Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 65
Die Finte der Frösche
Frösche Hätschera und Huckepin
Hatten das Kriegs-Gedicht im Sinn
Als sie den tapferen Maussoldaten
Zwecks Freiheitskampf entgegentraten.
Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
Ganz gleich wie immer er auch hieß,
Stand im Krieg auf beiden Seiten.
Wie immer wenn Soldaten streiten
Floss im Kampfe reichlich Blut.
Huckepin in Kampfeswut
Schlug mit dem Schwert das rechte Bein
Dem Gegner ab. Der knickte ein.
Vom Schmerz gelähmt und arg erschrocken
Blieb er im eignen Blutstrom hocken.
Erst als der warme rote Saft
Versiegt war und die Lebenskraft
Ihm rapide schwand, da gab er auf.
„Im Krieg ist kurz der Lebenslauf“
So dachte er in seiner Not.
Dann war es aus und er war tot.
Indes sein Kumpel Ratapan
Nahm sich der Vergeltung an.
Er griff am Arm den Mörder sich.
Mit einem wohl gezielten Stich
Löschte im Zorn die graue Maus
Huckepin das Leben aus.
Der wollte sterbend sich erfrechen
Auch noch einmal zuzustechen.
Doch der zur Tat erhob’ne Dolch
Ward zu schwer dem grünen Strolch.
Er starb in Ratapanes Armen.
Es war ein Bild zum Gotterbarmen
Als er röchelnd und todkrank
In den Staub der Erde sank.
Hätschera aufs Sterben nicht so wild
Stolperte über den eig’nen Schild.
Wie Periphetes durch Hektors Hand
(Ilias 15/ 638 ff)
Gestorben war als er am Rand
Des eignen Schildes sich verfing,
Es nun dem stolzen Frosch erging.
Sein Helm fiel scheppernd auf den Boden.
Das Kurzschwert klirrend hinterher.
Der Krieger selbst, auf harten Soden
Schlug rücklings auf. Ohn‘ Gegenwehr
Fuhr ihm das Feindschwert in die Brust
Und raubte ihm am Krieg die Lust.
Sein kühner unverzagter Mut
Schwand dahin mit seinem Blut.
Fürs Vaterland starb er. Am Ende
Rieb Ratapan sich stolz die Hände.
Wie Hektor in der Iliade
Kam er sich vor. Er wollt gerade
Das Blut von seinem Schwerte wischen
Da traf es Ihn. Mit bösem Zischen,
Wie es im Kriege kommt so oft
Plötzlich meist und unverhofft,
Traf es ihn. Das war sein Aus!
Der ach so heldenhaften Maus
War ein Speer ins Herz gefahren.
Diese darüber sich im Klaren
Dass sie sterben musst; Ohn‘ Schreien
Starb den Tod der Freien
Den jener welcher Moritz hieß
Heldenhaft, süß und himmlisch pries.
„Von Knechtschaft hab ich mich befreit“
Dachte sie noch. Dann war’s soweit.
Im Hades kurze Zeit danach
Minos zu ihrer Seele sprach:
„Du hast umsonst dein kostbar‘ Leben
Im Kriegsgefechte hingegeben.
Um die Freiheit zu erringen
Muss die Herrscher man bezwingen.
Solange noch Tyrannen leben
Wird es immer Knechte geben“!
Die Mäuseseele schwieg dazu.
Für sie war nun der Krieg tabu
Denn als Seele ohne Schwert
War sie im Hades nicht viel wert.
Anders, das stand außer Frage,
War auf dem Schlachtfelde die Lage.
Mit Beharrlichkeit und List,
Führte Pödd Pärre, ein Obrist,
Seine Truppen in die Schlacht.
Sein Plan war schlüssig, gut durchdacht.
„Wir locken die Mäuse in den Sumpf.
Wenn bis zum Hals sie mit dem Rumpf
Im Moraste stecken dann
Greifen wir vom See her an“!
So sprach Pödd Pärre zu den Seinen.
„Wenn die Mäuse gleich erscheinen“,
Fuhr er fort, „machen wir kehrt
Und tun als ob wir flüchten wollen.
Der Gegner wird mit Speer und Schwert
Verfolgen uns, wenn wir uns trollen.
Während wir auf breiten Flossen
Im Sumpfe treiben unsre Possen
Werden die Mäus mit dünnen Füßen
Allesamt im Moor versinken
Und für ihre Dummheit büßen.
Wenn sie dann um Hilfe winken
Kehren wir um. Ich möchte drauf wetten,
Dass keiner kehrt macht um zu retten.
Das wär blöd von ihm. Darum
Heißt der Befehl: Bringt alle um!
Schlagt ihnen ruhig die Köpfe ab
Bevor sie sinken in ihr Grab
Denn sonst müssen sie erst leiden.
Dieses gilt es zu vermeiden.
Denkt daran, in Pausbacks Heer
Gilt der Kodex „Kill mit Ehr“!
Niemals quält `ne Maus zum Scherz
Denn sie verspürt wie wir den Schmerz.
Ich hoffe, dass ihr alle wisst,
Was ich mein. Wenn’s so weit ist
Geb‘ mit dem Horn ich das Signal
Zum Angriff: Den Mäusegeneral
Und auch von Graurich den Major
Nehme ich dann selbst mir vor“!
Die Frösche vom Plane angetan
Setzten alles nun daran
Die grauen Truppen unerschrocken
Zwecks Attacke anzulocken.
Nach kurzer Zeit schon kamen sie.
Wie in der Batrachomachie
Marschierten sie in breiter Front
Im Stechschritte heran gekonnt.
Der General vom Feldherrnhügel
Befehligte seine Maus-Armee.
Der Major am rechten Flügel
Führte die Truppe an den See.
Die Frösche leiteten zum Schein
Die Flucht durchs tiefe Moor nun ein;
Allesamt darauf bedacht,
Dass die graue Feindesmacht
Ihnen folgte auf den Fuß.
Der Mausmajor rieb sich konfus,
Er konnte, was er sah nicht glauben,
Seine kleinen runden Augen
Als er die Frösche flüchten sah.
„Wir sind dem Siege ziemlich nah“
Schrie er laut: „Wir kriegen sie;
Im Sturmschritt Marsch die Kompanie“!
Wie sind die Maussoldaten da
Nach vorn gesprungen. Mit „Hurra“
Sanken sie, welch Missgeschick,
Plötzlich ein im tiefen Schlick.
Auf dünnen Beinen und schlankem Rumpf
Gingen unter sie im Sumpf.
Ach was war der Jammer groß.
„Unser Leben sind wir los“
Schrie Graurich laut, der Maus-Major.
„Wir versinken all im Moor.
Elendiglich gehen wir zu Grunde.
Schuld an unsrer Sterbestunde
Bist du, du blöder Offizier“
Schrie Milchreisklau, ein Grenadier.
Der Major ohn‘ Widerspruch
Erduldete den Wutausbruch.
„Was soll ich machen? Bis zum Steiße
Steck ich selber in der Scheiße“
Gab er kleinlaut drauf zurück.
„Auch ich wie Du, sink Stück für Stück
Weiter ein. Uns allen droht
Vermutlich der Erstickungstod“.
Ach was ging das Zetern da
Wieder los und das Trara.
Das Jammern und Geheul war groß.
„Herrjemine, was tun wir bloß
Dagegen, dass als Moorleichen wir
Allesamt noch enden hier,
So wie der Mann von Osterby
Der auch im Moor ging einst perdu“
So jammerte, den Tod im Sinn
Ein Mause-Leutnant vor sich hin.
Der Oberst dacht indes bei sich.
Wenn man, wie jener konserviert,
Mit Ordensschmuck gar schön verziert
In tausend Jahren findet mich
Dann wird der Nachwelt sicher klar
Was für ein großes Tier ich war.
So gesehen war er froh.
„Sterben muss ich sowieso“
Dacht er während er langsam sank.
„Ich will nicht im Moor versinken.
Das ist schlimmer als ertrinken“
Schrie der Hauptmann und zog blank.
Er machte mit dem Dolche eben
Ganz fix ein Ende seinem Leben.
Als Leiche sank der Hauptmann weiter.
Neben Ihm ein Hauptgefreiter
Dacht mit Blick zum Vorgesetzten.
„Du wirst keinen in den Krieg mehr hetzen“!
Doch während er das dachte sank auch er
In den Sumpf ein immer mehr.
„Auch ich sink immer tiefer ab;
Ich stampfe mir mein eignes Grab“
Sprach sachlich klar der Korporal.
„Ich denke, der Herr General
Hat vom Hügel aus gesehen
Welches Unheil uns geschehen
Er holt uns sicherlich hier raus“
Gab der Fähnrich Schwänzelmaus
Unbedarft in aller Ruh
Seinen frischen Senf dazu.
„Er ist, so denk ich, sicher schon
Unterwegs mit einem Bataillon
Um uns, Männer habt Vertrauen,
Hier sicher gleich herauszuhauen“.
„Es könnte aber durchaus sein
Er lässt uns wieder mal allein
Wie immer wenn es brenzlig war
Und wir gerieten in Gefahr“
So wetterte im Zorn der Spieß,
„Uns dieser Herr ganz schnell verließ“.
Während der Feldwebel noch sprach
Sank er tiefer ganz gemach.
Schnell fuhr er fort: „Nichts destotrotz
Sollten alle wir versuchen.
In Anbetracht dieses Komplotts
Den Major nicht zu verfluchen.
Er handelte schließlich auf Befehl“.
„Der General war das Kamel“
Schrie Im Sinken ein Soldat,
„Der uns den Mist befohlen hat.
Er ist sicher schon zu Haus
Und ruht sich vom Kommandieren aus.
Ich sage euch, das ist nicht fair.
Nie wieder lass vom Militär
Ich mich zu den Soldaten werben.
In einem Bett daheim zu sterben
Ist zehnmal besser als zu ersaufen
Auf Befehl im Schlick, in diesem Haufen.
Vorklugbeiß der Korporal
Beschwichtigte zum zweiten Mal.
„Männer“, sprach er, „denkt mal nach,
Vielleicht können wir dem Ungemach
Doch noch entkommen irgendwie.
Herr Major ich bitte sie“
Rief er dem Offiziere zu
„Schau’n sie doch in aller Ruh
Im Buch vom Kriege einmal nach
Was Clausewitz, ein Mann vom Fach
Dazu schrieb. Der Mann war helle.
Was täte an unsrer Stelle“?
„Dass ich darauf noch nicht kam“
Rief der Major sogleich erfreut.
„Ich packte nebst dem andern Kram
Das Kriegshandbuch ganz oben extra heut
Weil mir schwante was, in den Tornister“.
Ein Griff: „Schau her, da ist er“
Gräulich auf der Auswegsuche
Blätterte im Kriegshandbuche.
-----
Ob er im Werk von Clausewitz,
Das der vor langer Zeit verfasste
Eine Lösung als Notiz
Fand die zur verzwickten Lage passte
Und was die Mäuse danach taten
Werde ich demnächst Euch verraten.
wird fortgesetzt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen