Montag, 14. November 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 62

Pfiffigquatsch und der

Oberfeldmarschall


ch kannte

mal einen. Er hieß Tosch“,

(Anspielung auf General-Admiral Albert von Stosch)

Begann der Oberfeldmarschall:

„Ein Gegner zwar welcher als Frosch

Auf dem Schlachtfeld überall,

Mir gar oft im Wege stand.

Fürwahr der Mann war interessant.

Er war beim Heer erst General.

Später dann als Admiral

Kommandierte er mir ernster Mine

Als Stoppelhopser die Marine.

Er hatte von der See wie ich

Keine Ahnung. Er profilierte sich

Indem beim Frösche-Stab an Land

Er alte Worte neu erfand.

Der gute Frosch, fernab der See

Wurde Flottenchef. Als Protegè

Des Prinzen seiner Majestät

Wurd er Chef der Admiralität.

Als kluger Kopf mit Geistesgabe

Blieb an Land er stets beim Stabe

Denn an Bord sich zu blamieren

Das war wirklich nicht sein Ding.

Im Flottenstabe zu taktieren

So dachte er, viel leichter ging.

Von ihm hab manches ich gelernt“!

Der Feldmarschall grinste als er sprach:

Der gute Tosch, der war vom Fach.

Als waschechter Aristokrat

War er ein Mann, der guten Rat

Im Stab an Land zu jeder Zeit

Zu geben immer war bereit.

Wie man eine Nuss entkernt

Das hab ich ihm beigebracht.

Ach was haben wir gelacht.

In einfachen Dingen tat er sich schwer.

Er verstand zwar was vom Tauchen

Doch sonst war er kaum zu gebrauchen.

Was ich gelernt hatte beim Heer

Das hat ihn gar nicht interessiert.

Dafür war er zu studiert.

Manche Nacht mit jenem Lurch,

In dieser Sache war er gut,

Zechten und hurten wohlgemut

Wir am Teich mit Pausback durch.

Er war mein Freund. Zu jener Zeit

Lebten wir noch nicht in Streit.

Von seinem Dienst in der Kaserne

Erzählte er uns. Ach wie gerne

Würde ich ihm noch einmal lauschen.

Ich konnte mich daran berauschen

Was er vom Stabsdienst mir erzählte.

Die klugen Worte die er wählte

Hatten es mir angetan.

Er starb einst auf der Autobahn

Bei Fedderwardengroden

Ein Manntier hat ihn überfahren.

Sein Grab liegt dort wo Meeresboden

Noch war vor ein paar hundert Jahren.

Bestattet, so wie es gebührte ihm,

Wurde der Stabsdiensttunichtgut

Im Groden dort wo maritim

Er hinterm Deich noch heute ruht.

Das ist dort wo nebenan

Wo er einst hatte Dienst getan“.

Pfiffigquatsch, traurig über den Verlust,

Klopfte sich an seine Brust

Und fing zu erzählen an.

„Herr Oberfeldmarschall“ sprach er:

„Es ist noch gar nicht lange her.

Da war ich selbst im Flottenstabe.

Was ich erlebt dort alles habe,

Wir haben ja noch etwas Zeit,

Bin zu berichten ich bereit“.

„Oh ja“ rief da sein Gegenüber.

„Ich bitte dich, berichte drüber.

Du weiß ja, dass mich interessiert

Was ihr bei euch in der Marine

Beim Stab an Land so fabriziert“.

Pfiffigquatsch strich sich den Bart:

„Obwohl ich heut dort nicht mehr diene

Blieb auch mir das nicht erspart“

Begann er und fühlte sich geehrt

Weil der and‘re erfahren wollte

Was besser keiner wissen sollte.

Was am Stabsdienst wissenswert,

Trug, der Feldmarschall ganz Ohr,

Er diesem nun in Kurzform vor:

„Meine glorreiche Zeit an Land begann,

Als rauskam, dass ich nicht schwimmen kann.

Man setzte mich sogleich in Marsch

Zum Hauptquartier; das lag am Arsch

Der Welt. Gebaut für zig-Milliarden,

Unter der Erde bei Schlicktauwarden.

Es war für mich ein schwerer Gang.

Der Chef des Stabes zum Empfang,

Drückte mir den ersten Band

Der Stabsdienstordnung in die Hand.

Dabei sprach der nette Mann:

„Schau das Buch genau dir an.

Ein halbes Jahr hast du nur Zeit.

Nutze die Gelegenheit….

Dann geb‘ ich dir den zweiten Teil.

Les Dich ein ohn‘ Vorurteil.

Wenn du die zehn Bände durch hast, dann

Fängt für dich der Stabsdienst an.

Wie es ward mir anbefohlen

Machte ich mich auf die Sohlen.

Doch ich kam nicht allzu weit.

Beim Stab ist viermal Kaffeezeit.

Um neun, um elf, um eins und drei.

Um vier Uhr ist der Dienst vorbei.

Von zwölf bis eins ist Mittagspause.

Da hält ein Schläfchen man im Hause.

Wie es beim Stabe hat zu sein,

Hatt‘ ich ein Zimmer ganz allein.

Dort stand ein Sofa in der Ecke

Zum besagten Ausruhzwecke.

Der Aktenschrank war noch ganz leer.

Im Lauf der Jahre wurd es mehr.

Am zweiten Tag, mit frohem Sinn,

Kam ich um acht zum Dienstbeginn.

Ich war der Erste. Ab halb neun

Hieß es: Sich auf den Kaffee freu’n.

Nach der Pause, kurz nach zehn,

Konnt‘ ich an die Arbeit geh’n.

Ich schlug die Stabsdienstordnung auf:

Dann nahm der Stabsdienst seinen Lauf.

„`Ne viertel Stunde vor der Zeit

Ist des Soldaten Pünktlichkeit“,

„Belehrten mich die Kameraden.

Pünktlichkeit kann ja nicht schaden,

Dachte ich und schloss spontan

Den andern mich zur Pause an.

Dem Küstenklatsche wohlgewogen

Hat dort ein jeder überzogen.

So schloss, was man erahnen kann,

Das Mittagessen sofort an.

Ein Abstecher in die Kantine

Gehört seit jeher zur Routine

Für einen Stabsdienstmitarbeiter.

Nach dem Stabsdienst-Mittagstische

Ging weiter es in aller Frische“.

„Ein Schläfchen in Ehren

Kann niemand verwehren“

„Deutete mir einer an.

Und es hat mir gut getan.

Vor dem Sofa ein paar Schuhe

Zeigten, es ist Mittagsruhe.

Das konnt‘ aufgrund von dem Termin

Der als nächster schon sodann

Beim Stab am Nachmittag war dran,

Man nicht sehr in die Länge zieh’n.

Eine knappe Stunde Traum.

Dann traf man sich im Kaffeeraum.

Ruckzuck wurde es dort zwei.

Die knappe Stunde dann bis drei

Verbrachten zum Besprechungszwecke

Wir in der Stabsdienst-Klönschnack-Ecke.

An die letzte Pause dann

Schloss sich der Feierabend an.

So ging es Tag für Tag und Jahr für Jahr.

Das Stabsdienststudium fürwahr,

Für einen, wenn er nicht vom Fache,

Ist eine hochkomplexe Sache

Die manche dann erst recht verstehen

Wenn zurück an Bord sie gehen.

Doch ein Nichtschwimmer wie ich

Den man an Bord nicht haben wollte

Hatte abzufinden sich.

Darum tat ich was ich machen sollte

Und versuchte unter Stöhnen

Mich an das Neue zu gewöhnen.

Vom Stabsdienstleben hingerissen

Vervollständigte ich mein Wissen.

Täglich lernte ich dazu.

Die Stabsdienstordnung, das Atout

Für das Flotten-Stabsdienst-Wesen

Hab zweimal ich mir durchgelesen.

Nach sechs Jahren schließlich dann

War ich fertig. Irgendwann

Hatt‘ ich, um was es ging, begriffen.

Doch ich sah’s nicht so verkniffen

Wie all die andern dort im Stabe.

Mir fehlte dazu das Gehabe.

Vieles von dem was ich dort lernte

Hab ich längst wieder vergessen

Und den Rest auch unterdessen

Aus dem Gedächtnis ich entfernte.

Doch die Stabsdienstordnung die

Werde ich vergessen nie.

Das ganze Werk vom Grundsatz her

Ist aufgebaut frei nach Homer.

Von wem die klugen Bände stammen

Welche vom Umfang her zusammen

Homer bei weitem übertreffen

Ist bis heute nicht geklärt.

Den blinden Griechen nachzuäffen,

Hat sich, scheint mir, nicht bewährt.

So wie an Bord der DaB

Regelt den Dienstbetrieb auf See,

Ist die Stabsdienstordnung auch

Gemacht zum täglichen Gebrauch.

Alles ist darin festgelegt.

Wie man einen Vorgang hegt

Damit er lang erhalten bleibt

Und was man weiter mit ihm treibt

Damit die Untergeb‘nen auch

Ihn nutzen für den Dienstgebrauch.

Wie man heftet, wie man locht,

Wie man Tee und Kaffee kocht;

Wie man faltet, wie man knickt

Und wie man nichts tut so geschickt,

Dass die Vorgesetzten glauben

Man würd ihnen den Anteil rauben

Den sie beim Stab an solchen Gaben

Wie dem süßen Nichtstun haben.

Vieles war mir damals neu.

Doch nicht gerade arbeitsscheu

Lernte ich in aller Ruh

Jeden Tag etwas dazu.

Wie man diktiert und mitnotiert,

Wie man zählt und registriert;

Wie man Akten schön gestaltet,

Wie man Vorschriften verwaltet;

Wie man ohne jede Geisteskraft

Papier beschreibt gar meisterhaft;

Wie man ohne groß zu stöhnen

Sich ans Nichtstun kann gewöhnen;

Wie man entsprechend seinem Rang

Der Stimme verleiht den rechten Klang;

Wie man den Stabsdienst möglichst gut

Ohne groß aufzufallen tut;

Wie man schreibt gedankentief

Mittels Duden einen Brief;

Wie man plant `ne Fahrradtour

Den Urlaub und die nächste Kur.

Wie man nach eigenem Ermessen

`Nen Vorgang kann auch mal vergessen.

Wie man sich dünn macht oder drückt

Und wie man Rad fährt und sich bückt.

Wie die Arbeit man verteilt,

Wie man durch Spione peilt

Damit falls Arbeit fällt mal an

Man sich schnell verpissen kann.

Wie im Halbschlaf mit Esprit

Man Pläne macht voll Phantasie.

Wie man erlernt die Stabsdienstkunst

Und sich erschleicht dabei die Gunst

Des Vorgesetzten der

So manch privates nebenher

Dienstlich erledigt aber doch

Ein paar Helfer bräuchte noch.

Wie man sich in Anbetracht

Des Nichtstuns unentbehrlich macht.

Die Stabsdienstordnung regelt alles.

Auch für den schlimmsten Fall des Falles

Gibt sie Auskunft; doch bisweilen

Sind verschlüsselt ihre Zeilen.

Wie man Einsatzpläne macht

Für Verteidigung und Schlacht.

Wie man, wie es ihr gebührt

Vom Stabe aus die Flotte führt.

Wie man der Befehle gibt

Und wie sie dort auf dem Papier

Der Stabsdienst-Einsatzoffizier

Im Lagezimmer seewärts schiebt.

Wie man sie auf See versorgt.

Wie man ohne, dass sie sinkt,

Sie geschickt zum Einsatz bringt.

Wo man sich neue Schiffe borgt.

Wie man sie, auch wenns‘ nichts nützt

Mit Geistesblitzen unterstützt

Die nur an Land im Führungsstabe

Ein Admiral mit Gottesgabe

Sich für den Hochsee‑Einsatzplan

Aus den Fingern saugen kann.

Wie man bewusst zu allerletzt

Die Marinefliegerei einsetzt.

All dieses ist mit Augenmerk

Und Hinblick auf die nächste Pause

Festgelegt im Regelwerk

Beim Einsatzstab zu Haue.

Alles regelt dieses Buch“.

„Doch besser man lässt den Versuch

Ob stimmt, was die beim Stabe treiben,

Zum Wohl der Mausmarine bleiben“

So hakte der Feldmarschall nun ein.

“Was war denn das für ein Verein?

Das ist ja beinah wie beim Heer.

Ich will nicht hören drüber mehr“!

Der Leutnant senkte seinen Blick

Zu Boden! Da schrie Wühlequick:

„Hurra“ ganz laut, „nun sind wir durch!

Nun schnappen wir den feigen Lurch“!

Und weiter voller Leidenschaft:

„Der Tunneldurchbruch ist geschafft“!

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Was als nächstes dann geschah,

So wie es der Kriegsberichter sah,

Und noch weitere Geschichten

Werd‘ demnächst ich Euch hier berichten.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.