Dienstag, 21. Januar 2014

Frosch und Kröte in der Kunst

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 23-67
Kunstexperten im Elysium
- Tomi Ungerer -
- Teil 3 -

Kastor sah zu den Bildern hin.
Die Frösche maskulin und feminin,
Kreuz und quer und übereinander,
Trieben es dort miteinander.


Alles was man können muss
Um mit Lust am Liebesleben
Im Sinnesrausch es hinzugeben,
Von Fellatio bis Cunnilingus,
Machten die Frösche mit Humor,
Von vorn und auch von andersrum,
Den Seelen im Elysium
Ganz ohne rot zu werden vor.


Doch diese hatten nichts davon.
Warum, das wissen wir ja schon.

***

Die Götter freilich unter ihnen,
Konnten damit schon noch dienen.
Allesamt privilegiert
Vom alten Zeus reinkarniert,
Flogen sie oft heimlich fort
Hinauf in ihres Vaters Haus,
Und tobten sich dort nachts so aus,
Dass tags darauf arg flügellahm,
Manche zurückgeflattert kam,
Um drei Tage lang nebst auzuruh'n
Total erschöpft mal nichts zu tun.

Andre Götter schwebten gern
Hinunter auf den blauen Stern,
Um es heimlich, seeleneigen,
Mit ein paar Sterblichen zu treiben.

Manche flogen engelsgleich
Auch hinab zu Pausbacks Teich,
Wo sie sich den arg bedrohten
Fröschen zum Verkehr anboten.


Weil die es heute noch verstehen,
Ohne jegliches Tabu,
Mit den Ihren umzugehen,
Geht es dort recht wild oft zu.
Die geilsten Götter, ungelogen,
Sind bis Abdera durchgeflogen,
Denn dort lebten all die coolen
Ägypterfrösche in den Pfuhlen.

Vom Ketzer-Pharao vertrieben,
Trotz Tod und Leid und großem Schwund,
Sind sie dem Chefgott treu geblieben.
So wird von Wieland es berichtet:
Sie leben heut im Untergrund
Wo er sie hat all gesichtet.
(Chr. M. Wieland, Geschichte der Abderiten)



Manch Grüner bei den Abderiten
Daheim seitdem in Griechenland,
Erwarb beim Sex sich die Meriten,
Indem er fix, als man ihr rief,
Im Schilf mit einer Göttin schlief.
Mancher blieb namentlich bekannt.

Haben viel dort nun zu tun.
Doch sie wissen ja wozu.

Da Götter seit tausenden von Jahren
Sich mit Fröschen nun schon paaren,
Ist der Erhalt der beiden Arten
Sichergestellt im Weltengarten.

Wie wir wissen im Konkreten,
Wurden gezeugt so die Propheten
Die ein jeder heut noch kennt
Weil die Bibel sie uns nennt.

Dabei die ganz besonders Frommen
Sollen aus Abdera kommen."

In dieser klugen Art und Weise
Sprach Kastor mit Frau Baubo leise.

Diese sah ihn schelmisch an
Und erwiderte spontan:

"Ja, du hast Recht mit jedem Wort;"
Und dann fuhr sie grinsend fort:

"Bei so manchem Abderitenstück
Kam es zum Verkehrsunglück.
So entstanden jene Zwitterwesen
Von denen wir in der Bibel lesen.
Drachen, Engel und Dämonen,
Teufel die die Welt bewohnen,
Und immer wieder ungebeten,
Zauberer, Seher und Propheten.
Es ist wirklich nicht zu fassen
Dass Zeus hat all das zugelassen."

Sie wollte grade sich beklagen
Und ihre Meinung dazu sagen,
Wie dumm der Alte Zeus doch war.
Da machte Kastor ihr ein Zeichen,
Damit sie still sei, zu erreichen
Und mit den Lippen zischend klar,
Dass sie erst mal schweigen sollte
Weil ein anderer reden wollte.

***

"Es war mir eine große Ehre,
Das Kamasutra euch zu zeigen,"
Sprach Alkàthoos am Monitor
Und nahm der schönen Bilder wegen
Den Applaus des Seelenkorps entgegen.

"Auch ich will nun nicht länger schweigen"
Lachte danach Agenor.
"Doch eines um es nachzutragen,
Möcht ich vorweg zu Tomi sagen:"

"Seine Bilder", so hat er gelacht,
"Haben mich ganz schön angemacht.
Ich denke euch erging's wie mir."
So sprach zu allen er nun laut.

"Ich hab mir fast 'nen Wolf geschaut
Und aus eben diesem Grund,
Ihr seht es sicher alle hier,
Sind meine Augen nun ganz wund.
Mir war richtig sonderbar,
Beinah wie es einst auf Erden war,
Mit einem Kribbeln so im Bauch
Wie ich es einst vor dem Gebrauch,
Hatte dank jener kleinen Schöpfergabe
Welche ich nun  nicht mehr habe.

Doch Zeus sei Dank, dass der uns hier,
Bevor er hat uns aufgenommen,
Im elysischen Revier,
Auch ich war damals konsterniert,
Den Unterleib hat amputiert.
Zu Mord und Todschlag wär's gekommen
Hätte er das nicht gemacht.
Wir hätten uns gegenseitig umgebracht,
Denn die Weiber hier im Saal
Sind deutlich in der Unterzahl.

Wir hätten uns um sie geschlagen!
Ich denk, der Alte hatte Recht
Als er nahm uns das Geschlecht.
Dass wir so gut uns hier vertragen
Liegt daran, dass der Schwung zum Trieb
Dabei ganz auf der Strecke blieb.
Ich sag's nochmals: Gott Zeus tat Recht!
Uns geht es wirklich hier nicht schlecht.
Wir können Froschbilder beschauen
Die große Künstler einst gemalt
Und immer fest darauf vertrauen,
Dass Zeus uns unsre Rente zahlt."

"Schaut nur hinunter auf die Erde!
In Mutti Merkels Menschenherde,"
So fügte er noch an ganz leise
"Wird drastisch alles nun gekürzt,
Und zwar in solcher schlimmen Weise,
Dass das Volk bald hungern muss
Wie das unsere am Bosporus.

Bis auf den Sex können die meisten
Sich kaum noch etwas andres leisten
Und selbst der wird demnächst unterbleiben
Weil in Berlin aus Kostengründen
Kein Arzt Viagra darf verschreiben.
Glaubt es mir, es ist ein Graus,
Das stolze Volk stirbt bald schon aus!"

Die Seelen fassungslos und arg bestürzt,
Über die wahrlich schlimme Lage
Und Mutti Merkels Sünden,
Ließen traurig all die Flügel hängen.

"Ich habe da noch eine Frage"
Dröhnte es da durch die Halle
Achilles der es mocht' sich aufzudrängen,
Schrie zornig "Ihr wisst es hier doch alle,

Dass unser Volk schon längst besiegt
Von der EU am Boden liegt.
Von wo soll denn genau genommen
Da für Athen noch Hilfe kommen?"

Als alle Seelen gar gediegen
Auf des Peliden Frage schwiegen
Wandte der sich an Homer.
"Ach herrje" sprach der
Und klickte aus purer Langeweile
An seinem Computer auf die Zeile
Die er durch Zufall just grad fand
Wo ein Wort von Horaz stand.

"SAPIENTIA PRIMA EST
STULTITIA CARUISSE"

 Abkehr von der Torheit ist
Der Weisheit Anfang wie Ihr wisst.

***

wird fortgesetzt

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Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.