colt
Dass jeder seh'n konnt' was er wollt,
Nämlich aus Lust am Blutvergießen
Auch den andern zu erschießen.

Der stand bis zum Halse in den Fluten
Und dacht "Bei Zeus, ich muss mich sputen,
Sonst ersäufte mein Kamerad
Und es war sein letztes Bad."

"Mein Gott, was ist der Kumpel schwer"
Dacht er und zog am Schwanze ihn
Hinter sich im Wasser her
Um rettend ihn an Land zu zieh'n.
Schnell ans andre Ufer wo
Geringer war des Risiko,
Vom Frosche umgebracht zu werden.

  
Er schaffte es mit Müh und Not
Und mit Wasserschluckbeschwerden,
Springinsfeld den treuen guten,
An seiner Seite stets bewährten,
Braven, alten Kampfgefährten
Zu entreißen den mörderischen Fluten.

Prustend, mit Wasser in den Lungen,
Ist ihm die Rettungstat gelungen.

Doch als am Ufer er von nah,
Den Kumpel näher sich besah,
War der Kamerad schon tot.

"Lieber Freund, es tut mir leid,"
Sprach traurig da zum andern er,
"Dich zu begraben mangels Zeit,
Dazu komme ich nicht mehr,
Sonst bringt der Schuft mich auch noch um."

Dann wünschte er dem Toten Glück
Und stieß ihn kräftig, post festum
In den reißenden Strom zurück.

Springinsfeld ist fort geschwommen.

"Ich bin noch mal davongekommen"
Hat der andre froh gelacht
Und auf den Heimweg sich gemacht.

***
Wie das Drama weitergeht
In der nächsten Folge steht


wird fortgesetzt








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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.