Samstag, 19. November 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 64


Nach der Schlacht ist vor der Schlacht


uf dem

Festland bei Froschhausen

Fernab vom wilden Wasserbrausen

Kämpften indessen unverdrossen

Andere Helden festentschlossen

Ihren Herrschern Ehr zu bringen.

Mit Wut im Herzen und heißen Klingen

Schlug sich mancher tapf‘re Lurch

Bis nach Mausulina durch.

Einer nach dem andern fiel.

Im Lanzenstech- und Dolchstoßstil

Kämpften sich auch die Mäuse vor.

Der wackere Quakporch Konkolor

Ging wie immer voll aufs Ganze.

Er fiel von Samtfellstreichers Lanze.

Die riss ein Loch ihm in die Brust

Woran er schließlich sterben musst

Weil ihm die Luft blieb danach aus.

Auch, fürwahr, es war ein Graus.

Sein Kamerad Brutt Itschenkanter,

Als Kurzschwertkämpfer ein gewandter

Krieger, der immer treu an Quakporchs Seite

Gestanden hatte stets im Streite

Rächte verzugslos wutgeladen

Seinen toten Kameraden.

Wie Menalaos, Atreus Sohn

Kämpfte bei Homer einst schon,

So heldenhaft und zorngenährt

Hat Brutt im Kampfe sich bewährt.

Er alleine gegen drei.

Drei Hiebe, schon war es vorbei.

Auch nebenan ging’s hart zur Sache.

Zwei Gegner aus dem Boxsportfache

Hatten die Handschuh angezogen.

Einander nicht grad wohlgewogen

Schlugen sie sich ins Gesicht.

Gnade kannten beide nicht.

Ein Uppercut, `ne rechte Grade,

Ein Schwinger. Selbst in der Iliade

Ward nicht so hart wie hier gekämpft.

Obgleich vom Handschuh stark gedämpft

Ging die Maus nach einem Haken

Zu Boden. Auf dem grünen Laken

Lag zappelnd sie im weichen Moos.

Zwei Zähne aus der ob‘ren Reih‘

Felten ihr und unten drei

Und das Bewusstsein war sie los.

Es war ein klassischer Knock out.

Sie pfiff und quiekte tierisch laut.

Keckhöpper der Grüne, bieder

Sah auf seinen Gegner nieder.

Der atmete die Seele aus.

Dann war sie tot die Boxermaus.

Der Champion dachte: „Das war Mord“!

Drum warf er schnell die Handschuh fort.

Als Pausbacks treuer Untertan

Zog eine Uniform er an.

Mit Schwert und Helm nun ausstaffiert,

Zum Töten so legimitiert

Warf er sich im Übermut

In die Schlacht. Der Tunichtgut

Hat manche Maus im Krieg erstochen

Und vielen noch das Kreuz gebrochen

Dass sie nie wieder in der Schlacht

Haben einen Mucks gemacht.

Als ersten griff der Scharlatan

Sich den Mauser Knabberzahn.

Der wollt dem Zugriff sie entziehen

Und ins dichte Schilf entfliehen.

Doch Keckhöpper sportlich und gewandt,

Mit einem Sprung höchst elegant,

Erwische ihn am Schwanze noch.

Als er des Mausers Angstschweiß roch

Wusste der Frosch: „Ich hab gewonnen“.

Er nahm dem Gegner wohlbesonnen

Die Waffe ab. Sein eign‘es Schwert

Hat Knabberzahn das End beschert.

Es drang dem Armen hinterm Ohr

In der Schädel ein. Hervor

Ist es aus seiner Nas‘ gekommen.

„Hätt ich mein Schwert nicht mitgenommen“

Dacht die Maus in Ihrer Pein

Dann würd ich jetzt verletzt nicht sein.

Sie rannte los in ihrer Not.

„Schnell nach Hause in mein Loch“

Dachte sie als Letztes noch.

Dann war es aus und sie war tot.

Keckhöpper auf diese schnöde Art

Brachte hundert Gegner um.

Sein eignes Schwert blieb wohl verwahrt

In der Scheide und darum

Hatte der Frosch im Krieg gut lachen.

Ohne die Finger blutig sich zu machen

Schlug der nassschleimige Filou

Immer wieder tückisch zu.

„Töte, köpfe, erdolche oder spieße“

Wurde Keckhöppers Kampfdevise.

„Mit fremden Schwert `ne Maus entleiben

Und dabei selber sauber bleiben

Macht Spaß: Den bösen Gegner niederstrecken

Ohn‘ mit Blut sich zu beflecken

Ist eine saub’re Kampfmethode.

Er selbst kam durch ein Schwert zu Tode

Das ihm den Kopf vom Rumpf abhieb.

Was von ihm erhalten blieb

Ist seine kühne Strategie.

Nicht einmal Homer kannt‘ sie.

Auch ein and’rer hatte Pech.

Aus der Deckung heraus frech

Zielte ein Maussoldat mit Pfeil

Auf seines Gegners Hinterteil.

Puff-Cheek Quakus von Borgill,

Mitten drin im Kriegsgeschehen

Traf es so wie einst Achill.

Der Pfeil, wie konnte das geschehen,

Von Apollon wohl gelenkt,

Hat im Fluge sich gesenkt

Und fuhr den Frosch schmerzhaft in jene

Nach Achill benannte Sehne.

In der Ferse blieb er stecken.

Puff-Cheek nach dem ersten Schrecken

Nahm seinen ganzen Mut zusammen

Und zog mit einem schnellen strammen

Ruck den Pfeil aus seiner Hacke.

Da traf des Gegners Schwertattacke

Schonungslos den Invaliden.

Mit dem Pfeile in der Hand

Er kurz darauf sein Ende fand.

„Apoll hat gegen mich entschieden“

Dacht er noch „der Schweinehund“!

Dann kam seine Sterbestund‘.

Huckepadde Itschenkanter

Ein mit Bogrill artverwandter

(gemeint ist König Pausback der in der

angelsächsischen Literatur so genannt wird)

Grüner Hetsch aus dem Verstecke

Sprang hervor zum Rachezwecke.

Der Mörder warf das Schwert beiseite;

Die Stachelkugel wär im Streite

Besser geeignet, dachte er.

Huckepadde stieß den Speer

Mit voller Wucht ihm in die Weiche

Dass sie unten aus der Scham

Blutrot zum Vorschein wieder kam.

So starb Schrillpfiffner. Die Leiche

Hatte zwei Löcher. Durch das große

Machte die Seele ohn“ Getose

Aus dem Körper sich davon

Ab in Richtung Abaddon.

Sie hat es nicht mehr mitbekommen

Was danach ist vorgekommen.

Beiderseits die Reiterei

Griff ein nun in die Streiterei.

Der Rittmeister von Mausewitz

Auf seinem Schimmel Käslochspitz

Kam von Osten angeritten.

In etwa auf der Schlachtfeld-Mitten

Traf er dann auf Kolldux Schwobb

Welcher auf Höpper seinem Rappen

Vom Westen her im Froschgalopp

Anrückte samt seiner Knappen.

Die Waffen zum Gruß emporgesteckt

Erwies man sich zuerst Respekt.

Ritterlichkeit war gefragt.

Keiner hätte es gewagt

Den andern einfach umzureiten.

Die Tradition auf beiden Seiten

Verlangte, dass man sich von nah

Erst mal in die Augen sah,

Bevor den Gegner man dann grob,

Wenn möglich aus dem Sattel hob.

Die Rosse auf den Hinterhänden

Standen klar bereits zum Wenden;

Mit den Klingen ein Touchè,

Fairness bei der Hautevolee

Wurde schon immer groß geschrieben.

Im Kriege wirkte übertrieben

Wie sich das Reitervolk benahm.

Sie ritten wieder auseinander.

Als man erneut sich näher kam

Krachten die Lanzen und der Stander

Wurde vom Blut und Schweiß beschmiert.

Man hat so lange attackiert

Bis einer bei dem Ritterspiel

Letztendlich aus dem Sattel fiel.

So manche Lanze wurd‘ gebrochen.

Mancher Krieger arg zerstochen

Konnt‘ kaum sich noch im Sattel halten.

Gnade ließ erst dann man walten

Wenn der Gegner längst marod

Gestochen war oder aber tot

Für immer bis zum jüngsten Tag

Unterm Ross im Drecke lag.

Für die Knappen gab‘s kein Ruh’n.

Sie hatten allerhand zu tun

Denn ihre ritterlichen Herrn,

Brachen die Lanzen auch mal gern,

Für eine Dame nebenbei

Dass ihnen die gefällig sei.

So war die Arbeit ziemlich bitter

Neue Lanzen für den Ritter

Als dessen scharfe Angriffswaffen

Immer fix herbeizuschaffen.

Spalanx eine Blindwühlmaus

Schleppte vom Zwischenlager aus

Das angelegt war dort vom Tross,

Lanzen heran für ihren Boss.

Unverzagt, vor gar nichts bang,

Schlich sie sich am Knick entlang;

Zehn Lanzen und auch noch Ersatz

Für die Fahne hatten Platz

Auf ihrer Schulter. Für den Herrn

Schleppte sie die Sachen gern.

Quiek-Quiek, Quiek-Quiek, Quiektoria

Stand auf der Flagge. „Heureka“

Grölte ihr Ritter auf dem Pferd.

Bis jetzt war er noch unversehrt.

Ares stand im Ritterstreite,

Wie er annahm, ihm zur Seite.

Sechs Lanzen hatte er geknickt.

Sein Gegner Muldekäckert war,

So wie er selber offenbar

Ein guter Reiter, der geschickt

Einem jeden Lanzenspeer

Ausgewichen war bisher.

Mit neuer Lanze ritt sogleich

Er todesmutig wieder an.

Es folgte ein Husarenstreich

Den jedoch der Feind gewann.

Frosch Muldekäckert grinsend keck,

Entgegen jeder Eidespflicht,

Galoppierend schmiss mit Dreck

Und mit dem rechten Augenmaß,

Traf er den Fürsten Schinkenfraß

Mitten in sein Mausgesicht.

Geblendet so der Rittersmann

Sah nur noch verschwommen.

Als sein Ross noch bockte dann

Ist der Fürst im hohen Bogen

Vom Pferd aus in den Dreck geflogen

Und elend darin umgekommen.

Sein Gegner kannte kein Erbarmen.

Er stach die Lanze in der armen

Reiter der im Sumpfe lag.

Der hörte noch des Hufes Schlag

Von Muldekäckertes Ross.

„Oh verdammt“, dacht er bei sich

Wonach er klug dann weiter schloss:

„Ich glaube heut verliere ich“.

Er hatte Recht. Er ist verblutet.

„Ich hab zu viel mir zugemutet“

Dacht er beim letzten Atemzug.

Charon der Seelenfährmann dann

Nahm sich seiner Seele an.

Doch weil der Fürst hatt‘ nicht genug

Fährgeld für die Überfahrt

Im Leben für sie aufgespart,

Kam sie dort an mit leerer Büx.

Da warf Charon sie in den Styx.

Im glühenden, stygischen Wasser schwimmt sie

Noch heute, längst weichgekocht herum.

Der Weg zum Hades vis-a-vis

Oder gar bis ins Elysium

Bleibt ihr verwehrt! Die arme Maus

Geht niemals ohne Geld mehr aus!

Auf dem Schlachtfeld gnadenlos

Die Heroen kämpfend furios

Schlugen sich die Köpfe ein.

Das Schlachtfeld wurd‘ zum Meilenstein

Zwischen zwei Welten. Die Gegner waren

Allesamt sich längst im Klaren,

Dass der Unsinn den sie machten

Als die Mutter aller Schlachten

In die Geschichte eingeh’n musste.

Weil das ein jeder Krieger wusste

Und weil er ins Geschichtsbuch wollte

Es noch schlimmer werden sollte,

Und auch das war allen klar,

Als es inzwischen eh schon war.

Alle kämpften wie von Sinnen.

Zu siegen galt es. „Nur gewinnen

Zählt“, hat ein jedermann gedacht

Und das Beste draus gemacht.

Mit Ernst Moritz Arndt im Großgehirn

Bot dem Feinde man die Stirn.

Dem großen Dichter zugetan

Hielten Frösch‘ und Mäus‘ im Wahn

Sich an das was jung betagt

Der zum Krieg hatte gesagt.

„Der Gott der Eisen wachsen ließ,

Der wollte keine Knechte,

Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß

Dem Mann in seine Rechte,

Drum gab er ihm den kühnen Mut,

Den Zorn zur freien Rede,

Dass er bestände bis aufs Blut,

Bis in den Tod die Fehde.

Lasst brausen, was nur brausen kann,

In hellen, lichten Flammen!

Ihr Krieger alle, Mann für Mann,

Fürs Vaterland zusammen!

Und hebt die Herzen himmelan

Und himmelan die Hände!

Und rufet alle Mann für Mann,

Die Knechtschaft hat ein Ende!

Lasst wehen, was nur wehen kann,

Standarten weh’n und Fahnen!

Wir wollen heut uns Mann für Mann

Zum Heldentode mahnen:

Auf, fliege stolzes Siegspanier,

Voran die kühnen Reihen!

Wir siegen oder sterben hier

Den süßen Tod der Freien.“

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Was mit Ernst Moritz Arndt im Sinn

Die Tiere drauf im Felde trieben,

Hat wie schon seit Kriegsbeginn,

Aristoquakes aufgeschrieben.

Und der berichtet demnächst hier,

Damit die Welt erfährt und Ihr

Für was ein solches Kriegsgedicht

Nützlich ist und für was nicht.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.