Mittwoch, 2. November 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 54

Pfiffigquatsch berichtet über

seine Dienstzeit bei der Marine


fiffigquatsch

dachte kurz nach

„Es war ein schönes Leben, ach“

So fuhr er fort in Emsigkeit,

„Die aller, aller schönste Zeit

Erlebte ich, so war’s mein Wille

In Neustadt bei der U-Flottille.

Zwei Jahre fuhr ich unter Wasser“!

Der Feldmarschall wurd blass und blasser.

„Erzähl, erzähl, berichte mehr,

Denn so was gibt es nicht beim Heer“

Drängte er „nun mach doch schon,

Erzähl ein bisschen mehr davon“!

Pfiffigquatsch sprach „es begann

Auf dem Tender irgendwann.

Ich hatte das Geschauk‘le satt

Und dachte submarin die See

Wär unbewegt und allzeit glatt

Und nicht so rau wie die Chaussee

Zwischen Kiel und Hammerfest.

Nach dem den Druck-und Tieftauchtest

Ich hatte im Tauchtopf überwunden

Ward ich als tauchfähig befunden.

Aus dreißig Metern stieg ich aus“.

„Ganz schön mutig für `ne Maus“

Staunte der Feldmarschall „oh Mann,

Dass man das überleben kann

Das hätt ich wirklich nicht gedacht“.

„Es hat mir sogar Spaß gemacht“

Log Pfiffigquatsch spontan

Seinen Vorgesetzten an.

Der sprach: „Du hast wahrlich Mut“

Ach Leutnant, bitte sei so gut,

Erzähl schnell weiter bitte sehr,

Denn so was kennt man nicht im Heer“.

Der Leutnant glättete sein Fell;

„Von da an“ sprach er „ging es schnell.

Mein erstes U-Boot war

U-"Hai".

Das stammte aus dem Weltkrieg zwei.

Versenkt vor Kriegsend‘ kurzerhand

Damit es nicht fiel in Feindeshand.

Nach fünfzehn Jahren hat nach oben

Man es für uns wieder gehoben.

Vom Tang befreit, instand gesetzt

Diente es der Flotte jetzt

Als erstes Unterwasserschiff.

So manches Unterwasserriff

Hab‘, mir den Seegang zu ersparen,

Ich in Tauchfahrt nun umfahren.

Auch auf dem Schwesterboot U "Hecht"

Fuhr ich wochenlang getaucht.

Vom Seegang wurd mir nicht mehr schlecht

Doch wenn die Luft war aufgebraucht

Und der Tauchretter war leck

Wünschte ich, ich ständ‘ an Deck

Auf einem Überwasserkahn

Wie einst im Sturme auf der Lahn.

Nichts blieb bei Unterwasserfahrt

Auf diesen Booten mir erspart.

Wassereinbruch hier und dort,

Technikausfall immerfort.

Manchmal ging der Kompass nicht;

Dann war der Schnorchel-Kopf nicht dicht;

Die Luft bestand aus CO zwo,

So frisch wie sonst gar nirgendwo.

Das Tiefenruder hakte,

Das Seitenruder brach;

Der Druckkörper der hochbetagte

Gab manchmal arg bedenklich nach.

Das Licht ging täglich zehnmal aus,

Wir machten uns schon nichts mehr draus

Und liefen wie blind im Boot umher.

Manchmal ging wirklich gar nichts mehr.

Doch Gott sei Dank im Dunkel sah

Keiner den andern der beinah

Aus Angst sich in die Hose machte.

Oft wenn es im Boot laut krachte

Und sich der Stahl nach innen bog

Und der Hauptschalter in Fetzen flog

Dachte heimlich ich bei mir

„Du wirst gleich sicher sterben hier“.

Die Ventile waren leck;

Das Lenzen hatte keinen Zweck

Weil die Pumpe oft mehr Wasser machte

Als sie selbst nach draußen brachte.

Manchmal, wenn wir auf Tief gingen,

Wollte es nicht recht gelingen

Das Boot im Sinken abzufangen.

Doch es ist immer gut gegangen

Selbst dann wenn alles ging mal schief

Denn die Ostsee ist nicht tief.

Mehrmals ist es uns geschehen,

Dass nach dem Befehl auf Tiefe gehen

Unser Boot gar ungesund

Prallte auf den Meeresgrund,

Dass, nachdem es knirschend krachte

Es nochmal einen Hüpfer machte

Als ob das Ding ein Laubfrosch wäre.

Oft war an Bord die Atmosphäre

Gespannt und voller Überdruck

Oft fiel im Boot ein Kraftausdruck,

Der vom Sinngehalt so klar

Wie das alte Boot selbst war.

Die Tauchröhre hatten ihre Tücken.

Einmal wollte es nicht glücken,

Um kurz ein Pfeifchen mal zu rauchen

Damit wieder aufzutauchen.

Tagelang, dank Schrott und Schund

Lagen fest wir auf dem Grund.

Nach einer Woche, welch ein Glück

Fing uns ein Fischer ein im Netz.

Der schleppte nach Neustadt uns zurück

Nach altem Fischereigesetz

Bekam der Mann nebst `ner Million

Ein neues Netz als Finderlohn.

Das U-Boot war nur leicht lädiert.

Provisorisch repariert,

Stachen wir herrjemine

Tags darauf erneut in See.

Es war weiß Gott kein Zuckerschlecken.

Oft dachte ich, ich müsst verrecken

Weil das Boot anstatt zum Tauchen

War nur als Sarg noch zu gebrauchen.

Die Tanks hielten die Pressluft nicht.

Sie waren mehr porös als dicht.

Die Batterien gasten mehr

Als sie Fahrstrom gaben her.

Das Sehrohr keiner fand das toll,

Lief jeden Tag mit Wasser voll.

Der Luftverdichter, arg ramponiert,

Hat nicht mehr richtig komprimiert

Und machte manchmal gänzlich schlapp,

So dass die Luft wurd ganz schnell knapp

Weil die Flaschen gänzlich leer

Zum Atmen gaben nichts mehr her.

Der Diesel streikte, wollt nicht recht;

Die E-Maschine drehte schlecht.

Nur eines funktionierte gut.

Die Kombüse samt dem Smut.

Das Essen an Bord war exklusiv

Genauso wie der U-Boot-Mief

Den ich als aller feinste Gabe

Noch heute in der Nase habe.

Als eines Tages wir entdeckten,

Dass die Torpedorohre leckten,

So stark als wären sie noch offen,

Wären wir bald abgesoffen.

Pressluft auf alle Tanks gegeben,

So retteten wir unser Leben.

Die Bunker-Tauch-und Jauchezellen

Hatten Risse und Pinkelstellen

Und stellten dies unter Beweis.

Manchmal kam der eigne Scheiß

Spritzend unter Überdruck

In Boot zurück als Festtagsschmuck.

Das Turmluk schloss nicht, es war alt;

Beim Tauchen durch den off’nen Spalt

Drang die See ins rost’ge Boot.

Gar oft gerieten wir in Not.

Waren die Leckagen dicht

Hielten die Ventile nicht.

Irgendwas ging immer schief.

Einmal sackten wir gar tief

Bis über zweihundert Meter ab.

Ich dacht‘ „nun wird die See mein Grab“.

Wäre Poseidon nicht gekommen

Und hätt‘ sich unser angenommen

Hätte uns all die Sterbestunde

Geschlagen auf dem Meeresgrunde.

Doch Neptun hatt‘ mit uns Erbarmen;

Er fing uns auf mit starken Armen;

Fürwahr das war sein Meisterstück,

Und bracht nach oben uns zurück.

Doch dann, das war das Kuriose

Wurde die See gar plötzlich rau.

Schäumend brechendes Getose;

Graue Gischt und Wasser blau

Schlugen rollend dort zusammen

Wo wir mit unsrer Röhre schwammen.

Poseidon hat uns nichts erspart.

Das Boot in Überwasserfahrt

Wurde zum Spielballe der Wellen.

„Irgendwann wird es zerschellen“

Dachte ich und sprang von Bord.

Gott, unser aller Himmels-Lord

Hat triefend nass mich aus der Gischt

Im letzten Augenblick gefischt.

Ich seh‘ noch wie das Boot versank;

Ich hab das Bild noch heute hier

Vor meinen Augen glaube mir

Von damals auf der Doggerbank.

Die Marine hatte den Schaden

Doch ich verlor die Kameraden.

(der oben übertrieben wiedergegebene Situationsbericht

aus den Anfangstagen der damaligen Bundesmarine ist ein

Querverweis auf die Umstände die zum tragischen Seemannstod von

19 jungen Marinesoldaten auf dem Unterseeboot Hai geführt haben)

Der Feldmarschall war blass geworden.

„Sicher bekamst du einen Orden“?

Hat er zu fragen sich gewagt.

Pfiffigquatsch winkte nur ab

Und hat darauf gesagt:

„Ein andres U-Boot man mir gab“!

„Erzähl, erzähl, berichte doch

Mir weiter von der Seefahrt noch.

Ich bitte dich erzähl mir mehr,

Denn so was interessiert mich sehr“.

So forderte der Flaggoff’zier:

„Bericht ein bisschen mehr noch mir,

Gib mir alles von dir noch preis

Damit ich in der Zukunft weiß

Was du erlebt hast einst auf See

Als Maat und Admiral in spe.“

„Na gut“ sprach Pfiffigquatsch „mit Trauer

Im Herzen kam ich auf U-Bauer.

Das war ein modernes Boot.

Dort war das Tauchen mehr kommod.

Ja es gab sogar Komfort“.

Der Feldmarschall ganz Ohr!

„Ich hatte `ne eigne Koje gar

Im krassen Gegensatz zum „Hai“

Wo eine hatten wir für zwei.

Es war einfach wunderbar.

Ich fuhr dort als Zentrale-Maat

Und diente stets mit Rat und Tat

Dem Käpten und den Offizieren.“

So hörte der andre ihn resümieren.

Der Leutnant, fachlich kompetent

War ganz in seinem Element

Als wäre er noch jetzt an Bord

Fuhr er in seiner Rede fort:

„Ich fühlte mich dort gleich zu Haus.

Doch das Fahren auf U-Bauer

War nicht von allzu langer Dauer.

Ein Jährchen nur dann kam das Aus.

Das Boot wurd außer Dienst gestellt.

In Bremerhaven heut für Geld

Kann man als Tourist,

Sogar als Zivilist,

Wandeln in unsern Spuren.

So wie wir damit einst fuhren

Und tauchten mit dem schönen Boot

Kann man es heute zwar nicht mehr,

Dann dazu ist es zu marod.

Es dient heute dort noch uns zur Ehr

Und duldet still und ohn` zu klagen

All die dusseligen Fragen

Der Sehleute von Nah und Weit

Und träumt von der Vergangenheit,

So wie auch ich es manchmal tu“.

Der Feldmarschall war hingerissen.

„Ach bitte“ sprach er „nun mach zu

Lass mich den Rest doch auch noch wissen.

Fahr bitte fort in dem Bericht

Denn so was gibt beim Heer es nicht.

Pfiffigquatsch, der vor ihm stand

Dacht „die guten lieben Leut‘ an Land

Kennen rein gar nichts von der Welt.

Schlecht wär‘s um unser Land bestellt

Gäbe es die Marine nicht“!

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Dann fuhr er fort mit dem Bericht

Über Zweischornsteinschiffe dann

Fügte er eine Story an

Die das nächste Mal ihr hier

Ausdrucken könnt Euch auf Papier.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.