Mittwoch, 16. November 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 63

Das traurige Ende des Seehelden

Pfiffigquatsch


ravo“

schrie der Feldmarschall:

„Macht euch klar zum Überfall“:

Dann befahl dem grauen Heer

Schnellstens anzutreten er.

Als die Truppe endlich stand

Grüßte stolz er mit der Hand.

„Gut gemacht“ sprach er dabei.

„Für eure zähe Wühlerei,

Für euer unentwegtes Graben

Sollt ihr `ne Belohnung haben.

Alle die beteiligt waren,

Da wird die Armee nicht sparen,

Bekommen einen Orden.

Nun gilt es erst die grünen Horden

Auf Pausbacks Insel zu besiegen.

Weil sie in Sicherheit sich wiegen

Werden wir sie überrumpeln.

Pausback und seinen Quakfroschkumpeln

Wird der Garaus nun gemacht.

Es wird unsre letzte Schlacht;

Das versprech‘ ich hoch und heilig,

Sein im gottverdammten Krieg.

Seid tapfer all, dann wird’s ein Sieg.

Ich weiß, ihr habt wie ich es eilig;

Morgen schon sind wir zu Haus.

Also tobt euch nochmal aus!

Dann stellte er den Leutnant vor:

„Mein Adju hier vom Navy-Korps

Führt drüben euch durch Sumpf und Matsch.

Wortlos grüßte Pfiffigquatsch

Indem er zackig salutierte

Und ein Lächeln inszenierte

Das der Truppe sollte zeigen

Wie viel Mut er nannt‘ sein eigen.

Das hätt‘ er nicht im Traum gedacht,

Dass er in der Entscheidungsschlacht

Ganz vorne durfte mitmarschieren

Um Pausbacks Land zu okkupieren.

Der Feldmarschall sprach zu ihm: „Du

Machst die Arbeit, ich schau zu

Wie Du für mich den Krieg gewinnst.

Dort vom Maulwurfhügel aus

Wie zusteht es `ner Feldherrnmaus,

Lass ich den Trompeter blasen.

Dann beginnt ihr loszurasen.

Ich bin gespannt wie du’s beginnst.

Ich greif‘ nur dann ein ins Geschehen

Falls wider Erwarten ich sollt sehen

Dass mit meinem Ratschlag ich

Müsste unterstützen dich.

Der Leutnant salutierte stolz.

Dann brach es aus dem Unterholz

Sich einen Stab fix ab aus Rohr.

Er kam sich wie ein Feldherr vor.

Er stieg auf einen Fels hinauf

Und sprach zum Heer: „Nichts hält uns auf.

Ich führe euch; seid nur nicht bang.

Nun dauert es ja nicht mehr lang;

Zwei Stunden noch, dann ist der Sieg

Der unsere und vorbei der Krieg.

Also hängt euch nochmal rein;

Die Schlacht muss erst gewonnen sein;

Dann wurd er deutlicher. Fast barsch

Gab der Truppe ohne Hehl

Er zum Einmarsch den Befehl:

„Reihe rechts im Gleichschritt Marsch“.

Nacheinander Maus um Maus

Lief zum Tunnel. Er voraus.

Die Armee in langer Reih

Zog am Feldmarschall vorbei;

Marschierte durch den schwarzen Schlund,

Und verschwand im Untergrund.

Der Feldmarschall grüßte die Truppe.

Nachdem die letzte Zehnergruppe

Im dunklen Loch verschwunden war

Stieg er auf den Maulwurfhügel

Um dort, fernab von der Gefahr

Zu sehen wie die Frösche Prügel

Drüben über des Teiches Wogen

Von seiner Truppe nun bezogen.

Doch es sollte anders kommen

Als er es sich vorgenommen.

Als er auf dem Hügel war

Um die Schlacht binokular

Sich durchs Fernglas anzusehen,

Strauchelte er aus Versehen

Über einen Grashalm der

Ihm dort im Weg lag quer.

Er stürzte ab. Im Missgeschick

Brach unten er sich das Genick

Als er auf einen Fels aufschlug.

So endete nach steilem Fall

Vom Maulwurfberg der Feldmarschall.

Das Fernglas, das er bei sich trug,

Zu ihm im krassen Gegenteil

War noch, als er längst tot war, heil.

Weil ihr Körper nicht mehr lebte

Verließ die Seel ihre Bleibe.

Aus dem inzwischen kalten Leibe

Sie in Richtung Hades schwebte.

Im Überfluge sah sie noch

Wie drüben auf der andern Seite

Der Leutnant aus dem Tunnel kroch

Entschlossen, kampfbereit zum Streite.

Während die arme Seel am Styx

Für eine Überfahrt de Luxe,

Auf den Fährmann musste warten

Konnt‘ Pfiffigquatsch den Angriff starten.

„Wir haben“ dacht er “leichtes Spiel.

Nun fehlt zum Endsieg nicht mehr viel“.

Dann gab er die Befehle aus.

Seine Männer, Maus für Maus,

Standen alle hinter ihm.

Der Leutnant dachte maritim

Und teilte schnell die Truppe auf.

„Ihr drei“ sprach er “im Dauerlauf

Rennt zum Hafen und legt Feuer

An Pausbacks Schiffe. Denkt dran euer

Auftrag muss erledigt sein

Bevor die Frösche treffen ein.

Zu Barfußflitzer sprach er „du

Hast das Kommando, nun sieh zu,

Dass der Befehl ohne Verzug

Ausgeführt wird. Vorn am Bug

Brennen Holzschiffe am besten“!

„Der Wind steht gut, er kommt aus Westen“

Grinste Barfußflitzer brav.

Die Frösche halten Mittagsschlaf.

Gleich lernen sie uns Mäuse kennen.

Wir werden sie allesamt verbrennen“.

Gesagt, getan die Mäuserotte

Legte Feuer an die Flotte.

Hundert Schiffe lichterloh

Brannten; kurz drauf ebenso

Wie des Königs Luxusyachten.

Was die Mäus‘ im Hafen machten

War vollkommen. Dass es die Analogie

War zur Ilias-Patroklie

Konnte man nicht übersehen.

Was weiter dann noch ist geschehen

Ist schnell erzählt: Die Frösche kamen

Manchen sie gefangen nahmen.

Versteckt im Schiffrohr, nah den Schiffen

Ward Barfußflitzer aufgegriffen.

Vom Feuerlegen noch erschöpft

Hat man ihn sofort geköpft.

Sein Haupt wurd zum Palast gebracht.

Was damit wurde dort gemacht

Ist geheim, doch das Tablett

Fand man unter Pausbacks Bett

Wie auch des Leutnants nackte Leiche.

Pausback der tapfere und einfallsreiche

Feldherr nahm in der Tunnelsache

Nun an den Mäusen furchtbar Rache.

Nachdem er ihn hat totgeschunden

Hat Pfiffigquatsch er festgebunden

Denn er wollt nicht dass er flieht

Und am End‘ noch mehr geschieht

Was ihm wie manchem andern schon

Kosten könnt sogar den Thron.

Es schien als wollt nach dem Erkalten

Den Leichnam er für sich behalten.

Er hat sich nicht davor gegraust.

Mit dem Schwerte in der Faust

Verteidigte den Toten er.

Als ob’s sein eigner Körper wär

Hat den Leichnam in der Nacht,

Dass ihn keiner stiehlt bewacht.

Wie Achill einst bei Homer

Gab Hektors Körper nicht gleich her,

Erhoffte der König offenbar,

Dass ein Geschäft zu machen war.

Doch keiner von den Mausheergrößen

Kam um den Leichnam auszulösen.

Am Ende nahm sich schließlich dann

Apollo selbst des Leichnams an.

Seither nennt man den Filius

Vom alten Zeus auch Smintheus.

Pfiffigquatsch in jener Stunde

Wurde zum Seehelden erhoben.

Besonders an der Küste oben,

Wo er in Schlicktau war zu Haus

Verehrt man sie heute noch die Maus

Die Pausbacks Seeherrschaft und Macht

Ein Ende beinahe hätt gemacht.

Als Seeheld Nummer eins der Mäus

Wird er verehrt wie dereinst Zeus.

Somit erfüllte sich das Wort

Das im alten Steinbruch dort

Apoll orakelnd dem Epheben

In Delphi hatte vorgegeben:

„Du wirst es bis zum Feldherrn bringen

Und die halbe Welt bezwingen“!

Von Augustus C. Oktavian

Trat Pfiffigquatsch das Erbe an.

Sein Name nach der Apotheose

Ist “Pfiffigquatsch-Soter-der Große“

Sein Bild hängt heut in einer Reih

Neben Phromion’s Konterfei

Themistokles rechts davon.

Dann Pytheas, Kimon und Konon.

Daneben Alkibiades.

Ihm folgt der Seeheld Polykrates.

Rechts außen hängt Lysander;

Über allen Alexander.

Agrippa, Pompeius, Livius,

Demochares, Catutus, Duilius,

Kleitos der Weiße, Demitrios,

Polyxenidos und Antigonos

Hängen alle dort putzmunter

Traditionsgemäß darunter.

Noch ein Stückchen tiefer dann

Schließen sich weitere Helden an.

Durcheinander nun genannt

Ist mancher heute noch bekannt.

Blake, Buchanan, Cook, und Cartier,

Lothar von Arnauld de la Perière,

Dönitz, Gama, Hipper, Hood,

Ito, Fletcher, Collingwood,

Vespucci, Cortenaer, Curbet,

Dondolo, Dias, Drake, Duperrè,

Weddingen, Rogge, Maggelan,

Tromp, De Ruyter, Don Juan,

Kolumbus, Nelson, Forbin, Lee,

Kretschmer, Prien, Lütjens, und Spee,

Skram, de Grasse, Andrea Doria,

Yamamato, Jean Bart und Gazzana,

Hersing, Bazan, Beatty, Ding,

Müller, Lüth, Cheng-Ho und King,

Tirpitz, Kanaris, Raeder, Scheer,

Nimitz und noch hundert mehr.

Allesamt in DIN A zwo

Als Bildnis aufgebaumelt so

Der Reihe nach die Helden

Um der Nachwelt zu vermelden,

Dass alle Kriege und heroenhaften Schlachten,

Den Völkern außer Leid nichts brachten.

Die namhaftesten Krieger aller Zeiten

Aus aller Herrenländer Breiten,

Schaut man ihre Bilder an

Erinnern heute uns daran,

Was uns ihre Taten gaben

Und welchen Wert die Flotten haben

Die zwischen Troms/Feuerland Kiel und Rügen

Auch heut die Meere wieder pflügen.

Die Männer die vom Ruhme künden

In einer Reihe heute stünden,

Mit Helden die wir alle kennen.

Deren Namen hier zu nennen

Wäre allzu müßig hier;

Doch Ihre Taten kennen wir!

Von ihren Leuten nirgendwo

Ein Name bleibend aufgeschrieben,

Obgleich auch die geradeso,

Jedoch, und das ist der Skandal

In hunderttausendfacher Zahl

Sind wie sie auf See geblieben.

Wie all die Lords die anonym

Auf ihren Schiffen sind ersoffen

Gab‘s für die Mäus die ungestüm

Dem Leutnant gefolgt waren, kein Hoffen.

Die Frösche hatten sich gesputet

Und den Tunnel fix geflutet.

Die armen Nager saßen alle

Auf Pausbacks Insel in der Falle.

Alle sind ermordet worden.

Der König sparte so die Orden

Die der Oberfeldmarschall

Die großmäulige feige Ratte

Ihnen allen für den Fall

Des Schlachtensiegs versprochen hatte.

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Was weiter dann im Krieg geschah,

Werde ich demnächst berichten

So wie es Aristoquakes sah

Der mir erzählt hat die Geschichten.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.