Teil 8 – 64
Nach der Schlacht ist vor der Schlacht
Festland bei Froschhausen
Fernab vom wilden Wasserbrausen
Kämpften indessen unverdrossen
Andere Helden festentschlossen
Ihren Herrschern Ehr zu bringen.
Mit Wut im Herzen und heißen Klingen
Schlug sich mancher tapf‘re Lurch
Bis nach Mausulina durch.
Einer nach dem andern fiel.
Im Lanzenstech- und Dolchstoßstil
Kämpften sich auch die Mäuse vor.
Der wackere Quakporch Konkolor
Ging wie immer voll aufs Ganze.
Er fiel von Samtfellstreichers Lanze.
Die riss ein Loch ihm in die Brust
Woran er schließlich sterben musst
Weil ihm die Luft blieb danach aus.
Auch, fürwahr, es war ein Graus.
Sein Kamerad Brutt Itschenkanter,
Als Kurzschwertkämpfer ein gewandter
Krieger, der immer treu an Quakporchs Seite
Gestanden hatte stets im Streite
Rächte verzugslos wutgeladen
Seinen toten Kameraden.
Wie Menalaos, Atreus Sohn
Kämpfte bei Homer einst schon,
So heldenhaft und zorngenährt
Hat Brutt im Kampfe sich bewährt.
Er alleine gegen drei.
Drei Hiebe, schon war es vorbei.
Auch nebenan ging’s hart zur Sache.
Zwei Gegner aus dem Boxsportfache
Hatten die Handschuh angezogen.
Einander nicht grad wohlgewogen
Schlugen sie sich ins Gesicht.
Gnade kannten beide nicht.
Ein Uppercut, `ne rechte Grade,
Ein Schwinger. Selbst in der Iliade
Ward nicht so hart wie hier gekämpft.
Obgleich vom Handschuh stark gedämpft
Ging die Maus nach einem Haken
Zu Boden. Auf dem grünen Laken
Lag zappelnd sie im weichen Moos.
Zwei Zähne aus der ob‘ren Reih‘
Felten ihr und unten drei
Und das Bewusstsein war sie los.
Es war ein klassischer Knock out.
Sie pfiff und quiekte tierisch laut.
Keckhöpper der Grüne, bieder
Sah auf seinen Gegner nieder.
Der atmete die Seele aus.
Dann war sie tot die Boxermaus.
Der Champion dachte: „Das war Mord“!
Drum warf er schnell die Handschuh fort.
Als Pausbacks treuer Untertan
Zog eine Uniform er an.
Mit Schwert und Helm nun ausstaffiert,
Zum Töten so legimitiert
Warf er sich im Übermut
In die Schlacht. Der Tunichtgut
Hat manche Maus im Krieg erstochen
Und vielen noch das Kreuz gebrochen
Dass sie nie wieder in der Schlacht
Haben einen Mucks gemacht.
Als ersten griff der Scharlatan
Sich den Mauser Knabberzahn.
Der wollt dem Zugriff sie entziehen
Und ins dichte Schilf entfliehen.
Doch Keckhöpper sportlich und gewandt,
Mit einem Sprung höchst elegant,
Erwische ihn am Schwanze noch.
Als er des Mausers Angstschweiß roch
Wusste der Frosch: „Ich hab gewonnen“.
Er nahm dem Gegner wohlbesonnen
Die Waffe ab. Sein eign‘es Schwert
Hat Knabberzahn das End beschert.
Es drang dem Armen hinterm Ohr
In der Schädel ein. Hervor
Ist es aus seiner Nas‘ gekommen.
„Hätt ich mein Schwert nicht mitgenommen“
Dacht die Maus in Ihrer Pein
Dann würd ich jetzt verletzt nicht sein.
Sie rannte los in ihrer Not.
„Schnell nach Hause in mein Loch“
Dachte sie als Letztes noch.
Dann war es aus und sie war tot.
Keckhöpper auf diese schnöde Art
Brachte hundert Gegner um.
Sein eignes Schwert blieb wohl verwahrt
In der Scheide und darum
Hatte der Frosch im Krieg gut lachen.
Ohne die Finger blutig sich zu machen
Schlug der nassschleimige Filou
Immer wieder tückisch zu.
„Töte, köpfe, erdolche oder spieße“
Wurde Keckhöppers Kampfdevise.
„Mit fremden Schwert `ne Maus entleiben
Und dabei selber sauber bleiben
Macht Spaß: Den bösen Gegner niederstrecken
Ohn‘ mit Blut sich zu beflecken
Ist eine saub’re Kampfmethode.
Er selbst kam durch ein Schwert zu Tode
Das ihm den Kopf vom Rumpf abhieb.
Was von ihm erhalten blieb
Ist seine kühne Strategie.
Nicht einmal Homer kannt‘ sie.
Auch ein and’rer hatte Pech.
Aus der Deckung heraus frech
Zielte ein Maussoldat mit Pfeil
Auf seines Gegners Hinterteil.
Puff-Cheek Quakus von Borgill,
Mitten drin im Kriegsgeschehen
Traf es so wie einst Achill.
Der Pfeil, wie konnte das geschehen,
Von Apollon wohl gelenkt,
Hat im Fluge sich gesenkt
Und fuhr den Frosch schmerzhaft in jene
Nach Achill benannte Sehne.
In der Ferse blieb er stecken.
Puff-Cheek nach dem ersten Schrecken
Nahm seinen ganzen Mut zusammen
Und zog mit einem schnellen strammen
Ruck den Pfeil aus seiner Hacke.
Da traf des Gegners Schwertattacke
Schonungslos den Invaliden.
Mit dem Pfeile in der Hand
Er kurz darauf sein Ende fand.
„Apoll hat gegen mich entschieden“
Dacht er noch „der Schweinehund“!
Dann kam seine Sterbestund‘.
Huckepadde Itschenkanter
Ein mit Bogrill artverwandter
(gemeint ist König Pausback der in der
angelsächsischen Literatur so genannt wird)
Grüner Hetsch aus dem Verstecke
Sprang hervor zum Rachezwecke.
Der Mörder warf das Schwert beiseite;
Die Stachelkugel wär im Streite
Besser geeignet, dachte er.
Huckepadde stieß den Speer
Mit voller Wucht ihm in die Weiche
Dass sie unten aus der Scham
Blutrot zum Vorschein wieder kam.
So starb Schrillpfiffner. Die Leiche
Hatte zwei Löcher. Durch das große
Machte die Seele ohn“ Getose
Aus dem Körper sich davon
Ab in Richtung Abaddon.
Sie hat es nicht mehr mitbekommen
Was danach ist vorgekommen.
Beiderseits die Reiterei
Griff ein nun in die Streiterei.
Der Rittmeister von Mausewitz
Auf seinem Schimmel Käslochspitz
Kam von Osten angeritten.
In etwa auf der Schlachtfeld-Mitten
Traf er dann auf Kolldux Schwobb
Welcher auf Höpper seinem Rappen
Vom Westen her im Froschgalopp
Anrückte samt seiner Knappen.
Die Waffen zum Gruß emporgesteckt
Erwies man sich zuerst Respekt.
Ritterlichkeit war gefragt.
Keiner hätte es gewagt
Den andern einfach umzureiten.
Die Tradition auf beiden Seiten
Verlangte, dass man sich von nah
Erst mal in die Augen sah,
Bevor den Gegner man dann grob,
Wenn möglich aus dem Sattel hob.
Die Rosse auf den Hinterhänden
Standen klar bereits zum Wenden;
Mit den Klingen ein Touchè,
Fairness bei der Hautevolee
Wurde schon immer groß geschrieben.
Im Kriege wirkte übertrieben
Wie sich das Reitervolk benahm.
Sie ritten wieder auseinander.
Als man erneut sich näher kam
Krachten die Lanzen und der Stander
Wurde vom Blut und Schweiß beschmiert.
Man hat so lange attackiert
Bis einer bei dem Ritterspiel
Letztendlich aus dem Sattel fiel.
So manche Lanze wurd‘ gebrochen.
Mancher Krieger arg zerstochen
Konnt‘ kaum sich noch im Sattel halten.
Gnade ließ erst dann man walten
Wenn der Gegner längst marod
Gestochen war oder aber tot
Für immer bis zum jüngsten Tag
Unterm Ross im Drecke lag.
Für die Knappen gab‘s kein Ruh’n.
Sie hatten allerhand zu tun
Denn ihre ritterlichen Herrn,
Brachen die Lanzen auch mal gern,
Für eine Dame nebenbei
Dass ihnen die gefällig sei.
So war die Arbeit ziemlich bitter
Neue Lanzen für den Ritter
Als dessen scharfe Angriffswaffen
Immer fix herbeizuschaffen.
Spalanx eine Blindwühlmaus
Schleppte vom Zwischenlager aus
Das angelegt war dort vom Tross,
Lanzen heran für ihren Boss.
Unverzagt, vor gar nichts bang,
Schlich sie sich am Knick entlang;
Zehn Lanzen und auch noch Ersatz
Für die Fahne hatten Platz
Auf ihrer Schulter. Für den Herrn
Schleppte sie die Sachen gern.
Quiek-Quiek, Quiek-Quiek, Quiektoria
Stand auf der Flagge. „Heureka“
Grölte ihr Ritter auf dem Pferd.
Bis jetzt war er noch unversehrt.
Ares stand im Ritterstreite,
Wie er annahm, ihm zur Seite.
Sechs Lanzen hatte er geknickt.
Sein Gegner Muldekäckert war,
So wie er selber offenbar
Ein guter Reiter, der geschickt
Einem jeden Lanzenspeer
Ausgewichen war bisher.
Mit neuer Lanze ritt sogleich
Er todesmutig wieder an.
Es folgte ein Husarenstreich
Den jedoch der Feind gewann.
Frosch Muldekäckert grinsend keck,
Entgegen jeder Eidespflicht,
Galoppierend schmiss mit Dreck
Und mit dem rechten Augenmaß,
Traf er den Fürsten Schinkenfraß
Mitten in sein Mausgesicht.
Geblendet so der Rittersmann
Sah nur noch verschwommen.
Als sein Ross noch bockte dann
Ist der Fürst im hohen Bogen
Vom Pferd aus in den Dreck geflogen
Und elend darin umgekommen.
Sein Gegner kannte kein Erbarmen.
Er stach die Lanze in der armen
Reiter der im Sumpfe lag.
Der hörte noch des Hufes Schlag
Von Muldekäckertes Ross.
„Oh verdammt“, dacht er bei sich
Wonach er klug dann weiter schloss:
„Ich glaube heut verliere ich“.
Er hatte Recht. Er ist verblutet.
„Ich hab zu viel mir zugemutet“
Dacht er beim letzten Atemzug.
Charon der Seelenfährmann dann
Nahm sich seiner Seele an.
Doch weil der Fürst hatt‘ nicht genug
Fährgeld für die Überfahrt
Im Leben für sie aufgespart,
Kam sie dort an mit leerer Büx.
Da warf Charon sie in den Styx.
Im glühenden, stygischen Wasser schwimmt sie
Noch heute, längst weichgekocht herum.
Der Weg zum Hades vis-a-vis
Oder gar bis ins Elysium
Bleibt ihr verwehrt! Die arme Maus
Geht niemals ohne Geld mehr aus!
Auf dem Schlachtfeld gnadenlos
Die Heroen kämpfend furios
Schlugen sich die Köpfe ein.
Das Schlachtfeld wurd‘ zum Meilenstein
Zwischen zwei Welten. Die Gegner waren
Allesamt sich längst im Klaren,
Dass der Unsinn den sie machten
Als die Mutter aller Schlachten
In die Geschichte eingeh’n musste.
Weil das ein jeder Krieger wusste
Und weil er ins Geschichtsbuch wollte
Es noch schlimmer werden sollte,
Und auch das war allen klar,
Als es inzwischen eh schon war.
Alle kämpften wie von Sinnen.
Zu siegen galt es. „Nur gewinnen
Zählt“, hat ein jedermann gedacht
Und das Beste draus gemacht.
Mit Ernst Moritz Arndt im Großgehirn
Bot dem Feinde man die Stirn.
Dem großen Dichter zugetan
Hielten Frösch‘ und Mäus‘ im Wahn
Sich an das was jung betagt
Der zum Krieg hatte gesagt.
„Der Gott der Eisen wachsen ließ,
Der wollte keine Knechte,
Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
Dem Mann in seine Rechte,
Drum gab er ihm den kühnen Mut,
Den Zorn zur freien Rede,
Dass er bestände bis aufs Blut,
Bis in den Tod die Fehde.
Lasst brausen, was nur brausen kann,
In hellen, lichten Flammen!
Ihr Krieger alle, Mann für Mann,
Fürs Vaterland zusammen!
Und hebt die Herzen himmelan
Und himmelan die Hände!
Und rufet alle Mann für Mann,
Die Knechtschaft hat ein Ende!
Lasst wehen, was nur wehen kann,
Standarten weh’n und Fahnen!
Wir wollen heut uns Mann für Mann
Zum Heldentode mahnen:
Auf, fliege stolzes Siegspanier,
Voran die kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
Den süßen Tod der Freien.“
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Was mit Ernst Moritz Arndt im Sinn
Die Tiere drauf im Felde trieben,
Hat wie schon seit Kriegsbeginn,
Aristoquakes aufgeschrieben.
Und der berichtet demnächst hier,
Damit die Welt erfährt und Ihr
Für was ein solches Kriegsgedicht
Nützlich ist und für was nicht.
wird fortgesetzt
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