Machwerk R.W.
Aristoquakes
Teil 10 - 98
Lyriker im Olymp
Froschmedizin und
Krötengift Teil III
Doch dieses war nur
eingeschoben.
Darum schnell zurück
nach oben
Auf das Vortragspodium
Zu den Seelen im
Elysium
Wo Äskulap noch immer
stand
Um vom Spickzettel in
seiner Hand
Sich als Doktor zu
bewähren
Und die Heroen
aufzuklären
Über das, wie er es
sah,
Was mit den Fröschen
einst geschah.
Er räusperte sich noch
zweimal dort;
Dann fuhr er in seinem
Vortrag fort:
„Wir waren, das wollt
ich noch sagen,
Bei seiner Seele
angekommen“
Begann er erneut.
„Bleibt nachzutragen
Was bei da Vinci ich
entnommen.
Der Frosch, so schrieb
Leonardo
Lebt ohne Kopf und Herz
grad so,
Als sei er noch ein
heiles Wesen.
Er hüpft davon in
großer Eile
Auch ohne diese beiden
Teile,
So als wäre nichts
gewesen.
Und weiter hat den Mann
geschrieben
„Daraus schließ ich,
seine Seele
Sitzt im Rumpfe noch
fidele
Irgendwo gar gut
versteckt
Und hat den Torso
angetrieben.
Ob da Vinci sie
entdeckt
Dort später hat ist
unbekannt.
Andrerseits ist
interessant
Was der Künstler
weiterschreibt:
„Wenn man es auf die
Spitze treibt
Und ihm das Rückenmark
durchbohrt,
Dann zuckt der Frosch
und stirbt hinfort.
Köpft man den Frosch
und reizt ihn dann
Dort wo der Kopf ward
abgeschnitten,
Lässt er sich nicht
lange bitten
Und turnt so wie ein
Hampelmann.
„Der Frosch kann
kopflos sogar lieben“
Fügte der weise alte
Mann
In einer Randbemerkung
an
Die uns erhalten ist
geblieben.
Die Seele, die den
Bogen spannt
Zur Ewigkeit, soweit
bekannt,
Hat im Frosch, der so
geschunden
Bis heut kein Forscher
noch gefunden.
Die Frage lautet: Hat
er eine
Oder aber hat er keine?
Wenn ja, sitzt sie im
Rückenmark
Oder anderswo autark?
Jede Antwort auf die
Frage
Blieb unbefriedigend
und vage.
Aristoteles hat uns
betrogen,
In punkto Seele
angelogen
Denn er behauptet, dass
vom Herz
Sie strebt nach oben
himmelwärts.
Reißt man es dem Frosch
heraus,
So hüpft er trotzdem,
ei der Daus.
Sogar geköpft,
dekapitiert
Er noch lange nicht
krepiert.
Wirft man ohn‘ Kopf ihn
in den Teich
Beginnt zu schwimmen er
sogleich.
Er lässt nicht nach,
schwimmt stundenlang
Weiter im
Bewegungsdrang.
Und sein Herz schlägt
ganz allein
Als würd es noch im
Körper sein
Vor sich hin wie eine
Uhr.
Wo liegt des Rätsels
Lösung nur?
Oder stimmt es etwa
doch
Was Aristoteles
beteuert?
Am Ende funktioniert es
noch
Telekinetisch
ferngesteuert.
Hält man dem
dekapitierten Lurch
Ein Streichholz an den
grünen Po,
Geht er in wilder Panik
durch
Wie ein Ross im Feuer
so.
Ohn‘ Kopf und Herz,
wenn man ihn zwickt,
Wie ein gesunder er
erschrickt.
Er kann ohn‘ Kopf und
Herz sogar
Noch Sex haben, wie
wunderbar
Ist dieses Tier, ich
sag es laut,
Von seinem Schöpfer
doch gebaut.
Selbst wenn man ihm das
Hirn entfernt,
Das haben wir von Goltz
gelernt,
Quakt der Frosch, wenn
er es will;
Wenn nicht, dann bleibt
er lieber still.
Er kann ohn‘ Kopf sogar
noch denken
Und seine Beine dorthin
lenken,
So lesen wir bei
Pflüger,
Welcher zu lesen
lesenswert,
Wo er zu kratzen sich
begehrt.
Doch sind wir deshalb
klüger?
Der Frosch, bei
Forschern renommiert,
Wurd gar verbissen und
mit Fleiß
In und auswendig
studiert.
Doch gab das Tier bis
heut nicht preis
Was die Forscher wissen
wollten.
Noch manches im
Zusammenhang
Ist, so denk ich, von
Belang.
Felix Fontane, ohn‘ zu
unken,
Machte die Frösche so
betrunken,
Dass sie mit den Augen
rollten.
Er dacht wohl es würd
lustig sein
Und flößte ihnen
Branntwein ein.
Je mehr dem Tier er
davon gab
Desto schneller ging’s
bergab.
Der Quaks verlor die
Reaktion
Und wurde bald
bewusstlos schon.
Ein Frosch, der zwanzig
Tropfen trank
War einen ganzen Tag
lang krank.
Da Frösche wenn sie
erst mal trinken,
Ganz selten nur „nein
danke“ winken,
Ging mancher am
gebrannten Wein
Bei den Trinkversuchen
ein.
Noch vieles wurd mit
ihm probiert.
Zerstückelt, zerrissen,
massakriert,
Ersäuft, erstickt,
durchbohrt, geblendet,
Gemartert bis er ist
verendet.
In einer Hexenschrift
gar steht,
Das er ward durch den
Wolf gedreht.
Man hat auf Hölzer ihn
gespickt,
Skalpiert und in den Po
gezwickt.
Ja sogar seinen
Innereien
Ließ man Interesse
angedeihen.
Man schnitt aus purer
Langeweile
Leber und Lunge in
kleine Teile
Und suchte in den
Därmen gar
Ob was darin zu finden
war.
Den Magen, ach es war
ein Graus,
Die Forscher sind ja so
verrucht,
Pumpte man den Fröschen
aus.
Sogar sein Kot wurde
durchsucht.
Doch die Seele fand man
nicht
Darin von dem
verdammten Wicht.
Überall hat man
gesucht.
Mancher Forscher hat
geflucht
Und dem grünen Kerl
gegrollt,
Während er suchend vor
ihm stand,
Weil er, was er finden
wollt,
Im sezierten Frosch
nicht fand.
Jeder wollt der erste
sein,
Der des Lurches Seel in
Augenschein
Nehmen konnte und darum
Suchte man im Frosch
herum.
Dickdarm, Dünndarm und
Kloake
Wurd untersucht. Das
Froschgequake
Setzte vielen Forschern
zu.
Dennoch gab man keine
Ruh,
Durchwühlte zigtausende
von Tieren
Das Gedärm im grünen
Leibe.
Doch weder in Lunge,
Leber und den Nieren
Noch in der Milz fand
man die Bleibe
Jener die man finden
wollt, der Seele
Des Frosches; auch
nicht in seiner Kehle
Wurden die Forscher
fündig.
Sie suchten weiter
all‘samt sündig
Schamlos, unerlaubt
intim
Weiter noch herum in ihm.
Doch weder in Bärmutter
und Geilen
Noch im Mark und andern
Teilen
War das blöde Ding zu
finden“.
„Selbst in den
gesiebten Winden“
Sprach Äskulap und hat
gelacht,
„Wurde sie nicht
ausgemacht“.
Die Sache ist noch
heute offen.
Die Frage lautet hat er
eine
Oder aber hat er
keine“!
Die Seelen schwiegen
all betroffen.
Zwei Minuten war es
still.
„Was meinst denn du
dazu Achill“
Befragte Hektor den
Peliden.
„Schau dich um“ sprach
der „hienieden,
Dann kennst du meine
Antwort drauf“.
Was wollt Achill damit
nur sagen?
Er wagte sich nicht
nachzufragen.
Da stand die Seel von
Quaggporch auf.
„Hätt keine Seel das
grüne Tier,
Wär keine von den
unsren hier“
Rief er durchs Elysium.
„Schaut euch doch im
Saal mal um;
Ihr seht, es lässt sich
nicht verhehlen.
Was grün ist sind all
Frösche-Seelen.
Und dann rief er sie
mit Namen
Worauf sie angeflogen
kamen.
„Bratschka, Bratschke,
Brettjepogg,
Broasga, Brodschga,
Brozerer,
Dätschke, Datschga,
Hutschfrogg,
Gögge, Gechse,
Gäckerer….“
So ging es weiter,
tausend Namen.
Bis auf Quakopp alle
kamen.
Jener hatte sich vertan
Und war im Hades
nebenan.
„Siehst du“ sprach
Quaggporch da zu Äskulap
Was ich vor dir
versammelt hab
Beweist dass auch
Frösche Ihre Seelen
Sterbend den Göttern
anempfehlen.
Da wir alle tapfer
waren
Dereinst in unserm
Erdenleben,
Ist Gerechtigkeit uns
wiederfahren.
Zeus hat uns jenen
Platz gegeben
Der Helden zusteht nach
dem Tode“.
Da sprach Homerus der
Rhapsode:
„Die Antwort auf die
Seelenfrage
Ist, hört zu was ich
euch sage:
Ja die Frösche haben
eine,
Wenn auch eine ziemlich
kleine.
Ihr seid der lebende
Beweis.
Hier schließt sich nun
der Forschungskreis.
Ich denk, ihr geht mit
mir konform
Ätherisch ist die
Seelenform!
Doch ihre Farbe
variiert
Zweifellos, gar keine
Frage
Ich bitte euch so
glaubt es mir,
Zwischen schwarzweiß
und grün meliert,
Je nach der aktuellen
Lage
Des Sündenkontostands auf ihr.
Und dann fügte in aller
Ruh
Er noch das Folgende
hinzu:
„Die Seele ist bei
Mensch und Tier,
Das wissen, denk ich,
alle hier,
Damit sie ewig
funktioniert,
Auch dementsprechend
konstruiert.
Sie besteht, das wisst
ihr auch,
Aus einem schattenlosen
Hauch
Des Schöpfers welcher
mit Esprit
Vor langer Zeit erdacht
hat sie.
Antriebsart Perpetuus,
Treibstoff reiner
Spiritus.
Design und Funktion
grandios,
Vakuumgelagert, reibungsfrei,
In Gang gesetzt einst
virtuos
Von Konstrukteur Gott
Adonai.
***
wird fortgesetzt
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