Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 54
Pfiffigquatsch berichtet über
seine Dienstzeit bei der Marine
dachte kurz nach
„Es war ein schönes Leben, ach“
So fuhr er fort in Emsigkeit,
„Die aller, aller schönste Zeit
Erlebte ich, so war’s mein Wille
In Neustadt bei der U-Flottille.
Zwei Jahre fuhr ich unter Wasser“!
Der Feldmarschall wurd blass und blasser.
„Erzähl, erzähl, berichte mehr,
Denn so was gibt es nicht beim Heer“
Drängte er „nun mach doch schon,
Erzähl ein bisschen mehr davon“!
Pfiffigquatsch sprach „es begann
Auf dem Tender irgendwann.
Ich hatte das Geschauk‘le satt
Und dachte submarin die See
Wär unbewegt und allzeit glatt
Und nicht so rau wie die Chaussee
Zwischen Kiel und Hammerfest.
Nach dem den Druck-und Tieftauchtest
Ich hatte im Tauchtopf überwunden
Ward ich als tauchfähig befunden.
Aus dreißig Metern stieg ich aus“.
„Ganz schön mutig für `ne Maus“
Staunte der Feldmarschall „oh Mann,
Dass man das überleben kann
Das hätt ich wirklich nicht gedacht“.
„Es hat mir sogar Spaß gemacht“
Log Pfiffigquatsch spontan
Seinen Vorgesetzten an.
Der sprach: „Du hast wahrlich Mut“
Ach Leutnant, bitte sei so gut,
Erzähl schnell weiter bitte sehr,
Denn so was kennt man nicht im Heer“.
Der Leutnant glättete sein Fell;
„Von da an“ sprach er „ging es schnell.
Mein erstes U-Boot war
Das stammte aus dem Weltkrieg zwei.
Versenkt vor Kriegsend‘ kurzerhand
Damit es nicht fiel in Feindeshand.
Nach fünfzehn Jahren hat nach oben
Man es für uns wieder gehoben.
Vom Tang befreit, instand gesetzt
Diente es der Flotte jetzt
Als erstes Unterwasserschiff.
So manches Unterwasserriff
Hab‘, mir den Seegang zu ersparen,
Ich in Tauchfahrt nun umfahren.
Auch auf dem Schwesterboot U "Hecht"
Fuhr ich wochenlang getaucht.
Vom Seegang wurd mir nicht mehr schlecht
Doch wenn die Luft war aufgebraucht
Und der Tauchretter war leck
Wünschte ich, ich ständ‘ an Deck
Auf einem Überwasserkahn
Wie einst im Sturme auf der Lahn.
Nichts blieb bei Unterwasserfahrt
Auf diesen Booten mir erspart.
Wassereinbruch hier und dort,
Technikausfall immerfort.
Manchmal ging der Kompass nicht;
Dann war der Schnorchel-Kopf nicht dicht;
Die Luft bestand aus CO zwo,
So frisch wie sonst gar nirgendwo.
Das Tiefenruder hakte,
Das Seitenruder brach;
Der Druckkörper der hochbetagte
Gab manchmal arg bedenklich nach.
Das Licht ging täglich zehnmal aus,
Wir machten uns schon nichts mehr draus
Und liefen wie blind im Boot umher.
Manchmal ging wirklich gar nichts mehr.
Doch Gott sei Dank im Dunkel sah
Keiner den andern der beinah
Aus Angst sich in die Hose machte.
Oft wenn es im Boot laut krachte
Und sich der Stahl nach innen bog
Und der Hauptschalter in Fetzen flog
Dachte heimlich ich bei mir
„Du wirst gleich sicher sterben hier“.
Die Ventile waren leck;
Das Lenzen hatte keinen Zweck
Weil die Pumpe oft mehr Wasser machte
Als sie selbst nach draußen brachte.
Manchmal, wenn wir auf Tief gingen,
Wollte es nicht recht gelingen
Das Boot im Sinken abzufangen.
Doch es ist immer gut gegangen
Selbst dann wenn alles ging mal schief
Denn die Ostsee ist nicht tief.
Mehrmals ist es uns geschehen,
Dass nach dem Befehl auf Tiefe gehen
Unser Boot gar ungesund
Prallte auf den Meeresgrund,
Dass, nachdem es knirschend krachte
Es nochmal einen Hüpfer machte
Als ob das Ding ein Laubfrosch wäre.
Oft war an Bord die Atmosphäre
Gespannt und voller Überdruck
Oft fiel im Boot ein Kraftausdruck,
Der vom Sinngehalt so klar
Wie das alte Boot selbst war.
Die Tauchröhre hatten ihre Tücken.
Einmal wollte es nicht glücken,
Um kurz ein Pfeifchen mal zu rauchen
Damit wieder aufzutauchen.
Tagelang, dank Schrott und Schund
Lagen fest wir auf dem Grund.
Nach einer Woche, welch ein Glück
Fing uns ein Fischer ein im Netz.
Der schleppte nach Neustadt uns zurück
Nach altem Fischereigesetz
Bekam der Mann nebst `ner Million
Ein neues Netz als Finderlohn.
Das U-Boot war nur leicht lädiert.
Provisorisch repariert,
Stachen wir herrjemine
Tags darauf erneut in See.
Es war weiß Gott kein Zuckerschlecken.
Oft dachte ich, ich müsst verrecken
Weil das Boot anstatt zum Tauchen
War nur als Sarg noch zu gebrauchen.
Die Tanks hielten die Pressluft nicht.
Sie waren mehr porös als dicht.
Die Batterien gasten mehr
Als sie Fahrstrom gaben her.
Das Sehrohr keiner fand das toll,
Lief jeden Tag mit Wasser voll.
Der Luftverdichter, arg ramponiert,
Hat nicht mehr richtig komprimiert
Und machte manchmal gänzlich schlapp,
So dass die Luft wurd ganz schnell knapp
Weil die Flaschen gänzlich leer
Zum Atmen gaben nichts mehr her.
Der Diesel streikte, wollt nicht recht;
Die E-Maschine drehte schlecht.
Nur eines funktionierte gut.
Die Kombüse samt dem Smut.
Das Essen an Bord war exklusiv
Genauso wie der U-Boot-Mief
Den ich als aller feinste Gabe
Noch heute in der Nase habe.
Als eines Tages wir entdeckten,
Dass die Torpedorohre leckten,
So stark als wären sie noch offen,
Wären wir bald abgesoffen.
Pressluft auf alle Tanks gegeben,
So retteten wir unser Leben.
Die Bunker-Tauch-und Jauchezellen
Hatten Risse und Pinkelstellen
Und stellten dies unter Beweis.
Manchmal kam der eigne Scheiß
Spritzend unter Überdruck
In Boot zurück als Festtagsschmuck.
Das Turmluk schloss nicht, es war alt;
Beim Tauchen durch den off’nen Spalt
Drang die See ins rost’ge Boot.
Gar oft gerieten wir in Not.
Waren die Leckagen dicht
Hielten die Ventile nicht.
Irgendwas ging immer schief.
Einmal sackten wir gar tief
Bis über zweihundert Meter ab.
Ich dacht‘ „nun wird die See mein Grab“.
Wäre Poseidon nicht gekommen
Und hätt‘ sich unser angenommen
Hätte uns all die Sterbestunde
Geschlagen auf dem Meeresgrunde.
Doch Neptun hatt‘ mit uns Erbarmen;
Er fing uns auf mit starken Armen;
Fürwahr das war sein Meisterstück,
Und bracht nach oben uns zurück.
Doch dann, das war das Kuriose
Wurde die See gar plötzlich rau.
Schäumend brechendes Getose;
Graue Gischt und Wasser blau
Schlugen rollend dort zusammen
Wo wir mit unsrer Röhre schwammen.
Poseidon hat uns nichts erspart.
Das Boot in Überwasserfahrt
Wurde zum Spielballe der Wellen.
„Irgendwann wird es zerschellen“
Dachte ich und sprang von Bord.
Gott, unser aller Himmels-Lord
Hat triefend nass mich aus der Gischt
Im letzten Augenblick gefischt.
Ich seh‘ noch wie das Boot versank;
Ich hab das Bild noch heute hier
Vor meinen Augen glaube mir
Von damals auf der Doggerbank.
Die Marine hatte den Schaden
Doch ich verlor die Kameraden.
(der oben übertrieben wiedergegebene Situationsbericht
aus den Anfangstagen der damaligen Bundesmarine ist ein
Querverweis auf die Umstände die zum tragischen Seemannstod von
19 jungen Marinesoldaten auf dem Unterseeboot Hai geführt haben)
Der Feldmarschall war blass geworden.
„Sicher bekamst du einen Orden“?
Hat er zu fragen sich gewagt.
Pfiffigquatsch winkte nur ab
Und hat darauf gesagt:
„Ein andres U-Boot man mir gab“!
„Erzähl, erzähl, berichte doch
Mir weiter von der Seefahrt noch.
Ich bitte dich erzähl mir mehr,
Denn so was interessiert mich sehr“.
So forderte der Flaggoff’zier:
„Bericht ein bisschen mehr noch mir,
Gib mir alles von dir noch preis
Damit ich in der Zukunft weiß
Was du erlebt hast einst auf See
Als Maat und Admiral in spe.“
„Na gut“ sprach Pfiffigquatsch „mit Trauer
Im Herzen kam ich auf U-Bauer.
Das war ein modernes Boot.
Dort war das Tauchen mehr kommod.
Ja es gab sogar Komfort“.
Der Feldmarschall ganz Ohr!
„Ich hatte `ne eigne Koje gar
Im krassen Gegensatz zum „Hai“
Wo eine hatten wir für zwei.
Es war einfach wunderbar.
Ich fuhr dort als Zentrale-Maat
Und diente stets mit Rat und Tat
Dem Käpten und den Offizieren.“
So hörte der andre ihn resümieren.
Der Leutnant, fachlich kompetent
War ganz in seinem Element
Als wäre er noch jetzt an Bord
Fuhr er in seiner Rede fort:
„Ich fühlte mich dort gleich zu Haus.
Doch das Fahren auf U-Bauer
War nicht von allzu langer Dauer.
Ein Jährchen nur dann kam das Aus.
Das Boot wurd außer Dienst gestellt.
In Bremerhaven heut für Geld
Kann man als Tourist,
Sogar als Zivilist,
Wandeln in unsern Spuren.
So wie wir damit einst fuhren
Und tauchten mit dem schönen Boot
Kann man es heute zwar nicht mehr,
Dann dazu ist es zu marod.
Es dient heute dort noch uns zur Ehr
Und duldet still und ohn` zu klagen
All die dusseligen Fragen
Der Sehleute von Nah und Weit
Und träumt von der Vergangenheit,
So wie auch ich es manchmal tu“.
Der Feldmarschall war hingerissen.
„Ach bitte“ sprach er „nun mach zu
Lass mich den Rest doch auch noch wissen.
Fahr bitte fort in dem Bericht
Denn so was gibt beim Heer es nicht.
Pfiffigquatsch, der vor ihm stand
Dacht „die guten lieben Leut‘ an Land
Kennen rein gar nichts von der Welt.
Schlecht wär‘s um unser Land bestellt
Gäbe es die Marine nicht“!
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Dann fuhr er fort mit dem Bericht
Über Zweischornsteinschiffe dann
Fügte er eine Story an
Die das nächste Mal ihr hier
Ausdrucken könnt Euch auf Papier.
wird fortgesetzt
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