Freitag, 3. Januar 2014

Frosch und Kröte in der Kunst

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 23-50
Kunstexperten im Elysium
- Kelly Helgeson-
- Teil 3 -

Dann trug sie dem erlauchten Korps
Zuerst von ihrer Freundin vor,
Die in Athen dereinst ein Star
In der Rotlichtszene war
Und nebenbei auch jahrelang
In ihrem Haus auf eigner Bühne,
Für die Dauergäste sang.


 
Ihr Künstlername Lady Phryne
Ist noch heute weltbekannt
Und wird von Künstlern oft genannt.

Dem Praxiteles, der sie einst fand
Modell  für seine Kunst sie stand.
Sie galt als schönste aller Frauen
Und wurde oft in Stein gehauen.
Besonders über ihre grüne Haut
Waren die Künstler all erbaut.
Die Skizzenblätter, Akt für Akt,
Zeigen, sie war wunderschön.
Sie ist darauf zwar immer nackt
Doch niemals wirkte sie obszön.

Ihr Körper ist noch heut zu sehen.
Göttinnen die auf Sockeln stehen
Und in Marmor darauf thronen,
Haben ihre Proportionen.

Praxiteles, auf sie eingeschworen,
Meißelte nach ihrer Form
So manches holde Weib in Stein.
Er wusst' dass Phryne's Maße Norm
Würden für alle Zukunft sein.

Auch Aphrodite und die Koren
Haben, ja sie war ein Klasseweib,
Heut in Marmor ihren Leib.
Ihr formgetreu sind auch die Busen
Von Artemis, Demeter und der Musen.
Schultern, Hüften, Nabel, Scham,
Alles man von Phryne nahm."

"Meine Freundin dazumal"
Fuhr Helena mit keckem Wort
In ihrer Lobeshymne fort,
"War als Model ideal.
Nach der neuen Schönheitsnormen
Begann man Göttinnen zu formen.
Phryge's stolzes Hinterteil
Bietet noch heut manch Göttin feil
Die dazumal in Griechenland
Geschaffen ward von Künstlerhand.

Selbst später Michelangelo
Formte manchen nackten Po
Nach meiner Freundin wunderbar.
Obgleich sie eine Hure war,
Ging sie in die Geschichte ein.
Ihr Körper steht in Marmorstein,"
So spannte sie den Bogen
Bis hin zum Lateran-Palast,
Wohin er eigentlich nicht passt.
"Doch dort hat man sie angezogen,
Denn Maria nackt mit ihrem toten
Sohn das hat der Papst verboten."
(Gemeint ist Michelangelos Werk Pieta)

Die Seelen im Elysium
Grinsten all schäbig. Helena
Kümmere sich nicht darum
Und blätterte indessen heiter
In ihrem Bilderalbum weiter.

"Hier seht" rief sie, "das ist Mama"
Leda wurde sie genannt.

Sie ist noch heute sehr bekannt.
Ihr kennt die Story sicher alle
Von meinem Vater, der als Schwan
Mama lockte in die Falle
Wo er's hat mit ihr getan.

Mein Alter war ein Wüstling. Er
War hinter jedem Weibe her
Und er griff, der alte Bock,
Einer jeden untern Rock.
Und wenn sich eine hat geziert
So wie es meine Mama tat,
Dann hat er einen Trick probiert.
Der alte Zeus wusst' immer Rat.
Und ist zu seinem Recht gekommen.
Allesamt hat er genommen.
Mit mancher er es mehrmals tat!
Wieder, ohn' es zu verhehlen,
Grinsten alle Griechenseelen
Denn sie kannten ja den Spross
Von Kronos und Reha, ihrem Boss.

Helena stellte Blatt für Blatt
Danach dem erlauchten Korps
Der Seelen ihre Geschwister vor.
Auch die Onkel und die Tanten,
Kurzum alle Anverwandten.
Und auch die Ahnen, Spross für Spross,
Die Homer bereits besungen,
Welche dem Blut des Uranos
Und der Gaia  sind entsprungen,
Stellte sie nun mit Humor
An Hand der Kelly-Bilder vor.

So wie bereits der Pharao,
Was offensichtlich dem gefiel,
Gemalt im Kelly-Lurchenstil,
Auf Seite eins war dargestellt,
Zeigte Helena die Götterwelt,
Die aus dem Chaos einst entstand.

Bild um Bild im Froschgewand
Stellte sie die Ahnen vor.



 
Alle Seelen nun ganz Ohr
Vernahmen aus ihrem schönen Munde
Von ihrer Herkunft nun die Kunde.

"Weil Froschlaich einst im Chaos schwamm",
So erklärte sie es lapidar,
"Und hoch der Grünfroschanteil war,
Im erlauchten Götterstamm,
Hat mancher von uns nun die Gosche
Von einem Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Frosche."

***
wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.