Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 53
Pfiffigquatsch berichtet über
seine Dienstzeit bei der Marine
MUS ein Obermaat
Mich bestens ausgebildet hat.
Der hat mir alles beigebracht
Was man braucht um eine Schlacht
Draußen auf hoher See zu schlagen.
Wie er hieß kann ich nicht sagen
Denn es ist schon zu lang her.
Ich erinn‘re mich nicht mehr.
Er nannte sich, das weiß ich noch
Dompteur im Zirkus Plön
Und wollte dass man vor ihm kroch.
Ach was war es mit ihm schön.
Doch fest steht, er war ein Experte!
Was der Mann mich alles lehrte
Werde ich niemals ihm vergessen.
Ein Wissen hat der Mann besessen,
Es war unglaublich¸ noch nie zuvor
Hatte ich einen so wie ihn
Kennengelernt. Doch wir mir schien
Fehlte es ihm an Humor.
Er duldete keinen Widerspruch.
Schon beim leisesten Versuch
Ihm einmal kurz zu widersprechen
Verwies er darauf, dass beim Militär
Widerspruchslos zu gehorchen wär.
Er wollte mir das Rückgrat brechen.
Doch das hat er nicht geschafft.
Neben Intellekt und Kraft
Und seinem einschüchternden Blick
Hatte den Mann auch noch Geschick.
Er kannte jeden Seemannsknoten.
Was immer er in seine Pfoten
Nahm das hatte Hand und Fuß.
Als erstes lernten wir den Gruß
Wie es beim Militär ist Mode
Und wie man ja sagt mit Methode.
Damit wir das auch schnell begriffen
Wurden wir zurechtgeschliffen
Und was das Jasagen betraf
Das lernten wir dort all im Schlaf.
Denn dazu, statt `nem Hund der bellt
War dort ein Esel angestellt,
Er hieß mit Namen Fridolin.
Ich erinnere mich gut an ihn.
Denn ich war lang genug ja da.
Der schrie die ganze Nacht iJa, iJa.
Als ob er am Verrecken wär.
So hat in Plön beim Militär,
Indem wir wurden all verhöhnt,
Mittels Gehorsamspflicht und Schliff,
Man uns an den Betrieb gewöhnt
Wie er an Bord von einem Schiff,
So sagte man uns wäre Mode.
Mit dieser Ausbildungsmethode
Bracht er uns auch das Pullen bei
Weil das an Bord sehr wichtig sei,
So hat der Obermaat gesagt,
Wenn auf See, fern von zu Haus,
Die Maschine fällt mal aus
Und keinen von uns erst gefragt
Ob uns die Sache Spaß auch macht.
Er hat uns noch manches beigebracht
Was für einen Seemann neben
Gehorsam wichtig ist im Leben.
Auch das Marschieren, links zwo, drei;
Und das Singen brachte er uns bei.
Auch wie man seine Schuhe putzt
Und dafür die Spucke nutzt
Falls keine Schuhkrem ist zur Hand
Manches ich ganz lustig fand.
Was er uns hat beigebracht
Zum Beispiel wie Reinschiff man macht.
Da hatte der Dompteur was los.
Ja in Kleinigkeiten war er groß
Auch wie man Schummelfliegen bindet
Ohne dass man sich lang schindet
Und wie man angetreten steht
Mühelos und unumwunden
An Oberdeck für ein paar Stunden
Auch wenn an Bord der Wind mal weht.
Wie man, dass es ihm gefällt,
Seinen Spind in Ordnung hält.
An was man den stolzen Hahn erkennt
Der an Bord Kap‘tän sich nennt.
Und noch viele andre Sachen
Die den Lord zum Seemann machen
Brachte uns der Obermaat
Damals bei. Als Mann der Tat
Lehrte er uns gar das Schießen.
Er meinte, es wär nicht auszuschließen,
Dass eines Tages wir beim Heer
Landen und dass ein Schießgewehr
Man uns andreht dort als Braut
Anstelle einer grauen Kriegsschiffshaut“.
Der Feldmarschall spitzte die Ohren.
„Was hast du hier bei uns verloren
Wenn du von Haus aus Seemann bist“?
„Das ist an meinem Los der Mist“,
Sprach Pfiffigquatsch. Nach zwanzig Jahren
Die ich bin zur See gefahren,
Bekam der Käp‘ten Muselmann,
Einer der vielen hier nicht genannten
Anderen stolzen Kommandanten,
Die ich erleben durfte all an Bord,
Heraus, dass ich nicht schwimmen kann.
Deshalb musst‘ ich fort von dort.
Ich musst‘ mein Seefahrtsbuch abgeben
Und kam zum Stab an Land. Das Leben
Am Schreibtisch dort hat mir missfallen;
Und das sagte ich auch allen.
Deshalb galt ich als Außenseiter.
Während auf der Karriereleiter
Die Jasager allesamt nach oben
Kamen, wurd ich abgeschoben.
Man wusste nicht wohin mit mir.
Auf diese Art kam ich zu dir“!
Der Feldmarschall staunte: „Interessant“
Sprach er, „als mein Adjutant
Kannst du besser dich verdingen.
Du wirst es bis zum Oberst bringen.
Ich weiß, du bist kein Leisetreter.
Ich brauch schon lang `nen Stellvertreter.
Mit deinem Wissen bist du hier
Am rechten Platz als Offizier.
Doch jetzt wo unsre Männer graben
Wir beide etwas Zeit noch haben.
Du könntest mir noch mehr erzählen.
Bericht mir von den Admirälen,
Vom Kapitän, dem Steuermann, dem Lord,
Wie man die Mäus all nennt an Bord.
Erzähl mir was von deinen Reisen
Und von all den leck‘ren Speisen
Die es an Bord zu essen gab.
Bericht von deiner Zeit beim Stab
Doch zu allererst vom Meer,
Von Schiffen, Romantik, Wind und Wogen.
Wir kennen solches nicht beim Heer.
Auch ich hätt‘ es einst vorgezogen
Zur See zu fahren, so wie du;
Doch fehlte mir der Schneid dazu“!
Pfiffigquatsch lachend: „Es begann
In den sechziger Jahren irgendwann
Auf dem Minensuchboot Minden.
In Cuxendorf am Elbestrand
Wie es im Marschbefehle stand,
Sollt ich mich an Bord einfinden.
Ich war noch gar nicht ganz an Bord
Da liefen wir aus in Richtung Nord
Um das Nordmeer ohn‘ zu Säumen
Von Minen wieder frei zu räumen,
Die unsre Väter angstbewegt
Hatten dort einst ausgelegt.
Man wollt dem Feind den Weg versperren
So dachten wohl die hohen Herren
Von der Admiralität.
Doch dazu war es längst zu spät.
Sie hatten kaum damit begonnen
Da war der Krieg bereits verwonnen.
Glaub mir, ich sag‘s dir wie es war.
Riesengroß war die Gefahr
Für die Schifffahrt lang geblieben,
Durch Minen die im Wasser trieben.
Doch wir räumten auf und ich
Beteiligte sehr fleißig mich.
Jahrelang fuhr kreuz und quer
Ich auf der Nordsee hin und her.
Mancher von uns ungelogen,
Ist dabei in die Luft geflogen.
Doch so ist das nun einmal;
Schwund ist schließlich überall
Tausend Minen räumten wir;
Dann war sauber das Revier“.
„Erzähl, erzähl, erzähl noch mehr,
Denn so was gibt es nicht beim Heer“
Forderte der Feldmarschall.
Pfiffigquatsch im Redeschwall
Fuhr fort: „dann kam ich auf die Lahn.
Von der Seefahrt angetan
Fuhr ich auf dem Tender weiter.
Der war größer, länger und auch breiter
Das ist auch dir doch sicher klar,
Als es das Minensuchboot war.
Zwei Jahre pflügte ich die See
Auf diesem Kahn. Was Luv uns Lee
Was Steuerbord und Backbord heißt
Lernte ich. Gar weit gereist
Bin ich in diesen beiden Jahren.
Die Ostsee habe ich befahren.
Von Kiel, dort war das Schiff zu Haus,
Fuhren wir aufs Meer hinaus.
Vor Fehmarn und Bornholm im Wellenschaum
Durchkreuzten wir den Ostseeraum.
Bis hinauf nach Schweden
Kannte ich damals jeden
Hafen und jedes Mägdelein
Vorausgesetzt wir liefen ein.
Karlskrona – Stockholm – Västervik,
Flagge zeigen, kalter Krieg
Hieß die Parole einst auf See.
Ich fuhr als Obermaat in spe.
Im Verband mit Stinkeröhren
(gemeint sind die alten, vor Kriegsende versenkten und
nach dem NATO-Beitritt der Bundesrepublik wieder gehobenen
und instand gesetzten einstigen Unterseeboote „Hai“, „Hecht“
und „Wilhelm Bauer“)
Passierten via Helsingören
Wir den Sund gut hundert Mal.
Stürmische Wochen ohne Zahl.
Ohn‘ dass ich mich ließ erst lang bitten
Hab manchen Orkan ich abgeritten.
Doch hart im Nehmen, ohn‘ zu motzen
Lernte ich gar schnell das Kotzen.
Der Bootsmann hat es mich gelehrt:
„Von der Stirne heiß,
Rinnen muss der Schweiß.
Ein schlechter Magen ist nichts wert“,
Hat als ich spuckte, er gelacht
Und seinen Jux sich draus gemacht.
„Kotz bis im Hals als letztes Ding
Du spürst `nen warmen Runzelring;
Dann höre auf sofort zu spucken.
Den musst du wieder runterschlucken;
Den Ring brauchst später du als Loch,
Glaub mir, im Leben öfter noch“.
So hat er mich verhöhnt
Und mir das Kotzen abgewöhnt.
Heut weiß ich es; er hatte Recht
Denn ohne dies ging’s wirklich schlecht.
Der Feldmarschall lachte. Er verstand.
„Warst du denn auch mal an Land“?
So fragte er dann höchst gerissen.
Er wollte, so schien es, nur wissen
Was ein Seemann in der Nacht
Alles so fern der Heimat macht.
Pfiffigquatsch mit flinkem Wort
Fuhr darauf erklärend fort:
„Bergen, Oslo, Haakonsvern.
In Norwegen war stets ich gern.
Trondheim, Stavanger, Kristiansand,
Bodö, Tromsö und Narvik gar,
Damals meine Heimat war.
Der Norden hat’s mir angetan.
Auf dem grauen Kieler Kahn
Fuhr ich durch Kälte, Sturm und Eis
Weit über den polaren Kreis
Hinauf das Nordlicht zu genießen.
Friedlich ohne Blutvergießen
Kreuzte zu Troxartes Ehre
Ich im Norden alle Meere.
Dänemark samt Kopenhagen,
Arhus, Esbjerg, Gedser, Skagen
Haben damals wir besucht.
Geankert in der Jammerbucht
Hab ich sicher tausendmal.
Am Skagerrak und Kattegat
War ich daheim in jeder Stadt.
Ich hatte stets die freie Wahl
Und die Weiber die mich kannten
Mich liebevoll nur Mauser nannten.
Island, Shetland‘s, Orkney‘s , die Farör,
Habe ich gar oft gesehen.
Doch durch des Sundes Nadelöhr
Auf Heimatkurs gen Süd zu gehen,
Hab ich, ich sag‘s unumwunden,
Als das Schönste stets empfunden.
Obwohl der Norden mir gefiel;
Am Schönsten war es doch in Kiel.
Jede Kneipe war die meine
Und auch manche nette Kleine
Knackig frische Kieler Sprotte.
Schön war das Leben bei der Flotte.
Auch in Flensburg, Lübeck, Travemünde
Gab es zum Landgang gute Gründe.
Und die Eckernförder Bucht
Habe ich oft heimgesucht.
In jedem verträumten Ostseestädtchen
Kannte ich ein süßes Mädchen.
Vor Dahme, Grömitz, Pelzerhagen
Wo wir oft vor Anker lagen
Kam zu mir und manchem Lord
Manch süßes Mäuschen nachts an Bord
Ohn` dass es jemand wurd gewahr.
Ach was war das wunderbar.
Ach ich kann dir gar nicht sagen
Wie schön Labö und Elmschenhagen
Sind in einer lauen Nacht“.
Der Feldmarschall hat kurz gelacht
Dann drängte er: „Erzähl mir mehr
Denn so was kennt man nicht beim Heer“!
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Was Pfiffigquatsch im Vers gedichtet
Dem Feldmarschall hat noch berichtet,
Das mach in Kürze ich profund
Euch in der nächsten Folge kund.
wird fortgesetzt
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