Mittwoch, 30. Mai 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil  10 – 102
Lyriker im Olymp

Froschmedizin und Krötengift
Teil VII

Doch zurück nun vom Kretin
Nochmal zur Krötenmedizin.
Die Äbtissin Hildegard von Bingen 


Schrieb mit Krötenleberteilen
Könnt Orfime man  bezwingen
(gemeint sind Skrofeln oder tuberkulöse
Lymphknotenerkrankungen)
Und Halsgeschwülste bestens heilen.

Die alten Ärzte all die großen
Wie Hippokrates und Marcellus

Behandelten einst Skrofulosen
(gemeint sind Halsgeschwüre wie der Kropf)
Und die Struma, wie wir wissen,
Von außen mittels Dörrkrott-Kissen.
Frösche und Kröten, das war klar,
Waren medizinisch anwendbar.
Weil sie begehrt zu Heilungszwecken
Waren mussten sie sich all verstecken.
Als Pillen gegen Migräneschmerz
Verschrieb der Doktor Krötenherz.
Manchen Lurch zum kurativen Zwecke
Brachten die Ärzte um die Ecke.
Selbst um den Fistelschmerz zu stillen
Verschrieb der Doktor Froschherz-Pillen.

Als Wunderheilmittel einst galt.
Die Froschlaichsalbe über Nacht
Auf die schmerzende Stelle aufgebracht
Heilte, wie es sollte sein,
Im Schlafe jedes Zipperlein.
Mit Kröten-Öl manch armer Tropf
Bestrich einst täglich seinen Kropf
Damit der Schmerz wurde gelindert
Und das Wachstum ward verhindert.
Krötenpflaster wurde appliziert



Dass es den Hirnschaden kuriert.
Bei Kopfschmerzen und roter Ruhr
Half eine ganze Kröte nur.
Wenn akut es war vonnöten
Schluckte lebend man zwei Kröten,
Extra dafür ausgesucht.
Gegen Bläh- und Wassersucht
Half Krötenfett. Zur Not hat Tran
Von der Krott es auch getan.
Gegen Mundgeruch und Speichelfluss
Half ein roher Krötenfuß
Den man wider bess`res Wissen
Dem armen Tier hat abgerissen.
Frösche in Öl gut aufgekocht,
Haben Wunder oft vermocht.
So mancher wäre umgekommen
 Hätt er sie nicht eingenommen.
Lebend eine Krott zerteilt
Hat Magenleiden schnell geheilt;
Vorausgesetzt wurd jedoch dass
Man alle Teile sogleich aß.
Die Geburtshelferkröte sogar
Ein Wehen- Auslös‘mittel war.
Wenn sie verkohlt verabreicht wurd
Erleichterte sie die Geburt.
Selbst Tierärzte im ganzen Land
Hatten stets `ne Krott zur Hand.
Sogar Rinder welche krank gewesen
Sind von der Kreuzdörre genesen
Wenn man `ne Lendkrott mit Verstand
Dem Rindvieh um die Hüfte band.
Viele Jahrhunderte hindurch
Wurde bejagt der arme Lurch.
Weil als Medizin einst sehr
Beliebt beim armen Volk war er
Und weil er oft sehr hilfreich war
Wurd er in ganz Europa rar“.
„Ich geb‘ ja zu“ sprach Äskulap
Und schwang dabei den Schlangenstab,


„Dass früher manche Heilverfahren
Aus heutiger Sicht wohl Unfug waren.
Auch ging mal öfter was daneben.
Verlor ein Mensch einmal sein Leben
Weil selbst die Krötenmedizin
Konnte nicht mehr retten ihn,
War man dem Doktor weiter huld
Und schob auf Frosch und Krott die Schuld.
Den Kunstfehler im Arztbericht
Erwähnte man schon damals nicht.
So manches im Zusammenhang
Wäre hier noch von Belang.
Zum Beispiel dass wenn Krott man leckt
Dies beinah so wie Haschisch schmeckt.
Die Drogenszene kennt das Vieh
Wie heimlich man heut schnüffelt sie.
In Plastiktüten eingebracht
Sie schnüffelnd high und glücklich macht.
Ich gehe später noch drauf ein;
Doch jetzt erst mal zum Krötenstein.
***
wird fortgesetzt

Montag, 28. Mai 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 – 101
Lyriker im Olymp

Froschmedizin und Krötengift
Teil VI

Doch zurück zur Medizin.
Für die Dame und für ihn
Gab es nebst den Krötsaugkuren
Vielerlei an Rezepturen.
Krötensalben- Pulver- Säfte
Taten ihre Wunderkräfte.
Sogar Kröten-Lebertran
Bot die Medizin einst an.
Nach der Seehofer Reform/Reform
Stieg der Krott-Verbrauch enorm
Plötzlich in deutschen Landen an.
Was lang vor Christus schon begann,
Setzte sich nun wieder durch.
Die Kranken litten; auch der Lurch

Musst‘ wieder bluten. Auf Rezept
Wurde das arme Volk geneppt.
Keiner konnt‘ mehr Pillen kaufen.
Alles musst‘ zum Froschteich laufen
Um die Regierung auszutrixen
Und sich selber was zu mixen.
Frosch und Krott nach 16 Jahren
Unter Bundeskanzler Kohl
Mangelsache wieder waren.
Sie wurden den Armen zum Symbol
Für steigende Sozialabgaben
An denen sich die Reichen laben.
Wie im Mittelalter ging es zu.
Das Volk aß wieder Froschragout.
Überall im Lande darben
Die Frösche. Zu tausenden sie starben

Wie auch das Volk, denn eine Kur
Bekam man jetzt für Kröten nur.
Wer solche hatte, dem ging‘s gut.
Wer keine hatte war akut
Gefährdet denn die Kassen drohten
Den Ärzten mit Verschreibungsquoten.
Wer zu spät krank wurde, der
Bekam am Jahresend‘ nichts mehr.
Plötzlich war sie wieder in
Die alte Kröten-Medizin.
Was als vergessen längst geglaubt
Wurde wieder ausgestaubt.
Der Krünitz musste wieder her
Und Paracelsus kam zu Ehr
Obwohl er längst ja tot schon war
Machte er den Menschen klar,
Dass besser ist nach ihm zu leben
Als den Löffel abzugeben.
Das arme Volk, ohn‘ aufzumucken,
Musst Kröte nun auf Kröte schlucken.
Wer besser dran war und betucht
Befasste sich mit Krötenzucht.
So mancher hockte im Palast
Beschäftigt nur mit Krötenmast.
Ach was war das doch gediegen,
Die Aktien und die Armut stiegen.
Wären die Grünen nicht gekommen
Hätt es ein schlimmes End genommen.
Wer von Krankheit wollt genesen
Der musste alte Bücher lesen




In denen noch so allerhand
Über die Krott geschrieben stand“.
Die Seelen staunten. Was Äskulap
Ihnen da zum Besten gab
War tatsächlich interessant.
„Was ich bei Ahmad Nikui fand
Zu lesen von den Tieren“,
So fuhr der Mediziner fort
„Berichte ich euch nun von dort“,
Und begann zu rezitieren.
„Kröte gekocht oder auch roh
Hilft gegen Zahnschmerz ebenso
Wie gegen Fieber-Virulenz.
Und gegen des Mannes Impotenz,
Das wusste bereits Plinius,
Half ihr linker Humerus.


Diesen Krott-Oberarmknochen
Konnte man durch langes Kochen
Der lebenden Kröte leicht entfernen.
Von Plinius kann man viel noch lernen.
Von diesem Bein, ein jeder Zoll,
Schreibt er, macht Weiber liebestoll.
Das rechte vord’re Krötenbein
Soll bei Tertina hilfreich sein.
(Tertina: eine Art fiebriger Malaria)
Wenn man ihn vor die Brust sich hängt
Wird das Fieber gleich versprengt.
Der rechte überm Herz getragen
Soll die Malaria verjagen.
„Um Kindern beim Zahnen beizusteh’n
Soll man an den Teich schnell geh’n,
`Ner Krott den Vorderfuß abhauen
Und damit dann das Zahnfleisch reiben“;
Schrieb Plinius, „man könne ihm vertrauen,
Dann würd das  Zahnen schmerzfrei bleiben“.
Auch die Auszehrung bei Kindern
Könnt‘ man mit Krötenfleisch verhindern.
Gab man täglich es dem Kind,
Wuchs es und nahm zu geschwind.
Sogar Winde, wie die Mediziner sagten,
Und wie man es kann  heut noch lesen,
Wenn sie die armen Kinder plagten,
Hat man mit Krötenblut das Kind bestrichen,
Sind wie den Schmerzen gleich gewichen.
Gegen Gicht- und Gallenleiden,
Wollte davon man genesen,
Musst man die Krott in Stücke schneiden
Und sich dazu aufbequemen,
Die Teile roh zu sich zu nehmen.
Selbst ihr Skelett zu Mehl gerieben,

Steht als Mittel aufgeschrieben,
Das gegen Krankheit wie ihr Tran,
Oral eingenommen helfen kann.
Es soll gegen den Gallenstein
Nach Bächthold-Stäubli nützlich sein.
Wenn man mit Krott den Kropf bestrich
War das dem Wachstum hinderlich.
War bei Vollmond sie gefangen
Ist der Kropf zurückgegangen.
Eine lebende Krott, schön feist und fett,
Nahm krank man nachts sie mit ins Bett,
Konnte wahre Wunder tun
Wie wir gleich erfahren nun.
Die Kröte unter der Decke dann
Mit der Behandlung gleich begann.
Im Bett-Strohsacke eingesperrt
Hat sie die die ganze Nacht geplärrt
Denn der Kranke lag auf ihr.
Doch wenn sie schließlich alle vier
Von sich streckte in der Früh

War samt der Krankheit sie perdu.
Fallsucht, Blutung, Muttermale,
Rheuma, Blutkrebs viele Male,
So wurde es uns mitgeteilt,
Ward mittels Kröte einst geheilt.
Am nackten Körper dazumal,
So ließen uns die Forscher sagen,
Unter dem Unterhemd getragen,
Half sie gegen Wurmbefall.
Zur Verhütung trug das Weib
Die Kröte auf dem Unterleib.
Das hat geklappt, es war ein Glück
Die Männer hielten sich zurück.
Gegen Schweißhände und Warzen
Musste man die grünen Hetschen




Mit bloßer Hand zu Tode quetschen.
Im Altertum schon, bei den Parzen
Spielte sie eine geheimnisvolle
Äußerst sonderbare Rolle.
Im Geburtszusammenhang
Ist die Kröte schon sehr lang
Hilfreich. Wie ihr alle wisst
Die Bärmutter eine Kröte ist.
Ich gehe später noch drauf ein
Unter dem Stichwort Krötenstein.
Auch in der Augenheilkunde
War nach ärztlichem Befunde
Die Kröte ein probates Mittel.
Die Volksmedizin schrieb manch Kapitel
Darüber wie man Augenleiden
Heilen konnt‘ oder vermeiden.
Stach man `ner Krott, es war ein Graus,
Lebendig beide Augen aus
Und hängte dann das blinde Vieh
An einer Schnur sich vor die Brust,
Schütze dort verendend sie
Vor eigenem Sehkraftverlust.
Als Dörrkröte kam sie in Mode.
Nach der Räucherfleisch-Methode

Hängte man sie wochenlang
Zu Hause in den Holz-Rauchfang.
Auch luftgetrocknet zur Arznei
Half sie gegen mancherlei.
Blieb die Regel einmal aus
Holte das Weib die Krott heraus
Und hängte sie mit Hintersinn,
Dort wo die Blutung ausblieb hin.
Auch für’s Gegenteil war Kröte gut.
Kam einmal zu früh das Blut
Musst Dörrkrott man am Arme tragen.

Auch half sie an den Menses-Tagen
Der Mama wie dem Töchterlein
Recht gut gegen das Unwohlsein.
Ein Mittel gegen Nasenbluten
Stammt vom alten, braven guten
Die Arznei gegen Blutungsfluss
Beschrieb der Alte aus Bordeaux
Vor langer Zeit in etwa so:
„Falls Blut, wenn du zu toll genießt
Dir einmal aus der Nase fließt
Und es hört nicht auf zu bluten,
Greif zur bewährten alten guten
Dörrkröte, sie hilft sofort

Denn dazu hat man sie gedorrt“.
 Gegen Zahnschmerzen  hat man
Nach ihm das Folgende getan.



So manche Krott mumifiziert
Hat Gichtbeschwerden auskuriert.
Die Mumienkröte auf dem Leibe
Getragen half so manchem Weibe,
Dank ihrer Magie- und Wunderkraft,
Recht gut auch durch die Schwangerschaft.
Auch prophylaktisch angewandt
Trug man sie unter dem Gewand
Am Bande gern als Amulett.
Beliebt war auch das Krötenfett.
Was immer wurd damit bestrichen,
Die Krankheit ist sofort gewichen.
Gegen Frostbeulen und Hühneraugen
Sollte es am besten taugen
Und als Schmiermittel wie Vaseline
Benutzte es manch Konkurbine.
Mit Krötenfett gut eingeschmiert
Hat es bestens funktioniert.
Krötenpulver mit Wachs vermischt
Hat das Alter aufgefrischt.
Man trug es wie ein Amulett
Am Tag mit sich und nachts im Bett
Hat man tiefer es gehängt
Und damit die Lust verdrängt.
Es konnte wahre Wunder wirken.
In alpenländischen Bezirken,
Das ließ ich mir von Nikui sagen
Wurd es besonders gern getragen.
Gar schön geformt trug in Tirol
Die Dame es im Kamisol.
Die Kröte als Remedium,
Das hat uns Plinius gelehrt,
Wurd schon im Altertum verehrt.
Ihr Gift war als Narkotikum
Hoch geschätzt und auch ihr Laich
War ebenfalle sehr segensreich.
Als Beispiel hierzu weltbekannt
Wird der Kretin aus Rein genannt.
Der total verwachs’ne Mann
Wandte Krötenlaich einst an,
Das will das alte Bild bekunden
Um von der Krankheit zu gesunden.
Wie er den Krötenafter streicht
Damit sie in die Hand ihm laicht
Sieht man deutlich. Was sonst getan
Mit ihr noch hat der Blödian,
Wird im Codex uns gediegen,
Was den Text betrifft verschwiegen.
Der Narrenstab, den der Kretin
In der Hand hält weist drauf hin,
Dass der Reiner Tunichtgut

Im Schwachsinne was Dummes tut.
Anstatt „ner Kröte melkt der Mann
`Nen Kröter wie man sehen kann.
Was er mit dem Samen machte
Und wie er sich die Sache dachte,
Darauf geh später ich noch ein
Nach dem Kapitel Krötenstein.
***
wird fortgesetzt

Donnerstag, 24. Mai 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 – 100
Lyriker im Olymp

Froschmedizin und Krötengift
Teil V

Die Heroenseelen im Elysium
Saßen staunend all herum
Und hörten sich den Vortrag an.
Der Heilgottseele zugetan
Rief Agamemnon, Atreus Sohn:
„Erzähl uns doch noch mehr davon“.
Spontaner Beifall aller Seelen,
Gefolgt von Trampeln und Krakeelen
Hat den Redner überzeugt.
Lächelnd hat er sich vorgebeugt.
„Hört auf damit“ dankte er heiter
Und hob abwehren die Hand.
Dann las aus dem Konzept er weiter
Vor was dort geschrieben stand.
Die Saugkröte bei Krebs und Pest
Tat ihre Arbeit allerbest‘.

Gar manche hat ihr eignes Leben
Für die Patienten hingegeben.
Wurd sie zum Saugen angesetzt
Saugte sie bis sie zuletzt
Vollgesogen mit Eiterschleim,
Einging selbst am Krankheitskeim.
Wurd sie als Mittel angewandt
Brauchte man Kröten allerhand.
Bei einem einzigen Weib allein
Gingen Hundertzwanzig ein
(Quelle: Nikui S. 34/35)
Weil sie beim Saugen überzogen
Und so lang an der Krebsbrust sogen,
Bis sie den Magen sich verdarben
Und am Krebst all selber starben.
Viel Frauen geheilt dadurch
Dankten es dem Kröten-Lurch
Später durch Ex-Voto-Gaben,

die sie ihr geopfert haben,
Wie auch der Gottheit die in Nöten
Geholfen hat in Form von Kröten.
Ich gehe später noch drauf ein
Nach dem Stichwort Krötenstein.
Doch nun zurück zur Medizin.
Im Mittelalter der Kretin

Hatte keine Krankenkasse
Wie heut sie hat ein jeder bald.
Als Patient der Armut-Klasse
Es sich selbst zu helfen galt.
Drum hat das Volk einst unumwunden
Die Krötenheilkunde erfunden.
Da gab’s, war einer mittellos,
Manch Mittelchen ganz kostenlos
Das bei Krankheit helfen konnt‘
Ohne Rezept und ohn‘ Diskont.
Eines dieser Mittel war
Die Dörrkröte, die offenbar
Als Vorläufer von Penizillin
Galt in der Krötenmedizin.
Ich halt mich hier nicht lange auf
Und geh‘  nur ganz kurz ein darauf
Denn vieles wird im Reim gedichtet,
Schon weiter vorn im Buch berichtet
Im Kapitel Fauler Zauber
Durch den Grünen Muckabstauber.
Was eine Dörrkrott war, wusst‘ jeder
Selbst wenn er nie zur Schule ging,
Denn eine solche zäh wie Leder
Einst unter jedem Dache hing
Oder aber aufgespießt,

Wie man es noch heute liest,
Nicht grad ästhetisch anzuschau’n,
Vorm Haus an jedem Gartenzaun.
(Nikui Ahmad, „Die Kröte in der Geschichte
der Medizin“ Dissertation , Köln 1976)
Getrocknetes Krötenfleisch hilft gut
Wenn man es auf die Wunde tut.
Das wusste Paracelsus schon
Und aufgekocht es zur Boullion
Tut es innerlich das Seine
Gegen Krankheiten gemeine.
Als Pestmittel, hat er gelehrt,
Ist die Kröte sehr begehrt.
Ihr Dörrfleisch zieht das Gift heraus
Und macht der Krankheit den Garaus.
„Wenn man sie gut gekaut verzehrt
Wirkt sie ganz bemerkenswert“,
Heißt es im Büchlein von der Pest.
„Die Kröte gibt der Pest den Rest“.
So beschrieb ein Doktor es.
Sein Name Johann Toxides.
Trockenkröten auf dem Land
Hatte jedermann zur Hand.


In den Großstädten hingegen
Nutzte man der Kröte Segen
Indem man sie pulverisiert
Hat zum Verkaufe offeriert.
Bufonides combusti exsiccati
Nannten die Apotheker sie.
Sie diente als Remedium
Wie auch als Narkotikum.
Trockenkröten als Arznei
Hatte der Seemann auch dabei
Wenn er jahrein, jahraus und rund die Uhr
Draußen auf dem Meer rum fuhr.
Kröten in Rum gut eingelegt
Bracht manches Schiff aus Indien mit.
Vom Heimwehdurste angeregt
Trank man an Bord den Rumverschnitt.
Nach einer solchen Krott-Saft-Kur
Blieben übrig meist die Kröten nur.
Den Seeleuten ist es bekommen;
Keiner hat Schaden dran genommen.
Die Kröten, so steht es geschrieben,
Sind größten Teils auf See geblieben
Und dieses ist dafür der Grund
Weshalb heut Fisch ist so gesund“.
Beifall gab‘s auf off‘ner Szene.
Die da klatschten waren jene,
Die einst selbst zur See gefahren,
Beteiligt an der Sache waren.
Äskulap lächelnd sprach spontan:
„Ihr habt für die Menschheit viel getan.
Hättet ihr nur am Rum genippt
Anstatt die Fässer auszusaufen,
Wär das Meer längst umgekippt.
An den Rumkröten die ihr in Haufen
Über Bord geworfen habt,
Hat sich die See gesund gelabt“.
„Seht ihr“ schrie Kecks im Übermut:
Dazu ist die Marine gut.
Hätten wir nicht all gesoffen
Hätte es die Welt gar schwer getroffen“.
Dann grinste er mit list’ger Mine
Und bracht `nen Toast aus. „Die Marine“
So schrie er in die Seelenrunde,
„So lang sie säuft, geht nicht zu Grunde.
So lange noch all die Matrosen
Haben reichlich Spirituosen,
Und starker Branntwein ist an Bord
Für Kapitän, Maate und Lord,
Solang wird sie auf See besteh’n;
Solang wird sie nicht untergeh’n“.
Homerisches Gelächter scholl
Tausend Seelenstimmen-voll
Durchs Elysium. „Ein dreifach hoch
Auf die Marine“. Lange noch
Konnten Kecks und Kameraden
In Jubel-Hochrufen sich baden.
Als es nicht ruhiger wurd im Saal
Rief Äskulap. „Verflucht nochmal
Hört auf damit, seid endlich still
Weil ich weitermachen will“.
Und dann begann er fortzufahren:
„Schon vor vielen hundert Jahren,
Hört zu, jetzt wird es interessant,
Wurden Kröten angewandt,
Wenn man erkannte am Symptom
Zur rechten Zeit das Karzinom,
Im offenen Geschwür zu Heilungszwecken
Den bösen Krebs heraus zu lecken.
Die Krötensaugkur wurd modern.
Nicht nur bei Weibern, auch bei Herrn,
So liest man es noch heut gerührt,
Hat zum Erfolge sie geführt.
Die Kröte als Arzneien-Schatz
Belegte einen Spitzenplatz.
Damals in der Pharmazie
Galt als Nonplusultra sie.
Zerhackt, gerieben pulverisiert



Hat jede Krankheit sie kuriert.
In Essig aufgekocht als Sud
Half sie getrunken schnell und gut
Gegen Typhus und Beulenpest.
Äußerlich ein Krötenrest
Auf schmerzende Stellen aufgelegt
Hat die Durchblutung angeregt,
Ließ die Pestbeulen verschwinden
Und förderte das Wohlbefinden.
Auch lebende Kröten, wird berichtet,
Wurden dazu abgerichtet
Den Kranken das Gift herauszuziehen.
Damit die Krott konnt‘ nicht entfliehen,
Hat man sie auf den Eiterwunden
Mit Tuchstreifen gut festgebunden.
Sie sog am Gift sich so lang voll
Bis es ihr aus den Augen quoll.
Manch Krott zum Heilzwecke gefangen,
Ist dick geschwollen eingegangen.
Wenn eine vom Gifte vollgesaugt
Überlebte mal mit List,
Hat sie zu sonst nichts mehr getaugt
Ale sie zu werfen auf den Mist.
Manch Kröte nach der Sättigung
Wurde mit dem Mist als Dung
Auf die Felder ausgebracht
Und erneut zu Geld gemacht.
In alten Büchern steht geschrieben,
Wer sich mit Kröten eingerieben
Täglich hat, der wurd nicht krank.
Ein Alter Holzschnitt, ihm sei Dank,

Beweist dass ich die Wahrheit sage.
Sogar die Damen jener Tage,
Auch sie wollten gesund ja sein,
Rieben sich mit Kröten ein.
Überall, selbst im Gesicht,
Nur an einer Stelle nicht
Denn dort kitzelte sie so,
Die Kröte wie sonst nirgendwo.
Am Po wurd sie nur angesetzt
Wenn man sich hatte dort verletzt
Oder wenn durch ein Geschwür
Sie erforderlich wurde dafür.
Manch edle Dame damals nahm,
`Ne Kröte sogar vor die Scham
Und zog sie ihrem Gatten vor.
Manch Krott ihr Leben so verlor
Weil oft ein Weibsbild übertrieb
Und sie zu Tode dabei rieb.
Auch den Fröschen ging’s nicht besser.
Gefangen aus dem Laichgewässer
Trugen ihn die Damen heim
Und taten’s mit ihm insgeheim.
Der Brave folgte. Was er sollte
Tat er so wie sie es wollte.
Von einem der dabei gewesen
Steht bei den Brüdern Grimm zu lesen.
Die Sache war meist sehr pikant.
Drum wurd auch nicht sehr viel bekannt.
Die Weiber taten’s meist allein.
Der Frosch ging dabei meistens ein
Oder er wurd, wenn gut er war,
In einen Prinz verwandelt gar
Indem an eine Wand geklatscht

 Sein Äußeres wurd so zermatscht
Dass als Frosch er folgenschwer
 Herunterfiel und war nicht mehr.
Die meisten Frösche, die galant
Konnten so metamorphosieren
Verschweigen das heut arrogant
Wohl weil sie sich doch sehr genieren.
***
wird fortgesetzt


Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.