Samstag, 21. September 2013

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 21-11
Märchenerzähler im Olymp

Offene Münder, stilles Staunen;
Dann ein zages Beifallraunen:
"Das hätt ich dir nicht zugetraut"
Freute sich Athene laut
Um den ansonsten ziemlich groben
Onkel Hades mal zu loben.

Der wurde rot und dankte ihr.
"Du hast ein schlechtes Bild von mir,"
Sprach er, "doch auch im Reich der Toten
Sind wir nicht alle Idioten.
Auch unten auf dem Götterthrone
Spreche ich mit Persephone
Über das brave grüne Tier
Genau wie im Olymp hier ihr."

"Wir ahnen es doch allesamt,
Dass er aus unserm Clane stammt,"
Fügte er als Dank sodann
Lächelnd zu Athene an
Und gab das Mikrophon gar heiter
An eine der Götterdamen weiter.

Nochmals wurde Beifall laut.
Mit dem Thema mehr vertraut.
Erzählte die Göttin Aphrodite
Der versammelten Elite
Von einem Frosch der offenbar
Ein ganz besonders schöner war.


Froschkönig
Wie es wirklich war
- von Michael Dufek -


Es war einmal vor langer, langer Zeit ein König. Er hatte eine wunder, wunderschöne Tochter. Sie hieß Chrkchrskr. Es war ein arabischer Name. Sie war so schön , dass selbst Claudia Schiffer neben ihr dem hässlichen Entchen Konkurrenz machte. Und weil die Prinzessin so wunderschön war, durfte sie das Schloss, in dem die Königsfamilie lebte, nie verlassen, denn der König hatte Angst, dass sie von den Dorfproleten angequatscht werden könnte. Darum erlaubte ihr der Vater nur im Schlosshof zu spielen.

Eines schönen Sommertages, die Sonne lachte vom Himmel, die Blümlein wiegten sich leicht im Wind, Katzen und Hunde lagen friedlich nebeneinander, der Duft der Blüten lag honigsüß in der Luft, die Vögel sangen ihre Lieder, und die verdammten Gelsen waren wieder extrem lästig, da spielte die Königstochter mit ihrem güldenen Ball. Sie warf den Ball hoch in die Luft, fing ihn wieder, warf ihn gleichsam in die Höhe, fing ihn wieder und immer höher und immer schneller.

"Wie gerne ich doch mit diesem harten Ding spiele.", dachte das unschuldige Mädchen. Immer fester, ja fast schon übermütig warf sie den Ball. Doch da passierte es. In ihrem Eifer warf sie den Ball so hoch, daß sie ihn nicht mehr fangen konnte und er fiel genau in den tiefen, dunklen Brunnen, der in der Mitte des Schlosshofes stand.
 
"Oh nein," jammerte das Kind, "Was wird mein Vater sagen. Habe ich doch diesen güldenen Ball zu meinem 16. Geburtstag bekommen."
Sie setzte sich an den Brunnenrand, schaute in den tiefen, kalten Schacht, weinte jämmerlich, und rief: "So eine Scheiße."

Das hörten die Vögel und versuchten das Königskind zu trösten. Diese sangen für sie die schönsten Lieder, zum Beispiel "Smoke On The Water" von "Deep Purple" oder den Radetzkymarsch. Doch auch das half nicht, die schöne, schwere Kugel aus dem Brunnenschacht zu holen. So weinte die schöne Maid weiter.
"Was ist los? Warum weinst du, mein Kind?", hörte sie plötzlich eine Stimme.
"Wer ist da?", fragte sie leise.
"Hier bin ich, hier drüben!"

Das Mädchen drehte ihren Kopf nach rechts, setzt ihre Brille auf (11,5 Dioptrien) und staunte nicht weniger, als dort ein kleiner, mickriger, hässlicher, warziger, schleimiger, glitschiger, ekelhafter, grindiger, behaarter, stinkender, widerlicher, garstiger, abstoßender, grüner Frosch saß, der sie mit großen Augen ansah.
"Bist du hässlich,", sagte die Prinzessin, "richtig kotzig siehst du aus."



"Ich kann dir helfen", quakte der Frosch, "und den Ball aus dem Brunnen holen. Du musst mir aber einen kleinen, einen ganz, ganz kleinen Wunsch erfüllen."
"Und der wäre?", wurde das Mädchen neugierig.
"Ich will ein Kind von dir", flüsterte der Frosch.
"Du Trottel," antwortete die zarte Schönheit, "das Kind wollte doch nicht der Frosch. Das Kind wollte Rumpelstilzchen, und der bestand nicht unbedingt darauf, dass es von ihm war."
"Ach so", sagte der Frosch und blinzelte, da ihm die Sonne blendete, "dann will ich eben einen Kuss!"
"Aber... ich habe doch noch nie jemanden geküsst..."
"Papperlapapp", erwiderte der Frosch, "ich habe dich doch selbst gesehen, wie du vor kurzem mit dem Küchenjungen hinter der Stalltüre..."
"Ja, ja. Aber das war nicht so richtig..."
"Und der Schmiedgeselle, mit dem ich dich vor ein paar Tagen am Heu oben gesehen habe? Sag' aber nicht, dass das mit ihm nicht so richtig war. An den seinen Fingern wollte ich nicht gerochen haben. Und der Gärtnerbursche am Sonntag..."
"Ja, ja. Ja, ja.", unterbrach ihn die Königstochter, "ist schon gut. Ich wollte dich  doch nur anschwindeln, nichts weiter..."
"Küsst du mich jetzt", fragte der Frosch, der schon ziemlich steif wurde, da ihn die Sonne auszutrocknen begann.
"Hol' ihn mir zuerst hinauf, meinen goldenen Ball", bat das Mädchen, "dann küsse ich dich."
Und schon sprang der Frosch in den Schacht.

"Tiefer, tiefer, ja, noch tiefer muss er liegen", rief die Königstochter dem Frosch zu, "Er ist sicherlich ganz unten."
Sie brauchte auch nicht lange zu warten, und schon war der Frosch wieder oben. Und in der Hand hielt er den güldenen, glänzenden Ball.
"Und jetzt der Kuss!", forderte er.
Nach kurzem Zagen beugte sich die Prinzessin leicht nach vor, spitzte Zaghaft ihre Lippen, die so lieblich waren, schloss ihre Augen und berührte den Frosch fast unschuldig an seinem breiten Maul. Das Mädchen wurde ganz feucht, da der goldene Ball vom Brunnenwasser noch recht nass war und sie ihn fest an sich drückte.
Dann öffnete sie wieder ihre großen, schönen Augen und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nicht mehr der hässliche Frosch saß vor ihr, sondern ein großer, starker Mann mit schönem, dunklem, leicht gelocktem Haar.
"Krone, Kurier", rief der Fremde, "Seidun morgen."
"Nein Danke", sagte die Prinzessin. "Ich glaube, du musst mich jetzt heiraten, weil alle Märchen alle so ausgehen."
"Gut, schenes Frau, steht nachernt vielleicht langes Skandalgeschichte in Seidun."
Und noch am selben Tag schickte der König seine Boten aus, um die Hochzeit im ganzen Lande ausrufen zu lassen. Er hatte seinen neuen Schwiegersohn sofort ins Herz geschlossen. Dieser war zwar kein Prinz, aber dafür hatte er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Knight Rider, und den mochte der König auch.

Die Hochzeit dauerte dann sieben Tage und sieben Nächte, die Hochzeitsnacht nur sieben Nächte. Alle freuten sich mit dem Paar und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
***

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.