Freitag, 25. November 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 67

Die Geheimdienste und Anderes


er

Mäusegeneral hingegen

Sah das anders. Dem Kollegen

Vom Frosch-Heer brachte ein Bote

Seine offizielle Note.

Ein Treffen wurde vorgeschlagen

Um dem Gegner vorzutragen

Dass dessen mieser Schwertkampfstiel,

Weil hochgradig unfair, ihm missfiel.

Auf dem Feldherrnhügel dann

Traf man sich. Von Mann zu Mann

Wurde die Lage durchgesprochen.

Der Mauser sprach: „Ich muss drauf pochen

Dass fair gekämpft wird. Beim Alten Fritz

Gab’s so was nicht, laut Clausewitz,

Wie ich es heute musst‘ erleben

Von euern feigen Frosch-Epheben.

Keiner von euch im Gefecht

Hielt sich ans Kriegs-und Völkerrecht.

Alle habt ihr umgebracht.

Wenn ich so was nochmal macht

Und wehrlose Maussoldaten killt,

Glaubt es mir, dann werd‘ ich wild.“!

Dann ging der Mauser mit dem Lurch

Die Liste der Verluste durch.

„In den letzten beiden Stunden

Haben Tausende den Tod gefunden;

Wir sollten langsam uns besinnen

Und mit dem Widerstand beginnen“.

Schlug Hutschgieke der Generalmajor

Seinem Mauskollegen vor.

„König Pausback blind vor Wut,

So wie auch euer Tunichtgut

Troxartes leben in Saus und Braus

Während wir uns nun seit Tagen

Die Köpfe in der Schlacht einschlagen

Und unsere Völker rotten aus“.

„Ja, wir sollten etwas tun“

Sprach da der Mäusegeneral:

„Mein König wird nicht eher ruh‘n

Bis ihr vernichtet seid total“!

„Physignatus denkt ebenso;

Wir werden des Tötens nicht mehr froh“

Erwiderte der Froschkollege.

„Doch wie bringen wir’s zuwege

Dass die beiden sich vertragen.

Sie werden uns zum Teufel jagen;

Sie stellen uns vors Kriegsgericht.

Besser ist, wir tun es nicht.

Das Beste, denk ich, wird es sein,

Wir lassen uns darauf nicht ein.

Wir machen weiter wie bisher

Dann bleibt uns Arbeit, Rang und Ehr.“

„Wir haben keine andre Wahl“

Sprach zustimmend der General.

„Wir haben ja noch ein paar Leute.

Die werden reichen wohl für heute.

Nur müssen Acht wir darauf geben

Dass wir die Sache überleben,

Denn ohne uns, oh je, oh je,

Da wäre hilflos die Armee.

So diskutierten sie im Niemandsland,

In der Argumentation gar hohl,

Die beiden über Widerstand

Und dachten nur ans eigne Wohl.

„Wir lassen die Soldaten bluten

Die sind an so etwas gewöhnt“,

Hat einer der beiden dann gehöhnt.

„Du wirst seh’n, das geht geschwind;

Wenn die erst all erledigt sind….“

Das war dann doch zu viel des Guten.

Vom Olymp das Donnergrollen

Hätte die beiden warnen sollen.

Doch weil sie das Zeichen nicht verstanden

Den Donner sie als Zuspruch fanden.

Da griff Gott Zeus in seinem Zorn

Zum Blitze und zum Hagelkorn,

Er konnte den Frevel nicht ertragen

Und hat beide sie erschlagen.

In der Etappe, weiter hinten

Hockten indes mit ihren Flinten

Petschke, Pfaude und Purkatz

Auf dem Turnier- und Antrittsplatz.

„Vorne ist ein Schuss gefallen“

Sprach Paude zu den Kameraden

Als das Donnern er vernahm

Das aus dieser Richtung kam.

„Lass die dort vorne um sich knallen;

Uns hier können sie nicht schaden“

Lachte Petschke fröhlich, „wir

Ruhen aus uns erst mal hier“.

Während über Kimm‘ und Korn

Die andern peilten weiter vorn

Hielten die drei mit vollem Bauch

Ein Nickerchen. So war es Brauch

In der Etappe bei den Fröschen,

Nicht ohn‘ zuvor den Durst zu löschen.

Zur gleichen Zeit im Hauptquartier

Der Mäuse trug ein Feldkurier

Dem General von Knickeohr

Die Spionage-Lage vor.

Der General kriegskunstgelehrt,

Mit dem Generalstab in der Hand,

Den Bericht gar hörenswert,

Wie er später meinte, fand.

„Die Frösche sind gar raffiniert

An ihrem Teiche disloziert.

Ihre Stärke immer noch

Zwingt manchen von uns ins Mauseloch.

Falls sie `ne Offensive wagen“

So hörte den Kurier er sagen

„Ist es schlecht um uns bestellt.

Wenn dazu noch Regen fällt,

Steht es arg für unser Land.

Auch Reserven allerhand

Haben die Hetschen noch. Im Trosse

Zigtausend frische Rosse.

Verpflegung bei den grünen Banden

Ist mehr als bei uns noch vorhanden.

Und ihre Wassersumpf-Strategen

Sind unsern Truppen überlegen.

Von den Waffen ganz zu schweigen.

Auch die Moral, die sie noch zeigen

Ist beachtlich. Ihre klugen Führer

Sind allesamt Kriegsdienst-Aufrührer.

Sie verstehen es die Ihren

Besser als wir, zu motivieren.

Auch politisch steht die Truppe

Voll hinter Pausback. Die kleine Gruppe

Die sich ihm einst widersetzte

Er lägst schon aus dem Lande hetzte.

Auch die Ausbildung ist gut.

Als überragend wird ihr Mut

Beurteilt von der Spionage.

Gar düster scheint mir unsre Lage.

Doch durch unsre Überzahl,

Wenn wir es geschickt beginnen

Sind wir im Stande ein Fanal

Zu setzen und noch zu gewinnen.

In diesem Sinn trug Knickeohr

Der Kurier die Lage vor.

Der gab sie unverzüglich weiter

An den Stabsabteilungsleiter.

Der fasste zusammen, hat gekürzt.

Mit seinem Kommentar gewürzt

Drückte die geheime Note

Er dem Minister in die Pfote.

Der trug daraus die Quintessenz

Troxartes seiner Exzellenz

Am Nachmittag beim Kaffee vor.

Der König darauf mit Humor

Reichte das Schriftstück heiter

An den Narren sogleich weiter.

„Was meinst Du zu unsrer Lage“?

Der Narr zur Antwort auf die Frage

Schüttelte sein weises Haupt.

„Wenn sein Majestät erlaubt“

Begann er „Eines will ich erst betonen:

Alles das was von Spionen

Und V-Leuten im Ausland stammt,

So meine ich, das sei verdammt!

Schaut euch um in Germany

Die dachten auch das sicher sie

Aufgrund der Geheimberichte wären.

Heut kann es keiner sich erklären

Wie all die Morde sind geschehen.

Die Spione haben zugesehen

Als ihr eignes Land

Am Abgrund stand“.

Dann griff aus des Mauskönigs Besitz

Er sich ein Buch. „Carl Clausewitz“

Sprach er dabei „auf solch Fragen,

Kann nur er die Antwort sagen“!

Der Kriegsminister Käseklauer

Fuhr hoch: Er wirkte ziemlich sauer.

Als hätt ihm jemand auf den Schwanz getreten

Erwiderte er zornig aufgebracht:

„Ich halte nichts von dem Propheten

Der diesen Unsinn hat erdacht:

Was Clausewitz der Generalität

In seinem Buch „Vom Kriege“ rät

Ist alles nicht zu End‘ gedacht.

Ich weiß wie man das besser macht“.

„Angriff, Vormarsch, Offensive

Ist meine Taktik! Defensive

Bekommt uns Mäusen nicht im Krieg.

Nur wer wagt, erzwingt den Sieg“.

Der Narr hielt seinerseits dagegen:

„Wie ihr, schon andere Strategen

Haben einen Krieg verloren

Weil sie sich gegen Carl verschworen.

(gemeint ist Carl von Clausewitz)

Der Gröfaz in der Feldherrnrolle,

Koste es was es auch wolle

Kannte auch den Angriff nur

Und führte Krieg damit so stur

Bis am End‘ sein eignes Land

So wie die Welt in Flammen stand.

Der deutschen Marine und dem Heer,

Ist nichts unmöglich, sagte er.

Mit solcher Phrasendrescherei,

Und weil er der Führer sei

Bestand er drauf: -Nichts ist unmöglich-

Und vernachlässigte gröblich

Was Clausewitz hat jung betagt,

Schon hundert Jahr‘ zuvor gesagt.

-Nicht wer erfolgreich hat begonnen,

Nein, wer zuletzt lacht, hat gewonnen“-!

Des Königs Kriegsminister schwieg.

Der Narr sprach weiter: „Nach dem Krieg

Seid ihr sicher alle schlauer.

Dass ich euch schon jetzt bedauer‘

Liegt an euerm stolzen Wesen.

Anstatt Clausewitz zu lesen,

Um was er schrieb auch zu versteh’n,

Wollt mit dem Kopfe durch die Wand ihr geh’n.

Das wollt im Kriege mancher schon

Auch Bonapart‘ Napoleon.

Er fiel in Moskau auf den Bauch

Wie später Adolf Hitler auch.

Der größte Feldherr aller Zeiten

Mit seinen preußischen Gefreiten

Wollt‘ von Clausewitz nichts wissen.

Seine Speichellecker hingerissen

Vom Anfangssieg der ersten Schlacht

Haben begeistert mitgemacht.

Eine Handvoll, all mit großen Namen

Elendiglich zu Tode kamen

Weil sie dem Führer nicht parierten

Und nicht im Stechschritt mitmarschierten“.

Der König grinste. Sein Minister

Angeprangert als Philister,

Begehrte auf. „Seit wann spannt Narren

Ein Rex wie ihr vor seinen Karren?

Mir schein ein Thor gilt hierzuland‘

Mehr als ein Mann mit Sachverstand.

Ich verwahre mich dagegen,

Dass den Narren als Strategen

Ihr mir vorzieht Majestät.

Was der Schalk euch da verrät

Ist purer Unsinn. Ich halt‘ mich mehr

In Kriegsdienstfragen an Homer.

Der blinde Mann gar ehrenwert

Entschied sich immer für das Schwert.

Aug um Auge, Zahn für Zahn

Trieb seine Helden er voran.

Zaudern gab es nicht bei ihm.

Im Krieg ist das Morden legitim“!

Der Narr schüttelte nur den Kopf.

„Was bist du für ein armer Tropf.

Nicht mal Homer hast du verstanden.

Was sich dereinst in Trojas Landen,

Lang vor seiner Zeitperiode

Ereignet hat, schrieb der Rhapsode

Uns deshalb auf so drastisch nur,

Dass wir nicht auch so dummdreist stur

Die gleichen Fehler neu begehen,

Wie damals sie sind dort geschehen.

Selbst die Götter in der Schlacht

Haben Fehler einst gemacht.

Weil sie sich nicht einig waren

Ist Unheil ihnen widerfahren.

Wie vor Troja einst der Sieg

Noch nicht das Ende war vom Krieg

So ist der Streit von Frosch und Maus,

Wie ich denk, noch lang nicht aus.

Die Achäer nicht gescheiter

Als ihr heut, stritten fleißig weiter.

Einmal mit- dann gegeneinander.

Am Ende all mit Alexander.

Auch bei Issos drei, drei, drei

War mancher Grieche mit dabei.

Es endete im Größenwahn.

Der Grieche wurd‘ zum Untertan.

Das Volk begann dahinzusiechen.

Auch den Göttern bei den Griechen

Ging es ähnlich wie den Helden.

Sie hatten kaum noch was zu melden.

Die Römer sind ins Land gekommen,

Und haben alles übernommen.

-So dacht Homer: Wenn zwei sich streiten

Dem dritten sie den Weg bereiten-!

Der Krieg bracht Griechenland kein Heil.

Erreicht wurde das Gegenteil.

Zwei Jahrtausende und länger noch

Zwang er das stolze Volk ins Joch.

Der Vater Europas Agenor,

Würd sich heut im Grab umdrehen

Wenn er, was seine Tochter macht,

In seiner dunklen Gruft könnt sehen.

Die Göre vom alten Zeus entführt,

Und von Kreta nach Straßburg umgezogen“,

So sprach der Narr und hat gelacht

„Tut dort was ihr wahrlich nicht gebührt.

Sie, die selbst gehört zu jenen,

Die immer haben nur geprasst

Zwingt zu Hause die Hellenen,

Weil ihre Kinder es so wollen

Zu tun was denen gar nicht passt,

Nämlich dass sie sparen sollen“!

Rhadamanthys, Minos und Sarpedon

(die Söhne Europas, und Totenrichter im Hades)

Die Zöglinge vor ihrem Thron

Und mancher andre Tunichtgut

Fordern ein nun den Tribut

Von den bettelarmen siechen

Einst so großartigen Griechen“!

Der Narr legte `ne Pause ein.

„So dümmlich werden wir nicht sein“

Sprach drauf Minister Käseklauer.

„Wir sind heute doch viel schlauer

Als es in den Vor-und Nachkriegsjahren

Einst die alten Griechen waren“.

Und dann führte zum Applaus

Des Generals er weiter aus:

„Ich weiß wie man es besser macht:

Angriff ist in einer Schlacht

Stets besser als Verteidigung.

Nur so bleibt der Soldat in Schwung.

In meiner Taktik die Devise

Ist Vormarsch und nicht Defensive.

Rückzug ist für die gemacht

Die zu feig sind für `ne Schacht.

Meine Strategie ist Kampf.

Vor Lanze, Schwert und Pulverdampf

Hat der Gegner mehr Respekt

Als vor `ner Maus die sich versteckt“!

„Das ist mir alles zu bizarr“

Erwiderte darauf der Narr.

„Drum frag ich dich nun ganz konkret:

Was denkst du wie es weitergeht“.

Der Minister dachte nach:

„Die Frösche sind schon ziemlich schwach.

Zweifrontenkrieg, so denk ich nun,

Wäre durchaus opportun.

Macht mir den rechten Flügel stark.

Dann läuft der Angriff ganz autark.

Wie Hannibal einst bei Cannae,

Bereit‘ dem Krieg ein End ich jäh

Indem ich es so mach‘ wie er;

Ich führ‘ zum Siege jedes Heer!

Für ein Genie wie ich es bin

Macht der Kriege erst richtig Sinn,

Wenn man nach Vorbild Schlieffen-Plan

Nach allen Seiten hauen kann.

Zweifrontenkrieg ist angebracht.

Ich freu mich jetzt schon auf die Schlacht“!!!

Der Narr wollte noch etwas fragen.

Da hörte er den König sagen:

„Okay auf die paar tausend Mann

Kommt es auch nun nicht mehr an“!

Der Narr schwieg still. Er dachte nur:

„Wie blöd doch beide sind und stur“.

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Was der Narr noch weiter dachte

Und wie er an den Mann es brachte

Erzähl ich Euch online im Journal

Hier wenn Ihr wollt das nächste Mal.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.