Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 52
Pfiffigquatsch der Adjutant
und andere Mäuse-Helden
der König sich besann
Sprach er die vier noch einmal an:
„Also gut, versucht‘s nochmal.
Meldet euch beim General.
Er soll euch, was ihr fordert, geben.
Doch wenn es wieder geht daneben
Werd‘ ich, das ist ein Versprechen,
Euch einzeln all die Hälse brechen“.
Gesenkten Haupt’s schlichen die vier
Zum General. Der Offizier
Hörte sich ihre Wünsche an.
„Oha, hunderttausend Mann
Wo nehme ich denn die nur her?
Ich hab ja selbst bald keine mehr“.
Er grübelte und dacht und dann
Rief er Broteinstipper an.
Der war beim Einsatzstab Major.
Dem trug sein Anliegen er vor.
„Tut mir leid“ sprach der „das Personal
Wird knapp, vielleicht ein andermal“,
Der General mit Habitus
Wählte erneut. „Mus Musculus“
Dacht er bei sich, „hat ganz bestimmt
Soldaten übrig die er nimmt
Um die geschwächten Truppen zu ergänzen
Um selbst beim Rex damit zu glänzen.
Ein kurzes Piepen, nochmal dann
War der Feldmarschall schon dran.
„Tut mir leid, das Groß von allen
Meinen Männern ist gefallen.
Ich habe nur noch Reservisten
Und ein paar schäbige Zivilisten“.
So sprach Mus Musculus zu ihm
Und riet, was nicht ganz legitim,
Vom Galgenhumor wohl schon besonnt;
„Schick die Weiber an die Front“!
Dann wünschte er, es klang obszön:
„Mach‘s gut mein Freund, nun siegt mal schön“!
Der General dacht lange nach
Wie er regeln könnt die Sach‘.
Er musst‘ nebst Männern ja auch Waffen
Für den Fronteinsatz beschaffen.
Während der Mausoff’zier noch dacht
Haben die Frösche wahrgemacht
Was Fromkind des Königs Schwiegersohn
Hatte angekündigt schon.
Auf dem höchsten Berg im Land
Setzten sie als Siegeszeichen
Ein Schild worauf geschrieben stand.
„Hoch lebe Pausback, Ausrufzeichen“!
Indessen sammelte im Rohr
Die Mausarmee sich. Korps für Korps
Schwenkte ein, brach ab die Flucht.
Ein Offizier mit Manneszucht,
Der Feldmarschall von Murinäe,
Ein Haudegen, kampfesfroh und zäh
Hatte, er wollt es nochmal wissen,
Den Befehl an sich gerissen
Denn die Flucht war nicht sein Ding.
Obwohl auch er am Leben hing
Dachte er mit Sachverstand
„Das wichtigste ist unser Land.
Das darf nicht an die Grünen fallen
Oder an ihre Frosch-Vasallen“.
Er befahl den Truppenführen: „Schnell
Bewegt euch gefälligst“! Beim Appell
Hat er sie dann ausgezählt:
Der Ton den er dabei gewählt
War nicht, das sollt‘ er auch nicht sein,
Konziliant bedacht und fein.
Doch jedes Wort saß wie ein Stich.
Man hat noch lang erinnert sich
An das was gänzlich ungefragt,
Der Feldmarschall hat da gesagt.
Die Flüche die ganz unverhohlen
Der Tapfere schrie zu wiederholen
Unterlassen lieber wir
In diesem kurzen Poeme hier.
Die Rede hatte sich gewaschen!
Der letzte Satz hieß „Marsch ihr Flaschen;
Ab nach vorn mit Zuversicht;
Feigheit im Kriege ziemt sich nicht“!
So kam es, dass die Mausarmee
Erneut formierte sich am See.
Pausbacks Insel galt es einzunehmen
Die im Teich gleich einem Schemen,
Wie ein gefürchteter Zyklop
Sich durch Dunst und Wasser hob.
Murinäe der Feldmarschall
Rief die Führer zu sich all.
„Männer“ sprach er beim Rapport
„Seht ihr die Insel drüben dort.
Pausback hält sich dort verborgen.
Wir müssen uns ein Schiff besorgen
Und seinen Seepalast erstürmen“!
„Die Wächter auf den Binsentürmen“
Wandte der Hauptmann Jorkser ein,
„Werden den König alarmieren.
Das würde unser Ende sein
Denn ihr kennt sie ja die Wut
Von dem grünen Tunichtgut“.
„Wir müssen was anderes probieren“
Gab Pfiffigquatsch in aller Ruh,
Der Leutnant seinen Senf dazu.
„Es muss uns irgendwie gelingen
Auf Sehbolds Insel vorzudringen“
Fuhr er fort im Pflichtgehaben;
Wir sollten einen Tunnel graben“!
„Das ist die Lösung. Genial“
Lobte ihn der General.
Selbst der Feldmarschall war platt.
„Leutnant Pfiffigquatsch gestatt‘,
Dass ich, weil ich keinen klüger‘n kenn,
Dich zum Oberst nun ernenn.
Einen Orden noch dazu
Und ab sofort sind wir per Du.
Du bist ab heut mein Adjutant
Und damit meine rechte Hand“.
Maus Pfiffigquatsch derart geehrt,
Sprach drauf: „Es wär empfehlenswert
Wenn wir zu graben gleich beginnen
Damit den Krieg wir bald gewinnen
Denn unsre Kinder hungern schon.
Vom kargen Front-Soldatenlohn,
Das muss ich Dir wohl nicht erklären,
Lassen sie sich kaum ernähren“.
„Du hast Recht auch dieses Mal“
Lobte erneut der General.
Dann folgten die Befehle barsch:
„Abteilung kehrt, Im Gleichschritt Marsch.
Das dritte Wühlmausbataillon,
Die vierte Erdmaus-Garnison,
Mit den Spaten schnell, zack, zack,
Und nun grabt ihr faules Pack“!
Hauptmann Microtinae vom dritten Zug
Man die Bauaufsicht antrug
Und Microtus agrestis sie
Übernahm die Sandwühl-Kompanie.
„Wühlt euch hinein in Mutter Erden;
Der Tunnel muss heut fertig werden
Sonst entkommt der Kriegs-Moloch
Pausback uns am Ende noch“.
So hat der Hauptmann routiniert
Seine Soldaten motiviert.
Die Mäus, dem Hauptmann untertan
Strengten sich ganz besonders an
Denn sie dachten an zu Haus
Und dass der Krieg wär bald nun aus.
Die Befehle, Schlag auf Schlag
Brachten bald drauf schon Ertrag.
Ein Tunnel wurde ausgehoben
Den heut noch alle Schriften loben.
Der Bauplan dafür offenbar
Von David übernommen war.
Der, Jerusalem einst einzunehmen,
Musst sich auch dazu bequemen
Durch ein Schlupfloch einzudringen
Um Zions Mauern zu bezwingen.
Während die grauen Mäusebuben
Fleißig sich durchs Erdreich gruben
Hielt der Feldmarschall `nen Klatsch
Mit dem Major von Pfiffigquatsch.
„Sag mal, wo hast du denn studiert“?
Fragte er diesen interessiert.
„Du kennst dich aus, du weißt Bescheid.
Auch bist du mutig und hast Schneid.
Sag mir, wer hat dich erzogen.
Nenne mir den Pädagogen
Welcher dich einst als Soldat
So exzellent beraten hat“.
Pfiffigquatsch druckste herum.
„Ich bin von Hause aus nicht dumm.
In Hamburg auf der Akademie
Erkannte gleich man mein Genie.
Man lud mich zu `nem Vortrag ein.
Mit andern Größen im Verein
Durfte ich Manfred Roeder hören
(angesprochen wird hier der Auftritt des Neonazis
Manfred Roeder in der Hamburger Führungsakademie
der Bundeswehr in den neunziger Jahren)
Auf den noch heute manche schwören.
Doch ich erkannt‘ den Lumpenhund.
Als Demokrat aus gutem Grund
Sind mir all die Speichellecker
Die des Redners Tatvollstrecker
Später wurden in der Truppe
Eine allzu braune Suppe
Von welcher ich als Offizier
Mich ganz entschieden distanzier“.
„Na brav“ sprach da der Feldmarschall.
Vergessen wir den Zwischenfall.
Wenden wir uns dem Filou
Pausback unserm Feinde zu.
Was schlägst du vor als Offizier?
Ich bitte Dich, verrat es mir“
Pfiffigquatsch dacht nach `ne Weile.
Dann sprach er: „Es wär zu unserm Heile
Wenn wir uns an die Bibel halten.
Die schlauen Juden einst die alten
Haben uns dort aufgeschrieben
Wie man einen Streit beginnt
Und wie zu agieren ist in Kriegen
Damit man sie auch all gewinnt.
Oder aber, nun sei Ohr,
Wir gehen nach der Iliade vor.
Eines solltest Du dir merken;
In diesen beiden Standardwerken
Ist der Krieg bis ins Detail
Beschrieben. Jede Sauerei
Ist erklärt: Manch Bibelwort
Führt sinngleich die Ilias fort.
Und umgekehrt im Zeitenlauf
Greift die Bibel manches auf
Was von Homer zuerst gedacht
Auf Papyrus wurd gebracht.
Wer von wem hat abgeschrieben
Ist ungeklärt bis heut geblieben.
Fest steht eines klipp und klar,
Dass Moses nicht Achilles war.
Doch beide waren Zeitgenossen
Die ihren Göttern aufgeschlossen
Und gläubig stets zur Seite standen.
Auch wenn die beiden sich nicht fanden
Weil zu verschieden die Kulturen
Dereinst waren um beim Plauschen
Ihre Gedanken einmal auszutauschen
Verknüpfen sich später ihre Spuren.
Die Forscher, dies steht außer Frage,
Sind sich einig heutzutage,
Dass die Autoren beider Werke
Schöpferkraft und Geistesstärke
Von äußerst weisen Demagogen
Aus dem gleiche Born bezogen.
Beide Schwarten sind gespeist,
Von jenem kriegerischen Geist
Der damals im antiken Land
Noch mehr denn heut im Kurse stand.
Die Ilias und die Bibel
Sind vom Stoff her kompatibel!
In beiden Werken höchst bigott
Weisen die Autoren Gott
Ohne jegliches Tabu,
Seinen Part im Kriege zu.
Das Alte Bibel-Testament
Zu Recht ein Kriegslehrbuch man nennt.
Bis in jede Einzelheit
Wird erklärt wie einen Streit,
Falls Einigung ist nicht in Sicht,
Man möglichst schnell vom Zaune bricht
Und wie man danach sich verhält,
Abgebrüht mit aller List
Damit die Schuld am Streit und Zwist
Stets auf den Widersacher fällt.
Eroberungs-, Religions-, Befreiungskriege,
Angriff, Belagerung bis zum Siege
Truppenaufmarsch, Sklavennahme,
Für all das macht das Buch Reklame.
Konflikte, Schlachten, Beutezüge;
Die Bibel nennt sie zur Genüge.
Die Autoren weisen die Schuld dem Herrn
Für all dies zu. Es liegt ihnen fern
Sich selbst der Mitschuld anzuklagen.
Den lieben Gott um Rat zu fragen
Wie man einen Krieg entfacht
Ist Frevel doch es wird gemacht.
Das Wort Heiliger Krieg ist Sünde!
Die Götter haben gute Gründe
Solchen Unsinn zu verdammen.
Da sie vom gleichen Vater stammen
Hätten sie alle zwar die Macht;
Doch eine solche Bruderschlacht
Wäre das End, das wissen sie.
Die BATRACHOMYOMACHIE
Verdeutlicht diesen Sachverhalt.
Indem man Homer dort parodiert,
Und verspottet jegliche Gewalt
Und man die Helden travestiert
Zu lächerlich komischen Figuren
Als Frosch- und Mäuse-Karikaturen,
Wird uns der rechte Weg gewiesen.
Der Frieden ist es! Eben diesen
Denk ich, seit wir angefangen
Uns zu streiten vor drei Tagen.
Gilt es wieder zu erlangen!
Das war es, was ich dir wollt sagen“!
Der Oberfeldmarschall war platt.
„Entschuldige Leutnant sprach er „gestatt‘
Dass ich dich frag danach woher
Du dein Wissen hast und wer
Dein Professor an der Uni war“.
„Ein Universitäts-Scholar
Bin ich leider nie gewesen.
Ich hab mir all das angelesen
Und autodidaktisch interessiert
Hab die Ilias ich studiert“;
Antwortetet geschult sublim
Bedächtig drauf der Leutnant ihm.
Und dann fügte er spontan
Auch das Folgende noch an.
„Bei Homer zu lesen heißt
Dass man schärft dabei den Geist.
Anhand seiner Werke habe ich
Ein bisschen schlauer gemacht mich.
Den Rest erfuhr ich auf der MUS“!
Der Feldmarschall total konfus
Fragte „was ist denn das nun wieder“?
Pfiffigquatsch drauf: „Setz dich nieder.
Dann erzähle ich dir noch mehr.
Die beiden setzten sich und dann
Der Leutnant mit dem Satz begann:
„Du kennst vermutlich nur das Heer“.
Dann fuhr er fort mir Denkermine.
„Wer was kann, geht zur Marine.
Dort diente ich in jungen Jahren.
Wie oft ich um die Welt gefahren
Bin, das weiß ich heut nicht mehr.
In Plön am See ging ich zur Lehr.
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Was sich dort hat zugetragen
Werd‘ ich das nächste Mal Euch sagen.
wird fortgesetzt
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