Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 19-26
-
Lyriker im Himmel -
"Saulus, Paulus" sprach sublim
Der Herr danach ganz leis' zu ihm:
"Von dir hatte ich mehr erhofft.
Unten auf Erden hast du oft
Gepredigt viele, viele Stunden
Um deine Meinung zu bekunden
Die du dir gemacht von mir.
Und nun in meinem Reiche hier
Berufst du dich auf Krötenlaich
Und auf fette Krotten,
Beschrieben von einem andern,
Die glücklich wie im Himmelreich,
Lärmend um die Teiche wandern.
Und uns hier oben all verspotten."
Das hat Paulus sehr gegrämt.
Er sah zu Boden arg verschämt.
Doch dann schöpfte er neuen Mut
Denn er wollte von den Gaben
Im Obstlerkruge auch was haben.
Drum sprach zu Jesus er "Na gut"
Und dann fügte er spontan
Was ihm einfiel just grad an:
"Du weißt ich bin viel rumgekommen,
In all den langen Wanderjahren.
Da hab ich einiges erfahren!
Von den nicht gerade frommen
Leuten am Eridanos-Strom
Erfuhr ich von einem Tier-Pogrom
Und ließ ich es mir bekunden,
Das damals dort hat stattgefunden."
Nach dieser Einleitung sodann
Zu berichten er begann.
Der Froschmäusekrieg
von
R.W. Aristoquakes
Proömium
Nun, da
ich im reinsten und edelstem Sinne,
was sich
einst ereignet, zu berichten beginne,
bete ich
inständig zu Helikons Chor,
auf dass
alle Völker mir leihen ihr Ohr,
damit all
die sechstausend Menschenmillionen,
die heute
auf der Erde hier wohnen,
von jenen
Helden, die dereinst hier waren,
die wahre
Geschichte vom mir nun erfahren.
Möge mein
Werk, wenn es einst erschienen,
der
Menschheit zur Lehre allzeit stets dienen,
damit sie,
auch wenn beim Lesen sie lacht,
nicht
ebenfalls solche Dummheiten macht,
wie es
dereinst die rabiaten
antiken
Tiere in Griechenland taten.
Vor mir
liegt das Blatt in gähnender Leere.
Auf dass
ich den Ruhm der Kriegshelden mehre,
berichte
ich euch aus uralter Zeit,
als
Frösche und Mäuse gerieten in Streit
Ich flehe
zu Gott, mir die Feder zu führen,
um mit
Ruhm die Helden von damals zu küren.
Ich bitt‘
ihn, homerische Worte zu finden,
aus denen
sich lässt ein Lorbeerkranz winden.
Den drück‘
ich gedanklich, das sei mir erlaubt,
jenen
wackeren Kriegern zur Ehre auf‘s Haupt,
die
damals, vor Christus, im Jahr eins zwo acht,
schlugen
so mutig und tapfer die Schlacht.
Möge es
mir mit den Göttern gelingen,
euch
Menschen von heute, das nahe zu bringen,
was
Frösche und Mäuse, den Giganten einst gleich,
heldenhaft
streitend, erwirkten am Teich.
Von
glorreichen Taten ich euch nun berichte.
Und solch
einen Anfang nahm die Geschichte
Entkommen
war mit knapper Not,
ein
Mäuslein eben noch dem Tod.
Das Wiesel
war nicht schnell genug.
Als die
Maus 'nen Haken schlug,
lief der
Verfolger geradeaus,
was großes
Glück war für die Maus.
Just
entkommen der Gefahr,
sie
erschöpft und ängstlich war.
Hat
deshalb nach rasanter Flucht,
ein
sich’res Plätzchen sich gesucht.
Im
Uferschilf, am kühlen Strand,
die Maus
ein solches schließlich fand.
Lang
hingestreckt, vor Schreck ganz blass,
lag
zitternd und noch angstschweißnass
nun
sicher, wie im Mutterschoß,
sie im
weichen Ufermoos.
Allmählich
wich aus ihr der Schrecken.
Wohlig
begann sie sich zu strecken,
reckte den
Pelz der Sonn‘ entgegen
und wollte
sich grad schlafen legen.
Sie dacht‘
bei sich, jetzt froh gesonnen,
„ein neues
Leben wird begonnen.
Gleich
heute fang‘ ich damit an
oder
morgen, irgendwann.
Das neue
Leben zu begießen ,
welches es
galt jetzt zu genießen,
nahm einen
Trunk sie aus dem Teich.
Wollt‘ an
der Köstlichkeit sich laben.
„Ich danke
Dir für deine Gaben“,
sprach sie
zum Schöpfer einfallsreich.
Da
erschreckte sie ein Quacken.
Mitten im
leck‘ren, kühlen Trunke,
saß mit
aufgeblähten Backen,
eine
dicke, feiste Unke,
und
nebenan, mit breiter Gosch,
quakte
laut ein grüner Frosch.
„Hallo
Graurock, nun pack aus“,
so
keckerte er zu der Maus.
„Wer bist
du, Freund im Pelzgewand,
was machst
du hier an meinem Strand?
Wer ist
dein Vater, hast du Quappen?
Lass dich
beim Lügen nicht ertappen!
Sag die
Wahrheit bitte mir,
denn ich
bin der König hier
und regier
in diesen Breiten,
seit jeher
und für alle Zeiten.
Ich werd‘
in Ehren stets gehalten
von den
Jungen wie den Alten.
Pausback
mich mein Froschvolk nennt,
das keinen
bess‘ren Herrscher kennt.
Mein
sel’ger Quaqua Schlammbert schon,
war ein
König in Person,
und in
Liebe einst vereint
mit
Nasstrud , die vor Glück geweint
als ich in
ihrer Quappenschar,
der
Erstgeborene einst war“.
„Auch dir,
das muss ich eingestehen,
ist edle
Herkunft anzusehen.
Mein
geschultes Auge sieht
in dir das
königlich‘ Geblüt,
und es hat
fürwahr den Schein,
als
könntest du auch streitbar sein.
Mut und
Kühnheit, das ist klar,
denn ich
sah was vorhin war,
wie den
Streit du angenommen
und dem
Wiesel bist entkommen.
Ich bin
dessen mir bewusst,
dass du
ein großes Tier sein musst.
Man sieht
dir an, du bist ein Held,
zählst
mehr als and‘re auf der Welt.
Bist ein
König wohl, wie ich.
D‘rum
bitteschön, erkläre dich.
Wenn du
meiner würdig bist,
was ja
durchaus möglich ist,
könntest
gar mein Freund du werden.
So wahr
ich König bin auf Erden,
verspreche
ich, ich lad dich ein,
zu Haus
bei mir mein Gast zu sein.
Geschenke
werde ich dir reichen,
wie sonst
nur Helden meinesgleichen.
So bitt‘
ich nochmals, sag‘ geschwind
wer du
bist und wessen Kind.
Krümeldieb,
so hieß die Maus,
sprach
daraufhin gerad‘ heraus:
„Wie
kannst du mich nach Herkunft fragen?
Das kann
dir hier wohl jeder sagen.
Ich bin im
ganzen Land bekannt.
Werd‘
Krümeldieb ganz schlicht genannt.
Den Namen
hab‘ ich einst bekommen,
weil ich
die Krumen nur genommen,
die mein
Vater fallen ließ,
welcher
Brötchennager hieß.
Mein
hochherziger Papa liebte das kühle,
Mäusefräulein
Leckemühle,
die als
Tochter von Rex Schinkenfraß,
Adel, Geld
und Gut besaß.
Als Mama
mich zur Welt gebracht,
hat sie
mir ein Geschenk gemacht.
Sie
verbarg mich unter Nüssen und Feigen.
Manch‘
Leckerei wurd‘ dort mein eigen,
mit der
Mutter mich zugedeckt,
hat vor
den Manntieren versteckt.
Ich sag‘
es dir, an manchen Tagen
drückte
mich sogar mein Magen,
wenn ich
zu viel geknabbert hab‘
von
alledem, was auf mir lag,
von all
den leck’ren Schleckersachen,
die uns
Mäusen Freude machen.
Doch auf
dein Angebot zu kommen.
Das
scheint mir listig, arg verschwommen.
Wie könnte
ich dein Freund wohl sein,
wo wir
doch haben nichts gemein.
Du führst
ein Leben hier am Teiche,
in deinem
Unterwasserreiche,
kommst
selten nur heraus an Land,
immer nass
ist dein Gewand.
Du lebst
von Mücken und von Fliegen,
lässt
nicht einmal die Würmer liegen.
Wenn du
spürst danach Verlangen,
fängst du
an sie dir zu fangen.
Das ist
schnöde Lebensart,
die mir
besser bleibt erspart“.
„Ich
hingegen lass‘ mir schmecken,
mürbe,
dreigebackne Wecken,
Honigkuchen
mit Zuckerguss
und darin
vom Rum ein Schuss.
Mayonnaise
mit Trüffel vermengt,
Schinken,
der im Rauch gehängt,
süßen Käs‘
aus Rahm gerührt,
wie es
unser eins gebührt.
Pastete,
Mettwurst, dazu Wein
und Kekse
die besonders fein.
Ich muss
erles‘ne Sachen haben,
den Gaumen
mir am Besten laben.
Sesamkäse,
Schinkenschnitten,
hab‘ ich
immer gern gelitten.
Leber,
fein in Mehl gebraten.
Pudding,
wenn er recht geraten.
Kurzum,
ich lass mir all das schmecken,
wonach
Menschen sich die Finger lecken.
Du siehst,
das ist doch sehr zum Lachen,
dass du
zum Freund könntest mich machen,
wo wir
sind beide so verschieden.
Ich hab‘
das Wasser stets gemieden,
denn, so
lehrten mich die Alten,
„Wasser
ist zum trinken nur,
hat keinen
Griff, sich festzuhalten“.
Deshalb
trinke ich es pur,
zu
vermeiden Wasserschaden,
und lass’
im Rest euch Frösche baden“.
Lauthals
lachte Pausback drauf:
„Lieber
Freund, nun hör‘ schon auf.
Deine
ganze Prahlerei
ist mir
vollends einerlei.
Mir
scheint, du denkst mit deinem Bauch.
Das ist
bei uns jedoch nicht Brauch.
Komm mit,
mein Freund, ich lad‘ dich ein,
bei mir zu
Haus mein Gast zu sein.
In meinem
Reich gibt’s viel zu schauen.
Du wirst
den Augen kaum noch trauen,
Gottvater
Zeus hat uns gegeben,
wir danken
ihm, ein zweifach Leben.
Das eine,
das auch dir bekannt,
das triste
Dasein hier an Land.
Doch das
and’re, das dir fremd,
nur ein
Volk wie meines kennt.
Die
Existenz im Wasser drin
erst gibt
dem Leben tief’ren Sinn.
Ja, ich
muss dir eingesteh’n,
für dich
klingt solches schizophren.
Für einen,
der wie du gekonnt,
sich
Löcher gräbt, im Feld, als Haus,
ist
eingeengt der Horizont.
Mir wäre
solches Tun ein Graus.
Doch
solltest Neugier du verspüren,
würd‘ ich
dich gern‘ hinüberführen,
in mein
Haus, das zu mir passt.
Mitten im
See steht der Palast.
So steig
getrost, ich werd‘ mich bücken,
hinauf auf
meinen breiten Rücken.
Halte dich
gut fest an mir,
wenn ich
dich hinüber führ,
dann
kommst du, wie in einem Kahn,
wohlbehalten
drüben an“.
So kam es,
dass Maus Krümeldieb
auf
Pausback‘s grünen Rücken stieg.
Als sie
die Arme um ihn legte
der Frosch
die Paddel schon bewegte.
Erst zwei,
dann drei, dann alle vier.
Sie war
sein erster Passagier,
und hat
sich an ihm festgehalten,
wie an
einem Freund `nem alten,
mit dem
man geht durch dick und dünn,
so manches
Stück im Leben hin.
Anfangs
machte das viel Spaß,
trockenen
Fußes durch das Nass,
in den See
hinauszugleiten.
Doch dann
kamen and’re Zeiten.
Was
Vergnügen g’rad‘ noch war,
sah
Krümeldieb nun als Gefahr,
und als er
jene hat erkannt,
wollte er
zurück an Land.
„Wie
konnt‘ ich Tor die Dummheit machen“,
schalt er
sich selbst, sah Pausback lachen.
Dieser
schien ihn zu verhöhnen,
nahm nicht
wahr sein angstvoll‘ Stöhnen,
sondern
erhöhte noch die Fahrt,
schwimmend
nach der Frösche Art.
Das
Mäuseherz begann zu klopfen
als die
ersten Wassertropfen
bespritzten
ihm das samt’ne Fell.
Die Fluten
stiegen weiter schnell.
Er hat
sich an den Frosch geklammert
und
ziemlich laut dabei gejammert.
Er raufte
sich all seine Haare
und
alterte, so schien’s um Jahre,
denn gar
nichts auf der Überfahrt,
blieb dem
Mäuserich erspart.
Als der
erste Wellenkamm
sein
Bäuchlein, welches pelzig stramm,
auf dem
Frosche lag, benetzte,
ihn das
nicht gerad‘ ergetzte.
Im
Gegenteil, nun gar nicht froh,
schrie er
sein Zeter-Mordio
zum Olymp,
zu Zeus hinauf.
Doch
dieser hörte nicht darauf.
Die Maus
gab zu, ganz unverhüllt,
dass sie
war ziemlich angsterfüllt.
Das Wasser
stand ihr bis zum Bauch
und
schwappte manchmal höher auch.
Den
Schwanz ließ sie gerade sein.
Er tauchte
in die Fluten ein
und wirkte
wie ein Ruderblatt,
wie es
sonst ein Schiff nur hat.
So
stabilisierte sie die Lage,
die
misslich war, was keine Frage.
In ihrer
wirklich argen Not,
schien es
der Maus als ein Gebot,
zu den
Göttern laut zu flehen:
“ Lasst
kein Unglück mir geschehen“.
Inständig
bittend klangen ihre Worte,
die sie
gen Himmel schrie in Forte.
„Unter
mir, das grüne Tier,
ist wie
einst der wilde Stier,
der, um
Europa zu beglücken,
trug die
Liebste auf dem Rücken,
die er
geraubt, was ungezogen,
hin nach
Kreta durch die Wogen.
So
geschieht es wieder heute,
durch den
Frosch, mit mir als Beute.
Seht ihr
Götter nicht im Himmel,
was Rex
Pausback, dieser Lümmel,
mittels
seiner Froschgestalt,
antut mir
mit Urgewalt.
Schleppt
mich hin zu seiner Wohnung.
Will mein
Freund sein zur Belohnung.
Ach Gott
Zeus so steh mir bei,
dass dies
auch die Wahrheit sei“.
Plötzlich
wand sich durch die Flut,
Frosch und
Maus stockte das Blut,
eine
dicke, ungeheuer lange,
gefährlich
gift’ge Wasserschlange,
die den
Kopf stieß in die Höh‘
angriffslustig
aus dem See.
Obgleich
Pausback kein Feigling war,
wurd‘ ihm
eines sofort klar.
Wollt‘ er
dem sich’ren Tod enteilen
dann
musste er sich nun beeilen,
und
möglichst schnell auf Tiefe gehen,
sonst
würd‘ ein Unglück ihm geschehen.
Als er die
Schlange wollte fauchen,
begann der
Frosch bereits zu tauchen,
wobei den
Mausfreund er vergaß,
der
rittlings weiter auf ihm saß.
Krümeldieb,
mit „Weh“ und „Ach“,
ging über
Bord, fiel in den Bach.
Sein Fell,
obgleich es wasserdicht,
sog Nässe
auf und das Gewicht,
zog die
Maus in Neptuns Reich,
hinunter
in den tiefen Teich.
Er tauchte
strampelnd wieder auf,
doch nahm
das Schicksal seinen Lauf.
All die
Verzweiflung, Angst und Not,
fand ihr
End in seinem Tod.
Doch bevor
die Maus ertrank,
für
ewiglich im See versank,
bevor just
ablief ihre Uhr,
schrie sie
heraus den letzten Schwur.
„Mein Tod
wird seine Rache finden.
Mich mit
List zu überwinden,
ist eine
Tat, die ungesühnt
zu bleiben
wirklich nicht verdient.
Schande
dir, du Lumpenhund,
bis zu
deiner letzten Stund.
Nur durch
Tricks und mit Intrigen,
konntest
du mich unterkriegen.
Im fairen
Wettstreit, auf dem Lande,
wär‘
siegreich keiner deiner Bande.
Im
Allkampf , Hüpfen, Laufen, Ringen,
würd‘
jedes Mäuschen dich bezwingen.
Du jedoch
hast mich genarrt.
Im Wasser
auf der Überfahrt,
plantest
du, berechnend kalt,
nach eurer
Art den Hinterhalt.
Hast
verführt mich und belogen,
hast
geheuchelt und betrogen.
Zeus
allein hat es geseh’n,
was hier
draußen ist gescheh’n.
Er, der
für gerechte Sache,
sorgt ganz
sicherlich für Rache“.
Dies
schwor die Maus, mit letztem Hauch.
So
verstand es Tafellecker auch,
der
Kumpel, der im Ufergras,
im
Sonnenschein, am Strande saß.
Der hatte
dem Drama zugeseh’n,
das eben
war im See gescheh‘n.
Mit lauter
Stimme erhob er nun Klage,
und
erstattete seinem König die Lage,
berichtete
ihm, wie es war gekommen,
und
welches Schicksal hatte genommen,
Krümeldieb,
vom Frosch genarrt,
auf seiner
Wasserüberfahrt.
Da ergriff
gewaltiger Zorn
das
Mäusevolk. Man stieß ins Horn
und sandte
Herolde hinaus
ins weite
Land, in jedes Haus.
Man rief
die Mausversammlung ein.
Das
Unrecht wollt‘ beraten sein.
So traf
man sich, das war Gebot,
bei
Brotnagers im Morgenrot,
um nach
des Froschkönigs Verbrechen,
den Ernst
der Lage zu besprechen.
Während
der tote Krümeldieb
als Leiche
auf dem See noch trieb,
Bauch nach
oben, Beine stramm,
welch
Wunder, dass er dennoch schwamm,
sprach im
Haus, das vollgerammelt
mit Mäusen
war, die sich versammelt
zur
Beratung alle hatten ,
einschließlich
von zwei Nachbarratten,
welche
drängten sich nach vorn,
Brotnager,
der König, voller Zorn.
„Hört
zu, Freunde und lasst euch sagen,
was sich
da hat zugetragen
mit meinem
Sohn, ich sag‘ es offen,
das hat
mich ziemlich hart getroffen.
Zu Tod‘
betrübt steh‘ ich nun hier.
Drei Söhne
stahl das Schicksal mir.
Den ersten
werd‘ ich nie vergessen.
Den hat
ein Wiesel aufgefressen.
Als er vor
dem Mausloch saß
und grad‘
seine Nüsse aß,
hat das
Untier zugeschlagen.
So hat es
sich einst zugetragen.
Der
Mittlere, ihr wisst es alle,
geriet in
eine Mausefalle,
die aus
Holz, mit List gemacht.
Das
Manntier hat ihn umgebracht.
Der Speck
lockte ihn in’s Verderben.
Viel zu
früh schon musst‘ er sterben.
Er war
gerade sieben alt.
Sein
Todestag jährt sich nun bald.
Doch
gestern nun, grad‘ wie zum Hohn,
ertränkten
die Frösche meinen Sohn,
welcher
als Jüngster hat von allen,
mir
beinahe so gut gefallen,
vom
Vaterstolz und vom Gefühle,
wie meine
Gattin Leckemühle.
Pausback
hat ihn umgebracht.
Es war
Mord mir Vorbedacht.
Er stieg
auf einen Stuhl hinauf
und sprach
in hasserfülltem Ton:
„Ab heute
hört sich solches auf.
Der
Meuchelmord an meinem Sohn,
der
friedlich war und unbescholten,
hat unserm
ganzen Volk gegolten“
Er schrie
herab vom hohen Stuhl:
„Lasst die
Frösche dort im Pfuhl,
dieser
gottverdammte Rasse,
wie es
sich gehört im Hasse,
als
Vergeltung für die Sache,
spüren
uns‘re Mäuserache.
Ich gebe
euch den guten Rat,
lasst
sofort schreiten uns zur Tat.
Lasst
gegen die Frösche uns in Bälde,
gemeinsam
ziehen nun zu Felde“.
Das
Mausvolk grölte wild entschlossen:
„Von jetzt
an wird zurückgeschossen.
Lasst uns
ziehen in den Krieg.
Tod den
Fröschen, uns der Sieg“.
Die
Abstimmung war schnell geschehen.
Weil
Gegenstimmen übersehen
wurden,
hieß das Resultat
Casus
Belli für den Staat.
Darum,
gleich d‘rauf, noch in der Nacht,
haben die
Mäus‘ mobil gemacht.
Man zog
sich Waffenröcke an
und hat
auch sonst alles getan,
was ein
Soldat so eben macht,
bevor in‘s
Feld er zieht zur Schlacht.
Zum Schutz
der Schenkel sollten dienen,
gebrochene
Bohnen, die als Schienen,
an die
Beine man gezurrt
kunstvoll
hatte mittels Gurt,
der, das
ist bei Mäusen klar,
gewirkt
aus einem Grashalm war.
An die
Bohnen hatte in der Nacht
ein
Stosstrupp sich herangemacht,
der
todesmutig, höchst gewagt,
die Bohnen
hatte losgenagt
und sie
ins Lager transportiert,
wo man
Schienen d’raus montiert.
Die
Brustpanzer, all‘ leuchtend hell,
waren
gefertigt aus dem Fell
des
Wiesels, welches mittels Trick,
erhenkt
ward mit `nem Würgestrick.
Das arme
Tier, das so geendet
wurd‘
abgehäutet und gewendet,
sein Balg
zernagt in kleine Flecken,
die Brüste
der Krieger zu bedecken,
zu
schützen deren tapf‘res Herz
vor
Verwundung und vor Schmerz.
So sah, um
Schaden zu vermeiden,
man vor’m
Krieg, die Mäus‘ sich kleiden.
Als
Schild, zu blocken Pfeil und Speer,
dienten
den Kriegern nun im Heer,
gewölbte
Deckel, die von Lampen
stammten
und die grauen Wampen,
dazu
sollten sie auch nützen,
vor
Verwundung gut zu schützen.
Die
Lanzen, um den Feind zu stechen,
waren
Nadeln, schwer zu brechen,
vom
Kriegsgott Ares ausgeliehen.
Damit in
den Krieg zu ziehen
wurd‘ für
jede Maus zur Pflicht,
selbst
wenn sie wollte es gar nicht.
Die Helme
aus Kichererbsenschoten,
sollten
die Verwundungsquoten
in Grenzen
halten. D‘rauf geschlagen,
ließ sich
ein Schwerthieb selbst ertragen.
So waren
die Mäuse gut gerüstet.
Sie haben
lautstark sich gebrüstet,
dass sie
in den nächsten Tagen
den Feind
im Felde würden schlagen.
Als die
Frösche es bemerkten,
wie die
Mäuse sich verstärkten,
für das
Kämpfen und das Streiten,
um zum
Waffengang zu schreiten,
tauchten
sie aus dem Teiche auf.
Schnell
hüpften sie im Dauerlauf
zum
Versammlungsplatz an Land,
zu halten
Kriegsrat mit Verstand.
So recht
konnt‘ keiner ganz versteh’n
was mit
den Mäusen war gescheh’n.
„Was hat
die nur so aufgeregt“,
hat sich
das grüne Volk gefragt,
und über
Kriegsgefahr geklagt.
Gemeinsam
wurde überlegt
mittels
Geist und mit Gespür,
was der
Grund sein könnt‘ dafür.
Doch
keiner wusste so recht Rat
bis eine
Maus zu ihnen trat.
Mit
Heroldstab, so wie es Sitte,
trat jene
nun in ihre Mitte.
Herr
Topfkriecher von Käsehöhler,
von
Herkunft aus hochwohlgeboren,
ward als
Herold, weil ein Gröler,
von seiner
Durchlaucht auserkoren,
zu der
Fröschen hin zu eilen,
um König
Pausback mitzuteilen,
dass der
Tod von Krümeldieb,
ungesühnt
nicht länger blieb.
Aus seinem
wohlgeschulten Munde,
vernahm
das Froschvolk nun die Kunde:
„Edle
Frösche, die Mäuse senden mich
zu euch,
denn sie sind außer sich.
Der König
droht und lässt euch sagen,
dass er es
niemals wird ertragen,
was König
Pausback führte aus,
den Mord
an Krümeldieb der Maus,
welche der
Thronfolger einst war,
und tot
ist nun für immerdar.
Man sah im
See die Leiche treiben.
Sein Tod
soll ungerächt nicht bleiben.
D‘rum
rüstet Euer Volk zum Streit.
Das
Mäusevolk steht schon bereit,
denn es
dürstet arg nach Rache,
in der
Mausertränkungssache.
Wir hatten
alle ihn sehr lieb,
den
wackren Prinzen Krümeldieb.
Also
kämpft ihr tapf’ren Poggen,
rüstet
euch, kommt in die Socken.
Und was
seit jeher sich’s bewährte,
wenn
jemand einen Krieg erklärte,
überreichte
dann der Bote,
noch die
offizielle Note.
Auf der
stand zweifelsfrei und klar
was den
Fröschen klar längst war.
Mit dem
Frieden war es aus,
die
Freundschaft endgültig vorbei,
Ja ,
sprach beim Abschied keck die Maus,
„bald gibt
es eine Keilerei“.
Nachdem
die Botschaft überbracht,
hat sie
sich aus dem Staub gemacht.
Sie
verließ der Grünen Lager
und kehrte
heim in das der Nager,
wo sie
sich, viel Feind viel Ehr,
reihte ein
ins Mäuseheer.
Die
Frösche waren sehr empört
über das
was sie gehört.
König
Pausback kam zu Ohren,
Kritik,
die ziemlich unverfroren,
in welcher
man sein Tun beklagte.
Worauf
sich der erhob und sagte,
„Der
Vorwurf, den man mir gemacht,
dass ich
die Maus hätt‘ umgebracht,
ist
erlogen und erstunken.
Das dumme
Ding ist schlicht ertrunken.
Die
Mordanklage kann nicht stimmen.
Das blöde
Vieh konnt‘ nicht `mal schwimmen.
„Glaubt
mir“, gab er zu verstehen,
„das Ganze
war nur ein Versehen.
Die Maus
hätte nicht sterben brauchen.
Doch wenn
man nicht versteht zu tauchen,
wie es bei
uns ein jedermann,
bereits im
Quappenalter kann,
dann trägt
man selbst die Schuld am Tod.
Ich war
freundlich stets zur Maus,
lud sie
ein zu mir nach Haus.
Doch dann
geriet ich selbst in Not.
Eine
Wasserschlange wollt‘ mich töten“.
Ohne dabei
zu erröten,
log
Pausback, alles war ganz Ohr,
dem
Froschvolk `ne Geschichte vor,
die
plausibel klang. Ob wahr,
was er
berichtete, auch war,
das steht
auf einem andern Blatt.
„Was sich
im See ereignet hat“,
so sprach
er voller Ungeduld,
„daran ist
nur die Schlange schuld.
Ich meine
Händ‘ in Unschuld wasche.
Ich sage
euch, die miese Masche,
Mordvorwürfe
uns zu machen,
find‘ ich
wirklich nicht zum Lachen.
Darum
lasst uns überlegen,
was wir
tun können dagegen,
dass das
Lumpenpack in Grau
die
Wahrheit nimmt nicht so genau.
Voll
Hinterlist ist das Gesindel,
erfindet
Märchen nur und Schwindel.
Man
bezichtigt uns der Lüge.
Solch‘ Tun
verdient schon mehr als Rüge.
Was denken
sich die blöden Affen.
Sie drohen
sogar nun mit Waffen.
Sie wollen
gegen uns den Krieg.
Hört zu
ihr Frösche, lasst euch sagen
wie wir
die Mäus‘ vernichtend schlagen.
Auf die
Taktik kommt es an.
Ich habe
da schon einen Plan.
Mit jenem
führ‘ ich euch zum Sieg
Die
Strategie ist höchst verwegen.
Ich werde
sie euch dar nun legen.
Mit ihr
allein kann es gelingen,
die
Mäuseheere zu bezwingen“.
Und dann
erklärte er geschwind,
wie die
Mäus‘ zu schlagen sind.
„Sollten
sie den Angriff wagen,
werden
tapfer wir uns schlagen.
Wir machen
unser Volk mobil
und
kämpfen nach bewährten Stil.
Wir
sammeln uns am Uferrand,
wo
abschüssig und steil der Strand.
Dort
lauern wir die Mäuse auf.
Im Wasser
warten wir darauf,
bis,
verblendet sie im Hass,
heranstürmen.
Dann machen wir sie nass.
Ein jeder
von uns packt am Helm,
sich mutig
einen Mäuseschelm
und zerrt
ihn schnell über die schiefe
Bahn nach unten
in die Tiefe,
taucht ihn
unter Wasser dann,
dass er
nicht mehr atmen kann.
Wer uns in
die Quere läuft,
wird auf
diese Art ersäuft.
Dies, ihr
Frösche, ist mein Plan,
mit dem
man Mäuse schlagen kann.
Nach der
Schlacht und unser’m Sieg,
zeugt ein
Denkmal bald vom Krieg,
welches
uns gereicht zur Ehr,
erinnert
an das Mäuseheer,
das von
uns im Tatendrang,
vernichtet
wurd‘ im Waffengang“.
Die
Ansprache, recht klug gehalten,
ließ die
jungen wie die alten
Frösche
stolz vor Mut sich brüsten.
Dann
begann man sich zu rüsten.
Der langen
Rede kurzer Sinn!
Das Volk
rannt‘ zu den Waffen hin.
Um zu
vermeiden großen Schaden,
band man
sich Schilfrohr um die Waden.
Die
Krieger, legten selbstbewusst,
sich nun
Panzer um die Brust,
die, was
man am Teiche hatt‘,
man fertigte
aus Mangoldblatt.
Das war
dafür geeignet gut.
Aus
Muschelschale ward der Hut,
aus echtem
Perlmutt so gemacht
dass er,
vor Schlägen in der Schlacht,
den Kopf
des Kriegers schützen sollte,
den keiner
gern verlieren wollte.
Als
Schild, gewölbt, nach innen hohl,
dienten
Blätter frisch vom Kohl.
Sie
sollten, weil recht zäh sie waren,
die
Frösch‘ im Kampf davor bewahren,
dass des
Gegners Lanzenstich
eindringt,
das wär‘ fürchterlich,
in den
grünen Wanst, o je,
so wusste
jeder, das tut weh.
Die eig‘ne
Lanze, für die Schlacht,
wurde aus
Binsenrohr gemacht,
welches
gut acht Ellen maß,
worauf ein
Rohrkolbenspitz saß.
So
drängten sich im Kriegsgewand,
die Helden
bald am Froschteichrand,
und
schwangen voller Tatendrang,
die Lanzen
und ihr Kriegsgesang,
erschallte
tausendstimmenfach
bis hinauf
zum Sternendach,
wo im
Olymp die Götter saßen
und ihr
Ambrosia grad‘ aßen.
Gottvater
Zeus, der alte Lümmel,
welcher
ein Weiberheld einst war,
sah hinab
auf das Getümmel
und
erkannte die Gefahr.
Er rief
die Götter. „Schaut nur seht,
dort unten
es gleich los nun geht“.
Alle sahen
nun die Scharen
die
aufmarschiert dort unten waren.
„Drohend
wie die Gigantenheere,
die mir
einst kamen in die Quere,
marschieren
unten sie am Teich
blutrünstig
auf um Pausback‘s Reich.“
So sprach
schelmisch lächelnd Zeus,
und
danach, mit Ernst im Wort,
fuhr er
fragend weiter fort:
„Wer von
euch ist für die Mäus‘,
wer
schreitet ein, von euch, mit Taten,
falls die
Frösch‘ in Not geraten“?
Das wollt‘
der Alte, gar gerissen,
von seinen
Untergöttern wissen.
„Ihr dürft
die Zuneigung ruhig zeigen,
die ihr
hegt im Frosch-Maus Streite,
für diese
oder jene Seite“.
Die
Antwort d’rauf war Götterschweigen.
Da wandte
sich Zeus dem Töchterchen zu:
„Pallas
Athene, für wen bist denn du?
Für wen
ergreifst denn du Partei?
Sag nicht,
dass es wäre dir einerlei.
Sicher
wirst du den Mäusen zu Hilfe eilen,
ihr Leid
im Krieg, mit ihnen teilen,
wo sie
dich doch stets umringen,
pfeifend
im Tempel um dich springen.
Tag und
Nacht sie niemals ruh’n,
sich am
Speiseopfer gütlich tun,
dir zur
Seite steh’n, so wie es Brauch,
selbst im
dichten Opferrauch,
mutig
stets bereit zum Mampf.
Sicher
begleitest du sie nun im Kampf“.
So sprach
der Kronide und segnete
seine
Tochter, worauf die ihm entgegnete:
„Lieber
Vater, glaube mir,
Mäuse sind
gar böse Tier‘.
Niemals
helfe ich dem Pack,
das mit
mir manch‘ Schabernack,
den selbst
wir Götter nicht recht lieben,
hat so
oftmals schon getrieben.
Selbst zu
meinen Priestern gar,
schlichen
sie auf den Altar,
und trugen
vom geweihten Ort,
die Opfergaben
alle fort.
Sie haben
frech und unverzagt,
gar meine
Binden angenagt,
die ich
des nachts und auch am Tage,
einmal im
Monat jeweils trage.
Mein
jungfräuliches Götterblut
schmeckte
ihnen wohl so gut,
dass
manche lang‘ schon vor der Zeit
vor dem
Mausloch lag bereit,
lauernd
wie auf heißen Kohlen,
ob es bald
`was gäb‘ zu holen.
Ja, Papa,
du sollst es wissen.
Eine hat
mich gar gebissen,
als sie in
meiner Binde stak.
Dass ich
zu Tode fast erschrak,
wirst du
sicherlich verstehen.
Es war
vermutlich ein Versehen,
ich war
auch nicht sehr schwer verletzt,
doch die
Binde war zerfetzt.
Ich musst‘
noch nachts zum Krämer laufen
um neue
Binden mir zu kaufen“.
Die andern
Götter grinsten schief.
Pallas
fuhr fort. „ Als nachts ich schlief,
ging eine
Maus, in ihrer Lust,
im Bette
mir gar an die Brust.
Sie wollte
wohl was Gutes haben
und sich
an Jungfernmilch `mal laben.
Im Schlaf
hat sie mich angemacht.
Doch Gott
sei Dank, ich bin erwacht
bevor die
Maus zu schnabulieren
beginnen
konnte unter‘m Hemd.
Sie wollt‘
bei mir sich verlustieren.
Doch
solches war mir einst noch fremd“.
Die andern
Götter lachten laut.
Athene
sprach: „an meine Haut,
das hab
ich dereinst ernst genommen,
ließ ich
keinen Mauser kommen.
Ich hab
noch in der selben Nacht,
den Garaus
ihr im Bett gemacht“.
Und dann
fuhr sie gar nicht heiter
in ihrem
Mausberichte weiter:
„Die
Grauen mochte ich noch nie.
Ich hege
keine Sympathie
für das
Mäusevolk im Herzen.
Sie
stahlen mir sogar die Kerzen
die ich im
Tempel für die Nacht,
aus
Bienenwachs hab‘ mir gemacht.
Manch Lampe
haben sie zerbrochen,
weil das
Öl sie darin rochen
und
davon, obgleich sie es nicht sollten,
immer
wieder naschen wollten.
Weil mir
ihr Tun hat nicht behagt,
hab‘ ich
sie oft davon gejagt.
Doch was
kürzlich sie gemacht,
hat gegen
sie mich aufgebracht.
Sie
knabberten an meinem Kleid,
das ich
gewebt vor langer Zeit,
mit großer
Müh‘ aus feinstem Faden.
Das gute
Stück, es kam zu Schaden.
In’s
schönste Gewand, das ich je besessen,
haben
die Mäuse mir Löcher gefressen.
Der
Schneider täglich vor mir flennt.
Ich
schulde ihm noch zehn Talent.
Ich kann
mir selber nichts mehr leisten.
Darum
Papa, wirst du versteh’n,
was immer
wird im Krieg gesche’n,
die Mäuse,
die verfluchten, dreisten,
sind mir
all‘ Schnuppe, völlig gleich.
Selbst
wenn man sie ersäuft im Teich,
ist mir
dieses einerlei.
Ich stehe
ihnen niemals bei“.
Dann kam
sie auf die dreisten, frechen,
Schreihälse
im Teich zu sprechen.
„Das grüne
Tier im andern Heer,
mag ich
auch nicht g’rade sehr,
denn der
glitschignassen Zunft,
fehlt es
gänzlich an Vernunft.
Zu was die
Frösche sich erfrechen,
und was
sie sich gar dreist erlauben,
macht mir
schon lange Kopfzerbrechen,
das könnt
ihr mir hier ruhig glauben.
Die
Frösche sind total missraten.
Stellt
euch vor, was sie jüngst taten.
Als ich
gerad‘ vom Krieg heim kam,
total
erschöpft und ziemlich müde,
das
Froschvolk sich sehr schlecht benahm,
sie
stritten laut im Teich und rüde.
Ich konnte
nicht zur Ruhe kommen,
so haben
sie sich nachts benommen.
Sie
quakten durch. Die ganze Nacht,
hab‘ ich
kein Auge zugemacht.
Ich
erinn‘re mich genau,
an den
schrecklichen Radau,
der
morgens erst sein Ende nahm,
als
Bacchus grad‘ nach Hause kam.
Zum
Schlafen war es längst zu spät,
denn der
Hahn hat schon gekräht.
So, Papa,
du wirst es versteh’n,
ich mag
keinen Frosch mehr seh’n,
selbst
wenn im Krieg sie leiden Qual,
mir sind
die Frösche scheißegal.
Wir Götter
sollten’s endlich lassen,
auf die
dort unten aufzupassen.
Was schert
uns hier ihr dummer Streit,
den sie
austragen, von Zeit zu Zeit.
Wir
sollten uns daran nicht stören.
Sie
brauchen ja nur aufzuhören.
Warum uns
der Gefahr aussetzen?
Wir
könnten uns dabei verletzen,
denn, wie
wir hier wohl alle wissen,
kämpft man
dort unten gar verbissen.
Lasst uns
lieber von hier oben,
indem wir
auf den Wolken liegen,
zuschau’n
wie die furchtbar groben,
Tiere
unten sich bekriegen.
Lasst uns
mit Geduld ertragen,
wie
Frösche sich mit Mäusen schlagen“.
So sprach
Athene: „Papa verzeih‘“.
Die andern
pflichteten ihr allesamt bei.
Schnell
nahm man dann die Plätze ein
ließ alle
fünfe g’rade sein,
und sah in
göttlich weiser Ruh,
von oben
aus dem Drama zu,
das unten
sich an Pausback‘s Teich,
sollte nun
ereignen gleich.
Schon
kündete Trompetenschall,
von Mücken
geblasen im Rund überall,
dass an
des Teiches Wasserkante,
ein
fürchterlicher Krieg entbrannte.
Im Olymp
setzte auch Zeus nun ein Zeichen.
Er ließ
einen donnernden Furz sacht entweichen.
Das war
das Signal, den Krieg zu beginnen.
Noch
keiner konnt‘ sagen , wer würde gewinnen.
Maus
Leckmann stand in vorderster Reihe.
Sie starb
mit erbärmlich quietschendem Schreie,
als Frosch
Schreihals, viel Feinde, viel Ehr,
ihr durch
Bauch und Leber rammte den Speer.
Kopfüber
stürzte sie nieder und starb dann verdutzt.
Ihr
samtenes Fell vom Blute beschmutzt,
war nicht
mehr, wie vorher, schneeweiß sondern rot.
Es störte
sie nicht mehr, denn nun war sie tot.
Danach
spießte Lochmann den Pfützerer auf.
Sein Speer
drang tief ein und nahm seinen Lauf.
Mutlos
sank er nieder und war auch gleich hin.
Aus dem
Leib floh die Seele, was sollt‘ sie noch drin‘.
Frosch
Mangoldfreund zum Letzten entschlossen,
hat den
tapferen Mauser Topfkriecher erschossen.
Sein Pfeil
schlug ein, genau über‘m Herzen.
Obwohl die
Maus fiel, spürte sie keine Schmerzen.
Den Pfeil
sah man zitternd im Fell bei ihr stecken.
Nachdem
sie laut quietschte, musst‘ sie verrecken.
Maus
Käsehöhler, kaum war sie entdeckt,
wurde als
nächste niedergestreckt.
Als Korax,
im Schilf, Maus Schinkerich sah,
schiss die
sich ins Fell, vor Kriegsangst beinah.
Doch dazu
kam es, Gott sei Dank, nicht mehr ganz.
Der Frosch
griff sie sich vorher am Schwanz
und
schleuderte sie durch die Lüfte im Bogen,
hinein in
den Teich, in die rauschenden Wogen.
Die Arme
hat es arg getroffen.
Sie ist
elendiglich ersoffen.
Auch
Maus Pfunderer erging es nun schlecht.
Frosch Schlammrich
stutzte sie sich zurecht,
schlug ihr
brutal mit einem Stein,
den grauen
Mäuseschädel ein.
Ihr Helm
der Maus nur wenig nützte.
Das Hirn
ihr aus der Nase spritzte.
Man sah
ihr an, sie war getötet.
Der Boden
war vom Blut gerötet.
Maus
Tellerlecker brachte nun
ihrerseits
den Schlammrich um.
Als sie
behend‘ nach vorne sprang,
die Lanze
in den Frosch eindrang.
Schlammrich
wirkte ziemlich krank
als er
kurz d‘rauf zu Boden sank.
Todesdunkel
umgab ihn schnell
und es
wurd‘ nie wieder für ihn hell.
Als Grünrock
sah den feigen Mord
zerrte er
den Mörder fort.
Griff ihn
sich an der Gurgel dann,
erdrosselte
den Mäusemann,
dass jener
niemals mehr im Leben,
konnt‘
einen Pfeifton von sich geben.
Krümeldieb
rächte den toten Gefährten,
stieß
Grünrock, dem tapf’ren und allkampfbewährten
Krieger
die Lanze in die schwammige Leber
Er traf in
die Milz dabei tief mit hinein.
Da half
weder Mull noch irgend ein Kleber.
Das Blut
quoll heraus, so sollt‘ es auch sein.
Des
Frosches Seele flog zum Hades hinab.
Der Rest
fand im Teich ein erfrischendes Grab.
Als Quäker
dies sah, warf er Hände voll Schlamm
Nach
Krümeldieb‘s Augen, dem die Sicht d‘rum verschwamm.
Darüber
erbost, mit verschmiertem Gesicht,
war das
Mäuslein auf ein’s nur, auf Rache erpicht.
Mit
furchtbarem Zorn und eiserner Hand,
tappte sie
durchs Dunkel, ergriff was sie fand.
Es war ein
Knüppel, so dick wie ein Baum,
den hat
sie dem Frosch um die Ohren gehau’n.
Der brach
d’rauf zusammen, lag röchelnd im Staub.
Aus seinen
Ohren drang Blut, er war tot und halb taub.
Quakerich
rächte den Kameraden sogleich,
schlug
Krümeldieb mit der Faust windelweich.
Als dieser
bewusstlos im Drecke dann lag,
trat sein
Gegner heran, weder schüchtern noch zag,
und stieß
dem Wehrlosen, so wollt‘ es der Brauch,
den
Binsenspeer tief hinein in den Bauch.
Mit
starkem Arm riss er ihn wieder heraus.
Das war
zwar brutal und sah grausig aus,
doch tat
es der Frosch aus wichtigem Grund.
So würde
die Maus nie wieder gesund.
Aus
feistem Wanst, aufgedunsen, geschwollen,
die
Eingeweide matschig zu Boden ihr quollen.
Es war
zwar nicht schön anzusehen,
doch der
Maus tat’s nicht mehr weh.
Ihr war es
gleich, was ihr geschehen,
denn ihr
Leben war passe‘.
Der
listige Grüne drückte im Nu,
der
gefallenen Maus beide Äugelein zu,
damit die
Tote nicht mehr sah,
was weiter
noch mit ihr geschah.
Der Frosch
stahl dann, in seiner Gier,
die
Rüstung noch dem armen Tier.
Danach gab
er der Maus `nen Tritt.
„So“,
sprach er, „nun sind wir quitt“.
Sie nahm
gelassen es in Kauf.
Was einem
zwingt der Gegner auf,
das muss
man tun ohn‘ nachzudenken,
denn nur
die tapfersten beschenken,
in der
Schlacht im Völkerkriege,
die Götter
später mit dem Siege.
Man kann
den Tod oft nicht vermeiden.
Wer siegen
will muss das erleiden“.
So dachte
der wackere Quäkerich,
sehr nachdenklich
gerad‘ bei sich,
als schon
die nächste Angriffswelle
der Mäuse
rollte zu der Stelle,
wo die
Frösche auf Lauer lagen,
um
ihrerseits zurückzuschlagen.
Mit Hurra
und Kampfgeschrei,
stürmten
die Grauröcke herbei.
Wie
Pausback es vorausgeseh‘n,
sollt‘ es
den Mäusen nun ergeh‘n.
Dort wo zu
End‘ der gräserne Wald,
auf dem
abschüssigen Gelände am See,
geriet man
in den Hinterhalt.
Es
erwischte sie, ojemine.
Sie
strauchelten alle, so wie sie es sollten.
Während
sie kugelnd nach unten hin rollten,
plärrten
sie, nun nicht mehr so froh,
in
panischer Angst Zeter-Mordio.
Doch nicht
alles lief nach Plan.
Als sie im
Wasser kamen an,
begrub die
halbe Mausarmee,
die
Frösche unter sich im See.
Die
meisten wurden plattgedrückt,
Pausback‘s
Strategie missglückt.
Grün und
Grau ist umgekommen.
Die
Leichen sind davongeschwommen.
Einer
jedoch ist nicht mit gefallen.
Der
zackigste von den tapferen allen,
Brotnager,
seines Zeichens Rex,
war nicht
dumm und auch kein Fex.
Er hatte
den Befehl gegeben.
Dass er
allein konnt‘ überleben
lag daran
,dass er ziemlich klug,
doch nicht
tapfer war genug,
um beim
Angriff mitzustreiten.
Ihm
genügte schon das Vorbereiten.
Nun, da er
sein Heer, ganz offenbar,
zum
größten Teil ersoffen war,
musste er
wohl selber ran.
Das hat er
nicht so gern getan.
Er sah
König Pausback, der tauchte nun auf.
Als
letzter der Grünen kam er jetzt herauf.
Die beiden
Heerführer prallten aufeinander
Und
kämpften mit Urgewalt dann miteinender.
Brotnager
traf Pausback, was tat es dem weh,
mit dem
Degen ganz vorne am Nagel vom Zeh.
Dem traten
drei Tropfen von bläulichem Blut,
ach, es
war fürwahr ein Graus,
aus dem
grünen Zeh heraus.
Da verließ
ihn die Kraft und es wich all sein Mut.
Entkräftet
sank er nieder und wurde bedrängt.
Da hat
sich Frosch Grünrock durch die Reihen gezwängt.
Er
schleuderte mitten durch’s kämpfende Heer,
auf
Mauskönig Brotnager gezielt seinen Speer.
Doch
dieser blieb stecken in Brotnagers Schild.
Der
gestikulierte und fluchte wie wild.
Da
schleuderte, aus der Menge heraus,
der Hüne
Quakus die Lanze zur Maus.
Er wollte
es gleichtun Gott Ares im Kriege,
der oft
schon gewendet eine Schlacht noch zum Siege,
die andere
längst verloren geglaubt.
Er zielte
auf Mauskönig Brotnagers Haupt.
Dann
schwirrte die Lanze. Nachdem sie geflogen,
traf
Brotnagers Helm sie. Dort stak sie verbogen.
Doch
Quakus, der furchtlose Krieger und Recke,
stürmte
nach vorne, wollt‘ bringen zur Stecke
den
verhassten Mäusefürsten,
denn er
verspürte Rachedürsten.
Er kannte,
vor Mordlust, jetzt kaum noch Geduld.
Der Mauskönig,
vor ihm, allein trug die Schuld,
am Krieg,
der ringsum so fürchterlich tobte,
weshalb er
dem Graurock im Hasse gelobte.
„Ich
bring‘ dich um du blöde Maus,
dann ist
es mit dem Krieg bald aus“.
Als sein
Gegner dieses vernommen,
hat er
Reißaus schnellstens genommen.
Quakus
stürmte hinterher.
Er kannte
kein Erbarmen mehr.
Doch
Brotfraß und Schinkler, zwei Mäusesoldaten,
kamen
ihrem König zu Hilfe und taten,
ohne
jegliche Debatte,
was Quakus
nicht erwartet hatte.
Sie
schwangen den Schild und sie zückten den Speer,
und
stürmten nun hinter dem Froschkrieger her.
Doch
Quakus, der Recke, zögerte nicht lang,
ihm fehlte
zum Kampfe ganz plötzlich der Drang.
Er tauchte
hinab, in den See tief hinein,
ließ die
beiden zurück, an Land ganz allein.
Es war jedoch
im Mäuseheer,
ein edler
Krieger, der galt mehr.
Bröckchenräuber
hieß die Maus.
Die
trumpfte auf, sie kannt‘ sich aus.
Sie war
der Sohn von Mauser Nager,
der ein
Fachmann war im Mäuselager,
was das
Kuchenaufspüren betraf.
Den fand
sie nachts sogar im Schlaf.
Sie hatte,
als mobil wurd‘ gemacht,
sich
zurückgezogen mit Bedacht,
in ihr
Loch auf leisen Sohlen,
zu kämpfen
ihrem Sohn befohlen.
Dem sah
sie jetzt zu, sie war wohlgemut
und dachte
bei sich, „die Schlacht steht recht gut“,
denn
Bröckchenräuber, ihr Sohnemann,
schickte
sich gerade an,
das
Geschlecht von grünen Fröschen,
mit neuen
Waffen auszulöschen.
Er hatte
eine Nuss aufgebrochen,
welche er
gefunden hatte vor Wochen.
Die
Hälften er als Handschuh‘ trug,
womit er
blindlings um sich schlug.
Mit diesen,
nicht zu ihrem Heile,
bezogen
die Frösche nunmehr Keile.
Die Maus
machte sie Angst und Bang‘.
Sie liefen
fort, am Teich entlang,
wandten
verzweifelt sich zur Flucht,
haben zu
retten sich versucht.
Doch
Bröckchenräuber hinterher.
Es gab
jetzt kaum noch Gegenwehr.
Nun wäre
der Krieg fast entschieden gewesen,
denn die
Maus, sie fegte mit eisernem Besen,
alles
hinweg mit Schwung und Gewalt,
was
grünlich war von Froschgestalt.
Hätte
nicht Zeus gestoppt nun den Wahn,
weil ihm
die Frösche leid getan,
würde die
Maus in den grasgrünen Horden,
noch heute
die tapferen Frösche ermorden.
Doch der
Kronide hatte Erbarmen,
mit den
Fröschen. Mit fuchtelnden Armen,
sprach er
zu den Göttern die göttlichen Worte,
wohl
überlegt und gesprochen in Forte:
„Ich kann
es ja fast selbst nicht glauben.
Was sich
die Mäuse da erlauben,
geht auf
keine Ägis mehr.
Ohne Moral
und ohne Ehr,
schlägt
Bröckchenräuber nun d‘rauf los.
Heldenhaft
zwar, wie er ficht,
wie ich
dereinst, fast so famos.
Das
Froschvolk überlebt es nicht.
D‘rum Athene,
Ares, werdet munter.
Ich
schicke euch zu ihm hinunter.
Ihr seid
schließlich kriegserfahren
schon seit
vielen tausend Jahren.
Ihr könnt
den Mauser niederzwingen
um vom
Kampf ihn abzubringen“.
So sprach
Zeus, Herr über Krieg und Frieden,
zu seinen Göttern,
die gewohnt stets zu siegen.
Doch Ares
entgegnete und gab zu bedenken:
„Die Maus
könnt‘ Athene die Knochen verrenken,
und auch
meine Kraft, denke ich, reicht diesmal nicht aus,
zu
bezwingen, dort unten, die wütende Maus.
Wenn wir
abwenden wollen, was den Fröschen nun droht,
sie
erretten vor Niederlage, Untergang, Verderben und Not,
dann
müssen wir alle die Arbeit uns teilen,
und
gemeinsam dem Froschvolk zur Hilfe nun eilen,
oder du
selbst, du kennst dich da aus,
hilfst
ihnen allein aus der Patsche heraus.
Schleudere
deinen Donner, das wird ihn erschrecken.
Er
wird daraufhin seine Waffen dir strecken.
Schlage
ihn, wie du einst Kapaneus besiegt.
Der hat
von dir auch sein Fett abgekriegt.
Wirf
ihn in den Staub, so wie die Giganten,
die Hals
über Kopf zur Flucht sich einst wandten,
vor dir,
so wie es Homer hat besungen.
Du hast
selbst den eigenen Vater bezwungen.
Strecke
ihn nieder und jag‘ ihn davon,
wie du es
getan einst mit Enkeladon“.
So sprach
Ares zu Zeus, seinem göttlichen Vater.
„Mach mit
dem Mauser nicht erst lang‘ Theater.
Schick‘
ein paar mächtige Blitze hinab,
dann lässt
Bröckchenräuber von den Fröschen schnell ab“
So geschah
es. Der alte Zeus donnerte los.
Die
Schadenfreude der anderen Götter war groß,
denn sie
dachten, den Mauser würde das stören.
Doch jener
tat so, als würd‘ er’s nicht hören.
Er mordete
weiter, dem Endsieg entgegen,
und war
sich so sicher. „Ich bin überlegen“,
so hat er
mordend bei sich still gedacht
und über
die feigen Frösche gelacht.
Da griff
Zeus zornig erneut nach dem Beil
um mit
Donner zu laden den nächst größeren Keil.
Es
krachte, dass beinah‘ der Olymp barst entzwei.
„Ich
habe“, grinste er,“ noch weitere drei“.
Dann
schwang er die furchtbaren Waffen im Kreise,
im Zorn,
in gar furchterregender Weise.
Dann ließ
er sie fahren, alle Welt war erschreckt,
doch
unten, bei der Maus, hat es rein gar nichts bezweckt.
Bröckchenräuber
ließ sich nicht beirren
durch
Donner und durch Blitzeschwirren.
Er hörte
die Frösche nur jammern und klagen
und hoffte
das ganze Volk zu erschlagen.
Beinahe
hätte er den Krieg noch gewonnen.
Da hat der
Kronide etwas neues ersonnen.
Für das
Froschvolk, das kurz vor dem Untergang stand,
ein
arbeitsloses, ausgeruhtes Söldnerheer er fand.
Das
heuerte er an, mit `ner Kiste voll Gold.
Weil jeder
bekam, was ihm zustand an Sold,
rückten
die Söldner ins Feld auch gleich aus,
niederzuringen
die tapfere Maus,
und alle
die noch übrig waren,
von den
einst so stolzen Scharen.
Sie
marschierten in Massen vom Olyp aus heran,
mit
gepanzerten Rücken, vorn‘ Krummsäbel d’ran.
Sie
stürmten all‘ seitwärts, wobei sie arg schielten,
damit sie
beim Aufmarsch, die Marschordnung hielten.
Ihre
furchtbaren Mäuler glichen zwei Scheren.
Ihren
beinernen Zangen konnt‘ sich niemand erwehren.
Knöchern
gepanzert waren die Rücken.
Auch die
Bäuche waren mit Panzern versehen,
und zwar
so, dass sie nicht störten beim Gehen.
Die
Rüstung der Krieger, sie hatte acht Lücken,
die waren
vom Konstrukteur dafür bezweckt,
dass man
die Beine durch sie hindurch steckt.
Die
Söldner alle gut gebaut,
zeigten
nicht ein bisschen Haut.
Ihre
Schultern glänzten, wuchtig und breit,
die Augen
blickten wachsam umher jederzeit,
um
ordentlich beim Seitwärtseilen,
die Lage
rundum gut zu peilen.
Acht Füße,
zum marschieren gemacht,
trugen die
Monster im Gleichschritt zur Schlacht.
Zwei
Zangen nannt‘ das Tier sein eigen,
doch keine
Hand zum Finger zeigen.
Krebse
hießen sie mit Namen,
die zu
Tausenden nun kamen.
Sie
kniffen und zwickten und waren nicht faul,
die Mäuse
zu attackieren mit Scheren und Maul.
Manch
Zange zwickte vom mausgrauen Schwanz
ein
Stückchen sich ab oder stutzte ihn ganz.
Da haben
die Mäuse das Weite gesucht
und
flüchtend, im Stillen, die Götter verflucht,
die ihnen
den Sieg vermasselt grad hatten.
Man konnte
nicht `mal mehr, die Toten bestatten,
die zu
Tausenden auf dem Schlachtfeld jetzt lagen.
Wer noch
rennen konnte, nahm hastig Reißaus,
sonst
hätten die Krebse auch den Rest noch erschlagen.
So war der
eintägige Krieg dann schnell aus.
Moral
So die
Moral von dem Gedicht:
„Besser ist’s,
man wagt es nicht“!
Es blieb‘
noch manches nachzutragen.
D‘rum
lasst, ganz kurz, mich dies‘ noch sagen,
weil ich
denk‘, es passt hier her.
Ich bitt‘
Euch alle wirklich sehr.
Lasst die
Finger weg vom Krieg,
denn
bitter schmeckt sogar der Sieg
Ich kenne
das Soldatenleben,
denn ich
war bei Vater Staat,
ein Leben
lang Berufssoldat.
D‘rum will
ich euch zum Besten geben,
was ich,
seit kurzem Pensionär,
halte
heut‘ vom Militär.
„Es bringt
nichts ein, sich hochzurüsten
und mit
Waffen sich zu brüsten.
Selbst
wenn diese nur bezwecken,
einen
Gegner abzuschrecken,
werden sie
stets provozieren.
So läuft
die Rüstungsschraube an
bis einem
fehl’n die Mittel dann,
und er,
obgleich er es nicht will,
abbaut
seinen Overkill.
Einer
könnt‘ es `mal probieren,
so wie es
einst im Mäusestaat,
der dumme
Mäusekönig tat.
Wehe uns.
Wenn das passiert,
dann hätt‘
uns Brotnager blamiert.
Wir wären
dümmer als das Vieh
in Homers
Batrachomyomachie.
Ich sag‘
das nicht von ungefähr,
war lang‘
genug beim Militär,
um ein
Urteil mir in Sachen,
Krieg und
Frieden selbst zu machen.
Ich kenn‘
des Heer und die Soldaten,
und manche
ihrer Heldentaten,
die von
den tapf’ren, ausgekochten,
Kriegern
wurde ausgefochten.
War
selbst in mancher Schlacht dabei,
stand
selten nur in zweiter Reih.
Auch
manchen Stab lernte ich kennen,
der meist
zu groß und aufgebläht,
und was
Offiziere Planung nennen,
bei der
Generalität.
Auf
manchem Schiff der Hochseeflotte,
fuhr ich
in der ersten Rotte.
Selbst
unter Wasser, etwas bang,
fuhr ich
zur See, zwei Jahre lang.
Und wie
beim Militär es Brauch,
bin ich
oft geflogen auch.
Ich hab es
nicht sehr weit gebracht,
denn wer
Gedanken sich dort macht,
der kann
bei der Armee nichts werden.
Doch wer
„ja“ sagt, treu und brav,
und die
Natur hat von `nem Schaf,
das
stoisch mitläuft in der Herden,
kann es
beim Kommiss weit bringen.
Solch
einem kann es dort gelingen,
selbst
wenn er gar kein Rückgrat hat,
und auch
kein großes Geistformat,
durch
Buckeln und mit Konzilianz,
durch
Kriechen und durch Flagge zeigen,
treu
dienend, von der Ordonnanz,
bis zum
Feldherrn aufzusteigen.
Es gibt
Beispiele dafür.
Gehorsam,
den man übertreibt,
wuchert
aus zum Krebsgeschwür,
das der
Armee erhalten bleibt.
Ich hab‘
die Bilder noch vor Augen,
von
Armeen, die nichts taugen.
Von jenen
rabiaten Horden,
welche
Spaß fanden am Morden.
Die
brandschatzten und marodierten,
während
sie durchs Dorf marschierten,
die
brutal, wohin sie kamen,
Mädchen
sich und Frauen nahmen,
als wären
die der letzte Dreck.
Der Soldat
als Kinderschreck.
Mancher
hat dabei gelacht.
Fast alle
haben mitgemacht,
im Kriege,
wie beschrieben, so
vor kurzem
noch im Kosovo.
Auch jetzt
nach der Jahrtausendwende,
findet das
Morden noch kein Ende.
Des großen
Bären wack’re Streiter,
morden
grad‘ in Balkan weiter,
und die
Welt in aller Ruh,
schaut im
Fernsehn‘ dabei zu.
Verflucht
noch mal, was muss gescheh’n
bevor wir
auf die Straße geh’n.
Weil
diesmal es ein Riese ist
der im
Bruderkrieg vergisst,
dass man,
was er macht, nicht tut,
verließ
uns allesamt der Mut.
Selbst die
Politik versagt.
Was sie
noch kürzlich angeklagt,
billigt
sie nun ungeniert.
Es wird
von ihr jetzt hingenommen
und gar
von ihr finanziert.
Soweit ist
es mit der gekommen.
Mein Gott
denk‘ ich, es kann nicht sein.
Keiner
mischt sich diesmal ein.
Keiner hat
den Mut dazu.
Man wartet
ab in aller Ruh,
und lässt
die kleinen, braven guten
armen
Leute dafür bluten,
dass jene
die das Zepter tragen,
jämmerlich
erneut versagen.
„Zivilcourage“
denk‘ ich dann.
Darauf
kommt es heute an.
Wer diese
Tugend heut‘ nicht hat,
der taugt
auch nicht viel als Soldat.
Wann,
verflucht, verdammt noch mal.
meldet
hier, oder vor Ort,
endlich
auch ein General,
zu dem
Wahnsinn sich zu Wort,
indem er
die Medien auf sich lenkt,
und sagt,
was heimlich längst er denkt.
Doch es
ist, das wird mir klar,
auch heut‘
noch, wie es immer war.
Aus falsch
verstand’ner Ehr und Pflicht,
wagt es
sich die Führung nicht,
den
eig’nen Kriegsherrn anzuklagen
und die
Meinung ihm zum sagen.
Im
Gegenteil, zu Gräueltaten
verpflichtet
sie die Frontsoldaten,
und spornt
mit schönen bunten Orden,
sie
täglich an zum Weitermorden.
Der kleine
Mann, so dekoriert,
macht die
Drecksarbeit, pariert,
weil er
denkt, es müsste sein.
Solch
Führungsstil ist zwar gemein,
doch, das
sei hier kurz erklärt,
er hat
sich immer noch bewährt.
So wart‘
ich bis im Kriegsverlauf,
endlich
`mal steht einer auf,
der
Schneid zeigt in des Riesen Heer,
und sagt
ich mache mit nicht mehr.
Was ist
eine Armee denn wert,
die sich
um’s Völkerrecht nicht schert?
Ich frag‘
mich zur Jahrtausendwende.
Wann nimmt
der Völkermord ein Ende.
Wann zeigt
sich endlich ein Soldat,
der noch
etwas Rückgrat hat,
der nicht,
was ihm wird anbefohlen,
Verbrechen,
mitmacht unverhohlen.
Jasager
gibt es in der Tat,
mehr als
genug bei Vater Staat.
Widerspruch
ist ungefragt,
in der
Armee heut angesagt,
wenn einer
tritt im Heereslager,
selbstherrlich
auf wie Brötchennager.
Auch der
Heerführer der kühnen,
allzu
großmäuligen Grünen,
das ist,
so hoffe ich, jetzt klar,
keiner von
jener Sorte war,
welche die
Armeen tragen.
Die
Wahrheit gilt es heut‘ zu sagen.
Feigheit,
welche in der Schlacht,
im Kriege
ist nicht angebracht,
das sag‘
ich in Soldatenpflicht,
dient auch
dem Heer im Frieden nicht.
Wer nur
„ja“ sagt und „jawoll“,
der hat
die Hosen meist schon voll,
bevor er
an die Front gegangen,
um mit dem
Siegen anzufangen.
Um bei den
Tieren zu verweilen,
die sich
so dümmlich eist benahmen,
als sie am
Teich zusammenkamen,
füg‘ ich
an, noch ein paar Zeilen.
Sie
lernten aus dem dummen Streit.
Zwar sind
vor Zwist sie nicht gefeit,
auch sie
zanken noch ab und an,
doch was
sie in Homerus Schlacht
am
Eridanos einst gemacht,
haben sie
nie mehr getan.
Sie tragen
keine Waffen mehr.
Auch unterhalten
sie kein Heer.
Ich weis
das deshalb so genau,
weil
kürzlich erst, ich vom Radau,
den ein
Frosch am Teich gemacht,
bin
hochgeschreckt und aufgewacht.
Ich lag im
Bett, fand keine Ruh,
und hörte
König Pausback zu,
der des
nachts sein Leid mir klagte.
So höret
nun, was er mir sagte:
„Versucht
den Krieg verbal zu führen,
dann müsst
ihr nicht das Schwert erst spüren.
Lernt ihn
mit Worten auszutragen,
dabei wird
keiner totgeschlagen.
Nur die
Dummen und die Bösen,
Konflikte
noch mit Waffen lösen.
Seid klug
und nicht, wie wir von Sinnen.
Auch
damals gab‘s nichts zu gewinnen.
Als die
Mäuse uns bekriegt,
hat ein
drittes Volk gesiegt.
Die Krebse
nahmen uns das Land.
Noch heut‘
beherrschen sie den Strand.
Wir
mussten lange für sie dienen.
Heut‘
leben friedlich wir mit ihnen.
Wir haben
damals schnell erkannt
dass
Frieden viel, viel besser ist,
als jeder
dumme Streit und Zwist.
Der Krieg
wurd‘ aus dem Land verbannt.
Selbst mit
der Mäusen leben wir
friedfertig
jetzt zusammen hier.
Bei uns am
Teich gilt das Gebot:
„Leben,
bis von selbst der Tod
abruft uns
mit Schicksal’s Macht,
wie Gott
uns dies hat zugedacht“.
So quakte
der Frosch am Teiche dort,
lauthals
damals durch die Nacht.
Ich lag im
Bette und gab Acht,
dass ich
verstand auch jedes Wort.
Ich weis
genau noch was danach,
im Bass
der Schreihals weitersprach.
„Ihr seid
die Spezies, von der man sagt,
dass sie
wäre vernunftbegabt.
Werdet
auch ihr endlich gescheit.
Löst nicht
mit Waffen eu‘ren Streit.
Zieht aus
dem Poem den rechten Schluss,
deshalb
schrieb ihn Homer einst nieder,
dass
vorkommt so etwas nie wieder,
denn sonst
geschieht, was kommen muss.
Vermeidet
diesen ernsten Fall.
Es könnte
sein der letzte Knall,
den ihr
hört auf dieser Erde.
Gott gebe,
dass es nicht so werde.
Werdet
endlich, es wird Zeit,
auch ihr
Manntiere gescheit.
Beginnt
sie endlich abzuschaffen,
eure
gottverdammten Waffen.
Besinnt
euch auf des Wortes Macht.
Führt
damit weise Schlacht um Schlacht.
Ohne dass
erst Blut muss rinnen
werdet
alle ihr gewinnen.
Wer mit
dem Wort schlägt, ganz gewiss,
findet
einen Kompromiss.
Macht das
Reden euch zu eigen,
dann
wird es sich sehr bald schon zeigen,
dass ihr
im Grunde euch versteht.
Weil es um
uns alle geht,
solltet
ihr nicht länger säumen,
und nur im
Schlaf vom Frieden träumen,
sondern
endlich selber nun,
etwas
gegen die Kriege tun,
in denen
täglich Menschen sterben.
Für den
Frieden gilt mein Werben“,
so quakte
der Frosch in lauer Nacht,
„und nicht
dem Krieg und nicht der Schlacht“.
So wie die
Frösche in den Laken,
von Liebe
nur noch heute quaken,
sollten
wir uns auch besinnen,
und in
Frieden neu beginnen.
An der
Drittjahrtausendschwelle
Zitiere
ich deshalb die Stelle,
welche ich
in der Bibel fand,
worin sie
aufgeschrieben stand.
Ich denke,
das ist hier vonnöten.
Die Stelle
heißt, „du sollst nicht töten“.
Das Wort,
welches von Jahwe stammt,
dem
Nachfolger, von Zeus, im Amt,
schrieb
ich fett, in dessen Namen,
und
ergänze es durch Amen.
***
wird fortgesetzt
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