Samstag, 12. November 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 60

Pfiffigquatsch berichtet über

Seine Dienstzeit bei der Marine


n meinen

Sturm- und Seefahrtjahren

War mir kein Ozean zu fern.

Ach was fuhr zur See ich gern.

Die Nordsee wurd mir bald zu klein.

Der Atlantik musst es sein.

Im Rechteck Europa/ Afrika

Süd- und Nordamerika

Kreuzten im süßen Müßiggang

Wir monate- und Jahre lang.

Sankt Johns, Neufundland, Hudson-Bay

Bermuda, Island, Uruquay.

Zwischen Rio, Cape-Town und Dakar

Einst meine nasse Heimat war.

In der Karibik ebenso

Wie im Golf von Mexico

Fühlten wir uns damals wohl.

Von Grönland bis hinab zum Pol

Kreuzten im Zickzack wir umher

Auf dem großen, weiten Meer.

Um Kap Horn und Feuerland

Fuhr ich oft im Schiffsverband

In den andern Teil der Welt.

Bei der Marine angestellt

Hab stets mein Bestes ich getan.

Im pazifischen Ozean

Hat zwischen beiden Wendekreisen

Die Welt willkommen uns geheißen.

Von Santiago bis Hawaii,

Vom Beringmeer zur Haifisch-Bay.

Vor den Küsten von Australia

Und am Horn von Afrika,

Wo heute man Piraten jagt

Waren damals wir gefragt.

Durchs Rote Meer und den Kanal

Von Suez ab und zu einmal

Und in der Ägäis immer wieder

Kreuz und quer und auf und nieder

Im schönen grünlich blauem Meer

Zwischen Athen und Istanbul umher.

Einmal gar, das ist kein Stuss,

Fuhr ich durch den Bosporus

Und dann die ganze Donau rauf

Bis zur Walhalla. In Donaustauf

Zu Füßen der deutschen Akropolis

Lagen vor Anker wir so lange bis

Die Büsten wir von Krümeldieb

Den unser Volk hatte so lieb,

Und Hermann dem Cherusker alle

Besucht hatten in der Ruhmeshalle.

Psicharpax, Troxartes Sohn,

Der Erbe von Parteckfressers Thron

Lebt in Marmor gehauen nun auch dort

Fortan im ewig währenden Zeitenlauf,

Im Tempel für die Mausheit fort.

Die Bayern machten ihm die Ehr

Und stellten seine Büste auf

Denn er kam von dort ja her.

Persönlich bei der Gelegenheit

Blieb mir auch noch etwas Zeit

Mit dem Beiboot für `ne Stunde

Auf der Donau eine Runde

Vor Oberndorf ganz kurz zu drehen

Um nach dem Rechten mal zu sehen“.

„Ja was wolltest du denn dort“?

Hakte der Feldmarschall drauf ein,

„Das ist doch nur ein Bauerndorf;

Was soll denn da Besondres sein“?

„Dort wurde die tapf’re Maus geboren,

Die ihr Leben hat verloren

Durch Lymnocharis Physignatus.

Auch Pausback einst am Oberlauf

Vom schönen blauen Donaufluss

In einem Teiche ebenda

Das Licht der Erde erstmals sah“

Erwiderte der Leutnant drauf.

Und er fügte an gerissen:

„Das sollte als Feldmarschall man wissen.

Doch vom Dorf das rechterhand

Des Flusses liegt am Donaustrand

Erzähle ich dir später mehr“.

Und dann erzählte weiter er:

„Der Zeit die ich auf See verbrachte

Ich bisher immer gern gedachte.

Mit all den lustigen Gesellen

Im stetem Auf und Ab der Wellen

Hab manches ich an Bord erlebt

Was jene, die an Land nur waren

Als Schreibtischtäter nie erfahren.

Nach Ruhm hab niemals ich gestrebt.

Auch galt ich nicht grad als bequem.

Oft war es zwar nicht angenehm

Mit Offizieren die noch Kinder waren,

Hinaus aufs wilde Meer zu fahren.

Ich hab so manchen Kapitän

Nicht gerade souverän

Als Fähnrich gänzlich unbegabt

Zur Ausbildung an Bord gehabt.

Die Seefahrt konnt‘ einem vergehen,

Von dem was ich da hab gesehen,

So haben sich die jungen Wilden

Aus den Wohlstand- und Adelsgilden

Aufgeführt manchmal an Bord.

Geschult im Umgang mit dem Wort

Versuchten die Mannschaft sie zu drücken.

Doch die wollt meistens sich nicht bücken.

So gab an Bord es täglich Zwist.

Niemals war die Seefahrt trist.

Leute wie Commander Quick

Der auf der Caine ja Queeg noch hieß,

Lenkten hinterhältig fies,

Damals an Bord oft mein Geschick.

Doch immer hab auf großer Fahrt

Ich das Rückgrat mir bewahrt.

Manch Ramming, die ich einst gefahren

Konnt‘ ich den Bubis nicht ersparen

Die an Deck als Möchtegern

Oft auftraten ohn‘ Mark und Kern.

Von sich selbst sehr eingenommen,

Weil abstammend aus reichem Haus

Sind sie als Herrn an Bord gekommen.

Doch damit war es dann schnell aus.

Denn an Deck, da pfeift der Wind

Und so lang ich fuhr, da pfiff auch ich;

Und das nicht grade zimperlich.

Dass all sie nichts Besond’res sind,

Und manches andre nebenbei

Brachte ich den Buben bei.

So verstrichen all die Jahre.

Die Zeit färbte den Pelz mir und die Haare,

Das ist von alledem der Preis,

Du siehst es ja, sind nun schlohweiß.

Doch denk ich heut‘ an einst zurück

Dann weiß ich, dass das größte Glück,

Welches einer Maus kann widerfahren

Die Seefahrt ist. In jungen Jahren

Drängte es mich schon zur See.

Nun ist vorbei die Odyssee.

Ich brachte aus fernen Ländern mir

Mit nach Hause manch Souvenir.

Besonders im alten Griechenland

Ich Sammelwertes reichlich fand.

Den Nabel der Welt bracht insgeheim

Ich aus Delphi mir mit heim

Unter welchem ohne Spaß

Orakelnd Smintheus einst saß

Und manchen hat verschaukelt

Oder ihm was vorgegaukelt.

Die beiden Löwen von Mykene

Schenkte mir Pallas Athene

Als wir in Piräus lagen.

Ich sollte es nicht weitersagen

Dass ich sie von ihr bekam“

Und mit nach Haus nach Schlicktau nahm.

So sprach der Leutnant unverhohlen,

„Vermutlich hat sie die gestohlen!

Sie zieren heut daheim mein Haus.

Schon manche süße kleine Maus

Ist vom Leu-Anblick gefangen

In die Falle mir gegangen.

Die Löwen haben mich beschützt

Und mich beim Mausen unterstützt.

Sie taten stets das Ihre

Und standen für mich Schmiere

Wenn ich aus einem Manntierhaus

Stibitzte ein Stückchen Speck heraus“.

Dann fuhr er fort in klarer Sprache:

„Auch noch so manche andre Sache

Bracht nebst den Löwen ich mit heim.

Agamemnons Totenmaske

Aus dem trojanischen Palaste

Steckte man mir insgeheim

Zu nach einer langen Nacht

Die mit der Zofe ich verbracht

Hatte hinter herrschaftlichen Mauern.

Auch schenkte man mir, welche Ehre,

Aus seinem Nachlass Helm und Speere.

Ich kann Schliemann nur bedauern.

Was der dort später noch gefunden

Haben will war längst verschwunden.

Er hat die Story sich erdacht

Und die Maske selbst gemacht.

Auch der Schmuck von Helena,

Behaupte ich, war nicht mehr da.

Den hatte sie nach jener Nacht

Als ich bei ihr war, mir vermacht.

Die Homer-Apotheose

Brachte ich schon als Matrose

Aus Griechenland mit. Freilich nur

Als Kopie in Miniatur!

Ich hab später kunstbeflissen,

Was zum Geschenke mir man einst machte,

Weil ich, dass wertlos es sei dachte

Dummerweise weggeschmissen.

Heut reut es mich! Es könnte sein,

Dass echt war doch das Ding aus Stein.

Vieles noch von meinen Reisen

Bracht‘ ich heim. Dir‘s zu beweisen

Lade ich dich gerne ein

Nach dem Krieg mein Gast zu sein.

Dann bin ich gern dazu bereit

Dir von meiner Fahrenszeit

Mehr zu berichten“! „Ach wie schade“

Sprach der Feldmarschall: „Gerade

Wollte ich Dich darum bitten,

Mir von euren Seemannssitten

Zu erzählen etwas mehr.

Wir kennen so was nicht beim Heer“!

„Na gut“ sprach Leutnant Pfiffigquatsch:

„Die Männer graben noch im Matsch.

Wir haben noch `ne Galgenfrist.

Bis der Tunnel fertig ist

Kann es noch ein Weilchen dauern.

Um an Bord nicht zu versauern

Las ich auf Wache nebenher

Die Ilias von Homer“.

Begeistert rief der Feldmarschall:

„Homer, den liest man überall.

Wer hat dir denn dazu geraten?

Für jeden tapferen Soldaten

Ist die Ilias Pflichtlektüre.

Als ob ich selbst nach Troja führe,

Sehe ich in Gedanken nun

Dich deine Pflicht als Seemann tun“.

Der Leutnant ging nicht ein darauf.

Er griff die Bitte des Andern auf:

„Du fragtest nach den Seemannssitten.

Uns’re Marine, unbestritten,

Sicher ahntest du es schon,

Ist da führend! Tradition

Speziell an Bord wird übertrieben,

Und seit jeher groß geschrieben.

Manche der Flotte wohlvertrauten

Verfilzten Zöpfe stammen noch

Von Jason selbst und seinen alten

Reisegefährten den Argonauten.

Die Admiralität zieht sich dran hoch

Um über Wasser sich zu halten.

Tradition und Zeremoniell,

Bei unserer Flotte ganz speziell,

Steht über allem. Nichts gilt mehr

Als der alte Spruch von Scheer:

„Wenn alles raucht und nichts mehr kracht

Dann ist zu Ende meist die Schlacht“!

Obgleich wir manchen Krieg verloren

Wurden die Zöpfe nicht geschoren.

Im Gegenteil seit Hipper und Scheer

Wurde der Sermon noch viel mehr!

Als dann der Admiral Graf Spee

Vor den Falklands kämpfte mit Sturdee

Und seine Flotte in den Fluten

Versank, war es zu viel des Guten.

Was noch schwamm ist heim gedampft

Wurd interniert und eingestampft.

Nicht jedoch die Tradition.

Ein paar Jährchen später schon

Pfiff man Seite und auch Front

So wie eh und je gekonnt.

Wieder ging mit großem Schaden

Die Flotte mitsamt den Männern baden.

Zwei Jahrzehnte später dann

Eine neue Zeit begann.

Man fuhr zur See höchst genial

Vereint nun multinational.

Verbündet unsre Epigonen,

Mit den neuen Partnern. Im Geleite

Unterm NATO-Sterne Seit an Seite.

Fremde vermischt mit eignen Traditionen;

Entstand damals ein Einheitsbrei

Den bei der grauen Reederei

Selbst ein alter Fahrensmann,

Wie ich, nicht mehr verstehen kann“.

„Jetzt wird es langsam interessant“

Hakte der Feldmarschall nun ein.

„Mach mich damit schnell bekannt“

So sprach er plötzlich aufgeregt:

Es könnte ja wohl durchaus sein,

Dass nach der Schlacht, die wir gleich schlagen

Und ganz sicher auch gewinnen

Wir uns in den nächsten Tagen

Auf Traditionen neu besinnen

Die ihr an Bord habt schon gepflegt“.

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Was Pfiffigquatsch dem Feldmarschall

Zur Antwort gab in diesem Fall

Werdet in Kürze alle Ihr

Von mir erfahren hier.


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.