Machwerk R.W.
Aritoquakes
Teil 10 – 97
Froschmedizin und
Krötengift
Teil II
Asklepius sprach: „Das
Krötengift,
Erwähnt in einer alten
Schrift
Auch der Frauenfeind
Juvenal
Satirisch zugespitzt
zweimal.
Er tadelt Klytaemestra
und
Aischylos aus gutem
Grund.
Agamemnon umzubringen,
Wär ohne erst das Beil
zu schwingen,
Viel leichter mit
Krötengift gegangen.
„Mit einer Axt am Stiel
`nem langen
Hat mich mein eignes
Weib erschlagen“
Hörte man den Atriden
klagen
Und dann zornig
weiterunken:
„Krötengift im Wein
getrunken
Wär ein schön’rer Tod
gewesen“.
„Es gibt noch vieles
nachzulesen
Von Kröten“ fuhr der
Redner fort.
„Im Altertum und grade
dort,
Wo Römer sich mit
Griechen stritten,
Entstanden all die
dummen Sitten
Vom Froschkult bis zum
Krötenzauber
Die wichtigsten hat
schon erzählt.
Ach was wurd der Frosch
gequält“.
„Als ich studierte“
sprach er leise,
„Haben wir Frösche
haufenweise,
Weil uns das Tier hat
interessiert,
Gefangen, betäubt und
dann seziert.
Da ging es oftmals
recht brutal
Zu dabei. So manches
Mal
Wurde schon bei der Narkose
Gepfuscht, wie ich
bekennen muss,
So dass am End‘ die
Diagnose
Hieß Herzstillstand
durch Exitus.
Manchmal war es ein
Skandal
Was sich im
Leichenfleddersaal,
Heute kann ich es ja
sagen,
Damals hat sich so zugetragen.
Manchem Student der
Alma Mater
Hat ein Frosch sein
junges Leben
Für Forschungszwecke
hingegeben.
Selbst Hippokrates der
Ärzte-Vater
Hatte manchen
Froschbauch in der Mitten
Aus purer Neugier
aufgeschnitten.
Auch ich hab hunderte
seziert
Und von innen sie
studiert.
Der Frosch, ihr Seelen
glaubt es mir,
Ist das best‘ studierte
Tier.
Er wurd den Mäusen
vorgezogen,
Zum Forschungszweck für
Physiologen.
C. Bernard nennt das
grüne Vieh
Den Hiob der
Physiologie,
Was besagt, dass man
ihn quälte.
Der für die Forschung
auserwählte,
Ohne nach dem Warum zu
fragen,
Ließ es geschehen
ohn`zu klagen.
Doch manchmal quakte er
gar laut
Wenn man lebendig ihm
die Haut
Gemäß den
Forschungskatalogen,
Über die Ohren hat
gezogen.
Zum Versuchstier
hochgelobt
Wurd er getestet und
erprobt
Als wäre er ein Krieger
der
Rekrutiert wird für das
Heer.
Herztätigkeit und
Reflektion.,
Stoffwechsel und
Darmfunktion,
Muskelkontraktion,
Elektrizität,
Nervenstärke,
Sexualität,
Hirntätigkeit,
Intelligenz,
Sprungvermögen und
Potenz,
Lungenvolumen,
Blasengröße,
Drüsenfunktion,
Quakschallstöße,
Stuhlgang, Urin
Verdauungszeit,
Sehstärke, Schleimhautnässe,
Giftigkeit
Atem-, Hüpf-und
Speichtest,
Ob die Haut ist
wasserfest.
Magen-,
Milz-Lungenfunktion,
Dehnungs-Schmerz und
Druckfunktion;
Blutdruck, Pulsschlag,
Warzenschmuck,
Schallblasen In- und
Außendruck
Blutbild,
Hautfeuchtigkeit, Temperatur.
Testserien jahrelang, und
rund um die Uhr.
Alles wurd mit ihm
probiert.
Spallanzani hat
Tausende seziert.
Nollet, der ein Abt
einst war,
Zwängte die Frösche in
Hosen gar
Damit beim Sex den
Samen sie
Spritzten ins
„Verhüterli“.
Was man noch mit ihnen
trieb.
Den Frosch gemartert
und gequält.
Er wurd im
Strom-Versuch gereizt
Und mit Säure gar
gebeizt.
Man hat mit Feuer ihn
gebrannt
Und ihn dabei „du
Frosch“ genannt.
Man blies ihn im
Versuchsverlauf
Durch den eignen
Hintern auf.
Man stach, er galt als
zäh und stark
Ihm Nägel in das
Rückenmark.
Man ließ den Quaks im
Wasser kochen;
Hat ihm die Augen ausgestochen,
Ihm lebend den Kopf gar
abgeschnitten.
Entsetzlich hat der
Frosch gelitten.
Ein Blutbad wurde
angerichtet.
Man reizte ihn mit Gift und Gas
Und trieb Schabernack
mit ihm zum Spaß.
Das halbe Froschvolk
wurd vernichtet.
Noch manches müsst die
Klageschrift
Erwähnen was den Frosch betrfft.
Manche schlimme Grausamkeit
Ging selbst Robert
Boyle zu weit,
Und der, das muss man
dazu wissen,
Hat ihm das Herz
herausgerissen.
Der arme Frosch sprang
hin und her
Und tat als ob das gar
nichts wär.
Mancher Forscher arg
verrucht,
Hat nach der Seele gar
gesucht
Und im Frosch
herumgewühlt.
Die Schmerzen die der
Quax gefühlt
Haben muss bei der
Tortur
Erduldete die Kreatur
Ohne einmal sich zu
wehren.
Den Frosch, so denk
ich, gilt’s zu ehren.
Das tapf’re Kerlchen
dekapitiert,
Hat selbst im Tod nicht
protestiert.
Man sollt auf’s Denkmal ihn erheben
Denn er gab sein
kostbar Leben
Millionenfach der
Forschung hin.
Ohne den Frosch die
Medizin,
Das sage ich als
Internist,
Wär längst nicht was
sie heute ist.
Ich denke es ist meine
Pflicht
Auch darauf einmal
hinzuweisen.
Des Frosches Verdienst
gilt es zu preisen.
Ihr Seelen all, nehmt
mein Gedicht
Als Laudatio für den
kühnen
Frosch, den uns noch
immer grünen.
Er war, das weiß heut
jedes Kind,
Der Menschheit immer
wohlgesinnt.
Hoch leb die Gattung
der Ranae;
Hoch leb der Frosch
Exploratae.
***
Solchen Beifall gab’s
noch nie
Für einen
Frosch-Gedicht-Vortrag.
„Man muss dem tapf’ren
grünen Vieh
Ein Denkmal setzen,
keine Frag“,
Rief Achill nun durchs
Elysium.
„Noch heute kümmre ich
mich drum“.
Der Vortrag war noch
nicht zu Ende
Da klatschten die
Seelen sich die Hände
Beinah wund. „Achill,
Achill
Skandierten sie. „Seid
ruhig, ich will“,
Sprach der Gefeierte, „bis morgen
Ein solches Denkmal
gleich besorgen
Ich werde es euch
schenken.
Das stellen wir bei uns
hier auf
Damit später im
Zeitenlauf
Wir dem Frosche stets
gedenken“.
Und tatsächlich, er
hielt Wort,
Das sei hier schnell
vorrausgeschickt.
Tags drauf stand solch
ein Denkmal dort
Und auf dem Sockel als
Relikt
Aus jener ach so
schlimmen Zeit.
Saß ein Frosch und grinste
breit.
Darunter tief in Stein
getrieben
Stand ein Satz ganz
groß geschrieben:
„SIRAP-ANAR-REGIEF“ und
dieses hieß
Nichts anderes als dass
Paris,
Den man auch Alexandros
nannte,
Wenn man’s von hinten
hat gelesen,
Ist ein feiger Frosch
gewesen.
Doch der, weil er den
Trick nicht kannte,
Hat es bis heute nicht
erfahren.
So blieb ihm des Achilles
Rache
In der
Achillesfersen-Sache
Erspart, die vor
dreitausend Jahren
Achill der Pelide an
ihm nahm.
Dass heut die Sach‘
heraus erst kam
Der niederschrieb die
Story hier.
***
wird fortgesetzt
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