Sonntag, 20. November 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 65

Die Finte der Frösche

uch die

Frösche Hätschera und Huckepin

Hatten das Kriegs-Gedicht im Sinn

Als sie den tapferen Maussoldaten

Zwecks Freiheitskampf entgegentraten.

Der Gott, der Eisen wachsen ließ,

Ganz gleich wie immer er auch hieß,

Stand im Krieg auf beiden Seiten.

Wie immer wenn Soldaten streiten

Floss im Kampfe reichlich Blut.

Huckepin in Kampfeswut

Schlug mit dem Schwert das rechte Bein

Dem Gegner ab. Der knickte ein.

Vom Schmerz gelähmt und arg erschrocken

Blieb er im eignen Blutstrom hocken.

Erst als der warme rote Saft

Versiegt war und die Lebenskraft

Ihm rapide schwand, da gab er auf.

„Im Krieg ist kurz der Lebenslauf“

So dachte er in seiner Not.

Dann war es aus und er war tot.

Indes sein Kumpel Ratapan

Nahm sich der Vergeltung an.

Er griff am Arm den Mörder sich.

Mit einem wohl gezielten Stich

Löschte im Zorn die graue Maus

Huckepin das Leben aus.

Der wollte sterbend sich erfrechen

Auch noch einmal zuzustechen.

Doch der zur Tat erhob’ne Dolch

Ward zu schwer dem grünen Strolch.

Er starb in Ratapanes Armen.

Es war ein Bild zum Gotterbarmen

Als er röchelnd und todkrank

In den Staub der Erde sank.

Hätschera aufs Sterben nicht so wild

Stolperte über den eig’nen Schild.

Wie Periphetes durch Hektors Hand

(Ilias 15/ 638 ff)

Gestorben war als er am Rand

Des eignen Schildes sich verfing,

Es nun dem stolzen Frosch erging.

Sein Helm fiel scheppernd auf den Boden.

Das Kurzschwert klirrend hinterher.

Der Krieger selbst, auf harten Soden

Schlug rücklings auf. Ohn‘ Gegenwehr

Fuhr ihm das Feindschwert in die Brust

Und raubte ihm am Krieg die Lust.

Sein kühner unverzagter Mut

Schwand dahin mit seinem Blut.

Fürs Vaterland starb er. Am Ende

Rieb Ratapan sich stolz die Hände.

Wie Hektor in der Iliade

Kam er sich vor. Er wollt gerade

Das Blut von seinem Schwerte wischen

Da traf es Ihn. Mit bösem Zischen,

Wie es im Kriege kommt so oft

Plötzlich meist und unverhofft,

Traf es ihn. Das war sein Aus!

Der ach so heldenhaften Maus

War ein Speer ins Herz gefahren.

Diese darüber sich im Klaren

Dass sie sterben musst; Ohn‘ Schreien

Starb den Tod der Freien

Den jener welcher Moritz hieß

Heldenhaft, süß und himmlisch pries.

„Von Knechtschaft hab ich mich befreit“

Dachte sie noch. Dann war’s soweit.

Im Hades kurze Zeit danach

Minos zu ihrer Seele sprach:

„Du hast umsonst dein kostbar‘ Leben

Im Kriegsgefechte hingegeben.

Um die Freiheit zu erringen

Muss die Herrscher man bezwingen.

Solange noch Tyrannen leben

Wird es immer Knechte geben“!

Die Mäuseseele schwieg dazu.

Für sie war nun der Krieg tabu

Denn als Seele ohne Schwert

War sie im Hades nicht viel wert.

Anders, das stand außer Frage,

War auf dem Schlachtfelde die Lage.

Mit Beharrlichkeit und List,

Führte Pödd Pärre, ein Obrist,

Seine Truppen in die Schlacht.

Sein Plan war schlüssig, gut durchdacht.

„Wir locken die Mäuse in den Sumpf.

Wenn bis zum Hals sie mit dem Rumpf

Im Moraste stecken dann

Greifen wir vom See her an“!

So sprach Pödd Pärre zu den Seinen.

„Wenn die Mäuse gleich erscheinen“,

Fuhr er fort, „machen wir kehrt

Und tun als ob wir flüchten wollen.

Der Gegner wird mit Speer und Schwert

Verfolgen uns, wenn wir uns trollen.

Während wir auf breiten Flossen

Im Sumpfe treiben unsre Possen

Werden die Mäus mit dünnen Füßen

Allesamt im Moor versinken

Und für ihre Dummheit büßen.

Wenn sie dann um Hilfe winken

Kehren wir um. Ich möchte drauf wetten,

Dass keiner kehrt macht um zu retten.

Das wär blöd von ihm. Darum

Heißt der Befehl: Bringt alle um!

Schlagt ihnen ruhig die Köpfe ab

Bevor sie sinken in ihr Grab

Denn sonst müssen sie erst leiden.

Dieses gilt es zu vermeiden.

Denkt daran, in Pausbacks Heer

Gilt der Kodex „Kill mit Ehr“!

Niemals quält `ne Maus zum Scherz

Denn sie verspürt wie wir den Schmerz.

Ich hoffe, dass ihr alle wisst,

Was ich mein. Wenn’s so weit ist

Geb‘ mit dem Horn ich das Signal

Zum Angriff: Den Mäusegeneral

Und auch von Graurich den Major

Nehme ich dann selbst mir vor“!

Die Frösche vom Plane angetan

Setzten alles nun daran

Die grauen Truppen unerschrocken

Zwecks Attacke anzulocken.

Nach kurzer Zeit schon kamen sie.

Wie in der Batrachomachie

Marschierten sie in breiter Front

Im Stechschritte heran gekonnt.

Der General vom Feldherrnhügel

Befehligte seine Maus-Armee.

Der Major am rechten Flügel

Führte die Truppe an den See.

Die Frösche leiteten zum Schein

Die Flucht durchs tiefe Moor nun ein;

Allesamt darauf bedacht,

Dass die graue Feindesmacht

Ihnen folgte auf den Fuß.

Der Mausmajor rieb sich konfus,

Er konnte, was er sah nicht glauben,

Seine kleinen runden Augen

Als er die Frösche flüchten sah.

„Wir sind dem Siege ziemlich nah“

Schrie er laut: „Wir kriegen sie;

Im Sturmschritt Marsch die Kompanie“!

Wie sind die Maussoldaten da

Nach vorn gesprungen. Mit „Hurra“

Sanken sie, welch Missgeschick,

Plötzlich ein im tiefen Schlick.

Auf dünnen Beinen und schlankem Rumpf

Gingen unter sie im Sumpf.

Ach was war der Jammer groß.

„Unser Leben sind wir los“

Schrie Graurich laut, der Maus-Major.

„Wir versinken all im Moor.

Elendiglich gehen wir zu Grunde.

Schuld an unsrer Sterbestunde

Bist du, du blöder Offizier“

Schrie Milchreisklau, ein Grenadier.

Der Major ohn‘ Widerspruch

Erduldete den Wutausbruch.

„Was soll ich machen? Bis zum Steiße

Steck ich selber in der Scheiße“

Gab er kleinlaut drauf zurück.

„Auch ich wie Du, sink Stück für Stück

Weiter ein. Uns allen droht

Vermutlich der Erstickungstod“.

Ach was ging das Zetern da

Wieder los und das Trara.

Das Jammern und Geheul war groß.

„Herrjemine, was tun wir bloß

Dagegen, dass als Moorleichen wir

Allesamt noch enden hier,

So wie der Mann von Osterby

Der auch im Moor ging einst perdu“

So jammerte, den Tod im Sinn

Ein Mause-Leutnant vor sich hin.

Der Oberst dacht indes bei sich.

Wenn man, wie jener konserviert,

Mit Ordensschmuck gar schön verziert

In tausend Jahren findet mich

Dann wird der Nachwelt sicher klar

Was für ein großes Tier ich war.

So gesehen war er froh.

„Sterben muss ich sowieso“

Dacht er während er langsam sank.

„Ich will nicht im Moor versinken.

Das ist schlimmer als ertrinken“

Schrie der Hauptmann und zog blank.

Er machte mit dem Dolche eben

Ganz fix ein Ende seinem Leben.

Als Leiche sank der Hauptmann weiter.

Neben Ihm ein Hauptgefreiter

Dacht mit Blick zum Vorgesetzten.

„Du wirst keinen in den Krieg mehr hetzen“!

Doch während er das dachte sank auch er

In den Sumpf ein immer mehr.

„Auch ich sink immer tiefer ab;

Ich stampfe mir mein eignes Grab“

Sprach sachlich klar der Korporal.

„Ich denke, der Herr General

Hat vom Hügel aus gesehen

Welches Unheil uns geschehen

Er holt uns sicherlich hier raus“

Gab der Fähnrich Schwänzelmaus

Unbedarft in aller Ruh

Seinen frischen Senf dazu.

„Er ist, so denk ich, sicher schon

Unterwegs mit einem Bataillon

Um uns, Männer habt Vertrauen,

Hier sicher gleich herauszuhauen“.

„Es könnte aber durchaus sein

Er lässt uns wieder mal allein

Wie immer wenn es brenzlig war

Und wir gerieten in Gefahr“

So wetterte im Zorn der Spieß,

„Uns dieser Herr ganz schnell verließ“.

Während der Feldwebel noch sprach

Sank er tiefer ganz gemach.

Schnell fuhr er fort: „Nichts destotrotz

Sollten alle wir versuchen.

In Anbetracht dieses Komplotts

Den Major nicht zu verfluchen.

Er handelte schließlich auf Befehl“.

„Der General war das Kamel“

Schrie Im Sinken ein Soldat,

„Der uns den Mist befohlen hat.

Er ist sicher schon zu Haus

Und ruht sich vom Kommandieren aus.

Ich sage euch, das ist nicht fair.

Nie wieder lass vom Militär

Ich mich zu den Soldaten werben.

In einem Bett daheim zu sterben

Ist zehnmal besser als zu ersaufen

Auf Befehl im Schlick, in diesem Haufen.

Vorklugbeiß der Korporal

Beschwichtigte zum zweiten Mal.

„Männer“, sprach er, „denkt mal nach,

Vielleicht können wir dem Ungemach

Doch noch entkommen irgendwie.

Herr Major ich bitte sie“

Rief er dem Offiziere zu

„Schau’n sie doch in aller Ruh

Im Buch vom Kriege einmal nach

Was Clausewitz, ein Mann vom Fach

Dazu schrieb. Der Mann war helle.

Was täte an unsrer Stelle“?

„Dass ich darauf noch nicht kam“

Rief der Major sogleich erfreut.

„Ich packte nebst dem andern Kram

Das Kriegshandbuch ganz oben extra heut

Weil mir schwante was, in den Tornister“.

Ein Griff: „Schau her, da ist er“

Gräulich auf der Auswegsuche

Blätterte im Kriegshandbuche.

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Ob er im Werk von Clausewitz,

Das der vor langer Zeit verfasste

Eine Lösung als Notiz

Fand die zur verzwickten Lage passte

Und was die Mäuse danach taten

Werde ich demnächst Euch verraten.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.