Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 8 – 7
Die heroische Schlacht 3. Tag
gleichen Zeit am Krötenpfuhl.
Die Mama von Fips Mausecool
Verfolgte Junker Quakestolz.
In der Hand ein Nudelholz
Weil sie dacht‘ sie hätt‘ vor sich
Den Ochsenfrosch: „Ich kriege dich“
Schrie sie dem Grünen hinterdrein.
„So hinterhältig und gemein,
Wie du meinen Sohnemann
Verprügelt hast und weh getan,
Soll es dir nun auch ergehen“.
Doch der andre blieb nicht stehen;
Hüpfte über Stock und Stein,
Schnell in seinen Pfuhl hinein.
Dort blieb der Junker Quakestolz,
Aus Angst vor ihrem Nudelholz
Und mit dem nötigen Respekt
Vor Mutter Mausecool versteckt.
Er kam hervor erst Ende Mai.
Da war der Krieg bereits vorbei.
Vorerst freilich unverwandt,
Tobte noch die Schlacht im Land.
In den Eridanos-Auen
Ein Jagen, Stechen nur und Hauen.
Lärm in der Luft vom Waffenklirren,
Stöhnen, Plärren, Lanzenschwirren.
Geräusche wie der Krieg sie macht,
Die üblich sind in jeder Schlacht.
Leichengestank und Pulverrauch,
So wie im Kriege es ist Brauch,
Geschwängert mit Blut- und Schweiß-Odeur.
Tote, Leichenteile, Interieur,
Waffen die zu Schrott geworden,
Tornister, Uniformen, Orden
Lagen im Feld verstreut umher
Als ob sie keiner bräuchte mehr.
Hier ein Kopf und dort ein Schwanz;
Da ein Torso; Restsubstanz
Von etwas das ganz offenbar,
Ein Frosch, als er noch lebte war.
Flossen hier und Schenkel dort.
Blut und Gedärm nun aller Ort.
Grad so, wie sich‘s im Krieg gehört.
Kaum einer hat sich dran gestört.
Nur die Sanis hatten‘s schwer,
Denn oftmals lagen kreuz und quer
Unter den toten arg zerfetzten
Lebend die weniger verletzten
Soldaten noch herum im Sterben.
Die galt es lebend noch zu bergen.
Zu retten sie um jeden Preis,
Kostete viel Müh und Schweiß.
Allein um Reticulatus,
Der verletzt an seinem Fuß
Unter drei Leichen jammernd lag,
Zum Hauptverbandsplatz zu verbringen,
Nahm sie drei Stunden in Beschlag.
Die Sanis, dann nach zähem Ringen,
Als sie sich hatten durchgeschlagen,
Hörten Stabsarzt Knickbein klagen:
„Ihr seid zwei Idioten;
Ihr bringt mir einen Toten“!
Wie gesagt: Sanitäter im Heer
Haben es im Kriege schwer.
Gar oft hat ihre Rettungstat
Den Tod zur Folg im Resultat.
Doch lasst die Sanis uns vergessen.
Zu Ruhmestaten unterdessen
Standen mutig zwei am Strande
Des Eridanos-Stroms im Sande,
Angelegt prunkvoll alle beide,
Kostbar gold‘nes Kampfgeschmeide.
Beide Fürsten offenbar,
Das ward beim ersten Anblick klar.
„Für Pausback, Volk und Vaterland“
Auf des Frosches Schildrund stand.
Darunter eingraviert gediegen,
Sieben fette Stubenfliegen.
Sie waren als Symbol gedacht,
Für Tod, Verderben, Übermacht.
Die Beinschienen aus Schneckenhorn,
Schützten die Froschschenkel von vorn.
Den Rock aus edler Schlangenhaut
Trug wie Jason er; der Argonaut,
Wie es in der Sage hieß,
Trug dereinst unter gold‘nem Vliess
Das Fell von Kolchis Widderbock
Und ebenfalls `nen Schlangenrock.
Selbst Herkules hat anvertraut
Sein Geschlecht solch einer Haut.
So sollte es dem Frosch auch nützen
Seine Scham im Kampf zu schützen.
Als Gürtel trug der grüne Recke
Ein Kupferband auf dem zum Zwecke
Des Abwehrzaubers vierzehn Fliegen
Waren ins Metall getrieben.
Am Gurt der so den Frosch umfing,
Rechts die gold’ne Scheide hing
Zur Aufbewahrung für das Schwert.
Sein Haupt war mit `nem Helm bewehrt
Aus purem Silber und der Busch
Stammte vom Niltal aus dem Kusch.
(Äthiopien, am mittleren Nil, ursprünglich der
von den Ägyptern beherrschte Teil Nubiens)
Es war die letzte dunkle Strähne
Aus Simba‘s grauer Löwenmähne.
Der Brustpanzer gar wohl geschuppt,
Hat sich als Kaiman-Haut entpuppt.
Mit Namen hieß der stolze Mann
Fürst Hupfsehrwohl von Batrachan.
Sein Gegenüber last not least
Trug den Namen Mäusebiest.
Er stammte von zu Hause aus
Aus einem edlen Fürstenhaus.
Man sah es gleich am noblen Kleide.
Der Pelz war eine Augenweide.
Der Waffenrock aus Perlenmutter
Ward inwendig ein Wieselfutter.
Der Dolch am Gurte pures Gold,
Geschmiedet von Maus Nagehold
Einst für Parteckfressers Sohn,
Den Erben auf dem Mausethron.
Doch der hat ihn nicht mehr besessen.
Die Katze hat den Prinz gefressen.
Als er grad sieben Jahre alt,
Nahm sie den Jüngling mit Gewalt.
Der König dem Murner Rache schwor,
(Murner ist der Hauskater bei Rollenhagen)
Wollte es dem Mörder geben.
Im Katzenmäusekrieg verlor
Murner dann sein Leben.
Leckemull im schwarzen Kleid
(Parteckfressers Gattin und Königin)
Trauerte um Säumezeit
(der ermordete Prinz)
Viele, viele Jahre lang
Bis es ihrem Mann gelang
Ihr, in seinem Arm geborgen
Liebend für Ersatz zu sorgen.
Bröseldieb, ums nachzutragen,
Hieß der neue. Rollenhagen
Hat in seinem Werk fundiert
Berichtet was mit dem passiert.
Er starb im Teich. Ihr wisst es doch
Aus unserer Erzählung noch.
Dies am Rande nur notiert
Damit es nicht vergessen wird.
Wem den Krieg und all das Zanken
Wir im Epos hier verdanken.
Doch nun den Blick zurück getan,
Zu Mäusebiest und Batrachan.
Die beiden, wie’s im Kriege ist,
Stritten um den Sieg mit List.
Schlag um Schlag und Streich um Streich,
Den Troern und Achäern gleich,
Kämpften sie mit Wutgeschrei.
Nach drei Minuten war’s vorbei.
Der Mäusefürst, gleich grünem Kohl,
Schlug mit dem Schwert Fürst Hupfsehrwohl
Den Schädel ab mit einem Hieb,
Dass dem nichts andres übrig blieb
Als kopflos, das Schwert noch in der Linken,
Ins blutbespritzte Gras zu sinken.
Er röchelte, sein letzter Ton
Klang sehr nach Kapitulation.
Während der eine hatte eben
Im Felde just grad aufgegeben,
Schlugen sich anderswo die Streiter
Pflichtbewusst und mannhaft weiter.
Wehklagen und Kampfgeschrei
Vermischten sich gar grauenvoll.
Alle bei der Rauferei
Stritten mit Wut und Feindesgroll.
Frosch Hypsiboas Grabberill
Schrie ein letztes Mal noch schrill,
Dann riss die Lanze ihn hinfort.
Der Schädel wurde ihm durchbohrt.
Er dachte noch, „jetzt ist es aus“;
Da verschwamm vor ihm die Maus
Namens Schleuderpfote welche fies
Geschleudert hat auf ihn den Spieß.
Im Ungetüm von Krieg und Schlacht
Sank er zu Boden. Es ward Nacht
Um ihn herum. Er sah nicht mehr
Wie Grodaqua Maus Nagebiss,
Trotz ihrer mutigen Gegenwehr,
Wutentbrannt den Schwanz ausriss.
Drauf raubte er ihr das Waffengeschmeid‘
Und zog es sich selbst übers grünbraune Kleid.
Dann zerrte er die gefledderte Leiche
Durchs dichte Schilfrohr hinunter zum Teiche.
Dort an der tiefsten Stelle im See,
Versenkte er sie. „Vorbei und passee“
Dachte er und hat ein Weilchen geruht.
„Maus Nagebiss keinem Frosch mehr was tut“
Hat er höhnisch bei sich im Stillen gedacht
Und obwohl er allein war, lauthals gelacht.
Schnell hat er den wackeren Gegner vergessen.
Den hatte der Hecht gerade gefressen.
„Gar grausam geht’s im Kriege zu“
Dachte Grodaqua und wollte nun
Um sich ein wenig auszuruh’n,
Nachdem gerächt er den Kollegen,
Ins weiche Moos sich schlafen legen.
Sehr kurz nur war des Frosches Ruh.
Obgleich arg schläfrig, unerhört,
Hat ihn beim Ruh‘n `ne Maus gestört.
Die kam allein mit Pfeil und Bogen
Am Uferrand dahergezogen.
Sie gab Grodaqua `nen Nasenstüber.
Der schreckte aus dem Schlafe hoch.
„Du Schuft“ schrie sie, „von Gegenüber,
Ich saß vor meinem Mauseloch,
Gut getarnt im Zittergras
Und sah genau durchs Doppelglas
Was du angetan hast Nagebiss.
Nun ist auch dir der Tod gewiss.
Süß ist die Rache, sie ist mein.
Dir bringt den Tod sie sicher ein.
Stell dich zum Kampf damit ich dir
Das Leben auslösch‘ jetzt und hier“.
Sprach’s und zog aus dem Köcher den Pfeil;
Ein Schwirren und Zischen, dem Frosche zum Heil
Stoppte das Geschoss sein blockender Schild.
Durchschlug ihn ohne den Mann zu verletzen.
Grodaqua darauf gar zornig und wild
Zog das riesige Schwert, der Maus zum Entsetzen
Und stürmte entschlossen, war nicht mehr zu halten,
Nach vorn dem Gegner den Schädel zu spalten.
Den Scheitel der Maus traf zischend das Schwert.
Sie wurde gespalten. Vom Schopf bis zum Stert
Drang geschliffen und schnittig, exakt vertikal
Ohn‘ einmal zu Stocken der gehärtete Stahl.
Aus den beiden pelzigen, blutigen Schwarten
Rutschten die Innereien auf den schlammigen Boden.
Brutal voneinander getrennt die beiden zarten
Noch so jugendfrisch wirkenden niedlichen Hoden.
„Schade um die junge so stattliche Maus,
Sie sieht sogar zweigeteilt sexy noch aus“
Dachte der Mörder und reinigte die Scheide
Seines Schwertes geschickt nun ad hoc
Von Mäuseblut- und Eingeweide
An ihrem zerschnittenen pelzigen Rock.
Dann ließ er, nachdem der Mord war geschehen
Die beiden Maushälften im Feld einfach stehen
Und wandte sich in aller Ruh
Seinem nächsten Gegner zu.
Die Tote, den Speer noch in ihrer Hand,
Aufrecht, aber zweigeteilt so lange noch stand
Bis Nussner der Sanitäter kam
Und beide Hälften mit sich nahm.
Grodaqua hatte unterdessen
Sich umgeschaut und kampfbesessen
Den nächsten Mauser aufgespürt
Und zum Zweikampf ihn verführt.
Artepibulos hieß der.
Ein Stich; schon lebte er nicht mehr.
Der Dolch stak noch im Mausefelle
Da war der Rächer schon zur Stelle.
Tyroglyphos nannte sich der Recke.
Er brachte Grodaqua zur Strecke.
Sein Dolch, von oben angesetzt,
Hat den Frosch so schwer verletzt,
Dass der, sein Kreislauf war labil,
Vor Schmerz in eine Ohnmacht fiel.
Der Mauskrieger darauf bedacht,
Dass niemals mehr der Frosch erwacht,
Setzte nach, das blanke Erz
Fuhr dem Bewusstlosen ins Herz.
Dank Artepibulos der Maus,
War der Krieg für ihn nun aus.
Nach Hause ist er nicht gekommen.
Die Weihe hat ihn mitgenommen.
Auf dass man ihn nicht ganz vergisst,
Gilt er seither als vermisst.
So kann sein Weib zu Haus betroffen
Wenigstens noch etwas hoffen.
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wird fortgesetzt
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