Donnerstag, 20. November 2014

Auf dem Schlachtfeld

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 27- 20
- 9. Kriegstag -
- Auf dem Schlachtfeld -

uf 
seinem Rachefeldzug dann
Schlich er sich drei Mäusen an,
Die erschöpft vom Frösche schlachten,
Am Schilfrand eine Pause machten.

Zwei waren bereits eingeschlafen.
Die dritte deckte grad zur Ruh,
Sich mit einem Blatte zu,
Als den Frosch, vor sich ganz nah,
Sie im dichten Röhricht sah.



Doch als sich ihre Blicke trafen
War es für sie bereits zu spät.

Der Frosch in Aggressivität,
Löschte wütend Maus um Maus,
Ihnen all das Leben aus.

"Dieses war der erste Streich!"
Dachte Schorreporch bei sich
Als durchs Rohr er weiter schlich.

Ein Stück weiter fand am Teich,
Er den Mauser Nagekern,
Der von der Truppe weit entfernt,
Eine Walnuss hat entkernt,
Welche er für Kind und Braut,
Er mocht' die beiden ja so gern,
Hatte der Armee geklaut.

"So ein verdammter Deserteur!"
Hat Schorreporch bei sich gedacht
Und den Mauser umgebracht.


So wie der Storch einst seinen jungen
Bruder hatte einst verschlungen,
So hat vom Rachewahn besessen,
Er den Mauser aufgefressen.

Für Frau und Kind war's ein Malheur,
Denn mit der verspeisten Maus
Fiel Gatte, Vater und Ernährer aus.
Doch so ging's vielen Mäusen jetzt.

Sie selber blieben unverletzt
Und haben mit Abfall den sie fanden,
Den Krieg leidlich lebend überstanden.

***

Einen Steinwurf entfernt, am Mauseloch,
Entdeckte der Rächer zwei andre noch.
Die beiden quiekten arg verdutzt,
Als sie den Grünen hüpfend nahen,
Aus ihrem Schützengraben sahen.

  
Der stürzte sich auf sie mit Wucht.
Da wandten sie sich fix zur Flucht.
Der Schwanz ward ihnen zwar gestutzt,
Als sie Reißaus vor ihm nahmen.
Doch Pech für ihn, denn sie entkamen.

Eine der beiden ist verblutet.
Die andere hat sich gesputet,
Damit kein Feind sie konnte fassen,
Schnell ins Lazarett zu kommen,
Um sich verbinden dort zu lassen.

Sie hat den Weg durchs Schilf genommen
Wo sie eine Verpflegungs-Palette fand.
Den Text der drauf geschrieben stand,
Sie hat zweimal hingesehen,
Konnt' sie aber nicht verstehen.


In der Pallette, welch ein Glück,
Hing vom Speck ein großes Stück.

Dem Mauser, hungrig wie er war,
Wurde die Herkunft sofort klar:

"Das hat der Froschtross her gebracht;"
Sie kannte sich aus in Strategie,
"Als Verpflegung für die Schlacht,
Denn ohne Mampf hält auch ein Lurch
Nicht länger als fünf Stunden durch."
Das wusst' von einem Hauptmann sie.

Sie wollte, um sich dran zu laben,
Von der Feindverpflegung etwas haben.
Drum legte sie den Speer beiseite,
Und zwängte vom Hunger angetrieben,
Sich sogleich von der Vorderseite,
Dort wo der Inhalt war beschrieben,
So wie es bei Versorgern Mode,
Im Kriegs-Versorgungs-Schlüsselcode,
In die Gitterpalette flink hinein.

Sie dachte just grad "Ah, wie fein,"
Weil ihr der Speck an dem sie leckte,
Und der im Kriege war verknappt,
Ganz vorzüglich drinnen schmeckte.

Als sie den ersten Bissen aß
Hat die Falle zugeschnappt,
In der sie nun gefangen saß.

Sie starb so wie ihr Kumpel auch.
Doch Gott sei Dank, mit vollem Bauch.

Als ihre Seele unter Fluchen,
 Aus dem grauen Mauspelz floh,
Um sich 'ne Bleibe anderswo,
In einem Körper nun zu suchen,
Sah sie sich noch kurz mal um,
Zu entziffern was von Feindes Hand,
Gemalt auf der Palette stand.

Die Seele kannte alle Finten.
Als sie die Buchstaben von hinten
Aneinander reihte post festum,
Fiel's ihr wie Schuppen von den Augen,
Wozu solch Paletten taugen.

"Mit Speck da fängt man Mäuse"
Stand auf dem Drahtgehäuse,
In dem wie in 'nem Sarkophag,
Die Erblichene nun lag,
Aus welcher sie im siebten Jahr
Auszuzieh'n gezwungen war.

"Mein Gott, wie dumm doch Mäuse sind!"
Dachte sie und flog geschwind
Hinunter an den nahen Teich,
Um im frischen Krötenlaich,
Der dort schwamm in Festgebinden,
Eine neue Wohnstätte zu finden,
Die ihrem Niveau mehr entsprach,
Als das finstere Gemach
Aus dem sie just im hohen Bogen
War gerade ausgezogen.

***
Was Seelen, die wandern, so erleben,
Werd ich Euch zum Besten geben,
Hier demnächst mit Dichtergabe,
Wenn ich mit ihr gesprochen habe.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.