Sonntag, 29. Mai 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 7

Die heroische Schlacht 3. Tag


ur

gleichen Zeit am Krötenpfuhl.

Die Mama von Fips Mausecool

Verfolgte Junker Quakestolz.

In der Hand ein Nudelholz

Weil sie dacht‘ sie hätt‘ vor sich

Den Ochsenfrosch: „Ich kriege dich“

Schrie sie dem Grünen hinterdrein.

„So hinterhältig und gemein,

Wie du meinen Sohnemann

Verprügelt hast und weh getan,

Soll es dir nun auch ergehen“.

Doch der andre blieb nicht stehen;

Hüpfte über Stock und Stein,

Schnell in seinen Pfuhl hinein.

Dort blieb der Junker Quakestolz,

Aus Angst vor ihrem Nudelholz

Und mit dem nötigen Respekt

Vor Mutter Mausecool versteckt.

Er kam hervor erst Ende Mai.

Da war der Krieg bereits vorbei.

Vorerst freilich unverwandt,

Tobte noch die Schlacht im Land.

In den Eridanos-Auen

Ein Jagen, Stechen nur und Hauen.

Lärm in der Luft vom Waffenklirren,

Stöhnen, Plärren, Lanzenschwirren.

Geräusche wie der Krieg sie macht,

Die üblich sind in jeder Schlacht.

Leichengestank und Pulverrauch,

So wie im Kriege es ist Brauch,

Geschwängert mit Blut- und Schweiß-Odeur.

Tote, Leichenteile, Interieur,

Waffen die zu Schrott geworden,

Tornister, Uniformen, Orden

Lagen im Feld verstreut umher

Als ob sie keiner bräuchte mehr.

Hier ein Kopf und dort ein Schwanz;

Da ein Torso; Restsubstanz

Von etwas das ganz offenbar,

Ein Frosch, als er noch lebte war.

Flossen hier und Schenkel dort.

Blut und Gedärm nun aller Ort.

Grad so, wie sich‘s im Krieg gehört.

Kaum einer hat sich dran gestört.

Nur die Sanis hatten‘s schwer,

Denn oftmals lagen kreuz und quer

Unter den toten arg zerfetzten

Lebend die weniger verletzten

Soldaten noch herum im Sterben.

Die galt es lebend noch zu bergen.

Zu retten sie um jeden Preis,

Kostete viel Müh und Schweiß.

Allein um Reticulatus,

Der verletzt an seinem Fuß

Unter drei Leichen jammernd lag,

Zum Hauptverbandsplatz zu verbringen,

Nahm sie drei Stunden in Beschlag.

Die Sanis, dann nach zähem Ringen,

Als sie sich hatten durchgeschlagen,

Hörten Stabsarzt Knickbein klagen:

„Ihr seid zwei Idioten;

Ihr bringt mir einen Toten“!

Wie gesagt: Sanitäter im Heer

Haben es im Kriege schwer.

Gar oft hat ihre Rettungstat

Den Tod zur Folg im Resultat.

Doch lasst die Sanis uns vergessen.

Zu Ruhmestaten unterdessen

Standen mutig zwei am Strande

Des Eridanos-Stroms im Sande,

Angelegt prunkvoll alle beide,

Kostbar gold‘nes Kampfgeschmeide.

Beide Fürsten offenbar,

Das ward beim ersten Anblick klar.

„Für Pausback, Volk und Vaterland“

Auf des Frosches Schildrund stand.

Darunter eingraviert gediegen,

Sieben fette Stubenfliegen.

Sie waren als Symbol gedacht,

Für Tod, Verderben, Übermacht.

Die Beinschienen aus Schneckenhorn,

Schützten die Froschschenkel von vorn.

Den Rock aus edler Schlangenhaut

Trug wie Jason er; der Argonaut,

Wie es in der Sage hieß,

Trug dereinst unter gold‘nem Vliess

Das Fell von Kolchis Widderbock

Und ebenfalls `nen Schlangenrock.

Selbst Herkules hat anvertraut

Sein Geschlecht solch einer Haut.

So sollte es dem Frosch auch nützen

Seine Scham im Kampf zu schützen.

Als Gürtel trug der grüne Recke

Ein Kupferband auf dem zum Zwecke

Des Abwehrzaubers vierzehn Fliegen

Waren ins Metall getrieben.

Am Gurt der so den Frosch umfing,

Rechts die gold’ne Scheide hing

Zur Aufbewahrung für das Schwert.

Sein Haupt war mit `nem Helm bewehrt

Aus purem Silber und der Busch

Stammte vom Niltal aus dem Kusch.

(Äthiopien, am mittleren Nil, ursprünglich der

von den Ägyptern beherrschte Teil Nubiens)

Es war die letzte dunkle Strähne

Aus Simba‘s grauer Löwenmähne.

Der Brustpanzer gar wohl geschuppt,

Hat sich als Kaiman-Haut entpuppt.

Mit Namen hieß der stolze Mann

Fürst Hupfsehrwohl von Batrachan.

Sein Gegenüber last not least

Trug den Namen Mäusebiest.

Er stammte von zu Hause aus

Aus einem edlen Fürstenhaus.

Man sah es gleich am noblen Kleide.

Der Pelz war eine Augenweide.

Der Waffenrock aus Perlenmutter

Ward inwendig ein Wieselfutter.

Der Dolch am Gurte pures Gold,

Geschmiedet von Maus Nagehold

Einst für Parteckfressers Sohn,

Den Erben auf dem Mausethron.

Doch der hat ihn nicht mehr besessen.

Die Katze hat den Prinz gefressen.

Als er grad sieben Jahre alt,

Nahm sie den Jüngling mit Gewalt.

Der König dem Murner Rache schwor,

(Murner ist der Hauskater bei Rollenhagen)

Wollte es dem Mörder geben.

Im Katzenmäusekrieg verlor

Murner dann sein Leben.

Leckemull im schwarzen Kleid

(Parteckfressers Gattin und Königin)

Trauerte um Säumezeit

(der ermordete Prinz)

Viele, viele Jahre lang

Bis es ihrem Mann gelang

Ihr, in seinem Arm geborgen

Liebend für Ersatz zu sorgen.

Bröseldieb, ums nachzutragen,

Hieß der neue. Rollenhagen

Hat in seinem Werk fundiert

Berichtet was mit dem passiert.

Er starb im Teich. Ihr wisst es doch

Aus unserer Erzählung noch.

Dies am Rande nur notiert

Damit es nicht vergessen wird.

Wem den Krieg und all das Zanken

Wir im Epos hier verdanken.

Doch nun den Blick zurück getan,

Zu Mäusebiest und Batrachan.

Die beiden, wie’s im Kriege ist,

Stritten um den Sieg mit List.

Schlag um Schlag und Streich um Streich,

Den Troern und Achäern gleich,

Kämpften sie mit Wutgeschrei.

Nach drei Minuten war’s vorbei.

Der Mäusefürst, gleich grünem Kohl,

Schlug mit dem Schwert Fürst Hupfsehrwohl

Den Schädel ab mit einem Hieb,

Dass dem nichts andres übrig blieb

Als kopflos, das Schwert noch in der Linken,

Ins blutbespritzte Gras zu sinken.

Er röchelte, sein letzter Ton

Klang sehr nach Kapitulation.

Während der eine hatte eben

Im Felde just grad aufgegeben,

Schlugen sich anderswo die Streiter

Pflichtbewusst und mannhaft weiter.

Wehklagen und Kampfgeschrei

Vermischten sich gar grauenvoll.

Alle bei der Rauferei

Stritten mit Wut und Feindesgroll.

Frosch Hypsiboas Grabberill

Schrie ein letztes Mal noch schrill,

Dann riss die Lanze ihn hinfort.

Der Schädel wurde ihm durchbohrt.

Er dachte noch, „jetzt ist es aus“;

Da verschwamm vor ihm die Maus

Namens Schleuderpfote welche fies

Geschleudert hat auf ihn den Spieß.

Im Ungetüm von Krieg und Schlacht

Sank er zu Boden. Es ward Nacht

Um ihn herum. Er sah nicht mehr

Wie Grodaqua Maus Nagebiss,

Trotz ihrer mutigen Gegenwehr,

Wutentbrannt den Schwanz ausriss.

Drauf raubte er ihr das Waffengeschmeid‘

Und zog es sich selbst übers grünbraune Kleid.

Dann zerrte er die gefledderte Leiche

Durchs dichte Schilfrohr hinunter zum Teiche.

Dort an der tiefsten Stelle im See,

Versenkte er sie. „Vorbei und passee“

Dachte er und hat ein Weilchen geruht.

„Maus Nagebiss keinem Frosch mehr was tut“

Hat er höhnisch bei sich im Stillen gedacht

Und obwohl er allein war, lauthals gelacht.

Schnell hat er den wackeren Gegner vergessen.

Den hatte der Hecht gerade gefressen.

„Gar grausam geht’s im Kriege zu“

Dachte Grodaqua und wollte nun

Um sich ein wenig auszuruh’n,

Nachdem gerächt er den Kollegen,

Ins weiche Moos sich schlafen legen.

Sehr kurz nur war des Frosches Ruh.

Obgleich arg schläfrig, unerhört,

Hat ihn beim Ruh‘n `ne Maus gestört.

Die kam allein mit Pfeil und Bogen

Am Uferrand dahergezogen.

Sie gab Grodaqua `nen Nasenstüber.

Der schreckte aus dem Schlafe hoch.

„Du Schuft“ schrie sie, „von Gegenüber,

Ich saß vor meinem Mauseloch,

Gut getarnt im Zittergras

Und sah genau durchs Doppelglas

Was du angetan hast Nagebiss.

Nun ist auch dir der Tod gewiss.

Süß ist die Rache, sie ist mein.

Dir bringt den Tod sie sicher ein.

Stell dich zum Kampf damit ich dir

Das Leben auslösch‘ jetzt und hier“.

Sprach’s und zog aus dem Köcher den Pfeil;

Ein Schwirren und Zischen, dem Frosche zum Heil

Stoppte das Geschoss sein blockender Schild.

Durchschlug ihn ohne den Mann zu verletzen.

Grodaqua darauf gar zornig und wild

Zog das riesige Schwert, der Maus zum Entsetzen

Und stürmte entschlossen, war nicht mehr zu halten,

Nach vorn dem Gegner den Schädel zu spalten.

Den Scheitel der Maus traf zischend das Schwert.

Sie wurde gespalten. Vom Schopf bis zum Stert

Drang geschliffen und schnittig, exakt vertikal

Ohn‘ einmal zu Stocken der gehärtete Stahl.

Aus den beiden pelzigen, blutigen Schwarten

Rutschten die Innereien auf den schlammigen Boden.

Brutal voneinander getrennt die beiden zarten

Noch so jugendfrisch wirkenden niedlichen Hoden.

„Schade um die junge so stattliche Maus,

Sie sieht sogar zweigeteilt sexy noch aus“

Dachte der Mörder und reinigte die Scheide

Seines Schwertes geschickt nun ad hoc

Von Mäuseblut- und Eingeweide

An ihrem zerschnittenen pelzigen Rock.

Dann ließ er, nachdem der Mord war geschehen

Die beiden Maushälften im Feld einfach stehen

Und wandte sich in aller Ruh

Seinem nächsten Gegner zu.

Die Tote, den Speer noch in ihrer Hand,

Aufrecht, aber zweigeteilt so lange noch stand

Bis Nussner der Sanitäter kam

Und beide Hälften mit sich nahm.

Grodaqua hatte unterdessen

Sich umgeschaut und kampfbesessen

Den nächsten Mauser aufgespürt

Und zum Zweikampf ihn verführt.

Artepibulos hieß der.

Ein Stich; schon lebte er nicht mehr.

Der Dolch stak noch im Mausefelle

Da war der Rächer schon zur Stelle.

Tyroglyphos nannte sich der Recke.

Er brachte Grodaqua zur Strecke.

Sein Dolch, von oben angesetzt,

Hat den Frosch so schwer verletzt,

Dass der, sein Kreislauf war labil,

Vor Schmerz in eine Ohnmacht fiel.

Der Mauskrieger darauf bedacht,

Dass niemals mehr der Frosch erwacht,

Setzte nach, das blanke Erz

Fuhr dem Bewusstlosen ins Herz.

Dank Artepibulos der Maus,

War der Krieg für ihn nun aus.

Nach Hause ist er nicht gekommen.

Die Weihe hat ihn mitgenommen.

Auf dass man ihn nicht ganz vergisst,

Gilt er seither als vermisst.

So kann sein Weib zu Haus betroffen

Wenigstens noch etwas hoffen.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.