Donnerstag, 12. November 2015

Bei Hofe

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 40 - 29
Bei Hofe

er 

rechte Rand im hohen Haus
Zollte dem Bischof viel Applaus
Für seine kurze klare Rede.
Am linken Rande blieb jedwede
Beifallsregung gänzlich aus.


"Auf Krümeldieb, die königliche Maus,
Die hierher wollte dereinst kommen
Und die dabei ist umgekommen",
Schrie einer in der Mitte,
"Die Flüchtlingswelle heut zu schieben,
Ist ausgefuchst und arg durchtrieben,
So wie's im Klerus stets war Sitte,
Um das Volk vom Denken
Mittels Beten abzulenken."

"Das ist Volksverhetzung pur!"
Ergänzte er verwegen
Und steht ein jeder Froschnatur,
Hier diamental entgegen.

"Der Klerus macht es so wie immer."
Quakte ein andrer in der Mitte.
"Doch diesmal hetzt er noch viel schlimmer!"
Brüllte in seinem Zorn der Dritte.

***

Es hätte ein schlimmes End genommen.
Doch da ist der Kardinal gekommen
Und bat im hohen Haus
Für ein Wort sich Ruhe aus.


"Wie unsre Kirche dazu steht
Ihr an meiner Rechten seht.
Ja fürwahr die Flüchtlingsplage,
Ist ein Kreuz, doch keine Frage,
Wir stehen, schaut auf meine Hand
Für die Christlichkeit in unserm Land."

Und dann hat sachlich, Punkt für Punkt,
Weiter er im Parlament geunkt.

"Ausgrenzung von Mäusen darf nicht sein.
All die armen Andersfrommen
Die derzeit flüchtend zu uns kommen,
Weil in Mausulina man
Den Krieg nicht überleben kann,
Mit Stacheldraht und Dornenhecken
Oder mit Worten abzuschrecken
Das sie zu Hause bleiben, wär' gemein."

"Ich finde, was Pausbacks Weib Teichhilde
In dieser Angelegenheit sagt und tut,
Und was sie sonst noch führt im Schilde,
Nützlich und ausgesprochen gut!"

"Wenn Mitgefühl, wie es uns eigen
Wir auch den armen Mäusen zeigen
Dann sind wir all in diesem Streite,
So denk ich auf der rechten Seite!"

Und dann winkte der Filou
Im Saale jenen Fröschen zu,
Welche all bekanntermaßen,
Links zu seiner Rechten saßen
Und reckte ihnen gar verwegen,
Die Hand zum Kreuz geformt entgegen,
Als wollt er sagen gar gediegen,
Wir werden so wie immer siegen.

***


Als sein Auftritt war vorbei,
Meldeten sich andre zwei,
Die von ihrem Clan getragen,
Zur Sache wollten etwas sagen.

Der eine, ein gelehrter Frosch
Studiert so wie einst Moscherosch,
Wurde, das war allbekannt,
Von allen Elbmarx nur genannt.
(Elbmarx ist das Synonym für Martin Luther
 im Froschmeuseler von Georg Rollenhagen
Der von den Seinen aufgehetzt
Hat sich Teichhilde widersetzt.

So wie vor vielen hundert Jahren
Es der Beyßkopff hat erfahren,
(Beyßkopff steht bei Rollenhagen
als Bezeichnung für den Papst)
Erfuhr es nun nicht grad intim,
Das Froschplenum im Saal vor ihm.



Zur Unterstützung ihm im Messgewand
Weitmaul Hops zur Seite stand.
Vom Dienstgrad war der Diakon
Und des Elbmarx erster Sohn.

Als erstes begann der mit Missvergnügen
Das Parlament im Haus zu rügen.



"Das ihr den Beyßkopff hier im Bilde
In der Ahnengalerie
Aufgehängt habt an der Wand
Und nicht den Elbmarx nebst Teichhilde
Und König Pausback unserm Rex,
Grenzt ich sag's nicht gern, an Häresie!"

"Mein Vorbeter war arg perplex
Als den Quaxt er zwischen beiden fand
Und von sich selbst nicht ein Gemälde.
Er hofft ihr ändert das in Bälde!"

Dann trug der Elbmarx wortgewandt
Und mit gar scharfem Froschverstand,
Dem Plenum seine Meinung vor.

"Im Gegensatz zu jenem Thor
Der just vor mir zu euch grad sprach,
Doch ich trag ihm das nicht nach,
Bin ich der Meinung dass
Im krassen Gegensatz zu ihm,
Wir Mausulinas Aderlass,
Von Mäusen welche von dort fliehen,
Um bei uns hier einzuziehen,
Mühelos verkraften können."

"Wenn wir es den Armen gönnen,
Ohne sie ethisch zu verletzen,
Sich an einen Tisch mit uns zu setzen,
Wird eine Freundschaft draus erwachsen
Wie zwischen den Bayern und den Sachsen,
Die, das weiß doch jedes Kind
Ein Herz und eine Seele sind."

Und dann fügte er spontan
Offen und gänzlich unverhohlen
Gleich das folgende noch an:

"Wir Evangelisten wie auch die Katholen
Versuchen ja auch mit den jeweils Andersfrommen
Hier im Lande klar zu kommen."

"Ich gebe euch mein Wort darauf
Dass keiner sich's von uns erlauben
Wird an deren Gott zu glauben.
Also macht die Grenzen auf
Und lasst die Mäuse all herein.
Es wird zu unserm Wohle sein!"

***

"Auf keinen Fall, das geht doch nicht!"
Schrie da aus gänzlich andrer Sicht
Der Oberhirte der Katholen.



"Mein Boss hat es mir anempfohlen
Dass ich für ihn in dieser Sache,
Als sein Vertreter alles mache,
Um zu verhindern dass all die Andersfrommen
In unser geliebtes Sumpfland kommen,
Um das was wir zu glauben haben,
Mit ihren Thesen untergraben
Und es sich gar dreist erlauben,
An den Mäusegott zu glauben
Welcher längst verstorben ist."

"Wahrlich ich sage euch als Christ,
Lieber glaube ich ab nun
Als euer Pontifex Maximus
An den alten Ägypterfrosch Amun
Als an jenen Luftikus,
Welcher mit den Mäuseschwänzen
Klammheimlich unsre Landesgrenzen,
Passieren will um uns den Glauben
Verdammt noch mal und sapperlot
An unseren lieben Christengott,
Gar hinterlistig hier zu rauben."

Doch wenn all die Andersfrommen
Die als Flüchtlinge nun kommen,
Sich ordnungsgemäß erfassen
Und von mir taufen lassen,
Dann hab des lieben Friedens wegen,
Ich grundsätzlich nichts dagegen
Dass sie sich alle auch in Sachen
Arbeitskräfte-Spezialistenmangel,
Und Bevölkerungsrückgang, ohn' Gerangel
 Hier im Lande nützlich  machen.


***

Wie es bei Hofe weitergeht
In der nächsten Folge steht

wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.