Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 55
Pfiffigquatsch berichtet über
seine Dienstzeit bei der Marine
ein Zweischornsteinschiff
hat jetzt
Mich der Admiral versetzt.
„Das neue Schiff ist ein Juwel“
So stand es auf dem Marschbefehl.
In Schlicktau, Acapulco Nord,
Ging ich als Bootsmann nun an Bord.
Niemals werd‘ die happy Hessen
Ich im Leben mehr vergessen.
Sie war der neue Flotten-Star.
Ein Schiff wie es die Scharnhorst war.
Wohlgeformt die junge Maid
Lag an der Pier im weißen Kleid.
Ihr Bug war wundervoll geschnitten
Und die Taille in der Mitten
War atemberaubend, hatte Rasse.
Ich sah sofort, die neue Klasse
Z ein-null-eins war gut gelungen.
Ich hab mich gleich an Bord geschwungen;
Mittschiffs schiffte man mich ein.
Zehn-Zett-Null, ich hatte Schwein,
Mit dem Smut, kein Grund für Jammer,
Teilte ich mir eine Kammer.
Später kam dann der Filou
Von einem Steuermann dazu
Der die dritte Koje buchte
Und den letzten Spind sich suchte.
Ein Deck tiefer Frischgemüse,
Proviant- und auch Kantinenlast.
Alles war gut und hat gepasst.
Über uns war die Kombüse.
Die Messe lag gleich nebenan.
Ich hatte meine Freude dran.
Wie gesagt, die happy Hessen
Hab ich bis heute nicht vergessen.
Drei Jahre lang fuhr ich auf ihr
Rund um die Welt als Passagier.
Ach was war das für ein Leben;
Alles hätte ich gegeben
Um auf diesem Schiff zu bleiben.
Auf eines Offizier’s Betreiben.
Nur weil ich den `nen Helden nannte,
Man mich auf’s Schwesterschiff verbannte.
Auf hoher See, das ging ganz fix,
Stieg ich um zur Sophie X.
Drei Jahre lang fuhr ich auch dort.
Dann rief die SDM mich fort.
Als Oberbootsmann auf
Z Bayern
Konnte ich Jubiläum feiern.
Zehn Jahre fuhr ich schon zur See.
Doch das Ende meiner Odyssee
War immer noch nicht abzusehen.
Drei Jahre später musst ich gehen
Um aus gar nichtigen Belangen
Von vorne wieder anzufangen.
Ich heuerte darauf spontan
Sogleich auf der Hamburg an.
Dort fuhr ich noch ein weit‘res Jahr.
Als ich nicht mehr tauglich war
Weil einen den ich sehr gut kannte
Ich beim falschen Namen nannte
Kam ich, so wollte es der Knabe
An Land nun zum Geschwader-Stabe.
Dort hatte als Marine-Philanthrop
Ich einen ruhigen feinen Job.
Ich schmiedete die Eisatzpläne
Für die Schiffe. Die Käp’täne
Waren mir nun untertan.
Ich war im Stab ein wicht’ger Mann.
Nebst mir war da noch der Chauffeur
Zehn andre und der Kommandeur.
Hei, was war das für ein Leben.
Nun konnte ich Befehle geben.
Der Kommandeur segnete ab
Was ich dort ausgeknobelt hab.
Manchen klugen Mann von Bord
Bestellten wir uns zum Rapport.
Ach, was war das für ein Glück;
Alles zahlte ich zurück
Was an Bord in all den Jahren
Mir war als Unrecht widerfahren.
Nun war ich der Regisseur!
Mit dem Geschwader-Kommandeur
Zusammen schiffte ich mich ein.
Manchmal war es hundsgemein
Wie wir die oftmals arg bornierten
Herrn Offiziere motivierten
Dazu ein wenig schneller doch
Zu denken als kurz vorher noch,
Wo sie es ohne uns an Deck
Trieben an Bord oft allzu keck
Um den guten Ruf sich zu wahren
Den die Mannschaft eingefahren.
Ein steifer Wind pfiff nun an Bord.
Vom Kommandanten bis zum Lord
Wurd die Crew auf Schwung gebracht
Und für den Ernstfall fit gemacht.
Damals der Kommandeur und ich“!
Da unterbrach der Feldmarschall
Des Leutnants wüsten Redschwall:
„Verzeih, dass unterbrech‘ ich dich.
Was Du erzählst ist interessant.
Die Taktik, die ihr angewandt
Habt damals auf dem stolzen Schiffen
Hat das Heer längst aufgegriffen.
Auch unsereins vom Heeresstabe
Besitzt solch weise Führungsgabe.
Wir beide, du und ich mit Pfiff,
Sorgen ab sofort für Schliff
In der Truppe. Um zu siegen
Müssen Druck die Männer kriegen.
Du als meine rechte Hand
Stehst mir bei als Adjutant
Und hast Vollmacht. Vorher doch
Erzähl mir von der Seefahrt noch,
Ich bitte dich, ein bisschen mehr
Denn so was kennt man nicht beim Heer.
Pfiffigquatsch dachte kurz nach
Bevor er sprudelnd weitersprach.
„Du sollst aus meinen Fahrens-Jahren
Ein paar Details nun noch erfahren.
Die erste Fahrt von Schlicktau aus,
Führte gleich mich weit hinaus.
Ich glaub es ging ins Mittelmeer.
Exakt weiß ich es heut nicht mehr.
Ach ja richtig, Lissabon
War damals unser erster Hafen.
Zusammen mit einem Kompagnon
Verbracht `ne Woche ohn‘ zu schlafen
An Land ich in der Texas-Bar.
Ach was war das wunderbar!
Was ich erlebte, was ich sah,
Was sich dort tat und was geschah,
Vor und auf und hinterm Tresen,
Ist wahrlich einmalig gewesen.
Das wilde, einzigart’ge Treiben
In Worten heut dir zu beschreiben
Wär ein mühsames Unterfangen.
Nachdem die Heuer uns war ausgegangen
Unternahmen wir beide eine Tour
Durch die Altstadt zwecks Kultur.
Den Tejo und halb Portugal
Sah ich bestimmt noch hundertmal.
Wir kreuzten oft das Mittelmeer,
Von Malaga bis Izmir quer,
Barcelona und Toulon,
Jedes Jahr zur Schießsaison
Operierte das Geschwader dort.
Wir besuchten manchen Ort
Den nur ein echter Fahrensmann
Beim Landgange besuchen kann.
Von Cadiz bis nach Istanbul
Kannte ich jeden Sündenpfuhl.
Von Cagliari bis nach Athen
Hab jeden Hafen ich geseh’n.
Von Reggio di Calabria
Bis hinauf nach Genua
Kannten die Meere unser Schiff.
Wir hatten das Mittelmeer im Griff
Als ob es unsre Heimat wäre.
Wir genossen die schöne warme Sphäre
Die uns dort bei Tag und Nacht
Den Dienst hat angenehm gemacht.
Von Bari bis Venezia
Beherrschten wir die Adria.
Zwischen Tunis und Tel Aviv
War uns keine See zu tief.
Von Cartagena bis Port Said
In jeder Stadt `ne andre Maid.
Ach was war das für ein Leben;
Ich würd mein Schwänzchen dafür geben
Könnt ich nochmal kreuz und quer
Schippern durch das Mittelmeer.
In der Ägäis kreuzten wir
Durch der Achaier See-Revier.
Vor Troja in den Dardanellen
Brandeten die gleichen Wellen
Tosend noch immer an den Strand
Die Agamemnon einst empfingen.
Als wir querab vor Anker gingen
Grüßte hoch oben uns von Land
Der Hügel Hisarlik herüber.
Wir schossen einen Gruß hinüber
Der wahrlich sich gewaschen hatte
Und im Rest der Kasematte
Nachdem es ohrenbetäubend knallte
Zu uns herüber wiederhallte.
Einundzwanzig Schuss Salut;
Sicher tat es Aias gut,
Der am Skamander-Ufer ruhte.
Lang schon ist er tot der Gute,
Der, wie Forscher uns bekunden,
Vor Troja einst sein Grab gefunden.
Im schnellfließenden Hellespont
Pfiff allen Helden ich `ne Front
Die damals vor dreitausend Jahren
Im Kriege umgekommen waren.
Plötzlich, mit dem Dreizack-Spieß
Tauchte durchs wellige Türkis
Poseidon auf vor unserm Bug.
Die Krone die er dabei trug
Stammte, ihm war sie zu groß,
Wohl vom alten Priamos.
Gott Boreas blies von Nord,
Dem Schiff und Neptun wohlgesinnt
Über uns die Wolken fort
Und machte mächtig dazu Wind.
Am Ankerplatz bei Canakkale ,
Querab etwa von Dardanos
Erlebte ich gar viele Male
Wie aus dem tiefen Skamandros
Mit Gepruste und Geschnauf
Die Nereiden tauchten auf.
Siebenundsiebzig an der Zahl.
Schwer fiel damals mir die Wahl.
Thetis und Nereus nacheinander
Bat aus den Fluten des Skamander
Ich an Bord. In der Kapitänskajüte
Ging es rund“. „Du meine Güte“
Rief der Feldmarschall „auf Ehr,
So was gibt es nicht beim Heer.
Erzähl doch weiter, mach schon schnell“.
Der Leutnant drauf: „es war reell.
Was mir die Göttlichen da boten
War wunderschön und nicht verboten.
Niemals werd‘ ich das vergessen
Sie waren auf meinen Pelz versessen
Und auch mein Schwänzchen ganz profan,
Hatte es ihnen angetan.
Nereus, die blonde kühle nasse
War wunderhübsch und hatte Rasse.
Thetis des Achills Mama,
Ohn‘ lange Prolegomena,
Sie ist `ne Meer-Nymphe vom Fache,
Ging ran wie Blücher an die Sache.
Auch Amphitrite kam an Bord.
Sie wollte nachher nicht mehr fort.
Sie meinte Neptun im Vergleich mit mir
Wär ein schlapper Kavalier.
Ich fühlte mich gar hoch geehrt.
Sie hat noch oft mit mir verkehrt.
Während wir zur Schäferstunde
Gemeinsam in der Koje lagen
Schwamm Poseidon manche Stunde
Eine nach der andern Runde,
Mit eifersüchtigem Gebrumm
Außenbords ums Schiff herum.
Er musste wütend es ertragen,
Dass seine Gattin ihr Verlangen
Mit mir stillte, und ist fremd gegangen.
Ach was war das Leben doch
Schön damals. Ich weiß es noch
Wie Galatèa sich einst freute
Als ich sie an Bord betreute.
Die ganze Nacht blieb sie bei mir.
Ach was waren glücklich wir.
Der Ankerplatz vor Canakkale
War für mich der ideale
Ausgangspunkt für Exkursionen.
Ich ging fast jeden Tag an Land.
Dort wo heute Türken wohnen
Ich das Ross von Troja fand.
Was ich in der Ägäis sah
Ging mir manchmal doch sehr nah
Denn mein Ur-, ur, ur -Großvater,
Er war Aineias Kriegsberater,
Mit Namen so wie ich er hieß,
War einer von den Kämpfern die
Durch Agamemnons Artillerie
Im Trojanischen Krieg sein Leben ließ.
Was ich noch vom weiten Land
Wo einst die Burg von Troja stand,
Zu berichten habe einem Mann vom Heer
Wie du es bist, ist mir `ne Ehr
Die ich durchaus zu schätzen weiß“.
Der Feldmarschall im Wissensdrang
Auf weitere Details gar heiß,
Sprach freudig: „Ich könnt stundenlang
Deinen Ausführungen lauschen
Um mich an alldem zu berauschen
Was du erlebt hast. Ich bitt dich sehr
Erzähle weiter mir noch mehr;
Fahre fort mit dem Bericht
Denn so was kennt man bei uns nicht.
Pfiffigquatsch nun voll in Fahrt,
Zwirbelte sich seinen Bar.
Dann fuhr er fort: „In Griechenland
Erlebte ich noch allerhand.
Mit Herakles und mit Odysseus
Sprach ich und den alten Zeus
Hab ich am Parnass getroffen.
Bacchus auch, er war besoffen.
Und stolperte mir dort entgegen
Wo Zeus grad her kam, aus dem Puff,
Er lallte moin, moin nur im Suff
Und gab mir torkelnd seinen Segen.
Auch Hermes den alten Götterboten
Traf ich. Was der mir hat geboten“,
So fuhr der Leutnant fort im Grimm,
„Das war wirklich mehr als schlimm.
Ithypallisch , ohne Gewand
Stand er vor mir am Wegesrand.
Wir haben lang uns unterhalten.
Ich erfuhr, dass er den alten
Moses hatte noch gekannt
Und dass der mit Horus war verwandt.
Erst später hätten Mythologen
Ihn zum Griechen umgebogen.
Ich habe lang mich mit dem alten
Götterboten unterhalten.
Doch, das füg ich ein schnell nun;
Mit dem Frevel hab ich nichts zu tun
Bei dem man ihm in jenen Tagen
Den Phallus hatte abgeschlagen!
Aphrodite war bei ihm.
Die beiden waren ja intim
Miteinander wie du weißt.
Ihren Sohn, der Hermaphroditos heißt,
Traf ich auch einst am Parnass.
Er kam herunter grad den Pass
Als ich wollt ein Päuschen machen.
Da packte aus er seine Sachen
Und hat vor mir sich’s selbst gemacht.
Wie praktisch, habe ich gedacht.
„Da staunst du“ sprach sie „kleine Maus“!
Ich legte meine Stirn schnell kraus
Und erwiderte drauf ihm:
„Mir wär die Sache zu sublim“
Und fügte sogleich an im Hohn.
„Aber praktisch ist das schon“!
Nachdem ich hatte mich gefangen
Bin nach Delphi ich gegangen.
Auf dem Wege zwei Harpyien
Verfolgten mich den Pass hinauf.
Vergeblich blieb all mein Bemühen
Zu entkommen. Die beiden im Dauerlauf
Waren schneller, viel flinker noch als ich.
Sie holten auf und schnappten mich.
Ich wusste nicht wie mir geschah.
Als ich sie flügelschlagend sah
Dachte ich „nun ist’s vorbei“.
Da nahmen sie mich schon die Zwei.
Sie haben mich total entblößt.
Nie wieder wurd ich so genommen!
Ich bin mir danach vorgekommen
Als hätt` man mich von was erlöst.
Wie im siebten Himmel fliegend
Auf hartem Parnass-Felsen liegend,
Erwachte ich. Ich war allein.
Verschwunden beide Vögelein“.
„Erzähl, erzähl, ich bitt dich sehr,
Bettelte der Feldmarschall.
Was war nach dem Überfall“?
„So was gibt’s wohl nicht beim Heer“
Lachte der Leutnant schelmisch heiter.
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Das nächste Mal erzähl ich weiter
Euch hier was damals ungelogen
Pfiffigquatsch in Delphi oben
Erlebt hat noch auf den Parnass.
Ich hoffe dass es Euch macht Spaß.
wird fortgesetzt
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