Sonntag, 5. Mai 2013


Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 18-12
- Frosch und Kröte in der Kunst -

Hieronymus Bosch

- Die Hochzeit zu Kana -
 - Jesus leicht beschwipst -


Die Seelen waren all'samt platt
Weil keine recht verstanden hatt'
Weshalb der Herr so wunderlich
In einer Art sprach über sich
Als wäre selbst er gar der Frosch
Den im Mittelalter Bosch
In seine Bilder hat gesetzt.
Mancher dacht bei sich gewagt
Und über dessen Red entsetzt,
Dass Jesus all das hat gesagt
Weil er selbst sich drüber klar,
Weshalb den Weg des Frosch's er nahm,
Bevor er in den Himmel kam,
Anscheinend selber noch nicht war.

"Nun schenkt mir schon den Obstler ein,"
Hat Jesus Petrus angemahnt
Und sich den Weg zu ihm gebahnt
Weil der während der Kunstdebatte
Den Branntweinkrug gehalten hatte.

"Gieß ruhig ein bisschen mehr mir ein,
Denn mich dürstet es gar sehr."
Fügte er sodann
Seinem Wunsch noch an.

"Ja, so ist's recht, nun gib schon her!"

Dann trank das volle Glas er ex.
Die Jünger staunten all perplex.

"Aaahh" schmatzte er, das Zeug ist gut,
Und nochmals , "Aaahh, wie wohl das tut."

"Ach schenk mir bitte noch mal nach."
Drauf flehend er zu Petrus sprach.

"Ja, so ist's gut, auf euer Wohl,
Und auf das meine, na dann Prost."

"Jesus, Bub, das ist kein Most,
Denk dran, das ist Alkohol:"
Hat die Mutter ihn ermahnt
Weil sie Schlimmes hat geahnt.

Sie hatte zuvor schon, als er sprach
Gemerkt, dass er nicht mehr ganz wach
Im Kopfe war und angetrunken,
Im Rausche er begann zu unken,
So als ob er selbst der Frosch
Wäre den gemalt hat Bosch.

Sie flüsterte ganz fix ihm zu:
"Gib Acht auf was hier redest du.
Du bringst uns noch in Teufels Küche."

"Ist Recht Mama, ich pass schon auf"
Erwiderte der Herr darauf
Und fügte leicht beschwipst, spontan
Sogleich des Folgende noch an:

" Das waren keine dummen Sprüche!
Die über Bosch ich von mir gab
Als ich sein Werk erklärt euch hab.
Es war der Heilige Geist der mir
Das alles suggerierte hier!"

Und dann sah er die Mutter an:
"Du warst ja heut noch gar nicht dran.
Du riskierst doch sonst von unsrer Sippe
Als erste meist 'ne große Lippe.
Also Mama, sei so gut
Beweis' auch heute deinen Mut
Und trag über den Frosch was vor.
Wir warten drauf und sind ganz Ohr!"

Und dann nahm er "Gluck, gluck, gluck"
Aus dem Kruge noch 'nen Schluck.


Maria sprach: "Zum Maler Bosch
Zurück noch mal in Sachen Frosch,
Möchte ich euch etwas sagen
Um es alldem nachzutragen
Was Jesus, in Sachen Kunst bewährt,
Uns dazu hat bereits erklärt."

"Das Gemälde "Die Hochzeit zu Kana,
Ihr erinnert euch, wir waren da..."
 
"Ja" hat ihr Sohn sogleich gelacht
Und fiel seiner Mama ins Wort.
Ich hab aus Wasser Wein gemach!"

"Genau" fuhr drauf die Mutter fort:
"Das wollt ich sagen, eben  jene
Deine erste Zauber-Szene,
Hat Bosch ohn' jeden Vorbehalt,
Gar wundersam in Öl gemalt.


Das Bild ist heute weltbekannt.
Im Vordergrund zeigt Bosch dein Wunder.
Im Hintergrunde, viel profunder,
Sieht man einen Hierophant
Vor einem Mysterienaltar.
Die Kultgeräte klipp und klar,
Weil allesamt sind heidnisch die,
Verdeutlichen die Häresie
Die der Priester dort betreibt.
Wenn man glaubt, was Fraenger schreibt,
Läuft in der Hintergrundkulisse,
Nach alter heidnischer Prämisse;
Eine Mondkultmesse ab
Auf der ein Frosch den Auftritt gab.

Der Frosch ist dort zwar nicht zu seh'n
Doch gibt uns Fraenger zu versteh'n,

Dass verschleiert am Altar,
Er sowohl zugegen war."

"Kurzum, die Sache dort ist die,"
So sprach die Heilige Marie:
"Ein Froschkrug auf dem Hochaltar
Stellt eindeutig den Götzen dar.


Der froschartig geformte Krug
Magischer Befruchtung diente,"
So Maria schüchtern griente.
"Doch damit", sprach sie, "nicht genug,.
Das Gegenstück, die Vagina
Auf dem Altar ist auch noch da.
Sie ist dem Götzen zugeneigt.
Der Priester mit dem Stocke zeigt,
Dass jene sich dort in der Tat
Empfangsbereit geöffnet hat.

Mit anderen Worten ausgedrückt:
Dem Maler Bosch ist es geglückt,
Das erkennt ihr sicher nun,
In seinem Bild uns kund zu tun,
Dass lange Zeit vor dir mein Sohn
Der Frosch als Schöpfergott galt schon.

Als ich mit Dir einst auf der Flucht
In Hermopolis hab Schutz gesucht,
Lernte ich jene Götter kennen,
Welche dort seit tausend Jahren
Regierten und älter noch als Jahwe waren.

Ich will ein paar dir davon nennen.
"Amun - Kuk - Huh - Heket - Nun."





"Wir hatten mit denen nichts zu tun,"
Erwähnte sie ganz nebenbei,
Als ob das für sie wichtig sei.

"Jahwe allein war unser Hort!"

Und dann fuhr im Text sie fort:

"Auch falls ich leeres Stroh nun drösche.
All die Götter waren Frösche."

"Ich weiß, sprach Jesus, "In den Jahren
Die wir einst in Ägypten waren"
Und dann hat er froh gelacht;
"Hab ich mich bekannt gemacht,
Ich war damals gerade drei,
Mit der Ägypter-Viecherei.
Ich kenn die ganze Hierarchie
Und auch die Frosch-Kosmogonie
Von Hermopolis ist mir vertraut.
Ich habe Chnum oft zugeschaut
Wie er im Ägypterreich
Menschen formte aus Heket's Laich!"


"Ja, ja" sprach seine Mutter da
Die den Steppke noch vor sich sah,
Der in Hermopolis am Nil
Frösche reichlich fand zum Spiel.

"Als Bub", so ließ sie sich nun aus,
"Brachtest manchen du nach Haus
Und hattest mit ihm deinen Spaß
Wenn er quakend vor dir saß
Und du, ach ich sag es lieber nicht!"

Auch Jesus war nicht drauf erpicht
Dass Mama, was als Kind er machte
Zur Sprache vor den andern brachte.

Er lenkte ab und sprach verlegen:
"Einmal als den Brunnentrog
Ich nach oben wieder zog
Sprang einer mir entgegen.
Es war ein richtig fetter Brocken.
Ich hab Josef damit geneckt
Und ihm ins Bett den Frosch gesteckt.
Ach was ist der da erschrocken."

Die Seelen lachten all im Rund.
Maria indes, aus gutem Grund
Sprach: "Du warst fürwahr ein wilder Knabe".

"Der Frosch, von dem ich manches habe"
Erwiderte darauf ihr Sohn,
"Saß dort einst auf dem Götterthron
Und war, das wusste ich sehr wohl,
Ein Reinkarnationssymbol.

Das hat mich damals interessiert.
Deshalb hab ich das Tier studiert,
Am Nilstrom nachts gar viele Stunden
Und manches drob herausgefunden.

Amun, der Schöpfergott vom Nil
Mit seinem Froschkopf mir gefiel.
Ich habe viel gelernt vom  Lurch.
So wie er es demonstrierte,
Indem er von der Quappe sich
Zum Frosch wandelte wunderlich,
Machte auch ich so manches durch
Bis ich zum Gottessohn mutierte.

Aber das ist lang schon her."
"Das stimmt", ergriff Paulus das Wort:
"Als du zurück kamst einst von dort,
Heute weiß das keiner mehr,
Hast du mir was vorgeschwärmt
Von Frosch und dich für ihn erwärmt.
Was du am Nil in all den Jahren
Über den Froschglauben hast erfahren,
Sofern du es mir hast berichtet,
Hab ich sauber aufgeschrieben.
Erhalten ist leider nichts geblieben.
Man hat in Rom es schnell vernichtet.

Den Frosch im Neuen Testament
Man als Symbol des Bösen kennt.
Das hat Johannes einst vollbracht.
Der hat zum Satan ihn gemacht.

Vom Ursprung der mir war bekannt
Wird in der Bibel nichts genannt.
Vieles von dem, was ich verfasste,
Weil es dem Papst in Rom nicht passte,
Dass die neue Religion
Erwuchs aus alter Tradition,
Ließen die Kirchenfürsten streichen.
Der Frosch als Auferstehungszeichen
Wurde vom Klerus hetzerisch
Entfernt aus meinen Schriften.
Er könnte deine Lehr vergiften,
Dachten die Päpste ketzerisch."

Jesus schüttelte sein Haupt.
Rom hat so manches sich erlaubt
Das meiner Lehre wie ich fand,
Diametral entgegen stand.
Wie es wirklich ist gewesen
Kann man bei Barbetta lesen.
(Maria Cecilia Barbetta: Poetik des
Neo-Phantastischen S. 176 - 185)
Doch dieses zu erörtern hier
Wollen unterlassen wir.

Ein Wort dazu das Goethe schrieb
Im Gedächtnis mir noch blieb:

"In Froschpfuhl all das Volk verbannt
Das seinen Meister hat verkannt!"

---


"Um auf Bosch zurück zu kommen"
Hat man Maria nun vernommen:
"Der Maler hat im Mittelalter
Die Sache durchschaut und es erkannt,
Dass der Frosch war aus dem Psalter
Der Christenheit vom Papst verbannt.

Freilich konnte er's nicht wagen
Seine Meinung vorzutragen.
Man hätt' ihn sofort hingerichtet
Und sein ganzes Werk vernichtet.
So hat, was insgeheim er dacht'
In seine Werke eingebracht.

Was er uns sagen wollt dadurch
Ist, dass der Klerus hat den Lurch,
Der göttlich war am Nil verehrt,
In Rom ins Gegenteil verkehrt.

Die Froschgötter der Pharaonen
Ließen die Päpste all entthronen.
Man formte sie, zu deinem Wohle,"
Maria sah den Sohnemann
Schelmisch lächelnd dabei an,
"Um zum Antichrist-Symbole!"

"Ein Beispiel solcher Ausdrucksart
Ist was Johannes offenbart.
Unreine Götter sind es nun.
Von Dämonen ist die Rede.
Den Kirchenvätern war jedwede
Dumme Lüge opportun
Um  mittels spannender Geschichten
Den Gott zum Satan umzudichten.

So wie das Alte Testament
Uns den Frosch als unrein nennt;
Bei Moses, nach dem Froschgewimmel
Am Nilstrom stanken sie zum Himmel
So lange bis das grüne Aas
Bergeweis' der Geier fraß.

Und auch das Neue Testament
Uns nicht des Frosches Herkunft nennt.

Die Ahnen werden all gediegen
Im Buch der Bücher gut verschwiegen.
Doch nach des Moses Bibelwort
Leben sie im Nil noch fort,
(Exodus 8,5)
Im Untergrund, von wo sie kamen
Und ihren Weg nach oben nahmen.

Der Frosch mit Götterglanz behängt
Ward in den Fluss zurückgedrängt
Und von den Päpsten dann zuletzt
Als teuflisch, negativ besetzt.

Weil du mein Sohn, nun ganz allein,
Der Auferstehungsgott sollst sein,
Hat man die Frösche unterdrückt.
Das ist bis heut ganz gut geglückt.
Der alte Glaube gut vermischt
Mit deinen neuen Thesen
Dem dummen Volke aufgetischt
Ist ein Erfolg bis heut - gewesen.

Der Frosch, zu euer beiden Wohl,
Versehen mit dem Kreuzsymbol,
War euer beider Markenzeichen.
Um deine Lehr zu unterstreichen
Fügte man gelegentlich,
Als gemeinschaftliche Basis
Den Satz "Ego eimi anastasis",
Gemeint wer Er der Frosch und Du,
Auf Kultgeräten noch hinzu.



Manchmal, damit die Sache klar
Auch für die allerdümmsten war,
Fügte man ein Schaf noch bei
Als Zeichen für euch alle zwei.
Es diente dabei als Ideogramm
Für Amun's Widder und dein Lamm."

Den Synkretismus Christentum und Frosch
Stellt der Maler Hieronymus Bosch,
Welcher einer der größten Künstler war,
Gekonnt in seinen Bildern dar."

Maria, in ihres Sohnes Hause
Nach einer kurzen Atempause,
Im Kreis der Lieben ebendort,
Fuhr in ihrer Rede fort:

"Ich möchte ganz kurz  euch noch eben
Ein anderes Beispiel dafür geben
Wie der niederländische Meister Bosch
Mittels Kunst und mittels Frosch,
Auf Kirchenbildern gar okkult,
Darstellt jenen alten Kult
Vom Froschgott der die Schlange freit
Am Nil, am Anfang aller Zeit.

Die Versuchung des Antonius,
Ein Altarbild - Triptychon,
Im ernsten Zeichen der Passion
Gemalt einst von Hieronymus,
Nach außen auf dem Hochaltar,
Stellt das Leben meines Sohnes dar.

Wenn man die Flügel öffnet, dann
Man den Frosch erkennen kann
Und dieses ist nun von Interesse!
Gefeiert wird 'ne schwarze Messe,
Bei der, so fuhr Maria fort,
Paare Hochzeit halten dort.

Es sind, so will uns Bosch erzählen,
Nun und Naunet, Kuk und Kauket,
Huh und Hauket, Amun und Amaunet
Die sich just grad all vermählen.

Frösche symbolisch mit Schlangen vereint.
Die ägyptische Achtheit ist gemeint,
Die in Hermopolis am Nil
Jahrtausende hindurch stabil
In der Pharaonenwelt
Die Urgottheiten hat gestellt.

Der Kultfrosch, von Bosch in Öl gemalt
Im Bild mit einer Hostie prahlt.


Der Vollzug der Kommunion,
So beschreib es Fraenger schon,
Im Bild mit oberflächlich keuschen
Priesterinnen darf nicht drob täuschen,
Dass Meister Bosch gar hoch geschult,
Einen orgiastischen Erregungskult
Bildlich in Szene hat gesetzt,
Welcher wiederum zuletzt,
Dem was der Maler sagen wollte,
Einzig allein nur dienen sollte.

Gleichzeitig die Kommunion empfangen
Und sich am Kelche böser Geister laben,
Ist ein schändliches Verlangen
Das keiner von uns sollte haben."

"Genau," hakte da Paulus ein:
"Das hab ich meinen Lieben
Im Korintherbrief geschrieben."
(1 Korinther 10,14 - 11,16)

"Bosch deutet das Vorhandensein
Heidnischer Sitten damit an"
Sprach Maria sogleich weiter.
"Weil er ein Mann war ein gescheiter,
Hat er recht damit getan
Zu verschweigen was er wusste
Und zu malen was er musste.

Er prangerte die Kirche an
Die Schändliches hat einst getan
Als sie den göttlichen Frosch vom Nil,
Nach gar groteskem Possenspiel,
Per päpstlicher Bulle hat verboten!
Die Froschgötter, die scheinbar toten,
Sind in des eignen Reiches Landen,
Langsam wieder auferstanden
Und nahmen in der Tötungssache
Im Verborgenen nun Rache.

Die Gegenkirchler, frei nach Bosch,
Verehrten erneut den Gottesfrosch.
Die Froschsekten der Batrachiten,
Sowie die Froschverehrungsriten
Der Stedinger machen uns klar,
Dass was Bosch malte, die Wahrheit war!"

Maria machte eine Pause
Die angefüllt war vom Applause
All der Heiligen im Kreise.
Nachdem sie eine Weile sann,
Sprach sie in klarer Ausdrucksweise:
"Was nicht bekannt ist jedermann
Aus dem phantastischen Werk von Bosch,
Will ich euch nun näher bringen.
Die Hochzeit einer keuschen Frau,
Mit dem bereits erwähnten Frosch.
Ich denke, es wird mir gelingen
Denn ihr wirkt all ziemlich schlau.

***

wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.