Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 60
Pfiffigquatsch berichtet über
Seine Dienstzeit bei der Marine
Sturm- und Seefahrtjahren
War mir kein Ozean zu fern.
Ach was fuhr zur See ich gern.
Die Nordsee wurd mir bald zu klein.
Der Atlantik musst es sein.
Im Rechteck Europa/ Afrika
Süd- und Nordamerika
Kreuzten im süßen Müßiggang
Wir monate- und Jahre lang.
Sankt Johns, Neufundland, Hudson-Bay
Bermuda, Island, Uruquay.
Zwischen Rio, Cape-Town und Dakar
Einst meine nasse Heimat war.
In der Karibik ebenso
Wie im Golf von Mexico
Fühlten wir uns damals wohl.
Von Grönland bis hinab zum Pol
Kreuzten im Zickzack wir umher
Auf dem großen, weiten Meer.
Um Kap Horn und Feuerland
Fuhr ich oft im Schiffsverband
In den andern Teil der Welt.
Bei der Marine angestellt
Hab stets mein Bestes ich getan.
Im pazifischen Ozean
Hat zwischen beiden Wendekreisen
Die Welt willkommen uns geheißen.
Von Santiago bis Hawaii,
Vom Beringmeer zur Haifisch-Bay.
Vor den Küsten von Australia
Und am Horn von Afrika,
Wo heute man Piraten jagt
Waren damals wir gefragt.
Durchs Rote Meer und den Kanal
Von Suez ab und zu einmal
Und in der Ägäis immer wieder
Kreuz und quer und auf und nieder
Im schönen grünlich blauem Meer
Zwischen Athen und Istanbul umher.
Einmal gar, das ist kein Stuss,
Fuhr ich durch den Bosporus
Und dann die ganze Donau rauf
Bis zur Walhalla. In Donaustauf
Zu Füßen der deutschen Akropolis
Lagen vor Anker wir so lange bis
Die Büsten wir von Krümeldieb
Den unser Volk hatte so lieb,
Und Hermann dem Cherusker alle
Besucht hatten in der Ruhmeshalle.
Psicharpax, Troxartes Sohn,
Der Erbe von Parteckfressers Thron
Lebt in Marmor gehauen nun auch dort
Fortan im ewig währenden Zeitenlauf,
Im Tempel für die Mausheit fort.
Die Bayern machten ihm die Ehr
Und stellten seine Büste auf
Denn er kam von dort ja her.
Persönlich bei der Gelegenheit
Blieb mir auch noch etwas Zeit
Mit dem Beiboot für `ne Stunde
Auf der Donau eine Runde
Vor Oberndorf ganz kurz zu drehen
Um nach dem Rechten mal zu sehen“.
„Ja was wolltest du denn dort“?
Hakte der Feldmarschall drauf ein,
„Das ist doch nur ein Bauerndorf;
Was soll denn da Besondres sein“?
„Dort wurde die tapf’re Maus geboren,
Die ihr Leben hat verloren
Durch Lymnocharis Physignatus.
Auch Pausback einst am Oberlauf
Vom schönen blauen Donaufluss
In einem Teiche ebenda
Das Licht der Erde erstmals sah“
Erwiderte der Leutnant drauf.
Und er fügte an gerissen:
„Das sollte als Feldmarschall man wissen.
Doch vom Dorf das rechterhand
Des Flusses liegt am Donaustrand
Erzähle ich dir später mehr“.
Und dann erzählte weiter er:
„Der Zeit die ich auf See verbrachte
Ich bisher immer gern gedachte.
Mit all den lustigen Gesellen
Im stetem Auf und Ab der Wellen
Hab manches ich an Bord erlebt
Was jene, die an Land nur waren
Als Schreibtischtäter nie erfahren.
Nach Ruhm hab niemals ich gestrebt.
Auch galt ich nicht grad als bequem.
Oft war es zwar nicht angenehm
Mit Offizieren die noch Kinder waren,
Hinaus aufs wilde Meer zu fahren.
Ich hab so manchen Kapitän
Nicht gerade souverän
Als Fähnrich gänzlich unbegabt
Zur Ausbildung an Bord gehabt.
Die Seefahrt konnt‘ einem vergehen,
Von dem was ich da hab gesehen,
So haben sich die jungen Wilden
Aus den Wohlstand- und Adelsgilden
Aufgeführt manchmal an Bord.
Geschult im Umgang mit dem Wort
Versuchten die Mannschaft sie zu drücken.
Doch die wollt meistens sich nicht bücken.
So gab an Bord es täglich Zwist.
Niemals war die Seefahrt trist.
Leute wie Commander Quick
Der auf der Caine ja Queeg noch hieß,
Lenkten hinterhältig fies,
Damals an Bord oft mein Geschick.
Doch immer hab auf großer Fahrt
Ich das Rückgrat mir bewahrt.
Manch Ramming, die ich einst gefahren
Konnt‘ ich den Bubis nicht ersparen
Die an Deck als Möchtegern
Oft auftraten ohn‘ Mark und Kern.
Von sich selbst sehr eingenommen,
Weil abstammend aus reichem Haus
Sind sie als Herrn an Bord gekommen.
Doch damit war es dann schnell aus.
Denn an Deck, da pfeift der Wind
Und so lang ich fuhr, da pfiff auch ich;
Und das nicht grade zimperlich.
Dass all sie nichts Besond’res sind,
Und manches andre nebenbei
Brachte ich den Buben bei.
So verstrichen all die Jahre.
Die Zeit färbte den Pelz mir und die Haare,
Das ist von alledem der Preis,
Du siehst es ja, sind nun schlohweiß.
Doch denk ich heut‘ an einst zurück
Dann weiß ich, dass das größte Glück,
Welches einer Maus kann widerfahren
Die Seefahrt ist. In jungen Jahren
Drängte es mich schon zur See.
Nun ist vorbei die Odyssee.
Ich brachte aus fernen Ländern mir
Mit nach Hause manch Souvenir.
Besonders im alten Griechenland
Ich Sammelwertes reichlich fand.
Den Nabel der Welt bracht insgeheim
Ich aus Delphi mir mit heim
Unter welchem ohne Spaß
Orakelnd Smintheus einst saß
Und manchen hat verschaukelt
Oder ihm was vorgegaukelt.
Die beiden Löwen von Mykene
Schenkte mir Pallas Athene
Als wir in Piräus lagen.
Ich sollte es nicht weitersagen
Dass ich sie von ihr bekam“
Und mit nach Haus nach Schlicktau nahm.
So sprach der Leutnant unverhohlen,
„Vermutlich hat sie die gestohlen!
Sie zieren heut daheim mein Haus.
Schon manche süße kleine Maus
Ist vom Leu-Anblick gefangen
In die Falle mir gegangen.
Die Löwen haben mich beschützt
Und mich beim Mausen unterstützt.
Sie taten stets das Ihre
Und standen für mich Schmiere
Wenn ich aus einem Manntierhaus
Stibitzte ein Stückchen Speck heraus“.
Dann fuhr er fort in klarer Sprache:
„Auch noch so manche andre Sache
Bracht nebst den Löwen ich mit heim.
Agamemnons Totenmaske
Aus dem trojanischen Palaste
Steckte man mir insgeheim
Zu nach einer langen Nacht
Die mit der Zofe ich verbracht
Hatte hinter herrschaftlichen Mauern.
Auch schenkte man mir, welche Ehre,
Aus seinem Nachlass Helm und Speere.
Ich kann Schliemann nur bedauern.
Was der dort später noch gefunden
Haben will war längst verschwunden.
Er hat die Story sich erdacht
Und die Maske selbst gemacht.
Auch der Schmuck von Helena,
Behaupte ich, war nicht mehr da.
Den hatte sie nach jener Nacht
Als ich bei ihr war, mir vermacht.
Die Homer-Apotheose
Brachte ich schon als Matrose
Aus Griechenland mit. Freilich nur
Als Kopie in Miniatur!
Ich hab später kunstbeflissen,
Was zum Geschenke mir man einst machte,
Weil ich, dass wertlos es sei dachte
Dummerweise weggeschmissen.
Heut reut es mich! Es könnte sein,
Dass echt war doch das Ding aus Stein.
Vieles noch von meinen Reisen
Bracht‘ ich heim. Dir‘s zu beweisen
Lade ich dich gerne ein
Nach dem Krieg mein Gast zu sein.
Dann bin ich gern dazu bereit
Dir von meiner Fahrenszeit
Mehr zu berichten“! „Ach wie schade“
Sprach der Feldmarschall: „Gerade
Wollte ich Dich darum bitten,
Mir von euren Seemannssitten
Zu erzählen etwas mehr.
Wir kennen so was nicht beim Heer“!
„Na gut“ sprach Leutnant Pfiffigquatsch:
„Die Männer graben noch im Matsch.
Wir haben noch `ne Galgenfrist.
Bis der Tunnel fertig ist
Kann es noch ein Weilchen dauern.
Um an Bord nicht zu versauern
Las ich auf Wache nebenher
Die Ilias von Homer“.
Begeistert rief der Feldmarschall:
„Homer, den liest man überall.
Wer hat dir denn dazu geraten?
Für jeden tapferen Soldaten
Ist die Ilias Pflichtlektüre.
Als ob ich selbst nach Troja führe,
Sehe ich in Gedanken nun
Dich deine Pflicht als Seemann tun“.
Der Leutnant ging nicht ein darauf.
Er griff die Bitte des Andern auf:
„Du fragtest nach den Seemannssitten.
Uns’re Marine, unbestritten,
Sicher ahntest du es schon,
Ist da führend! Tradition
Speziell an Bord wird übertrieben,
Und seit jeher groß geschrieben.
Manche der Flotte wohlvertrauten
Verfilzten Zöpfe stammen noch
Von Jason selbst und seinen alten
Reisegefährten den Argonauten.
Die Admiralität zieht sich dran hoch
Um über Wasser sich zu halten.
Tradition und Zeremoniell,
Bei unserer Flotte ganz speziell,
Steht über allem. Nichts gilt mehr
Als der alte Spruch von Scheer:
„Wenn alles raucht und nichts mehr kracht
Dann ist zu Ende meist die Schlacht“!
Obgleich wir manchen Krieg verloren
Wurden die Zöpfe nicht geschoren.
Im Gegenteil seit Hipper und Scheer
Wurde der Sermon noch viel mehr!
Als dann der Admiral Graf Spee
Vor den Falklands kämpfte mit Sturdee
Und seine Flotte in den Fluten
Versank, war es zu viel des Guten.
Was noch schwamm ist heim gedampft
Wurd interniert und eingestampft.
Nicht jedoch die Tradition.
Ein paar Jährchen später schon
Pfiff man Seite und auch Front
So wie eh und je gekonnt.
Wieder ging mit großem Schaden
Die Flotte mitsamt den Männern baden.
Zwei Jahrzehnte später dann
Eine neue Zeit begann.
Man fuhr zur See höchst genial
Vereint nun multinational.
Verbündet unsre Epigonen,
Mit den neuen Partnern. Im Geleite
Unterm NATO-Sterne Seit an Seite.
Fremde vermischt mit eignen Traditionen;
Entstand damals ein Einheitsbrei
Den bei der grauen Reederei
Selbst ein alter Fahrensmann,
Wie ich, nicht mehr verstehen kann“.
„Jetzt wird es langsam interessant“
Hakte der Feldmarschall nun ein.
„Mach mich damit schnell bekannt“
So sprach er plötzlich aufgeregt:
Es könnte ja wohl durchaus sein,
Dass nach der Schlacht, die wir gleich schlagen
Und ganz sicher auch gewinnen
Wir uns in den nächsten Tagen
Auf Traditionen neu besinnen
Die ihr an Bord habt schon gepflegt“.
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Was Pfiffigquatsch dem Feldmarschall
Zur Antwort gab in diesem Fall
Werdet in Kürze alle Ihr
Von mir erfahren hier.
wird fortgesetzt
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