Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 62
Pfiffigquatsch und der
Oberfeldmarschall
mal einen. Er hieß Tosch“,
(Anspielung auf General-Admiral Albert von Stosch)
Begann der Oberfeldmarschall:
„Ein Gegner zwar welcher als Frosch
Auf dem Schlachtfeld überall,
Mir gar oft im Wege stand.
Fürwahr der Mann war interessant.
Er war beim Heer erst General.
Später dann als Admiral
Kommandierte er mir ernster Mine
Als Stoppelhopser die Marine.
Er hatte von der See wie ich
Keine Ahnung. Er profilierte sich
Indem beim Frösche-Stab an Land
Er alte Worte neu erfand.
Der gute Frosch, fernab der See
Wurde Flottenchef. Als Protegè
Des Prinzen seiner Majestät
Wurd er Chef der Admiralität.
Als kluger Kopf mit Geistesgabe
Blieb an Land er stets beim Stabe
Denn an Bord sich zu blamieren
Das war wirklich nicht sein Ding.
Im Flottenstabe zu taktieren
So dachte er, viel leichter ging.
Von ihm hab manches ich gelernt“!
Der Feldmarschall grinste als er sprach:
Der gute Tosch, der war vom Fach.
Als waschechter Aristokrat
War er ein Mann, der guten Rat
Im Stab an Land zu jeder Zeit
Zu geben immer war bereit.
Wie man eine Nuss entkernt
Das hab ich ihm beigebracht.
Ach was haben wir gelacht.
In einfachen Dingen tat er sich schwer.
Er verstand zwar was vom Tauchen
Doch sonst war er kaum zu gebrauchen.
Was ich gelernt hatte beim Heer
Das hat ihn gar nicht interessiert.
Dafür war er zu studiert.
Manche Nacht mit jenem Lurch,
In dieser Sache war er gut,
Zechten und hurten wohlgemut
Wir am Teich mit Pausback durch.
Er war mein Freund. Zu jener Zeit
Lebten wir noch nicht in Streit.
Von seinem Dienst in der Kaserne
Erzählte er uns. Ach wie gerne
Würde ich ihm noch einmal lauschen.
Ich konnte mich daran berauschen
Was er vom Stabsdienst mir erzählte.
Die klugen Worte die er wählte
Hatten es mir angetan.
Er starb einst auf der Autobahn
Bei Fedderwardengroden
Ein Manntier hat ihn überfahren.
Sein Grab liegt dort wo Meeresboden
Noch war vor ein paar hundert Jahren.
Bestattet, so wie es gebührte ihm,
Wurde der Stabsdiensttunichtgut
Im Groden dort wo maritim
Er hinterm Deich noch heute ruht.
Das ist dort wo nebenan
Wo er einst hatte Dienst getan“.
Pfiffigquatsch, traurig über den Verlust,
Klopfte sich an seine Brust
Und fing zu erzählen an.
„Herr Oberfeldmarschall“ sprach er:
„Es ist noch gar nicht lange her.
Da war ich selbst im Flottenstabe.
Was ich erlebt dort alles habe,
Wir haben ja noch etwas Zeit,
Bin zu berichten ich bereit“.
„Oh ja“ rief da sein Gegenüber.
„Ich bitte dich, berichte drüber.
Du weiß ja, dass mich interessiert
Was ihr bei euch in der Marine
Beim Stab an Land so fabriziert“.
Pfiffigquatsch strich sich den Bart:
„Obwohl ich heut dort nicht mehr diene
Blieb auch mir das nicht erspart“
Begann er und fühlte sich geehrt
Weil der and‘re erfahren wollte
Was besser keiner wissen sollte.
Was am Stabsdienst wissenswert,
Trug, der Feldmarschall ganz Ohr,
Er diesem nun in Kurzform vor:
„Meine glorreiche Zeit an Land begann,
Als rauskam, dass ich nicht schwimmen kann.
Man setzte mich sogleich in Marsch
Zum Hauptquartier; das lag am Arsch
Der Welt. Gebaut für zig-Milliarden,
Unter der Erde bei Schlicktauwarden.
Es war für mich ein schwerer Gang.
Der Chef des Stabes zum Empfang,
Drückte mir den ersten Band
Der Stabsdienstordnung in die Hand.
Dabei sprach der nette Mann:
„Schau das Buch genau dir an.
Ein halbes Jahr hast du nur Zeit.
Nutze die Gelegenheit….
Dann geb‘ ich dir den zweiten Teil.
Les Dich ein ohn‘ Vorurteil.
Wenn du die zehn Bände durch hast, dann
Fängt für dich der Stabsdienst an.
Wie es ward mir anbefohlen
Machte ich mich auf die Sohlen.
Doch ich kam nicht allzu weit.
Beim Stab ist viermal Kaffeezeit.
Um neun, um elf, um eins und drei.
Um vier Uhr ist der Dienst vorbei.
Von zwölf bis eins ist Mittagspause.
Da hält ein Schläfchen man im Hause.
Wie es beim Stabe hat zu sein,
Hatt‘ ich ein Zimmer ganz allein.
Dort stand ein Sofa in der Ecke
Zum besagten Ausruhzwecke.
Der Aktenschrank war noch ganz leer.
Im Lauf der Jahre wurd es mehr.
Am zweiten Tag, mit frohem Sinn,
Kam ich um acht zum Dienstbeginn.
Ich war der Erste. Ab halb neun
Hieß es: Sich auf den Kaffee freu’n.
Nach der Pause, kurz nach zehn,
Konnt‘ ich an die Arbeit geh’n.
Ich schlug die Stabsdienstordnung auf:
Dann nahm der Stabsdienst seinen Lauf.
„`Ne viertel Stunde vor der Zeit
Ist des Soldaten Pünktlichkeit“,
„Belehrten mich die Kameraden.
Pünktlichkeit kann ja nicht schaden,
Dachte ich und schloss spontan
Den andern mich zur Pause an.
Dem Küstenklatsche wohlgewogen
Hat dort ein jeder überzogen.
So schloss, was man erahnen kann,
Das Mittagessen sofort an.
Ein Abstecher in die Kantine
Gehört seit jeher zur Routine
Für einen Stabsdienstmitarbeiter.
Nach dem Stabsdienst-Mittagstische
Ging weiter es in aller Frische“.
„Ein Schläfchen in Ehren
Kann niemand verwehren“
„Deutete mir einer an.
Und es hat mir gut getan.
Vor dem Sofa ein paar Schuhe
Zeigten, es ist Mittagsruhe.
Das konnt‘ aufgrund von dem Termin
Der als nächster schon sodann
Beim Stab am Nachmittag war dran,
Man nicht sehr in die Länge zieh’n.
Eine knappe Stunde Traum.
Dann traf man sich im Kaffeeraum.
Ruckzuck wurde es dort zwei.
Die knappe Stunde dann bis drei
Verbrachten zum Besprechungszwecke
Wir in der Stabsdienst-Klönschnack-Ecke.
An die letzte Pause dann
Schloss sich der Feierabend an.
So ging es Tag für Tag und Jahr für Jahr.
Das Stabsdienststudium fürwahr,
Für einen, wenn er nicht vom Fache,
Ist eine hochkomplexe Sache
Die manche dann erst recht verstehen
Wenn zurück an Bord sie gehen.
Doch ein Nichtschwimmer wie ich
Den man an Bord nicht haben wollte
Hatte abzufinden sich.
Darum tat ich was ich machen sollte
Und versuchte unter Stöhnen
Mich an das Neue zu gewöhnen.
Vom Stabsdienstleben hingerissen
Vervollständigte ich mein Wissen.
Täglich lernte ich dazu.
Die Stabsdienstordnung, das Atout
Für das Flotten-Stabsdienst-Wesen
Hab zweimal ich mir durchgelesen.
Nach sechs Jahren schließlich dann
War ich fertig. Irgendwann
Hatt‘ ich, um was es ging, begriffen.
Doch ich sah’s nicht so verkniffen
Wie all die andern dort im Stabe.
Mir fehlte dazu das Gehabe.
Vieles von dem was ich dort lernte
Hab ich längst wieder vergessen
Und den Rest auch unterdessen
Aus dem Gedächtnis ich entfernte.
Doch die Stabsdienstordnung die
Werde ich vergessen nie.
Das ganze Werk vom Grundsatz her
Ist aufgebaut frei nach Homer.
Von wem die klugen Bände stammen
Welche vom Umfang her zusammen
Homer bei weitem übertreffen
Ist bis heute nicht geklärt.
Den blinden Griechen nachzuäffen,
Hat sich, scheint mir, nicht bewährt.
So wie an Bord der DaB
Regelt den Dienstbetrieb auf See,
Ist die Stabsdienstordnung auch
Gemacht zum täglichen Gebrauch.
Alles ist darin festgelegt.
Wie man einen Vorgang hegt
Damit er lang erhalten bleibt
Und was man weiter mit ihm treibt
Damit die Untergeb‘nen auch
Ihn nutzen für den Dienstgebrauch.
Wie man heftet, wie man locht,
Wie man Tee und Kaffee kocht;
Wie man faltet, wie man knickt
Und wie man nichts tut so geschickt,
Dass die Vorgesetzten glauben
Man würd ihnen den Anteil rauben
Den sie beim Stab an solchen Gaben
Wie dem süßen Nichtstun haben.
Vieles war mir damals neu.
Doch nicht gerade arbeitsscheu
Lernte ich in aller Ruh
Jeden Tag etwas dazu.
Wie man diktiert und mitnotiert,
Wie man zählt und registriert;
Wie man Akten schön gestaltet,
Wie man Vorschriften verwaltet;
Wie man ohne jede Geisteskraft
Papier beschreibt gar meisterhaft;
Wie man ohne groß zu stöhnen
Sich ans Nichtstun kann gewöhnen;
Wie man entsprechend seinem Rang
Der Stimme verleiht den rechten Klang;
Wie man den Stabsdienst möglichst gut
Ohne groß aufzufallen tut;
Wie man schreibt gedankentief
Mittels Duden einen Brief;
Wie man plant `ne Fahrradtour
Den Urlaub und die nächste Kur.
Wie man nach eigenem Ermessen
`Nen Vorgang kann auch mal vergessen.
Wie man sich dünn macht oder drückt
Und wie man Rad fährt und sich bückt.
Wie die Arbeit man verteilt,
Wie man durch Spione peilt
Damit falls Arbeit fällt mal an
Man sich schnell verpissen kann.
Wie im Halbschlaf mit Esprit
Man Pläne macht voll Phantasie.
Wie man erlernt die Stabsdienstkunst
Und sich erschleicht dabei die Gunst
Des Vorgesetzten der
So manch privates nebenher
Dienstlich erledigt aber doch
Ein paar Helfer bräuchte noch.
Wie man sich in Anbetracht
Des Nichtstuns unentbehrlich macht.
Die Stabsdienstordnung regelt alles.
Auch für den schlimmsten Fall des Falles
Gibt sie Auskunft; doch bisweilen
Sind verschlüsselt ihre Zeilen.
Wie man Einsatzpläne macht
Für Verteidigung und Schlacht.
Wie man, wie es ihr gebührt
Vom Stabe aus die Flotte führt.
Wie man der Befehle gibt
Und wie sie dort auf dem Papier
Der Stabsdienst-Einsatzoffizier
Im Lagezimmer seewärts schiebt.
Wie man sie auf See versorgt.
Wie man ohne, dass sie sinkt,
Sie geschickt zum Einsatz bringt.
Wo man sich neue Schiffe borgt.
Wie man sie, auch wenns‘ nichts nützt
Mit Geistesblitzen unterstützt
Die nur an Land im Führungsstabe
Ein Admiral mit Gottesgabe
Sich für den Hochsee‑Einsatzplan
Aus den Fingern saugen kann.
Wie man bewusst zu allerletzt
Die Marinefliegerei einsetzt.
All dieses ist mit Augenmerk
Und Hinblick auf die nächste Pause
Festgelegt im Regelwerk
Beim Einsatzstab zu Haue.
Alles regelt dieses Buch“.
„Doch besser man lässt den Versuch
Ob stimmt, was die beim Stabe treiben,
Zum Wohl der Mausmarine bleiben“
So hakte der Feldmarschall nun ein.
“Was war denn das für ein Verein?
Das ist ja beinah wie beim Heer.
Ich will nicht hören drüber mehr“!
Der Leutnant senkte seinen Blick
Zu Boden! Da schrie Wühlequick:
„Hurra“ ganz laut, „nun sind wir durch!
Nun schnappen wir den feigen Lurch“!
Und weiter voller Leidenschaft:
„Der Tunneldurchbruch ist geschafft“!
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Was als nächstes dann geschah,
So wie es der Kriegsberichter sah,
Und noch weitere Geschichten
Werd‘ demnächst ich Euch hier berichten.
wird fortgesetzt
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