Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 59
Pfiffigquatsch berichtet über
seine Dienstzeit bei der Marine
Geschichten die ich meine,
Athene hat sie ausgewählt
Und damals heimlich mir erzählt,
Berichte ich dir nun die eine“
Hörte der Feldmarschall ihn sagen.
Dann hat der Leutnant vorgetragen
Was bei Athene auf der Matte
Im Bette er erfahren hatte.
„Die Story befasst sich mit dem Tode
Von Krümeldieb. Wie der Rhapsode
Pseudo-Homer uns hat gedichtet
Im Froschmäusekrieg berichtet,
Ist Psicharpax auf See geblieben.
Troxartes einst und seine Lieben
Haben ihm, er starb zu jung,
Für uns wohl zur Erinnerung
Ein Denkmal in der Stadt gesetzt.
Athene hat mich hin gehetzt.
Im Mausoleum von Athen
Hab den Grabstein ich geseh’n.
Die Hände gefaltet ich ihn fand.
Er lag in ganz oben auf dem Stein
Als träumte er in den Tag hinein.
„In Memoriam“ darunter stand.
Sieben Jahre lebte er
Lange schon vor unsrer Zeit.
Zweitausend Jahre oder mehr
Sind seitdem ins Land gezogen.
Das Zeichen für die Christenheit
Haben seine Attentäter
Die Froschsoldaten ungezogen
Angebracht Jahrzehnte später
Um vom alten Glaubensdenken
Zum neuen Gotte hinzulenken.
Die Sache ist deshalb von Belang
Weil sie uns den Zusammenhang
Von Homers Zeit und der Iliade
Sowie König Pausbacks Eskapade
Und dem neuen Buch erklärt
Welches jene, die es kennen,
Schlicht das Buch der Bücher nennen.
Marmorstein bestens bewährt
Jahrtausende zu überdauern
Suchten sich die Künstler aus
Um den Toten zu betrauern
Und seine Taten zu lobpreisen.
Psicharpax Krümeldieb die Maus,
Darauf gilt es hinzuweisen,
Ging in die Geschichte ein.
Mit Sehbold Pausback im Verein
Fuhr sie als Kapitän in spe
Als erste Maus der Welt zur See.
Ich wollt die Leiche exhumieren
Um sie nach Haus zu transportieren
Wo in der Heimat steht ihr Loch
Samt der Vorratskammer noch
Die von Troxartes angeregt
Krümeldieb hatte angelegt.
Stundenlang hab ich gegraben.
Ohn‘ dass ich von dem toten Knaben
Den kleinsten Rest im Grabe fand.
Sein Leichnam kam abhanden.
„Vermutlich ist er auferstanden“
Sprach Athene welche bei mir stand
„Wie in der Batrachomyomachia“.
Da fiel mir ein, dass ebenda
Psycharpax der Titelheld
Als erste Maus der neuen Welt
So wie dereinst Jesu Christ
Tatsächlich auferstanden ist.
Dass dies der Querverweis drauf war
Nach dem ich suchte schon so lang,
Nämlich dass die Batrachomyomachie
Mit der Bibel irgendwie
Steht im Text-Zusammengang
Wurde mir Dank Athene klar.
Da fiel mir plötzlich wieder
ein
Dass auch das Poem gefälscht soll sein
Und seither glaub ich keinem mehr
Der uns verkaufen will
die Lehr
Von Jahwes Sohn den auferstanden
Seine Jünger wiederfanden!
Die zweite Geschichte, notabene
Stammt ebenfalls noch von Athene.
Sie befasst sich mit `nem Stein
Der edel ist doch nicht ganz rein.
„Die Homer Apotheose“,
So Athenas Diagnose,
„Ward in Rom der neuen Zeit
Geschaffen von der Christenheit.
Sie ist nichts als ein simples Replikat
In welchem das Siebencode-Traktat
Als Schüssel zum Neuen Testament
Versteckt wurde. Auf Pergament
Der Zahlencodex Eins Stich Sieben,
Fein säuberlich, einst aufgeschrieben
Ward, dass man ihn nicht gleich entdeckt
Im inneren des Steins versteckt.
Die Christen in Rom, im Untergrund“,
So Athenas Kunstbefund,
„Um Ihre Thesen zu erhalten,
Mussten das Kunstwerk umgestalten.
Die Inschrift aufs Testament bezogen
Wurde ein bisschen umgebogen.
Dass man den Bibelcode entdeckt
Hat man ihn listig so versteckt,
Dass später ihn ein kluger Mann
Im Versteck auch finden kann.
Parallel dazu nicht dumm
Schrieb man auch das Epos um,
So dass als Schlüsselwerk verfasst
Es zu den Evangelien passt.
Die Urschrift der Batrachomyomachia
Von Pseudo-Homer dereinst geschrieben
Lag längst als Apokryphia
Und handschriftliche Hypothek
In der vatikanischen Bibliothek.
Nach Petrus, Linus Anaklet,
Fehlte“, Athene wurd konkret,
„Den Päpsten es an Intelligenz.
Nach Gregor, Urban und Innozenz,
Dem Pontifex Alexander Sieben
Wird das Verdienst heut zugeschrieben
Den Bibelcode entdeckt zu haben.
Aus Schutt in Rom einst ausgegraben
Fand er ihn geheimnisvoll,
Im Marmorstein verpackt antik,
In der Archelaos Stein-Replik,
Und zwar im Kopfe von Apoll.
Pallas Athene zum Beweis,
Gab mir `ne Skizze, die mit Fleiß
Im Jahr sechzehnhundertfünfzig-acht
Galestruzzi hat gemacht.
Sie beweist uns klipp und klar,
Dass damals nichts beschädigt war
Am alten Kunstwerk; erst danach
Als man in Rom wurd langsam wach,
Wollte es Alexander wissen.
Dort wohin die Muse zeigt
Mit dem Stab auf P und X,
Ließ er meißeln seinerzeit.
Unter Vaters Hemd verrucht
Haben sogar sie gesucht
Und ihm dabei beim Graben
Den Oberschenkel abgeschlagen;
Doch gefunden hat man nix.
Acht Köpfe hat man abgerissen
Um nach dem Bibelcode zu suchen.
Ich hör' den Papst noch heute fluchen.
Sechs Musen, Pistis und dem Dichterling
Er suchend an den Kragen ging
Bevor er mangels Sachverstand,
Zufällig, was er suchte fand.
Er hätte fertig es gebracht
Und kunstgeschichtlich sündig
Auch Papa den Garaus noch gemacht.
Doch Zeus sei Dank, er wurde fündig.
Unter Apollos Kopf versteckt
Hat schließlich er den Code entdeckt
Der seit Petrus so wie die Rollen
Von Qumran auch, galt als verschollen“.
Zum Beweis gab mir Athene
Ein Foto auf welchem jene
Neun erwähnten Steinfiguren
Kopflos waren. Als Auguren
Betrachten seit jenem Tag in Rom
Die Päpste sich im Petersdom.
Übrigens: Auch Frosch und Maus
Schlug man aus dem Werk heraus
Welche zu des Dichterkönigs Füßen
Bei Galestruzzi uns noch grüßen
Und auf die Batrachomyomachia
Verwiesen hatten ebenda.
„Erzähl, erzähl, erzähl doch mehr
Denn so was interessiert mich sehr“
Bettelte der Oberfeldmarschall.
Du kennst dich aus schier überall.
Ich bitte dich, erzähl doch weiter“.
Pfiffigquatsch drauf: „Als Hauptgefreiter
War ich dreimal in Athen.
Ich habe auch Hera schon geseh’n.
Ich traf sie dort im Heraion
Mit Hephaistos ihrem Sohn.
Der hat mir diesen Schild gemacht
Den ich benutz in jeder Schlacht.
Es ist ein Kunstwerk. Sieben Häute;
Hephaistos keine Mühe scheute.
Darüber eine Schicht Metall“!
„Zeig her“ rief da der Feldmarschall.
Fachmännisch sah der Heeresmann
Sich das Schmiede-Prunkstück an.
„Wahrhaft“ sprach er, „ein Meisterstück;
Dein Schild, so scheint’s mir, bringt dir Glück.
Der Frosch darauf ins Gold getrieben,
Ist bis heute heil geblieben.
Und er wird es wohl auch bleiben.
Da kannst du dir die Hände reiben.
Er sieht Pausback ähnlich; wohl deswegen
Wagen es seine Frosch-Kollegen
Nicht durch ihn hindurchzustechen.
Für Physignatus die Lanze brechen
Wollen die Froschsoldaten alle.
Aber nicht in diesem Falle.
So lange du den Schild kannst tragen
Wird kein Grüner es je wagen
Dich dahinter anzugreifen.
Vor Pausbacks Bild sie alle kneifen.
Dir wird sich keiner widersetzen.
Keiner will den Rex verletzen.
Kein Frosch wird sich dazu erfrechen
Durch Pausbacks Bild hindurch zustechen.
Mein Glückwunsch dir zu diesem Schild.
Auf so was wär ich auch noch wild“!
So sprach der Feldmarschall vom Heer.
„Doch nun“, so fügte er spontan
Sogleich seinem Lobgesange an,
„Mein lieber Freund, erzähl mir mehr
Von Deiner Fahrenszeit auf See“.
„Ich war Bootsmann, mit Portepee“
Fuhr Pfiffigquatsch mit flinkem Wort
In seiner Berichterstattung fort.
„Wir ankerten querab von Theben.
Auch dort gab‘s manches zu erleben
Was einem echten Fahrensmann
Nur bei der Flotte widerfahren kann.
An Land hab Kadmos ich getroffen;
Wir haben die Nacht dann durchgesoffen.
Der tapf’re Sohn des Atenor
Kam sich arg verschaukelt vor.
Den Drachen hatte er erschlagen.
Seit vierzehnhundertsechzig Tagen
Diente Ares er zur Strafe
Für den Drachenmord als Sklave.
Ich sah sofort, der Mann hat Sorgen.
„Heiraten muss ich“ sprach er; „morgen
Wird Ares Töchterchen die kleine
Süße Harmonia die meine“.
„Das ist kein Grund zum traurig sein“
Sprach ich. Darauf lud er mich ein.
Dem neuen Freunde wohlgewogen
Hab ich die Ehe dann vollzogen.
Harmonia wie abgemacht
Hab ich zu seinem Weib gemacht.
Er war wie man auf Deutsch das nennt,
Für den Vollzug zu impotent.
Mir kam es auf die Freundschaft an.
Für ihn hab ich es gern getan.
Wenn immer er mich hat gebeten
Sprang ich ein ihn zu vertreten.
Ino, Semele und Agave
Zeugte ich; die gute brave
Harmonia ließ es gern geschehen.
Fünf Mal durfte ich sie sehen.
Polydoros und mein letzter Spross
Der Nachzögling Illyrios,
Ach, was war ich damals gut,
Sind mein eigen Fleisch und Blut.
Einmal, das war nicht so doll,
Ich war des Gerstensaftes voll,
Schickte ich der Liebe wegen
An Land hinüber den Kollegen.
Der Oberstabsbootsmann von Beiß
Zahlte mir einen guten Preis
Um bei der hübschen, ach so frommen
Harmonia zum Schuss zu kommen.
Er hat für Kadmos es vollbracht
Und Autonoe ihm gemacht“.
„Erzähl, erzähl, erzähl doch mehr;
Denn solches erlebt man nicht beim Heer“
Bettelte der Feldmarschall.
Der Leutnant drauf: „Ein andermal
Liefen wir mit unserm Schiff
Vor Mykene auf ein Riff.
In Argos gingen wir ins Dock
Um den Schaden zu beheben.
Nach einem heißen steifen Grog
Ging ich an Land was zu erleben.
Sechs Wochen lagen hoch und trocken
Wir in der Werft. Landgang bis zum Locken.
Ach was macht die Fahrenszeit
Spaß wenn man die Möglichkeit
Jeden Tag zum Landgang hat.
Mykene war die schönste Stadt
Die ich bis dahin nebst Athen
In meiner Fahrenszeit geseh’n.
Ich bin bestimmt weit rumgekommen.
Die ganze Welt genau genommen
Habe ich mir angeschaut.
Mit jedem Kontinent vertraut
Schwärm ich noch heut von Griechenland
Wo ich so manche Schönheit fand.
Ach was ist der Wein dort gut
Und die Weiber; deren Glut
In den Augen brennt wie Feuer.
Manchmal gab die ganze Heuer
Mit sehnsüchtig verwirrtem Sinn
Ich schon beim ersten Landgang hin.
Doch auch später bargeldlos
War an Land es stets famos.
So wie die Griechen selbst beim Sparen
Auch wir dort nicht sehr sparsam waren.
Leben und auch leben lassen
War damals unsere Devise.
Feiern, sumpfen, hoch die Tassen.
Damals noch so fern der Krise
Als noch Feuer in uns brannte
Keiner das Wort sparen nannte.
Wir lebten wie es sollte sein
An Bord so in den Tag hinein
Und haben an Land dort Nacht für Nacht
Was wir nicht hatten durchgebracht.
Wie so mancher Haderlump
Lebten auch wir einst oft auf Pump.
Keiner von uns dacht ans Morgen.
Wir verdrängten alle Sorgen.
Auch ich, das muss ich eingesteh’n
War so wie alle in Athen“.
Was ich hab, so dachte ich
Das kann mir keiner nehmen.
Doch manchmal schon, gelegentlich
Musst‘ ich mich dazu bequemen
Einen Funkspruch heimzusenden
Und meinen Herrn Papa zu bitten
Dass er nach der Monatsmitten
Mir ein paar Mäuse schicken möge
Weil sonst das Leben wär zu dröge
Und ich müsst am Hunger enden.
Für meine Alten war es klar
Weil ich sein Stammhalter ja war,
Durft‘ er mich nicht verhungern lassen.
Mit seinem Ersparten konnt‘ ich prassen
Genauso wie die Griechen.
Ich musst‘ niemals zu Kreuze kriechen
Um zu bekommen was ich wollte.
Jedermann Respekt mir zollte.
In schattigen Olivenhainen
Traf ich mich mit mancher kleinen,
Netten, hochadeligen Maus
Und zeigte ihr als Fahrensmann,
Was ein Seemann alles kann.
So manche der süßen scharfen Schönen
Durfte ich kostenlos verwöhnen
Doch immer, damit wir waren quitt
Bracht‘ ich ein paar Blümchen mit.
Mancher hab‘ ich mit Bedacht,
Weil sie’s so wollt‘ ein Kind gemacht.
Die Erziehung meiner Mäus“
Überließ ich Papa Zeus.
Auch sein Sohn Smintheus nahm spontan
Sich meiner Nachkommenschaft an.
Ach was war das Leben doch
Schön; ich wünscht ich könnt es noch
So wie einst in jungen Jahren
Heut‘ ein zweites Mal erfahren.
In Agamemnons Protz-Palast
War ich manche Nacht zu Gast.
Helena bevor sie Paris nahm,
Gar oft nachts in mein Bettchen kam
Und auch die andern Adelsdamen,
So waren bei Hofe dort die Sitten,
Nachts gerne in mein Zimmer kamen.
Ich ließ noch nie mich lange bitten.
Alle die Homer einst nannte
Ich persönlich damals kannte.
Die meisten davon näher gar
Als ihren Ernährern lieb es war.
Von Nacht zu Nacht wurde es schlimmer.
Sie standen Schlange vor dem Zimmer.
Manchmal war’s mir fast zu viel.
Doch brachte jede ich ins Ziel.
Manche sogar ein zweites Mal.
Ich wüsste heute gern die Zahl.
Es waren sicher viele tausend,
Die ich glücklich machte mausend.
Ich war damals ein toller Hecht.
Selbst wenn am Tag ich durchgezecht
Hatte, hab ich im Suff danach bei Nacht
Allesamt glücklich sie gemacht“!
Der Feldmarschall fiel ihm ins Wort:
„Ich wollt, ich hätt wie du als Lord
Bei der Marine angefangen.
Ach wenn ich doch auch so ordinär
Wie du es warst nur einmal wär.
Dann wär‘s auch mir so gut gegangen“.
Der Leutnant drauf nach kurzer Pause:
„Wir beide machen mal `ne Sause;
Wenn der Krieg ist erst vorbei,
Besuchst am Nachmittag um drei
Du mich einmal bei mir zu Haus.
Dann lassen wir die Sau heraus.
Wir laden uns zum lustig sein
Ein paar scharfe Mäuse ein.
Du wirst seh’n, das tut dir gut“.
Der Feldmarschall im Übermut
Lachte schallend. Dann sprach er:
Pfiffigquatsch ich bitt dich sehr,
Erst müssen wir die Schlacht gewinnen.
Doch bevor zu kämpfen wir beginnen,
Erzähl mir noch ein bisschen mehr.
Du weißt es ja bei uns im Heer
Ist alles mausgrau und Routine“.
„Nicht so bei der Mausmarine“
Begann der Leutnant fortzufahren.
„In meinen Sturm-und Seefahrtjahren“
-----
So begann Pfiffigquatsch erneut.
Falls die Sache Euch erfreut
Dann klickt einfach mal wieder rein.
Die Fortsetzung wird bald fertig sein.
wird fortgesetzt
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