Freitag, 4. November 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 55

Pfiffigquatsch berichtet über

seine Dienstzeit bei der Marine


uf

ein Zweischornsteinschiff

hat jetzt

Mich der Admiral versetzt.

„Das neue Schiff ist ein Juwel“

So stand es auf dem Marschbefehl.

In Schlicktau, Acapulco Nord,

Ging ich als Bootsmann nun an Bord.

Niemals werd‘ die happy Hessen

Ich im Leben mehr vergessen.

Sie war der neue Flotten-Star.

Ein Schiff wie es die Scharnhorst war.

Wohlgeformt die junge Maid

Lag an der Pier im weißen Kleid.

Ihr Bug war wundervoll geschnitten

Und die Taille in der Mitten

War atemberaubend, hatte Rasse.

Ich sah sofort, die neue Klasse

Z ein-null-eins war gut gelungen.

Ich hab mich gleich an Bord geschwungen;

Mittschiffs schiffte man mich ein.

Zehn-Zett-Null, ich hatte Schwein,

Mit dem Smut, kein Grund für Jammer,

Teilte ich mir eine Kammer.

Später kam dann der Filou

Von einem Steuermann dazu

Der die dritte Koje buchte

Und den letzten Spind sich suchte.

Ein Deck tiefer Frischgemüse,

Proviant- und auch Kantinenlast.

Alles war gut und hat gepasst.

Über uns war die Kombüse.

Die Messe lag gleich nebenan.

Ich hatte meine Freude dran.

Wie gesagt, die happy Hessen

Hab ich bis heute nicht vergessen.

Drei Jahre lang fuhr ich auf ihr

Rund um die Welt als Passagier.

Ach was war das für ein Leben;

Alles hätte ich gegeben

Um auf diesem Schiff zu bleiben.

Auf eines Offizier’s Betreiben.

Nur weil ich den `nen Helden nannte,

Man mich auf’s Schwesterschiff verbannte.

Auf hoher See, das ging ganz fix,

Stieg ich um zur Sophie X.

Drei Jahre lang fuhr ich auch dort.

Dann rief die SDM mich fort.

Als Oberbootsmann auf

Z Bayern

Konnte ich Jubiläum feiern.

Zehn Jahre fuhr ich schon zur See.

Doch das Ende meiner Odyssee

War immer noch nicht abzusehen.

Drei Jahre später musst ich gehen

Um aus gar nichtigen Belangen

Von vorne wieder anzufangen.

Ich heuerte darauf spontan

Sogleich auf der Hamburg an.

Dort fuhr ich noch ein weit‘res Jahr.

Als ich nicht mehr tauglich war

Weil einen den ich sehr gut kannte

Ich beim falschen Namen nannte

Kam ich, so wollte es der Knabe

An Land nun zum Geschwader-Stabe.

Dort hatte als Marine-Philanthrop

Ich einen ruhigen feinen Job.

Ich schmiedete die Eisatzpläne

Für die Schiffe. Die Käp’täne

Waren mir nun untertan.

Ich war im Stab ein wicht’ger Mann.

Nebst mir war da noch der Chauffeur

Zehn andre und der Kommandeur.

Hei, was war das für ein Leben.

Nun konnte ich Befehle geben.

Der Kommandeur segnete ab

Was ich dort ausgeknobelt hab.

Manchen klugen Mann von Bord

Bestellten wir uns zum Rapport.

Ach, was war das für ein Glück;

Alles zahlte ich zurück

Was an Bord in all den Jahren

Mir war als Unrecht widerfahren.

Nun war ich der Regisseur!

Mit dem Geschwader-Kommandeur

Zusammen schiffte ich mich ein.

Manchmal war es hundsgemein

Wie wir die oftmals arg bornierten

Herrn Offiziere motivierten

Dazu ein wenig schneller doch

Zu denken als kurz vorher noch,

Wo sie es ohne uns an Deck

Trieben an Bord oft allzu keck

Um den guten Ruf sich zu wahren

Den die Mannschaft eingefahren.

Ein steifer Wind pfiff nun an Bord.

Vom Kommandanten bis zum Lord

Wurd die Crew auf Schwung gebracht

Und für den Ernstfall fit gemacht.

Damals der Kommandeur und ich“!

Da unterbrach der Feldmarschall

Des Leutnants wüsten Redschwall:

„Verzeih, dass unterbrech‘ ich dich.

Was Du erzählst ist interessant.

Die Taktik, die ihr angewandt

Habt damals auf dem stolzen Schiffen

Hat das Heer längst aufgegriffen.

Auch unsereins vom Heeresstabe

Besitzt solch weise Führungsgabe.

Wir beide, du und ich mit Pfiff,

Sorgen ab sofort für Schliff

In der Truppe. Um zu siegen

Müssen Druck die Männer kriegen.

Du als meine rechte Hand

Stehst mir bei als Adjutant

Und hast Vollmacht. Vorher doch

Erzähl mir von der Seefahrt noch,

Ich bitte dich, ein bisschen mehr

Denn so was kennt man nicht beim Heer.

Pfiffigquatsch dachte kurz nach

Bevor er sprudelnd weitersprach.

„Du sollst aus meinen Fahrens-Jahren

Ein paar Details nun noch erfahren.

Die erste Fahrt von Schlicktau aus,

Führte gleich mich weit hinaus.

Ich glaub es ging ins Mittelmeer.

Exakt weiß ich es heut nicht mehr.

Ach ja richtig, Lissabon

War damals unser erster Hafen.

Zusammen mit einem Kompagnon

Verbracht `ne Woche ohn‘ zu schlafen

An Land ich in der Texas-Bar.

Ach was war das wunderbar!

Was ich erlebte, was ich sah,

Was sich dort tat und was geschah,

Vor und auf und hinterm Tresen,

Ist wahrlich einmalig gewesen.

Das wilde, einzigart’ge Treiben

In Worten heut dir zu beschreiben

Wär ein mühsames Unterfangen.

Nachdem die Heuer uns war ausgegangen

Unternahmen wir beide eine Tour

Durch die Altstadt zwecks Kultur.

Den Tejo und halb Portugal

Sah ich bestimmt noch hundertmal.

Wir kreuzten oft das Mittelmeer,

Von Malaga bis Izmir quer,

Barcelona und Toulon,

Jedes Jahr zur Schießsaison

Operierte das Geschwader dort.

Wir besuchten manchen Ort

Den nur ein echter Fahrensmann

Beim Landgange besuchen kann.

Von Cadiz bis nach Istanbul

Kannte ich jeden Sündenpfuhl.

Von Cagliari bis nach Athen

Hab jeden Hafen ich geseh’n.

Von Reggio di Calabria

Bis hinauf nach Genua

Kannten die Meere unser Schiff.

Wir hatten das Mittelmeer im Griff

Als ob es unsre Heimat wäre.

Wir genossen die schöne warme Sphäre

Die uns dort bei Tag und Nacht

Den Dienst hat angenehm gemacht.

Von Bari bis Venezia

Beherrschten wir die Adria.

Zwischen Tunis und Tel Aviv

War uns keine See zu tief.

Von Cartagena bis Port Said

In jeder Stadt `ne andre Maid.

Ach was war das für ein Leben;

Ich würd mein Schwänzchen dafür geben

Könnt ich nochmal kreuz und quer

Schippern durch das Mittelmeer.

In der Ägäis kreuzten wir

Durch der Achaier See-Revier.

Vor Troja in den Dardanellen

Brandeten die gleichen Wellen

Tosend noch immer an den Strand

Die Agamemnon einst empfingen.

Als wir querab vor Anker gingen

Grüßte hoch oben uns von Land

Der Hügel Hisarlik herüber.

Wir schossen einen Gruß hinüber

Der wahrlich sich gewaschen hatte

Und im Rest der Kasematte

Nachdem es ohrenbetäubend knallte

Zu uns herüber wiederhallte.

Einundzwanzig Schuss Salut;

Sicher tat es Aias gut,

Der am Skamander-Ufer ruhte.

Lang schon ist er tot der Gute,

Der, wie Forscher uns bekunden,

Vor Troja einst sein Grab gefunden.

Im schnellfließenden Hellespont

Pfiff allen Helden ich `ne Front

Die damals vor dreitausend Jahren

Im Kriege umgekommen waren.

Plötzlich, mit dem Dreizack-Spieß

Tauchte durchs wellige Türkis

Poseidon auf vor unserm Bug.

Die Krone die er dabei trug

Stammte, ihm war sie zu groß,

Wohl vom alten Priamos.

Gott Boreas blies von Nord,

Dem Schiff und Neptun wohlgesinnt

Über uns die Wolken fort

Und machte mächtig dazu Wind.

Am Ankerplatz bei Canakkale ,

Querab etwa von Dardanos

Erlebte ich gar viele Male

Wie aus dem tiefen Skamandros

Mit Gepruste und Geschnauf

Die Nereiden tauchten auf.

Siebenundsiebzig an der Zahl.

Schwer fiel damals mir die Wahl.

Thetis und Nereus nacheinander

Bat aus den Fluten des Skamander

Ich an Bord. In der Kapitänskajüte

Ging es rund“. „Du meine Güte“

Rief der Feldmarschall „auf Ehr,

So was gibt es nicht beim Heer.

Erzähl doch weiter, mach schon schnell“.

Der Leutnant drauf: „es war reell.

Was mir die Göttlichen da boten

War wunderschön und nicht verboten.

Niemals werd‘ ich das vergessen

Sie waren auf meinen Pelz versessen

Und auch mein Schwänzchen ganz profan,

Hatte es ihnen angetan.

Nereus, die blonde kühle nasse

War wunderhübsch und hatte Rasse.

Thetis des Achills Mama,

Ohn‘ lange Prolegomena,

Sie ist `ne Meer-Nymphe vom Fache,

Ging ran wie Blücher an die Sache.

Auch Amphitrite kam an Bord.

Sie wollte nachher nicht mehr fort.

Sie meinte Neptun im Vergleich mit mir

Wär ein schlapper Kavalier.

Ich fühlte mich gar hoch geehrt.

Sie hat noch oft mit mir verkehrt.

Während wir zur Schäferstunde

Gemeinsam in der Koje lagen

Schwamm Poseidon manche Stunde

Eine nach der andern Runde,

Mit eifersüchtigem Gebrumm

Außenbords ums Schiff herum.

Er musste wütend es ertragen,

Dass seine Gattin ihr Verlangen

Mit mir stillte, und ist fremd gegangen.

Ach was war das Leben doch

Schön damals. Ich weiß es noch

Wie Galatèa sich einst freute

Als ich sie an Bord betreute.

Die ganze Nacht blieb sie bei mir.

Ach was waren glücklich wir.

Der Ankerplatz vor Canakkale

War für mich der ideale

Ausgangspunkt für Exkursionen.

Ich ging fast jeden Tag an Land.

Dort wo heute Türken wohnen

Ich das Ross von Troja fand.

Was ich in der Ägäis sah

Ging mir manchmal doch sehr nah

Denn mein Ur-, ur, ur -Großvater,

Er war Aineias Kriegsberater,

Mit Namen so wie ich er hieß,

War einer von den Kämpfern die

Durch Agamemnons Artillerie

Im Trojanischen Krieg sein Leben ließ.

Was ich noch vom weiten Land

Wo einst die Burg von Troja stand,

Zu berichten habe einem Mann vom Heer

Wie du es bist, ist mir `ne Ehr

Die ich durchaus zu schätzen weiß“.

Der Feldmarschall im Wissensdrang

Auf weitere Details gar heiß,

Sprach freudig: „Ich könnt stundenlang

Deinen Ausführungen lauschen

Um mich an alldem zu berauschen

Was du erlebt hast. Ich bitt dich sehr

Erzähle weiter mir noch mehr;

Fahre fort mit dem Bericht

Denn so was kennt man bei uns nicht.

Pfiffigquatsch nun voll in Fahrt,

Zwirbelte sich seinen Bar.

Dann fuhr er fort: „In Griechenland

Erlebte ich noch allerhand.

Mit Herakles und mit Odysseus

Sprach ich und den alten Zeus

Hab ich am Parnass getroffen.

Bacchus auch, er war besoffen.

Und stolperte mir dort entgegen

Wo Zeus grad her kam, aus dem Puff,

Er lallte moin, moin nur im Suff

Und gab mir torkelnd seinen Segen.

Auch Hermes den alten Götterboten

Traf ich. Was der mir hat geboten“,

So fuhr der Leutnant fort im Grimm,

„Das war wirklich mehr als schlimm.

Ithypallisch , ohne Gewand

Stand er vor mir am Wegesrand.

Wir haben lang uns unterhalten.

Ich erfuhr, dass er den alten

Moses hatte noch gekannt

Und dass der mit Horus war verwandt.

Erst später hätten Mythologen

Ihn zum Griechen umgebogen.

Ich habe lang mich mit dem alten

Götterboten unterhalten.

Doch, das füg ich ein schnell nun;

Mit dem Frevel hab ich nichts zu tun

Bei dem man ihm in jenen Tagen

Den Phallus hatte abgeschlagen!

Aphrodite war bei ihm.

Die beiden waren ja intim

Miteinander wie du weißt.

Ihren Sohn, der Hermaphroditos heißt,

Traf ich auch einst am Parnass.

Er kam herunter grad den Pass

Als ich wollt ein Päuschen machen.

Da packte aus er seine Sachen

Und hat vor mir sich’s selbst gemacht.

Wie praktisch, habe ich gedacht.

„Da staunst du“ sprach sie „kleine Maus“!

Ich legte meine Stirn schnell kraus

Und erwiderte drauf ihm:

„Mir wär die Sache zu sublim“

Und fügte sogleich an im Hohn.

„Aber praktisch ist das schon“!

Nachdem ich hatte mich gefangen

Bin nach Delphi ich gegangen.

Auf dem Wege zwei Harpyien

Verfolgten mich den Pass hinauf.

Vergeblich blieb all mein Bemühen

Zu entkommen. Die beiden im Dauerlauf

Waren schneller, viel flinker noch als ich.

Sie holten auf und schnappten mich.

Ich wusste nicht wie mir geschah.

Als ich sie flügelschlagend sah

Dachte ich „nun ist’s vorbei“.

Da nahmen sie mich schon die Zwei.

Sie haben mich total entblößt.

Nie wieder wurd ich so genommen!

Ich bin mir danach vorgekommen

Als hätt` man mich von was erlöst.

Wie im siebten Himmel fliegend

Auf hartem Parnass-Felsen liegend,

Erwachte ich. Ich war allein.

Verschwunden beide Vögelein“.

„Erzähl, erzähl, ich bitt dich sehr,

Bettelte der Feldmarschall.

Was war nach dem Überfall“?

„So was gibt’s wohl nicht beim Heer“

Lachte der Leutnant schelmisch heiter.

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Das nächste Mal erzähl ich weiter

Euch hier was damals ungelogen

Pfiffigquatsch in Delphi oben

Erlebt hat noch auf den Parnass.

Ich hoffe dass es Euch macht Spaß.


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.