Sonntag, 15. Mai 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 3

Die heroische Schlacht 3. Tag


n der

Genesis unter Vier

Steht schwarz gedruckt es auf Papier,

Was jeder Krieger wissen muss.

Das dicke Buch, bis hin zum Schluss,

Ist auf den Krieg eine Ballade

Und ähnelt sehr der Iliade

Wie auch deren Parodie

Der Batrachomyomachie“;

So dacht Schinkschling als ein Pfeil,

Von achtern her ihm wurd zuteil.

Seutläos aus dem Schilf heraus

Hatte geschossen auf die Maus.

Der Pfeil in Schinklings Schulterblatt

Drang ein bis seine Spitze hat

Vorn aus des Mausers grauer Haut

Gut einen Zoll herausgeschaut.

Als würde er am Spieße stecken,

Schrie der Getroff’ne im Dolor.

Sein Mörder aus dem Schutz der Hecken,

Sah wie das Leben er verlor.

Er rieb sich die Hände, weil er dacht,

Dass nun die Rache wär vollbracht.

Er wollt grad nach dem Rechten sehen,

Da ist ihm Schreckliches geschehen.

Als er aus dem Röhricht kam,

Ein Schwertstreich ihm das Leben nahm.

Brotschling hatte zugeschlagen.

Schlammstieg konnte nichts mehr sagen.

Er stand am See. Im Aufrechtstehen

War‘s um den tapf‘ren Frosch geschehen.

Brotschling hatte vehement

Den Kopf vom Rumpfe ihm getrennt.

Bis ins Wasser lief er noch

Ohne Kopf; dann starb er doch!

Schlammstieg, `ne Minute kaum

War tot als aus dem Uferschaum

Tauchend zwei Krieger durch das flache

Wasser sich näherten zwecks Rache.

Als sie, weil ihre Luft verbraucht,

Gar plötzlich sind dann aufgetaucht,

War es für Brotschling schon zu spät.

Ohne jegliche Pietät

Zerrten am Schwanze sie die Maus

Ins Wasser. Die dort nicht zu Haus,

Schnappte nach Luft, zu tiefst betroffen,

Dreimal, dann war sie schon ersoffen.

Nicht weit entfernt, im Schilfmorast,

Hat Münzner Schinkbohr abgepasst.

In der Faust den Binsenspeer,

Konnt‘ tun der, was er wollt, nicht mehr.

Ein Wurfgeschoss traf ihn am Kinn.

Die Schmerzen raubten ihm den Sinn.

So blieb es dann beim Mordversuch.

Später ist er am Kieferbruch,

Er konnt‘ sich keine Mück mehr fangen,

Aus Hungersnöten eingegangen.

Was im Kriege so geschieht,

Ist gar grausam, wie man sieht.

Doch später sollten die Beschwerden

In der Schlacht noch schlimmer werden.

Das Sterben hatte erst begonnen.

Pausbacks Heere in Kolonnen

Rückten vor, es war ein Graus.

Troxartes Brotknarp, eine Maus

Wie einst der Sohn des Priamus,

So starb nun Brotknarp‘s Filius.

Die erste Lanze saß um Hals.

Er konnt‘ noch piepsen, später als

Seinen Leib traf Speer um Speer,

Konnte er auch das nicht mehr.

Pausbacks jüngster Spross und Sohn,

Hat den Leichnam dann zum Hohn

Des Mäuseheeres ganz spontan,

Wie einst Achill im Rachewahn,

Dreimal ums Mauseheer geschleift.

„Damit ihr endlich mal begreift“,

Schrie er dabei, „dass wir die Macht

Haben zu siegen in der Schlacht“.

Die Mäuse diese Freveltat

Nicht sonderlich begeistert hat.

Im Gegenteil, ihr Mäuseblut

Geriet in Wallung. Hass und Wut

Kochten über: Maus Schüssellecker

Erstach im Zorn den Jüngling Kekker.

Sein Kamerad Schinkenbenager

Schlich heimlich sich ins Gegnerlager,

Wo mit `ner Nadel er danach

Hopsiboas Quarr durchstach.

Er hatte Glück, es ging ganz leicht.

Das Wasser war dort ziemlich seicht.

Hopsiboas war entsetzt.

Am Teichrand lag er schwer verletzt.

Das Wasser in den armen Jungen

Ist durch das Leck dann eingedrungen.

Der Mauser hielt das Loch schön offen,

Bis dass der Frosch war abgesoffen.

Der sank zum Grunde wie ein Stein.

Dort stellte er das Atmen ein.

Hydrocharis Schlammig saß

In der Näh. Er wurde blass!

„Bei Zeus“ dacht er, „ach nicht doch nein,

Soll ich etwa der nächste sein“?

Und weiter überlegte er:

„Ich hol mir einen Binsenspeer“.

Gedacht, getan, so wurd’s gemacht.

Als er den Speer hat angebracht,

Um den Gegner zu erstechen,

Wollt der Mauser sich erfrechen,

Ihm die Waffe zu entreißen.

Das hätt das End für ihn geheißen.

So zog der Frosch mit Urgewalt.

Der Mäusegegner suchte Halt.

Schließlich sind im hohen Bogen,

Ins Wasser beide sie geflogen.

Die Maus ertrank, das ist wohl klar

Weil sie schlecht im Schwimmen war.

Dem Frosch erging es nicht viel besser.

Die Gegner wurden immer kesser.

Als Schlammig forsch ans Ufer schwamm

Standen dort im Uferschlamm

Bratenriech und Nusskernkauer

In Mordabsicht bereit auf Lauer.

Die Lanzen trafen, kaum zu glauben,

Den Frosch genau zwischen die Augen.

Blut spritzte, auch ein bisschen Hirn

Tropfte aus seiner Denkerstirn.

Er tauchte unter gleich darauf

Und nimmermehr lebendig auf.

Zwei Mäus‘, die ihn mit Dreck bewarfen

Und mit Dolchen, spitzen scharfen,

Nach seiner makellosen Haut

Stachen und schimpften dazu laut,

Bracht Kalaminthios, Münzner‘s Sohn,

Mittels Knüppel zur Räson.

Er hat nur zweimal zugeschlagen,

Worauf zwei Tote vor ihm lagen.

Korn- und Feldmaus im Verbund,

Griffen sich den Lumpenhund.

Die eine hielt der Frosch gut fest;

Die andere gab ihm den Rest.

Schlammbeiß, der zu Hilfe kam,

Des Kumpels Todesschrei vernahm.

Er konnte ihn nicht retten.

Er hatte selbst Manschetten.

Später, als er`ne Zwergmaus sah,

Kehrte all sein Mut zurück.

Wie Herakles in Attika

Den Löwen umbracht‘ mit Geschick,

Bracht‘ Schlammbeiß, ja er war nicht dumm,

Mit Intellekt die Zwergmaus um.

Er ließ `nen Felsen auf sie rollen.

Die Kleine ist seitdem verschollen.

Vermutlich blieb der Welt fossil

Erhalten sie im Dolchstoßstil.

Doch bis die Maus im kugelrunden

Felsen versteinert wird gefunden

Wollen wir, was einst gescheh‘n,

Uns genauer noch beseh’n.

Die Quellen sind gar zahlenreich.

Doch alle ähnlich, beinah gleich,

Berichten und erklären sie

Uns die Batrachomyomachie.

Damit nicht jemand von mir glaubt,

Dass ich zu schwindeln mir erlaubt

Hab in meinem Kriegsbericht,

Füg ich aus Roderichs Gedicht

(gemeint ist Roderich Benedix)

Ein paar Zitate hier nun an

An welchen man ersehen kann,

Dass alles was ich schrieb bisher

Auch der Wahrheit gibt die Ehr.

Ich füg die Sätze als Fragment

An hier und in loser Reih‘

Und mache somit transparent

Das Kriegsprofil- und Konterfei.

Worte, die sprachlich sind veraltet,

Wurden dabei neu gestaltet.

Doch vom Sinn her und Prinzip,

Bleibt es so wie Rod‘rich schrieb:

„Es war ein Morden und ein Spießen

Und ein fleißig Blutvergießen.

Die Mäuse auf den Froschenhauf

Traten, warfen, schlugen drauf.

Die Frösch, auf’s Äußerste entschlossen,

Mit Steinen, Lanzen, Pfeilen schossen.

Manchen traf es in den Rücken,

Dass er die Nas ins Gras musst‘ bücken.

Insbesondere die Schützen

Konnten den Angriff unterstützen,

Indem sie ihre Armbrüst‘ spannten,

Sie wild quakend nach vorne rannten.

Als Moortanz dieses wurd gewahr,

Entsprang durch Flucht er der Gefahr.

Padderan an seiner Seite

Gar mutig schlug sich bei dem Streite.

Wie auf den Hund ein zornig Schwein

Drang Milchner auf die Frösche ein.

Die suchten, wenigstens zum Teil,

In rasanter Flucht ihr Heil.

Der Rest, die Flucht gelang nicht mehr,

Setzte an zur Gegenwehr.

Sie wichen aus zur linken Hand,

Verdrückten sich ins Hinterland

Und ließen der Mäuse hellen Haufen

Vom Ufer bis ans Wasser laufen.

Dann aus dem sich’ren Hinterhalt,

Griffen sie an mit Urgewalt.

Sie stachen auf die Mäuse los.

Lanzenstoß auf Lanzenstoß

Und mit den Schwertern tiefe Scharten

Hackten sie in ihre Schwarten.

Die Mäuse wehrten sich verwegen

Mit Hellebarden und mit Degen.

Doch ging es ihnen wie dem Hirsch

Der von den Hunden auf der Pirsch

Stürzt unversehens doch zuletzt

Ins Netz das ihm der Jäger setzt.

Vor Augen hatten sie den See.

Das tat dem Milchrahmlecker weh;

Er versuchte durchzubrechen,

Fing an, grimmig um sich zu stechen

Und stieß mit seines Degens Knopf

Dem Moortanz hinten auf den Kopf,

Dass der sich streckte in den Sand.

Das sah Mootanzens Leutenant

Und stach ihm wieder nach der Kehlen,

Meinte, sein Stich würd nicht verfehlen.

Doch Milchrahmlecker brach ihm bald

Mit seinem Schilde die Gewalt

Und hieb dem Frosch stracks durch die Stirn,

Dass der verschüttet hat sein Hirn.

Da kamen die Frösche mit den Beilen

Um der Maus was mitzuteilen,

Was die gar nicht wissen wollt,

Dass sie nämlich sterben sollt.

Sie schlugen auf dem Mäusrich ein,

Dass diesem brach ein jedes Bein.

Er war geschlagen längst halb lahm

Als ein Stich von hinten kam.

Woraus ihr Lung‘ und Leber quoll.

Es war wirklich grauenvoll.

Er gab sein Leben auf im Fall.

Die Frösche grinsten dazu all.

Er lag im Staub, ohn‘ sich zu wenden.

So musste Michrahmlecker enden.

Tausende waren schon tot.

Die anderen in Wassernot.

Weil sie im Teiche mit den Degen

Den Fröschen waren unterlegen,

Schien ihre Lage ziemlich mies.

Das meinte auch der Froschen-Spieß.

Er rief prahlend schon „Hurra.

Quack Quack, Quack Quack, Quicktoria“!

Den Mäusefähnrich indes im Drang,

Die Nachhut in das Wasser zwang.

Die Frösche griffen ihn tapfer an,

Tappten nach Fahne und dem Mann,

Der sich noch wehrte wie ein Held.

Damit er sicher würd gefällt

Bewarfen die Frösche ihn mit Kot.

Wie er nun sah die große Not,

Wickelte er sich in sein Fähnlein gut,

Zu sterben wie ein treues Blut.

Noch heute sprechen die Soldaten

Von des Fähnrichs Ruhmestaten.“

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Wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.