Machwerk R.W.
Aristoquakes
Teil 10 – 100
Lyriker im Olymp
Froschmedizin und
Krötengift
Teil V
Die Heroenseelen im
Elysium
Saßen staunend all
herum
Und hörten sich den
Vortrag an.
Der Heilgottseele
zugetan
Rief Agamemnon, Atreus
Sohn:
„Erzähl uns doch noch mehr
davon“.
Spontaner Beifall aller
Seelen,
Gefolgt von Trampeln
und Krakeelen
Hat den Redner
überzeugt.
Lächelnd hat er sich
vorgebeugt.
„Hört auf damit“ dankte
er heiter
Und hob abwehren die
Hand.
Dann las aus dem
Konzept er weiter
Vor was dort geschrieben
stand.
Die Saugkröte bei Krebs
und Pest
Tat ihre Arbeit
allerbest‘.
Gar manche hat ihr
eignes Leben
Für die Patienten
hingegeben.
Wurd sie zum Saugen
angesetzt
Saugte sie bis sie
zuletzt
Vollgesogen mit
Eiterschleim,
Einging selbst am
Krankheitskeim.
Wurd sie als Mittel
angewandt
Brauchte man Kröten
allerhand.
Bei einem einzigen Weib
allein
Gingen Hundertzwanzig
ein
(Quelle: Nikui S. 34/35)
Weil sie beim Saugen
überzogen
Und so lang an der
Krebsbrust sogen,
Bis sie den Magen sich
verdarben
Und am Krebst all
selber starben.
Viel Frauen geheilt
dadurch
Dankten es dem
Kröten-Lurch
Später durch
Ex-Voto-Gaben,
die sie ihr geopfert
haben,
Wie auch der Gottheit
die in Nöten
Geholfen hat in Form
von Kröten.
Ich gehe später noch
drauf ein
Nach dem Stichwort Krötenstein.
Doch nun zurück zur
Medizin.
Im Mittelalter der
Kretin
Hatte keine
Krankenkasse
Wie heut sie hat ein
jeder bald.
Als Patient der
Armut-Klasse
Es sich selbst zu
helfen galt.
Drum hat das Volk einst
unumwunden
Die Krötenheilkunde
erfunden.
Da gab’s, war einer
mittellos,
Manch Mittelchen ganz
kostenlos
Das bei Krankheit
helfen konnt‘
Ohne Rezept und ohn‘
Diskont.
Eines dieser Mittel war
Die Dörrkröte, die
offenbar
Als Vorläufer von
Penizillin
Galt in der
Krötenmedizin.
Ich halt mich hier
nicht lange auf
Und geh‘ nur ganz kurz ein darauf
Denn vieles wird im
Reim gedichtet,
Schon weiter vorn im
Buch berichtet
Durch den Grünen
Muckabstauber.
Was eine Dörrkrott war,
wusst‘ jeder
Selbst wenn er nie zur
Schule ging,
Denn eine solche zäh
wie Leder
Einst unter jedem Dache
hing
Wie man es noch heute
liest,
Nicht grad ästhetisch
anzuschau’n,
Vorm Haus an jedem
Gartenzaun.
(Nikui Ahmad, „Die Kröte in der
Geschichte
der Medizin“ Dissertation , Köln 1976)
Getrocknetes
Krötenfleisch hilft gut
Wenn man es auf die
Wunde tut.
Und aufgekocht es zur
Boullion
Tut es innerlich das
Seine
Gegen Krankheiten
gemeine.
Als Pestmittel, hat er
gelehrt,
Ist die Kröte sehr
begehrt.
Ihr Dörrfleisch zieht
das Gift heraus
Und macht der Krankheit
den Garaus.
„Wenn man sie gut
gekaut verzehrt
Wirkt sie ganz
bemerkenswert“,
Heißt es im Büchlein
von der Pest.
„Die Kröte gibt der
Pest den Rest“.
So beschrieb ein Doktor
es.
Sein Name Johann
Toxides.
Trockenkröten auf dem
Land
Hatte jedermann zur
Hand.
In den Großstädten
hingegen
Nutzte man der Kröte
Segen
Indem man sie
pulverisiert
Hat zum Verkaufe
offeriert.
Bufonides combusti
exsiccati
Nannten die Apotheker
sie.
Sie diente als Remedium
Wie auch als
Narkotikum.
Trockenkröten als
Arznei
Hatte der Seemann auch
dabei
Wenn er jahrein,
jahraus und rund die Uhr
Draußen auf dem Meer
rum fuhr.
Kröten in Rum gut
eingelegt
Bracht manches Schiff
aus Indien mit.
Vom Heimwehdurste
angeregt
Trank man an Bord den
Rumverschnitt.
Nach einer solchen
Krott-Saft-Kur
Blieben übrig meist die
Kröten nur.
Den Seeleuten ist es
bekommen;
Keiner hat Schaden dran
genommen.
Die Kröten, so steht es
geschrieben,
Sind größten Teils auf
See geblieben
Und dieses ist dafür
der Grund
Weshalb heut Fisch ist
so gesund“.
Beifall gab‘s auf
off‘ner Szene.
Die da klatschten waren
jene,
Die einst selbst zur
See gefahren,
Beteiligt an der Sache
waren.
Äskulap lächelnd sprach
spontan:
„Ihr habt für die
Menschheit viel getan.
Hättet ihr nur am Rum
genippt
Anstatt die Fässer
auszusaufen,
Wär das Meer längst
umgekippt.
An den Rumkröten die
ihr in Haufen
Über Bord geworfen
habt,
Hat sich die See gesund
gelabt“.
„Seht ihr“ schrie Kecks
im Übermut:
Dazu ist die Marine
gut.
Hätten wir nicht all
gesoffen
Hätte es die Welt gar
schwer getroffen“.
Dann grinste er mit
list’ger Mine
Und bracht `nen Toast
aus. „Die Marine“
So schrie er in die
Seelenrunde,
„So lang sie säuft,
geht nicht zu Grunde.
So lange noch all die
Matrosen
Haben reichlich
Spirituosen,
Und starker Branntwein
ist an Bord
Für Kapitän, Maate und
Lord,
Solang wird sie auf See
besteh’n;
Solang wird sie nicht
untergeh’n“.
Homerisches Gelächter
scholl
Tausend
Seelenstimmen-voll
Durchs Elysium. „Ein
dreifach hoch
Auf die Marine“. Lange
noch
Konnten Kecks und
Kameraden
In Jubel-Hochrufen sich
baden.
Als es nicht ruhiger
wurd im Saal
Rief Äskulap.
„Verflucht nochmal
Hört auf damit, seid
endlich still
Weil ich weitermachen
will“.
Und dann begann er
fortzufahren:
„Schon vor vielen
hundert Jahren,
Hört zu, jetzt wird es
interessant,
Wurden Kröten
angewandt,
Wenn man erkannte am
Symptom
Zur rechten Zeit das
Karzinom,
Im offenen Geschwür zu
Heilungszwecken
Den bösen Krebs heraus
zu lecken.
Die Krötensaugkur wurd
modern.
Nicht nur bei Weibern,
auch bei Herrn,
So liest man es noch
heut gerührt,
Hat zum Erfolge sie
geführt.
Die Kröte als
Arzneien-Schatz
Belegte einen
Spitzenplatz.
Damals in der Pharmazie
Galt als Nonplusultra
sie.
Zerhackt, gerieben
pulverisiert
Hat jede Krankheit sie
kuriert.
In Essig aufgekocht als
Sud
Half sie getrunken
schnell und gut
Gegen Typhus und
Beulenpest.
Äußerlich ein
Krötenrest
Auf schmerzende Stellen
aufgelegt
Hat die Durchblutung
angeregt,
Ließ die Pestbeulen
verschwinden
Und förderte das
Wohlbefinden.
Auch lebende Kröten,
wird berichtet,
Wurden dazu abgerichtet
Den Kranken das Gift
herauszuziehen.
Damit die Krott konnt‘
nicht entfliehen,
Hat man sie auf den
Eiterwunden
Mit Tuchstreifen gut
festgebunden.
Sie sog am Gift sich so
lang voll
Bis es ihr aus den
Augen quoll.
Manch Krott zum
Heilzwecke gefangen,
Ist dick geschwollen
eingegangen.
Wenn eine vom Gifte
vollgesaugt
Überlebte mal mit List,
Hat sie zu sonst nichts
mehr getaugt
Ale sie zu werfen auf
den Mist.
Manch Kröte nach der
Sättigung
Wurde mit dem Mist als
Dung
Auf die Felder
ausgebracht
Und erneut zu Geld
gemacht.
In alten Büchern steht
geschrieben,
Wer sich mit Kröten
eingerieben
Täglich hat, der wurd
nicht krank.
Ein Alter Holzschnitt,
ihm sei Dank,
Beweist dass ich die
Wahrheit sage.
Sogar die Damen jener
Tage,
Auch sie wollten gesund
ja sein,
Rieben sich mit Kröten
ein.
Überall, selbst im
Gesicht,
Nur an einer Stelle
nicht
Denn dort kitzelte sie
so,
Die Kröte wie sonst
nirgendwo.
Am Po wurd sie nur
angesetzt
Wenn man sich hatte
dort verletzt
Oder wenn durch ein
Geschwür
Sie erforderlich wurde
dafür.
Manch edle Dame damals
nahm,
`Ne Kröte sogar vor die
Scham
Und zog sie ihrem
Gatten vor.
Manch Krott ihr Leben
so verlor
Weil oft ein Weibsbild
übertrieb
Und sie zu Tode dabei
rieb.
Auch den Fröschen
ging’s nicht besser.
Gefangen aus dem
Laichgewässer
Trugen ihn die Damen
heim
Und taten’s mit ihm
insgeheim.
Der Brave folgte. Was
er sollte
Tat er so wie sie es
wollte.
Von einem der dabei
gewesen
Steht bei den Brüdern
Grimm zu lesen.
Die Sache war meist
sehr pikant.
Drum wurd auch nicht
sehr viel bekannt.
Die Weiber taten’s
meist allein.
Der Frosch ging dabei
meistens ein
Oder er wurd, wenn gut
er war,
In einen Prinz
verwandelt gar
Indem an eine Wand
geklatscht
Sein Äußeres wurd so zermatscht
Dass als Frosch er
folgenschwer
Herunterfiel und war nicht mehr.
Die meisten Frösche,
die galant
Konnten so
metamorphosieren
Verschweigen das heut
arrogant
Wohl weil sie sich doch
sehr genieren.
***
wird fortgesetzt
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