Mittwoch, 2. November 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 53

Pfiffigquatsch berichtet über

seine Dienstzeit bei der Marine


n der

MUS ein Obermaat

Mich bestens ausgebildet hat.

Der hat mir alles beigebracht

Was man braucht um eine Schlacht

Draußen auf hoher See zu schlagen.

Wie er hieß kann ich nicht sagen

Denn es ist schon zu lang her.

Ich erinn‘re mich nicht mehr.

Er nannte sich, das weiß ich noch

Dompteur im Zirkus Plön

Und wollte dass man vor ihm kroch.

Ach was war es mit ihm schön.

Doch fest steht, er war ein Experte!

Was der Mann mich alles lehrte

Werde ich niemals ihm vergessen.

Ein Wissen hat der Mann besessen,

Es war unglaublich¸ noch nie zuvor

Hatte ich einen so wie ihn

Kennengelernt. Doch wir mir schien

Fehlte es ihm an Humor.

Er duldete keinen Widerspruch.

Schon beim leisesten Versuch

Ihm einmal kurz zu widersprechen

Verwies er darauf, dass beim Militär

Widerspruchslos zu gehorchen wär.

Er wollte mir das Rückgrat brechen.

Doch das hat er nicht geschafft.

Neben Intellekt und Kraft

Und seinem einschüchternden Blick

Hatte den Mann auch noch Geschick.

Er kannte jeden Seemannsknoten.

Was immer er in seine Pfoten

Nahm das hatte Hand und Fuß.

Als erstes lernten wir den Gruß

Wie es beim Militär ist Mode

Und wie man ja sagt mit Methode.

Damit wir das auch schnell begriffen

Wurden wir zurechtgeschliffen

Und was das Jasagen betraf

Das lernten wir dort all im Schlaf.

Denn dazu, statt `nem Hund der bellt

War dort ein Esel angestellt,

Er hieß mit Namen Fridolin.

Ich erinnere mich gut an ihn.

Denn ich war lang genug ja da.

Der schrie die ganze Nacht iJa, iJa.

Als ob er am Verrecken wär.

So hat in Plön beim Militär,

Indem wir wurden all verhöhnt,

Mittels Gehorsamspflicht und Schliff,

Man uns an den Betrieb gewöhnt

Wie er an Bord von einem Schiff,

So sagte man uns wäre Mode.

Mit dieser Ausbildungsmethode

Bracht er uns auch das Pullen bei

Weil das an Bord sehr wichtig sei,

So hat der Obermaat gesagt,

Wenn auf See, fern von zu Haus,

Die Maschine fällt mal aus

Und keinen von uns erst gefragt

Ob uns die Sache Spaß auch macht.

Er hat uns noch manches beigebracht

Was für einen Seemann neben

Gehorsam wichtig ist im Leben.

Auch das Marschieren, links zwo, drei;

Und das Singen brachte er uns bei.

Auch wie man seine Schuhe putzt

Und dafür die Spucke nutzt

Falls keine Schuhkrem ist zur Hand

Manches ich ganz lustig fand.

Was er uns hat beigebracht

Zum Beispiel wie Reinschiff man macht.

Da hatte der Dompteur was los.

Ja in Kleinigkeiten war er groß

Auch wie man Schummelfliegen bindet

Ohne dass man sich lang schindet

Und wie man angetreten steht

Mühelos und unumwunden

An Oberdeck für ein paar Stunden

Auch wenn an Bord der Wind mal weht.

Wie man, dass es ihm gefällt,

Seinen Spind in Ordnung hält.

An was man den stolzen Hahn erkennt

Der an Bord Kap‘tän sich nennt.

Und noch viele andre Sachen

Die den Lord zum Seemann machen

Brachte uns der Obermaat

Damals bei. Als Mann der Tat

Lehrte er uns gar das Schießen.

Er meinte, es wär nicht auszuschließen,

Dass eines Tages wir beim Heer

Landen und dass ein Schießgewehr

Man uns andreht dort als Braut

Anstelle einer grauen Kriegsschiffshaut“.

Der Feldmarschall spitzte die Ohren.

„Was hast du hier bei uns verloren

Wenn du von Haus aus Seemann bist“?

„Das ist an meinem Los der Mist“,

Sprach Pfiffigquatsch. Nach zwanzig Jahren

Die ich bin zur See gefahren,

Bekam der Käp‘ten Muselmann,

Einer der vielen hier nicht genannten

Anderen stolzen Kommandanten,

Die ich erleben durfte all an Bord,

Heraus, dass ich nicht schwimmen kann.

Deshalb musst‘ ich fort von dort.

Ich musst‘ mein Seefahrtsbuch abgeben

Und kam zum Stab an Land. Das Leben

Am Schreibtisch dort hat mir missfallen;

Und das sagte ich auch allen.

Deshalb galt ich als Außenseiter.

Während auf der Karriereleiter

Die Jasager allesamt nach oben

Kamen, wurd ich abgeschoben.

Man wusste nicht wohin mit mir.

Auf diese Art kam ich zu dir“!

Der Feldmarschall staunte: „Interessant“

Sprach er, „als mein Adjutant

Kannst du besser dich verdingen.

Du wirst es bis zum Oberst bringen.

Ich weiß, du bist kein Leisetreter.

Ich brauch schon lang `nen Stellvertreter.

Mit deinem Wissen bist du hier

Am rechten Platz als Offizier.

Doch jetzt wo unsre Männer graben

Wir beide etwas Zeit noch haben.

Du könntest mir noch mehr erzählen.

Bericht mir von den Admirälen,

Vom Kapitän, dem Steuermann, dem Lord,

Wie man die Mäus all nennt an Bord.

Erzähl mir was von deinen Reisen

Und von all den leck‘ren Speisen

Die es an Bord zu essen gab.

Bericht von deiner Zeit beim Stab

Doch zu allererst vom Meer,

Von Schiffen, Romantik, Wind und Wogen.

Wir kennen solches nicht beim Heer.

Auch ich hätt‘ es einst vorgezogen

Zur See zu fahren, so wie du;

Doch fehlte mir der Schneid dazu“!

Pfiffigquatsch lachend: „Es begann

In den sechziger Jahren irgendwann

Auf dem Minensuchboot Minden.

In Cuxendorf am Elbestrand

Wie es im Marschbefehle stand,

Sollt ich mich an Bord einfinden.

Ich war noch gar nicht ganz an Bord

Da liefen wir aus in Richtung Nord

Um das Nordmeer ohn‘ zu Säumen

Von Minen wieder frei zu räumen,

Die unsre Väter angstbewegt

Hatten dort einst ausgelegt.

Man wollt dem Feind den Weg versperren

So dachten wohl die hohen Herren

Von der Admiralität.

Doch dazu war es längst zu spät.

Sie hatten kaum damit begonnen

Da war der Krieg bereits verwonnen.

Glaub mir, ich sag‘s dir wie es war.

Riesengroß war die Gefahr

Für die Schifffahrt lang geblieben,

Durch Minen die im Wasser trieben.

Doch wir räumten auf und ich

Beteiligte sehr fleißig mich.

Jahrelang fuhr kreuz und quer

Ich auf der Nordsee hin und her.

Mancher von uns ungelogen,

Ist dabei in die Luft geflogen.

Doch so ist das nun einmal;

Schwund ist schließlich überall

Tausend Minen räumten wir;

Dann war sauber das Revier“.

„Erzähl, erzähl, erzähl noch mehr,

Denn so was gibt es nicht beim Heer“

Forderte der Feldmarschall.

Pfiffigquatsch im Redeschwall

Fuhr fort: „dann kam ich auf die Lahn.

Von der Seefahrt angetan

Fuhr ich auf dem Tender weiter.

Der war größer, länger und auch breiter

Das ist auch dir doch sicher klar,

Als es das Minensuchboot war.

Zwei Jahre pflügte ich die See

Auf diesem Kahn. Was Luv uns Lee

Was Steuerbord und Backbord heißt

Lernte ich. Gar weit gereist

Bin ich in diesen beiden Jahren.

Die Ostsee habe ich befahren.

Von Kiel, dort war das Schiff zu Haus,

Fuhren wir aufs Meer hinaus.

Vor Fehmarn und Bornholm im Wellenschaum

Durchkreuzten wir den Ostseeraum.

Bis hinauf nach Schweden

Kannte ich damals jeden

Hafen und jedes Mägdelein

Vorausgesetzt wir liefen ein.

Karlskrona – Stockholm – Västervik,

Flagge zeigen, kalter Krieg

Hieß die Parole einst auf See.

Ich fuhr als Obermaat in spe.

Im Verband mit Stinkeröhren

(gemeint sind die alten, vor Kriegsende versenkten und

nach dem NATO-Beitritt der Bundesrepublik wieder gehobenen

und instand gesetzten einstigen Unterseeboote „Hai“, „Hecht“

und „Wilhelm Bauer“)

Passierten via Helsingören

Wir den Sund gut hundert Mal.

Stürmische Wochen ohne Zahl.

Ohn‘ dass ich mich ließ erst lang bitten

Hab manchen Orkan ich abgeritten.

Doch hart im Nehmen, ohn‘ zu motzen

Lernte ich gar schnell das Kotzen.

Der Bootsmann hat es mich gelehrt:

„Von der Stirne heiß,

Rinnen muss der Schweiß.

Ein schlechter Magen ist nichts wert“,

Hat als ich spuckte, er gelacht

Und seinen Jux sich draus gemacht.

„Kotz bis im Hals als letztes Ding

Du spürst `nen warmen Runzelring;

Dann höre auf sofort zu spucken.

Den musst du wieder runterschlucken;

Den Ring brauchst später du als Loch,

Glaub mir, im Leben öfter noch“.

So hat er mich verhöhnt

Und mir das Kotzen abgewöhnt.

Heut weiß ich es; er hatte Recht

Denn ohne dies ging’s wirklich schlecht.

Der Feldmarschall lachte. Er verstand.

„Warst du denn auch mal an Land“?

So fragte er dann höchst gerissen.

Er wollte, so schien es, nur wissen

Was ein Seemann in der Nacht

Alles so fern der Heimat macht.

Pfiffigquatsch mit flinkem Wort

Fuhr darauf erklärend fort:

„Bergen, Oslo, Haakonsvern.

In Norwegen war stets ich gern.

Trondheim, Stavanger, Kristiansand,

Bodö, Tromsö und Narvik gar,

Damals meine Heimat war.

Der Norden hat’s mir angetan.

Auf dem grauen Kieler Kahn

Fuhr ich durch Kälte, Sturm und Eis

Weit über den polaren Kreis

Hinauf das Nordlicht zu genießen.

Friedlich ohne Blutvergießen

Kreuzte zu Troxartes Ehre

Ich im Norden alle Meere.

Dänemark samt Kopenhagen,

Arhus, Esbjerg, Gedser, Skagen

Haben damals wir besucht.

Geankert in der Jammerbucht

Hab ich sicher tausendmal.

Am Skagerrak und Kattegat

War ich daheim in jeder Stadt.

Ich hatte stets die freie Wahl

Und die Weiber die mich kannten

Mich liebevoll nur Mauser nannten.

Island, Shetland‘s, Orkney‘s , die Farör,

Habe ich gar oft gesehen.

Doch durch des Sundes Nadelöhr

Auf Heimatkurs gen Süd zu gehen,

Hab ich, ich sag‘s unumwunden,

Als das Schönste stets empfunden.

Obwohl der Norden mir gefiel;

Am Schönsten war es doch in Kiel.

Jede Kneipe war die meine

Und auch manche nette Kleine

Knackig frische Kieler Sprotte.

Schön war das Leben bei der Flotte.

Auch in Flensburg, Lübeck, Travemünde

Gab es zum Landgang gute Gründe.

Und die Eckernförder Bucht

Habe ich oft heimgesucht.

In jedem verträumten Ostseestädtchen

Kannte ich ein süßes Mädchen.

Vor Dahme, Grömitz, Pelzerhagen

Wo wir oft vor Anker lagen

Kam zu mir und manchem Lord

Manch süßes Mäuschen nachts an Bord

Ohn` dass es jemand wurd gewahr.

Ach was war das wunderbar.

Ach ich kann dir gar nicht sagen

Wie schön Labö und Elmschenhagen

Sind in einer lauen Nacht“.

Der Feldmarschall hat kurz gelacht

Dann drängte er: „Erzähl mir mehr

Denn so was kennt man nicht beim Heer“!

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Was Pfiffigquatsch im Vers gedichtet

Dem Feldmarschall hat noch berichtet,

Das mach in Kürze ich profund

Euch in der nächsten Folge kund.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.