Freitag, 6. September 2013

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 20-17
 Achter Kriegstag

Auch Feuerwaffen kamen nun,
Was im Krieg ist opportun,
Zum Einsatz um damit zu streiten.
Ach, es waren schlimme Zeiten!

Der grüne Landser Krottepogg
Starb durch einen Pulverstock
Den gründlich zuvor blank gescheuert,
Ein Mauser hatte abgefeuert.


Die Kugel schlug dem tapfren Lurch
Mitten ins Herz und ging hindurch.
Im Fallen dacht der Arme noch:
"O weh, jetzt habe ich ein Loch."
Und weiter dachte er im Groll:
"Nun läuft mein Bauch mit Wasser voll
Beim Schwimmen und beim Tauchen,
Das kann ich nicht gebrauchen."

Kurz drauf dacht er gar nichts mehr.
Als er auf dem Feld der Ehr
Für Pausback starb, war's kurz vor acht.

"Nicht mehr lange bis zur Nacht"
Dacht Zabba Utsch und sein Genosse
Murks, beide vom Verpflegungstrosse,
Als sie ihrem Job nachgingen
Und für die Truppe Fliegen fingen.



"Wir liegen gut im Tagessoll.
Der Fliegenkorb ist schon fast voll."

"Zehn Stück noch bis zur Dämmerung,"
Quakte der andere im Sprung,
"Dann bringen wir den Korb nach Haus
Und ruhen uns bis morgen aus."

"Ja," sprach Murks und fügte dann
Was er noch so dachte an:

"Wenn wir erneut dem Korporal
Verpflegung bringen noch einmal
So wie heut, dann wird er morgen
Einen Orden uns besorgen.
Und mit dem am Halse dann,
Wenn der Krieg gewonnen ist,
Führen wir das Froschvolk an.
Wie in Ägypten der Obrist
Fattah al-Sisi nach dem Rat
Es von King Obama tat
Putschen wir uns mit Bedacht
In Pausbacks Froschreich an die Macht.
Denn mit 'nem Orden vor der Brust,
Das hat Napoleon schon gewusst,
Lässt es sich gut führen."

"Ich werd mich selbst zum König küren"
Fuhr mit Phantasie im Wort
Zum Kumpel quakend er dann fort.

"Und ich werd Kriegsminister"
Sprach der andere darauf
Wobei mit Hinterlist er,
Die grüne Faust am Degenknauf,
So schnell wie bisher es nicht ging,
Fürs Heer noch eine Fliege fing.

***


Auch auf der Gegenseite nun
Gab es allerhand zu tun.
Maus Brotspießer, vom grauen Tross,
Obstkernbeißers jüngster Spross,
Sammelte die Waffen ein
Die auf dem Felde ganz allein
Überall verstreut nun lagen,
Um sie ins Depot zu tragen.


Die toten Eigentümer ließ er liegen,
Denn die taugten für das Heer
Nicht einen Pfifferling nun mehr.
Die Waffen sollten jene kriegen,
Die endlich dann am nächsten Morgen,
Sollten für den Endsieg sorgen.

Die Dämmerung hat eingesetzt
Doch die Schlacht wurd fortgesetzt.

Im Dunkel nun für Ehr und Orden
Ließ es sich noch leichter morden
Denn da sah im Kampf man nicht
Den Schmerz des Gegners im Gesicht
Und musste sich nicht um den Armen,
Den man just erstach, erbarmen.

Der Mäusekrieger Mauslochflitzer
Flitzte im Vierfrontenkrieg,
Als ob zu Haus beim Militär
Er schon seit hundert Jahren wär',
Von Front zu Front und Sieg zu Sieg.
Er war bekannt als Bauchaufschlitzer
Und dafür, dass er tapfer zwar,
Doch äußerst hinterhältig war.

Er hielt sich nicht ans Völkerrecht.
Er hatte kein Gewissen.
Durchtrieben und gerissen
War er als Krieger zwar nicht schlecht,
Doch zu sonst nicht zu gebrauchen.
Er konnte kratzen, beißen, fauchen
Und mordete aus purer Lust.
Er war sich seiner Macht bewusst,
Die er als Sohn von Maus und Ratte
Über die Frösche inne hatte.

Aus diesem Grund die Froschepheben
Fürchteten alle um ihr Leben
Und machten auf den Kampf bezogen
Um jene Maus 'nen großen Bogen.

Wenn sie ihn im Dunkel nahen
Gleich einem schwarzen Schemen sahen
Den mausegrauen Wüterich
Hat man zurückgezogen sich
Indem man sich im Schilf versteckte.
Wer sich zur Gegenwehr erkeckte
Dem machte Mauslochflitzer klar,
Dass er unbesiegbar war.

Auch Bolo Brellate von Brendlon
(Dissertation Ursula Wiepen zum deutschen Wortatlas, Seite 31/32)
Als er die Maus vor sich hautnah,
Als dunklen Schatten kommen sah,
Machte schleunigst sich davon.


Er rettete ins Wasser sich.
Während der andre ärgerlich,
Mit dem Schwerte in der Hand,
Total frustriert am Ufer stand
Und nicht wusste was er machen soll.

Doch als das Hornsignal erscholl;
Geblasen laut von Heimetücke
Einer am Teich heimischen Mücke,
Da ließ er fünfe grade sein
Und lauschte dem Mückenzapfenstreich
Der summend setzte plötzlich ein.

Der Tag wich langsam nun der Nacht
Und beendete die Schlacht.

Statt Kampfgeschrei und Waffenklirren
Urplötzlich Mückensummen, Käferschwirren
Und friedlich lagen Sumpf und Teich.



***

Was danach im Land geschah,
So wie es der Berichter sah,
Erfahrt im nächsten Abschnitt Ihr
In diesem Kriegsmachwerk von mir .


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.