Montag, 28. Mai 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 – 101
Lyriker im Olymp

Froschmedizin und Krötengift
Teil VI

Doch zurück zur Medizin.
Für die Dame und für ihn
Gab es nebst den Krötsaugkuren
Vielerlei an Rezepturen.
Krötensalben- Pulver- Säfte
Taten ihre Wunderkräfte.
Sogar Kröten-Lebertran
Bot die Medizin einst an.
Nach der Seehofer Reform/Reform
Stieg der Krott-Verbrauch enorm
Plötzlich in deutschen Landen an.
Was lang vor Christus schon begann,
Setzte sich nun wieder durch.
Die Kranken litten; auch der Lurch

Musst‘ wieder bluten. Auf Rezept
Wurde das arme Volk geneppt.
Keiner konnt‘ mehr Pillen kaufen.
Alles musst‘ zum Froschteich laufen
Um die Regierung auszutrixen
Und sich selber was zu mixen.
Frosch und Krott nach 16 Jahren
Unter Bundeskanzler Kohl
Mangelsache wieder waren.
Sie wurden den Armen zum Symbol
Für steigende Sozialabgaben
An denen sich die Reichen laben.
Wie im Mittelalter ging es zu.
Das Volk aß wieder Froschragout.
Überall im Lande darben
Die Frösche. Zu tausenden sie starben

Wie auch das Volk, denn eine Kur
Bekam man jetzt für Kröten nur.
Wer solche hatte, dem ging‘s gut.
Wer keine hatte war akut
Gefährdet denn die Kassen drohten
Den Ärzten mit Verschreibungsquoten.
Wer zu spät krank wurde, der
Bekam am Jahresend‘ nichts mehr.
Plötzlich war sie wieder in
Die alte Kröten-Medizin.
Was als vergessen längst geglaubt
Wurde wieder ausgestaubt.
Der Krünitz musste wieder her
Und Paracelsus kam zu Ehr
Obwohl er längst ja tot schon war
Machte er den Menschen klar,
Dass besser ist nach ihm zu leben
Als den Löffel abzugeben.
Das arme Volk, ohn‘ aufzumucken,
Musst Kröte nun auf Kröte schlucken.
Wer besser dran war und betucht
Befasste sich mit Krötenzucht.
So mancher hockte im Palast
Beschäftigt nur mit Krötenmast.
Ach was war das doch gediegen,
Die Aktien und die Armut stiegen.
Wären die Grünen nicht gekommen
Hätt es ein schlimmes End genommen.
Wer von Krankheit wollt genesen
Der musste alte Bücher lesen




In denen noch so allerhand
Über die Krott geschrieben stand“.
Die Seelen staunten. Was Äskulap
Ihnen da zum Besten gab
War tatsächlich interessant.
„Was ich bei Ahmad Nikui fand
Zu lesen von den Tieren“,
So fuhr der Mediziner fort
„Berichte ich euch nun von dort“,
Und begann zu rezitieren.
„Kröte gekocht oder auch roh
Hilft gegen Zahnschmerz ebenso
Wie gegen Fieber-Virulenz.
Und gegen des Mannes Impotenz,
Das wusste bereits Plinius,
Half ihr linker Humerus.


Diesen Krott-Oberarmknochen
Konnte man durch langes Kochen
Der lebenden Kröte leicht entfernen.
Von Plinius kann man viel noch lernen.
Von diesem Bein, ein jeder Zoll,
Schreibt er, macht Weiber liebestoll.
Das rechte vord’re Krötenbein
Soll bei Tertina hilfreich sein.
(Tertina: eine Art fiebriger Malaria)
Wenn man ihn vor die Brust sich hängt
Wird das Fieber gleich versprengt.
Der rechte überm Herz getragen
Soll die Malaria verjagen.
„Um Kindern beim Zahnen beizusteh’n
Soll man an den Teich schnell geh’n,
`Ner Krott den Vorderfuß abhauen
Und damit dann das Zahnfleisch reiben“;
Schrieb Plinius, „man könne ihm vertrauen,
Dann würd das  Zahnen schmerzfrei bleiben“.
Auch die Auszehrung bei Kindern
Könnt‘ man mit Krötenfleisch verhindern.
Gab man täglich es dem Kind,
Wuchs es und nahm zu geschwind.
Sogar Winde, wie die Mediziner sagten,
Und wie man es kann  heut noch lesen,
Wenn sie die armen Kinder plagten,
Hat man mit Krötenblut das Kind bestrichen,
Sind wie den Schmerzen gleich gewichen.
Gegen Gicht- und Gallenleiden,
Wollte davon man genesen,
Musst man die Krott in Stücke schneiden
Und sich dazu aufbequemen,
Die Teile roh zu sich zu nehmen.
Selbst ihr Skelett zu Mehl gerieben,

Steht als Mittel aufgeschrieben,
Das gegen Krankheit wie ihr Tran,
Oral eingenommen helfen kann.
Es soll gegen den Gallenstein
Nach Bächthold-Stäubli nützlich sein.
Wenn man mit Krott den Kropf bestrich
War das dem Wachstum hinderlich.
War bei Vollmond sie gefangen
Ist der Kropf zurückgegangen.
Eine lebende Krott, schön feist und fett,
Nahm krank man nachts sie mit ins Bett,
Konnte wahre Wunder tun
Wie wir gleich erfahren nun.
Die Kröte unter der Decke dann
Mit der Behandlung gleich begann.
Im Bett-Strohsacke eingesperrt
Hat sie die die ganze Nacht geplärrt
Denn der Kranke lag auf ihr.
Doch wenn sie schließlich alle vier
Von sich streckte in der Früh

War samt der Krankheit sie perdu.
Fallsucht, Blutung, Muttermale,
Rheuma, Blutkrebs viele Male,
So wurde es uns mitgeteilt,
Ward mittels Kröte einst geheilt.
Am nackten Körper dazumal,
So ließen uns die Forscher sagen,
Unter dem Unterhemd getragen,
Half sie gegen Wurmbefall.
Zur Verhütung trug das Weib
Die Kröte auf dem Unterleib.
Das hat geklappt, es war ein Glück
Die Männer hielten sich zurück.
Gegen Schweißhände und Warzen
Musste man die grünen Hetschen




Mit bloßer Hand zu Tode quetschen.
Im Altertum schon, bei den Parzen
Spielte sie eine geheimnisvolle
Äußerst sonderbare Rolle.
Im Geburtszusammenhang
Ist die Kröte schon sehr lang
Hilfreich. Wie ihr alle wisst
Die Bärmutter eine Kröte ist.
Ich gehe später noch drauf ein
Unter dem Stichwort Krötenstein.
Auch in der Augenheilkunde
War nach ärztlichem Befunde
Die Kröte ein probates Mittel.
Die Volksmedizin schrieb manch Kapitel
Darüber wie man Augenleiden
Heilen konnt‘ oder vermeiden.
Stach man `ner Krott, es war ein Graus,
Lebendig beide Augen aus
Und hängte dann das blinde Vieh
An einer Schnur sich vor die Brust,
Schütze dort verendend sie
Vor eigenem Sehkraftverlust.
Als Dörrkröte kam sie in Mode.
Nach der Räucherfleisch-Methode

Hängte man sie wochenlang
Zu Hause in den Holz-Rauchfang.
Auch luftgetrocknet zur Arznei
Half sie gegen mancherlei.
Blieb die Regel einmal aus
Holte das Weib die Krott heraus
Und hängte sie mit Hintersinn,
Dort wo die Blutung ausblieb hin.
Auch für’s Gegenteil war Kröte gut.
Kam einmal zu früh das Blut
Musst Dörrkrott man am Arme tragen.

Auch half sie an den Menses-Tagen
Der Mama wie dem Töchterlein
Recht gut gegen das Unwohlsein.
Ein Mittel gegen Nasenbluten
Stammt vom alten, braven guten
Die Arznei gegen Blutungsfluss
Beschrieb der Alte aus Bordeaux
Vor langer Zeit in etwa so:
„Falls Blut, wenn du zu toll genießt
Dir einmal aus der Nase fließt
Und es hört nicht auf zu bluten,
Greif zur bewährten alten guten
Dörrkröte, sie hilft sofort

Denn dazu hat man sie gedorrt“.
 Gegen Zahnschmerzen  hat man
Nach ihm das Folgende getan.



So manche Krott mumifiziert
Hat Gichtbeschwerden auskuriert.
Die Mumienkröte auf dem Leibe
Getragen half so manchem Weibe,
Dank ihrer Magie- und Wunderkraft,
Recht gut auch durch die Schwangerschaft.
Auch prophylaktisch angewandt
Trug man sie unter dem Gewand
Am Bande gern als Amulett.
Beliebt war auch das Krötenfett.
Was immer wurd damit bestrichen,
Die Krankheit ist sofort gewichen.
Gegen Frostbeulen und Hühneraugen
Sollte es am besten taugen
Und als Schmiermittel wie Vaseline
Benutzte es manch Konkurbine.
Mit Krötenfett gut eingeschmiert
Hat es bestens funktioniert.
Krötenpulver mit Wachs vermischt
Hat das Alter aufgefrischt.
Man trug es wie ein Amulett
Am Tag mit sich und nachts im Bett
Hat man tiefer es gehängt
Und damit die Lust verdrängt.
Es konnte wahre Wunder wirken.
In alpenländischen Bezirken,
Das ließ ich mir von Nikui sagen
Wurd es besonders gern getragen.
Gar schön geformt trug in Tirol
Die Dame es im Kamisol.
Die Kröte als Remedium,
Das hat uns Plinius gelehrt,
Wurd schon im Altertum verehrt.
Ihr Gift war als Narkotikum
Hoch geschätzt und auch ihr Laich
War ebenfalle sehr segensreich.
Als Beispiel hierzu weltbekannt
Wird der Kretin aus Rein genannt.
Der total verwachs’ne Mann
Wandte Krötenlaich einst an,
Das will das alte Bild bekunden
Um von der Krankheit zu gesunden.
Wie er den Krötenafter streicht
Damit sie in die Hand ihm laicht
Sieht man deutlich. Was sonst getan
Mit ihr noch hat der Blödian,
Wird im Codex uns gediegen,
Was den Text betrifft verschwiegen.
Der Narrenstab, den der Kretin
In der Hand hält weist drauf hin,
Dass der Reiner Tunichtgut

Im Schwachsinne was Dummes tut.
Anstatt „ner Kröte melkt der Mann
`Nen Kröter wie man sehen kann.
Was er mit dem Samen machte
Und wie er sich die Sache dachte,
Darauf geh später ich noch ein
Nach dem Kapitel Krötenstein.
***
wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.