Montag, 18. Mai 2015

Auf dem Schlachtfeld

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 32 - 24
- 9. Kriegstag -

in 

Stückchen weiter nur indes
Diskutierte Aristoquakules,
Ein weiser und gelehrter Frosch,
Der nicht nur leere Phrasen drosch,
So wie die andern zwei Soldaten
Vom Etappenstab zuvor es taten,
Mit Uridus Höppsch dem Reichmarschall.
(Dissertation Ursula Wiepen, Seite 55)




"Nur noch Tote überall,
Soweit mein Auge sehen kann."
Sprach er zum anderen und dann
Ergänzte laut er arg empört,

"Ich bitt dich, schau doch selber hin;
Das macht doch alles keinen Sinn!"

Uridus Höppsch, der zugehört
Dem grünen weisen Frosche hatte,
Stellte diesem drauf die Frage:

"Was soll gegen die dreiste Ratte
Parteckfresser in dieser Lage,
Ich bitte dich, so sag's mir nun,
Pausback unser Imperator tun?"

"Anstatt den andern zu bekriegen
Um auf dem Feld ihn zu besiegen,"
Erwiderte Aristoquakules
Nach nur kurzem Denkprozess,
"Sollte Pausback als ein Friedenszeichen
Dem Mauskönig die Hände reichen
Und sich entschuldigen profan,
Für das, was er ihm angetan.

Anstatt Troxartes mit dem Heer
In der Schlacht im Feld zu schlagen,
Sollte mannhaft lieber er
Ihm Worte der Versöhnung sagen
Und dass, was Krümeldieb geschehen,
Ist geschehen aus Versehen,
Weil vor der Schlange auf der Flucht,
Er hatte tauchend Schutz gesucht.

 
Dabei hatte schier vor Angst besessen,
Er wurd nicht gern zum Schlangenfraß,
Einst in der Eile ganz vergessen,
Wer da auf seinem Rücken saß.



Ihr müsst den König dazu bringen,
Er ist des Mordes angeklagt,
Dass er dem Mäuseherrscher sagt,
Dass ihm der Vorfall täte leid.

Wenn er nicht will, müsst ihr ihn zwingen,
Eventuell durch Volksentscheid,
Dass er zu Troxartes geht
Und ihm endlich eingesteht,
Dass es pure Feigheit war
Als vor der Schlange in Gefahr,
Er Krümeldieb im Stiche ließ,
Den kurz zuvor er Freund noch hieß.

Wenn zugibt er charakterfest
-Errare ranananum est-,
Und dass ihm leid die Sache tut,
Wird er, was er will, erreichen,
Und Parteckfressers Herz erweichen,
Das, weil der den Sohn vermisst,
So wie ein Fels versteinert ist,
Und alles wird dann wieder gut!"

***

"Das wird Pausback niemals tun!
Dafür ist er viel zu stolz!"
Erwiderte Höppsch ihm, der Tribun.

"Geschnitzt aus seines Vaters Holz,
Welcher Peleus Dreckpatz hieß,
(Nach dem Vater des Achilles bei Rollenhagen)
Führt Krieg er lieber; überdies
Gibt unser König niemals zu,
Dass er ein Feigling ist wie du
Es ihm hast eben unterstellt."

  
"Ja, ja, er stürzt die ganze Welt,"
Sprach Aristoquakules darauf,
"Vor sich und seiner Feigheit bang,
Auf unsre Kosten und unser Leben,
Lieber in den Untergang,
Als einmal nur klein bei zu geben."

"Feldherrn wie ihn, gab es zuhauf"
So führte er weiter aus mit Hohn,
"Durch alle Zeiten viele schon.

Einer der sich GröFaZ nannte,
War der gänzlich hirnverbrannte
Braunfrosch aus dem großen Teich.
Tausend Jahre sollte sein Reich
Bestehen, hat er sich gedacht.

***

Schnell war's vorbei mit seiner Macht.
Drum rat ich dir zum Widerstand.
Bewahr das Volk und Quakerland
Vor dem, was auf des Braunfrosch's Rat,
Das Volk der braunen Frösche tat!"

Und dann deutete er an
Was dereinst im Größenwahn,
Der GröFaZ mit seinen braunen Horden,
Sie waren schlimmer noch als Ratten,
Von ihm verführt, verbrochen hatten.

"Es war das allerschlimmste Morden,
Wie es die Welt, bis es geschah,
Seit es sie gibt, zuvor nie sah.

Für das, was einst die Manntierherrenrasse,
Von ihren Anführern verhetzt,
Hatte vor Dummheit stolzgeschwellt,
Im blindwütigem Völkerhasse,
Ohne sich dabei zu grämen,
Hatte alles angestellt,
Sich ihre Nachkommen noch jetzt
Am liebsten all zu Tode schämen!"


"Durch Hass geschürt war das Pogrom
Begründet mit der Religion.

Weil gläubig sie es sich erlaubten
Und anders als die Mehrheit glaubten,
Haben die Mörder an der Macht,
Sie ohn' zu zögern umgebracht!"

"Sechs Millionen Juden starben!"
Sprach Aristoquakules empört.

Und dann wurd er richtig laut:
"Keiner hat sich dran gestört!
Alle haben weggeschaut!"

"Unser Volk wird auch so darben
Wie dereinst das der braunen Lurche,
Als der Krieg verloren war!"

Und mit tiefer Sorgenfurche
Auf seiner schönen Denkerstirn,
Machte er dem Reichsmarschall,
Was dann passieren würde klar.

"Du und ich wie unsre Lieben
Wir werden alle Hunger schieben!"

Drum bitt ich dich, benutz dein Hirn,
Denn sonst, wie einst die braunen Helden,
Habt, wenn der Krieg ist erst verloren,
Ihr all auf Pausback eingeschworen,
Nichts mehr am Teiche zu vermelden.

Das eigne Volk wird seine großen
Maulhelden allesamt verstoßen,
Was euch dann zu Recht geschieht.

Euch bleibt dann nur der Suizid,
Den auch der GröFaZ, jung vermählt,
In seiner Schmach hat einst gewählt
Nachdem sein Reich, einst wunderbar,
Total zerstört am Ende war."

"Ach was", sprach Höppsch Uridus da
Weil er die Sach' ganz anders sah.

"Du bist ein alter Pessimist
Und versuchst mit Hinterlist,
Mich mit deiner schlauen Rede
Zu überzeugen, dass in der Fehde,
In der Pausback mit Troxartes liegt,
Am Ende gar das Mausvolk siegt.

Du denkst, du hättest Sachverstand
Und forderst auf zum Widerstand.
Doch das mein Freund, ist in der Tat,
Nichts anderes als Hochverrat!"

Und dann bracht mit seinem Schwert,
Wie die Armee es ihn gelehrt,
Und wie Soldaten ist es eigen,
Den Widerständler er zum Schweigen.

***

"Siehst du, das hast du nun davon"
Sprach mit Überheblichkeit im Ton
Er danach gar hinterhältig kess,
Zum toten Aristoquakules,
Als wäre der sein Freund gewesen.

"Ich glaube nicht an deine Thesen
Denn du kannst sie nicht beweisen!"

Und dann, es klag beinah intim,
Sprach im Weggeh'n er zu ihm,
Wohl um sich selber zu lobpreisen:

"Worte sind wie Schall und Rauch,
Weil jenem, dem sie nicht gefallen,
In den Ohren sie verhallen,
Ohne etwas zu bewegen.

Ich für meinen Teil hingegen,
Mach lieber von meinem Schwert Gebrauch,
Denn das im Gegensatz zum Wort,
Tut, was ich von ihm will, sofort!"

Mit jenem und mit seinem Speer,
Ging er zurück dann in sein Heer
Um mit geballter Kampfesmacht
Für König Pausback in der Schlacht
Endlich den Endsieg zu erringen,
Der den Frieden würde bringen.

"Als Held und großer Führer werde dann,"
So dachte er im Weitergehen,
Ich Kriegsgeschichte demnächst schreiben
Und für ewig unvergessen bleiben.

Nach meinem Tode irgendwann,
Wird aus eben diesen Gründen,
Zur Erinnerung an das Geschehen,
Man mir ein schickes Denkmal bauen
Auf dem ich bin noch anzuschauen
Wenn ich schon tausend Jahr bin tot.

Und eine Inschrift wird verkünden
Dass ich, als das Reich war einst in Not,
Mit meinen Schwert, an Pausbacks Seite,
Als unser schönes Heimatland
Kurz vor dem Untergange stand,
Es glorreich gerettet hab im Streite.
Und in Stein gemeißelt wird für immerdar
Zu lesen sein welch großer Frosch ich war."


So dachte Höppsch der Reichmarschall
Des Königs treuester Vasall.

***

Doch es sollte anders kommen
Als er es sich vorgenommen.


wird fortgesetzt





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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.