Teil 8 – 68
Was der Narr zum Kriege meint
Narr noch immer schwieg.
Doch auch er kannte den Krieg.
Er hatte manche wilde Schlacht
In jüng‘ren Jahren mitgemacht
Und sein Blut dafür vergossen,
Das andre auf den Leitersprossen
Aufrückten bis zum General.
Er kannte seine Pappenheimer
Doch er war noch nie ein Schleimer.
„Ich sage es dir noch einmal“
Sprach zornig er zu Käseklauer
Dem Kriegsminister arg in Brass
Der ihm gegenüber saß.
Und dann wurde er genauer:
„Jeder Krieg ist Idiotie!
Wer für das Töten führt Regie
Ist ein Verbrecher. Leider doch
Gibt’s davon viel zu viele noch.
Ratten wie Hitler, Gaddafi und Amin
Rafften die halbe Menschheit hin.
Statt weiser Friedenspolitik
Kampf wie einst am Hissarlik.
Ihr habt, so hab ich’s grad erfahren,
Nichts gelernt in all den Jahren
Die seit Troja sind vergangen“!
„Die Frösche haben angefangen“
Warf der König fluchend ein
Und fuhr in seinem Zorne fort:
„Es war ein feiger Meuchelmord
Was Pausback der feige Teichpirat
Am See mit meinem Sohne tat.
Doch die Rache die ist mein.
Er soll mir dafür bluten
Für Krümeldieb den guten
Der keinem je hat wehgetan“.
Käseklauer nebenan
Stimmte Troxartes sofort zu:
„Wir geben nicht nach und nicht eher Ruh
Bis gerächt der Mord am Königssohn.
Wir fordern, dass der Mörder blecht
Mit seinem Leben und dem Thron.
Das ist, so denk ich, nur gerecht“.
„Wer das Volk zum Krieg aufwiegelt
Und sich selbst im Loch einigelt
Wie sie es tun Herr Kriegsminister,
Ist nichts wert und ein Philister“
Erwiderte der Narr spontan
Und fügte ein paar Sätze an
Welche vor ihm die andern beiden,
Das sah man, mochten gar nicht leiden.
„Wer den Krieg zum Freund sich wählt
Und im Hochmut darauf zählt
Mit Baal den Teufel auszutreiben
Der wird am End‘ Verlierer bleiben!
Im Kriege gibt es keinen Sieger.
Auf beiden Seiten fallen Krieger
Tausend-und millionenfach.
Krieg ist eine schlimme Sach‘.
Beiden Seiten beschert statt Brot
Übel er und Hungersnot.“
So begann er und fuhr fort:
„Krieg ist nichts als Massenmord!
Wenn er die Völker erst bedroht
Fährt reiche Ernte ein der Tod
Denn das allein ist dessen Ding.
Er geht reihum. Mit seinem Schwert
Hat er manch Volk schon ausgezehrt
Bis es am Ende unterging.
Seine Faust, so eisig kalt
Kennt kein Mitleid, nur Gewalt.
Der Sensenmann, er ist kein Ritter;
Sein Handwerk lernte er als Schnitter.
Seine Arbeit ist die Mahd,
Und die versteht er in der Tat.
Der Knochenmann kommt zu uns allen
Früh genug. Im Krieg zu fallen
Durch ihn bereits in jungen Jahren
Das solltet ihr dem Volk ersparen“!
Dann dem König zugewandt
Gab er `nen Nachsatz ihm bekannt:
„Es welkt der Kranz in deinem Haar,
(frei übersetzt nach James Shirley 1596-1666)
Drum hoher Held, tu ab die Pracht;
Den Sieg, dein Ruhm, so groß er war
Dein Glanz und deine ganze Macht,
Dein Geld, dein Gut und all dein Hab
Vergeht, liegst du erst selbst im Grab.
Nur was man Gutes tut lebt fort
Blüht noch im Staube unverdorrt“!
Troxartes war es anzuseh’n;
Ihm war die Predigt nicht genehm
Welche der Narr ihm hat gehalten.
„Soll ich die Händ‘ im Schoße falten“
Sprach zornig er; „an Frieden glauben
Wenn Feinde mir die Söhne rauben?
Auch wenn viel Maus-Blut wird noch fließen,
Mit Pausback werd‘ ich Frieden schließen
Erst wenn er selbst sich mir ergibt
Oder als Leiche vor mir liegt.
Auf meine Art, mit blanken Waffen
Will ich im Lande Frieden schaffen
Und Käseklauer steht im Streite
Bis zum Endsieg mir beiseite“.
Dem hat des Königs Wort gefallen.
Zackig ließ er die Hacken knallen.
„Heil Dir“ rief er im Kriech-Reflex,
„Hoch leb Troxartes Mäuse-Rex“.
Der Narr stimmte ein Kriegslied an
Und dacht‘: „Ich bin nicht schuld daran“!
Er summte leis im Überdruss
Das Lied von Matthis Claudius:
„`S ist Krieg! `s ist Krieg, Mein Gott o wehre
Und rede uns darein!
`S ist leider Krieg und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!
Was sollt ich machen wenn mit Grämen
Und blutig bleich uns blass
Die Geister der Erschlag‘nen kämen
Und vor mir weinten, was?
Wenn wack‘re Mäus‘ die Ehre suchten,
Verstümmelt und halbtot
Im Staub sich wälzend vor mir fluchten
In ihrer Todesnot?
Wenn tausend Väter, Mütter, Bräute
Die glücklich bisher all‘samt waren
Im Krieg das Grauen nun erfahren.
Wenn Hungersnot und böse Seuchen
Freund und Feind stürzen ins Grab,
Wenn Feuersbrünste sie all scheuchen
In die Dunkelheit hinab.
Was hülf‘ mir Kron‘ und Geld und Ehre?
Die könnten mich nicht freu‘n!
`S ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein“!
Während der Narr noch leise sang
Von draußen Lärm nach drinnen drang.
Ausgelöst ward der Krawall
Durch einen feigen Überfall.
Die Frösche waren durchgebrochen.
Des Königs Garde lag erstochen
Und mausetot vor dem Palast.
Den Hauptmann hatten sie gefasst
Und als Geisel mitgenommen.
Der Stoßtrupp so wie er gekommen,
Heimlich und auf leisen Sohlen,
Hat sich durch’s Schilf davongestohlen
Und tauchte im Teiche dann putzmunter
Im lauen Wasser temporär
So als ob nichts gewesen wär
Nach dem Angriff wieder unter.
Was den Hauptmann hat betroffen;
Der ist dabei mit abgesoffen.
Er konnt‘ nicht schwimmen, ist ertrunken;
Wie Krümeldieb im See versunken.
„Sie sind weg“ rief der Minister.
„Mit dem Sieg im Marschtornister“
Ergänzte der König. „Ich bin froh
Dass ich leb“. „Ich ebenso“
Sprach Käseklauer: „Ich schicke dir
`Nen neuen Gardeoffizier
Nebst hundert Mann die dich bewachen
Und ihre Sache besser machen
Als der Hauptmann Eisenfresser.
Ich schick dir den Oberst Ratibor.
Der ist als Zugführer weit besser;
Bei dem kommt so was nicht mehr vor“.
Der Narr, der abseits stand dieweil
Dachte sich seinen eig‘nen Teil.
Er hat Käsklauer nicht getraut;
Doch das sagte er nicht laut.
Er wies nach draußen auf den Pfeil
Am Portal: „Rex Pausback Heil“
Sand auf dem Zettel pfeildurchbohrt
Und drunter Wort für Wort:
„Dem tapfersten Volk in einem Krieg
Gebührt Tag für Tag der Schlachtensieg
Und dass dieses nur wir Frösche sind
Weiß auf der Welt ein jedes Kind“!
Und noch einmal „Rex Pausback Heil“!
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Was weiter noch im Krieg geschah
Berichtet so, wie er es sah
Aristoquakes Euch im nächsten Teil.
wird fortgesetzt
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