Freitag, 13. Mai 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 2

Die heroische Schlacht 3. Tag


achdem

das Gelächter war verklungen

Nahmen die alten wie die jungen

Götter ihre Plätze ein.

Das Schlachtfeld lag im Sonnenschein.

Da traten am Eridanos-Strom

Die Mäusefürsten schnell zusammen

Und beschlossen ein Pogrom.

„Alle die vom Laich abstammen“,

Sprach Fürst Lochschlüpf, „rottet aus!

Krümeldieb, der armen Maus,

Die Pausback hat einst umgebracht,

Denkt daran, gilt unsre Rache.

Und nun macht gut all eure Sache

Dann gewinnen wir die Schlacht.

Auch wenn es könnt euch widerstreben;

Schont keinen Frosch, lasst keinen leben.

Schlitzt ihnen im Nah-Gerauf‘

Allen die feisten Bäuche auf;

Haut ihnen im Mäusetrab

Vom Ross herab, die Köpfe ab.

Ich erwart‘, dass ihr nicht döst,

Sondern ganze Sache macht;

Die Mäusefrage endlich löst

Und für uns gewinnt die Schlacht.

Es soll nicht euer Schaden sein.

Wir verleiben uns ganz Froschland ein.

Alle soll’n was davon haben.

Sind die Toten erst begraben,

Bekommt jeder Mauseschwanz von Adel

Ein Stück Land mit Haus und Stadel.

Das hat der König ungefragt

Mir heute Morgen zugesagt.

In diesem Sinne Heil und Sieg“.

Kommt heil zurück all aus dem Krieg.

Beim Adel war die Freude groß.

Mutig stürmten alle los.

„Ein eignes Mausloch mit `nem Schuppen“,

So gab man’s weiter an die Truppen,

„Könnt ihr in der Schlacht erwerben

Wenn ihr alle Frösch‘ lasst sterben“.

Käsbohr, der auf einem Tische stand,

Den Marschallstab in seiner Hand,

Sprach bei der Befehlsausgabe:

„Schluss mit Imponiergehabe;

Totaler Krieg ist angesagt;

Also kämpft, denn nur wer wagt,

Kann ein schön‘ Stück Land gewinnen.

Also lasst uns schnell beginnen;

Seid nicht feige, kämpft mit Mumm;

Bringt die Frösche alle um;

Denkt daran, im Siegesfalle,

Werdet ziemlich reich ihr alle“!

Hei, wie sind sie da gerannt;

Obwohl die Sache höchst riskant,

Liefen sie, viel Feind viel Ehr,

Geschultert fest das Schießgewehr,

Maus für Maus gar unbedacht,

Hinein in ihre letzte Schlacht.

Jede wollt die Erste sein.

Über Stock und über Stein

Sprangen sie gar selbstbewusst

In den Krieg mit Mordeslust.

Jede wollt nur eins noch; killen!

Jede dacht bei sich im Stillen:

„Lasst uns die Frösche schnell besiegen

Damit was zugesagt wir kriegen“.

Doch es sollte anders kommen

Als man es sich vorgenommen.

Die erste Feindberührung lief

Für die Mäuse bereits schief.

Vielquardux, ein grüner Recke,

Lauerte im Schilfverstecke.

Sein Flankenangriff dann zum Streite

Ward für die Mäuse eine Pleite.

Wie ein Blitz aus heit’rem Himmel,

Fuhr er hinein ins Mausgewimmel.

Vier Keulenschläge, Hieb auf Hieb,

Die Mäus‘ brutal zu Boden trieb.

Vom Gegner so massiv bedroht,

Starben sie den Heldentod.

Die letzte dacht im Sterben noch:

„Jetzt wird’s nichts mit dem eig’nen Loch

Das uns der König hat versprochen“.

Dann ist ihr Augenlicht gebrochen.

Auch den Mauser Leichenor

Nahm sich der Keulenkämpfer vor.

Drei Hiebe blitzschnell, zack, zack, zack;

Nicht gerad nach Mausgeschmack.

Er wollte sich grad ergeben;

Da schied er aus dem Mäuseleben.

Den Grauen Kriegern, nicht zum Heil

Griff Vielquardux zu seinem Beil.

Maus Brotwart, mutig und verwegen,

Warf sich dem Froschkrieger entgegen.

Der griff den Mauser sich am Ohr.

Wie zuvor sein Kumpel Leichenor,

Schied auch er nun aus dem Leben,

Nur ein bisschen später eben.

Schnell war es auch mit Pieps vorbei!

Es war gerade acht Uhr zwei

Als die Axt dem armen Tropf

Trennte den Rumpf vom Mäusekopf.

Der Dolch indes in seiner Hand,

Den Weg ins Gegnerfleisch noch fand.

Er traf; der Frosch schrie auf in Pein,

Genau unter dem Schlüsselbein,

Wo ganz besonders weh es tut.

Die Freud‘ am Krieg ward ihm verdorben

Und auch sein wilder Kampfesmut.

Er ist am Blutverlust gestorben.

Anderen Kriegern nach Pieps und Leichenor

Stand der Tod erst noch bevor.

Maus Topfsteig lief in großer Hast

Davon, dass Schreihold sie nicht fasst,

Dem Frosch der ihr am Schlachtfeldrand

Urplötzlich gegenüber stand.

Erst später merkte sie, dass der

War hinter einer andern her.

Da hat sie wütend kehrt gemacht

Und den Verfolger umgebracht.

Die Fliege, welcher galt die Hatz,

Nahm auf dem toten Jäger Platz

Und drückte ihm in aller Ruh,

Ganz mitleidlos die Augen zu.

Prassäus Lauchner, mit der Hand

Griff etwas, das im Gras er fand.

Ein Wurm dacht er, zog ihn heraus;

Es war kein Wurm, es war `ne Maus.

Zwei andre Mäus, direkt daneben

Entkamen, rannten um ihr Leben.

Mit Maus Leckmann war’s vorbei.

Exakt am Morgen, acht Uhr drei,

Ohne einen Pieps zu klagen,

Ging sie ein an Herzversagen.

Prassäus Lauchner hielt `ne tote

Maus unversehens in der Pfote.

Er erschrak und hat gelallt:

„Verflucht, der Mäuseschwanz wird kalt,

Ich hab ihr doch noch nichts getan“.

Dann ließ er los den Schwanz spontan.

Er wollte grad von dannen zieh’n;

Da kam Philträos, packte ihn,

Zog ihn am rechten Hinterbein,

Und schrie: Du feiges grünes Schwein,

Hast meinen besten Freund bedroht.

Dort drüben liegt er und ist tot.

Stell dich zum Kampfe denn die Rache

Für Leckmann ist nun meine Sache“.

Da hat Prassäus sich gewehrt.

In der rechten Faust das Schwert,

Stürmte er auf den Mauser los.

Die Überraschung war gar groß

Als ein Speer, spitz, kalt und lang,

Ihm schmerzlich in die Lende drang.

Ein Mäuseschwanz im list’gen Zweck

Griff in die Kehle hinterm Knie

Und riss dem Frosch die Beine weg.

Prassäus strauchelte und schrie.

Da wurd es um ihn trüb und trüber.

Um acht Uhr vier schied er hinüber.

Die Maus Philträos wenig später,

Als Vergeltung für die Tat

An Nasslieb, den grünen Missetäter,

Ihren Schwanz verloren hat.

Sie hatte Glück, er ließ sie leben,

Nur ohne Mäuseschwänzchen eben

Und das war eine Strafe die

Philträos vergessen würde nie.

Die Schlacht war vollends nun entbrannt.

Mit der Lanze in der Hand

Jagte Lauchschling von der Quäcke

Maus Schinkbohr und bracht sie zur Strecke.

Es war noch nicht mal acht Uhr zehn,

Da war’s um sie bereits gescheh’n.

Es ging weiter Schlag um Schlag.

Frosch Dostner einem Stich erlag

Welchen ihm Mauser Käsemund

Hat zugefügt der Lumpenhund.

Frosch Kohlschling Krambophagòos

Sechs Ellen, eine Spange groß,

Mit dem Schwerte in der Hand,

Dem Schinkschling gegenüberstand.

„Du Zwergmaus“ hat er laut getönt

Und den Gegner stolz verhöhnt.

„Wenn du es wagst mich anzugreifen,

Wird ich dich am Schwanze schleifen

Bis dir Hören und Seh’n vergeht

Und dir der Pelz zu Berge steht“.

Er sprach wie Goliath der Philister:

„Ich werf‘ dein Fleisch den Vögeln vor“.

Schinkschling, die Schleuder im Tornister,

Dachte bei sich, „schon mancher Thor,

Der aufriss allzu weit die Klappe,

Erlitt im Kampfe eine Schlappe“.

Dann nahm er einen Kieselstein.

Es sollte Kohlschlings Ende sein.

Der Stein drang in die Stirn tief ihm.

Schinkschling tat, was legitim;

Er nahm des toten Frosches Schwert

Und hat des Grünen Leib entehrt

Indem er mit dem scharfen Stahl,

Die Leiche köpfte gar brutal.

Das entsprach nach Sinn und Wesen,

Dem was er hatte erst gelesen

Im Buch der Bücher letzte Nacht.

Ach David hat es so gemacht!

„Die Bibel“, dacht die Maus bei sich,

„Zu lesen lohnt gelegentlich.

In diesem Buche nachzuschlagen

Hilft in allen Lebenslagen.

Auf alle Fragen ganz dezent,

Gibt Antwort stets das Testament.

Alles was den Krieg betrifft,

Ist dargelegt in dieser Schrift.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.