Donnerstag, 19. Mai 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 4

Die heroische Schlacht 3. Tag


ährend

der Fähnrich samt der Fahne

Versank im Froschen-Ozeane

Ereignete am Teichschlammfjord

Gar tragisch sich ein Doppelmord.

Peleion Moorling stach sein Schwert

Dem Weizenfresser durch den Bauch.

Der Mäusekrieger umgekehrt,

Tat dies bei Moorling auch.

Die Maus, mit letztem Augenrollen

Sah wie dem Frosch die Därme quollen;

Milz, Leber, der zerplatzte Magen;

Ein Anblick schwer nur zu ertragen:

Sie dachte: „Es geschieht im Recht“.

Dann wurd auch ihr vor Schmerzen schlecht.

Der Adebar, vom Rohr umschattet,

Hat die Toten zwar bestattet,

Doch weil zu schwer sie ihm im Magen

Bei seinem Flug nach Süden lagen,

Hat er die beiden schweren Bissen

Sich zu erleichtern abgeschmissen.

Die lagen später lange stumm

Irgendwo im Nilschlamm rum.

Was mit ihnen dort geschah

Ist nicht bekannt, denn Zeus der’s sah,

War klug und hielt bis heute dicht.

Bestimmt sagt er’s auch morgen nicht.

Der Tod der beiden in der Schlacht

Hat für den Krieg nichts ausgemacht.

Es ging weiter wie bisher.

Mit Lederschild und langem Speer

Traf die Maus Pastinakkauer

Am See auf Hauptmann Muckbeschauer.

Der redete nicht erst lang rum.

Sondern griff an sofort mit Mumm.

Nachdem sein Schild dem Feindesspeer

Hatt‘ abblockend die Wucht genommen,

Stieß er der Maus von unten her,

Den blanken Stahl so höchst vollkommen

Durch den Pelz ins Mäuseherz

Dass diese starb ohn‘ jeden Schmerz.

Nicht ganz so schmerzlos wie grad eben,

Verlor ein anderer sein Leben.

Peleus, der junge Pausback-Spross,

Stieß die Lanze vom hohen Ross,

Mit langem Anlauf ohne Lärm,

Dem Pelzner so tief ins Gedärm,

Dass die Waffe bis zum Schaft

Eindrang und mit rotem Saft,

Nachdem den Weg durch’s Blut sie nahm,

Hinten zum Vorschein wieder kam.

Als würde heißer Stahl sie rühren,

So musst‘ die arme Maus es spüren.

Sie schrie den Schmerz aus sich heraus,

So laut, dass in des Olympus Haus,

Die Götter welche sie um Beistand rief,

Das kalte Grauen all durchlief.

Zeus orderte von Hera lax:

„Mach schnell, bring mir mein Ohropax,

Damit ich‘s mir in die Ohren stopfe.

Ich halt‘ es aus nicht mehr im Kopfe.

Das Geschrei dringt bis hierher.

Ich will nichts hören davon mehr“!

„Hier“ sprach er danach zu Apoll:

„Stopf dir schnell die Ohren voll“:

Selbst Hephaistos bat; „gestatte“

Und nahm sich eine Hand voll Watte.

Alle wollten ihre Ruh

Und hielten sich die Ohren zu.

Keiner sollte sie mehr stören.

Sie wollten das Geschrei nicht hören

Das unten anschwoll zum Orkan.

Sie sahen lieber tonlos an

Was dort unten ihre lieben

Erdenbürger trieben.

Manches , ohne hinzusehen,

Ließen die Götter still geschehen.

Doch der Kriegsberichter sah,

Da der dort war wo’s geschah,

Ganz genau was so passierte

Und weil er fleißig es notierte,

Wir heute in der Lage sind,

Nachzublättern ganz geschwind,

Jede Einzelheit vom Krieg.

Was selbst Homer uns einst verschwieg.

Wie es tatsächlich ist gewesen

Kann man genauestens nun lesen,

In diesem dicken Machwerk hier.

Auf Seite tausendsiebzehn im Brevier

Wird von einem Frosch berichtet,

Der sieben Gegner hat vernichtet.

Er hieß mit Namen Quakecool

Und stammte aus einem Pfuhl

Der ziemlich nah bei Mausheim lag.

Dort schlich er sich am hellen Tag

Ins Haus der Gräfin Kratzefuß.

„Ich bring von deinem Mann `nen Gruß“

Sprach er, „den ich im Felde traf“.

Er küsste ihr den Mausschwanz brav,

So wie’s beim Adel üblich ist

Und fuhr fort mit Hinterlist:

„Dein Mauser, so wie es geht allen,

Wird heute noch im Kriege fallen,

Er trug mir auf, ich soll mich kümmern

Um Dich wenn Euer Land in Trümmern

Liegt und du zu Hause bist allein“.

So kam es zu dem Stelldichein

Bei dem die beiden ungeniert,

In Mausheim haben sich liiert.

Dabei, der Frosch fand’s unerhört,

Haben die Fliegen sie gestört.

Er konnt‘ es nicht ertragen

Und hat sie all erschlagen.

Damit er erneut zu Kräften kam,

Er alle sogleich zu sich nahm.

So kamen die sieben, roh, im Blute,

Auch der Gräfin noch zugute.

Er hat bei ihr den Tag verbracht.

Ihr Mauser war ja in der Schlacht.

Im Schlafzimmer, im Ehebett,

Sprach sie zu ihm: „Es war sehr nett“.

„Mein Mann“, fuhr sie fort, „hat `nen langen

Schwanz; doch damit etwas anzufangen

Versteht er längst nicht so wie du.

Ich dank dir für das Rendezvous.

Es war wirklich schön mit Dir.

Lass Dich mal wieder sehen hier“.

„Ich muss zurück“, sprach er, “verzeih,

Denn der Krieg ist gleich vorbei

Und da braucht man mich am Teich

Daheim in König Pausbacks Reich“.

Als er dann nach Hause kam,

Die Schlacht gerad ihr Ende nahm.

Er dacht bei sich: „Selbst bei `nem Sieg,

Wer nicht teilnimmt, hat mehr vom Krieg“.

Im Geschichtsbuch steht zu lesen,

Dass Quakecool ein Held gewesen.

Und weiter wird von ihm berichtet,

Dass sieben Gegner er vernichtet;

Allesamt hat umgebracht

Tapfer in der Frosch-Maus-Schlacht.

Wahrheit und Dichtung, wie wir wissen,

Haben eigene Prämissen.

Die reine Wahrheit, dichtereigen,

Die Poeten oft verwischen

Indem sie Wichtiges verschweigen.

Sie liegt irgendwo dazwischen!

Dieses hier nur eingeschoben,

Um Aristoquakes mal zu loben

Der mit Ausdauer und Akribie

An der Batrachomyomachie

Weil der Wissensdurst ihn trieb,

Arbeitete, forschte, recherchierte,

Zeichnete und illustrierte

Und vor allem niederschrieb,

Wahrheitsgetreu mit eigner Hand

Was Authentisches er fand.

In diesem Sinne froh und heiter,

Berichtet dieser nun hier weiter.

Es war gerade zehn vor neun.

Kein Grund für Pausback sich zu freu’n

Denn die Schlacht war just begonnen

Und noch lange nicht gewonnen.

Bis zum End aufs Blutvergießen

War seine Truppe angewiesen.

Der nächste, der sein Blut vergoss,

War Schlammpatscher vom Unkentross.

Maus Troglodytes Leisetritt

Dem Frosch den Kopf vom Rumpfe schnitt.

Mit ihrem Säbel gar nicht schwer,

Einmal hin und einmal her,

Schon war der grüne Schädel ab

Ohn‘ dass ein „Quak“ er von sich gab.

Dann spießte im weiteren Verlauf,

Sie den Schädel mittels Lanze auf

Und richtete, dass ein jeder Feind es sähe,

In Richtung Frösche die Trophäe.

Entsetzt Schlammpatschers Kameraden

Betaunten den gruseligen Schaden.

Danach wurd ihnen schnell bewusst,

Dass ihr Kumpel sterben musst‘.

Da hüpften sie mit Grauen

Schnell heim zu ihren Frauen.

Gleich nebenan die Alliierten

Der Mäus, die Ratten wild hantierten.

Mit einem rostigem Besteck,

Wollte Ratty Wühlimdreck

Mit seinen wüsten Kampfgesellen,

Am Seeufer Quax Plötzhold stellen.

Der griff sich einen Hinkelstein

Und schmiss ihn den Ratten hinterdrein.

Zwei wurden tödlich überrollt.

Die dritte hat sich flugs getrollt.

Kraugasides auf einer Schnecke

Ritt hinterher. Auf halber Strecke,

Kurz vor Moorbach-Binsensteg

Verstellte Langschwanz ihm den Weg.

In den Fäusten einen Knochen,

Wollt er auf sein Weg‘recht pochen,

Dem Reiter nicht zur Seite weichen.

Kraugasides sah das als Zeichen

Für Unfried; gab dem Ross die Sporen.

Der Mauser hat den Streit verloren

Und auch sein Schwänzchen; ohne dies

Er die Gegend schnell verließ.

Der Froschrecke im leichten Trabe

Ritt an zur nächsten Kriegsaufgabe.

Der Auftrag hieß, im zähen Ringen

Viele Mäuse umzubringen.

In diesem Sinne ritt der Streiter

Nach vorne schnell zur Front hin weiter.

Zwei andre Krieger, auch beritten,

Um das Land am Sumpfloch stritten.

Der Mauser schrie: „Seit einer Woch‘

Hab ich am Sumpfe hier mein Loch“.

Der Frosch darauf: „Du blöde Maus,

Ich bin seit Jahren hier zu Haus“.

Keiner wollt dem andern weichen.

Beide stritten um ihr Recht.

Das ließ sich nur durch Kampf erreichen.

So trat man an. Dann im Gefecht

Starb der Frosch. Sein Ross ging durch.

Als letzte Großtat hat der Lurch

Dem Mauser seinen Schwanz gestutzt.

Vor Schmerz laut jammernd und verdutzt,

Ist auch er im hohen Bogen

Aus dem Sattel dann geflogen.

Er fand sein Schwänzchen. Weinend stand

Er nun auf dem erkämpften Land,

Der Frosch war hin, lag tot im Dreck.

„Der ganze Streit hat keinen Zweck“

Dachte der Mäusekrieger, „denn

Wie ich meine Alte kenn,

Mausi, die im Loch zu Haus,

Schmeißt mich die heut Abend raus

Wenn ich ohne Schwanz heimkehre.

„Ach was ist das `ne Misere“

Jammerte er: „Mein Seelenheil

Gäb ich, könnt mein Hinterteil

Ach, was wird sie lamentieren,

Ich doch wieder reparieren“.

„Ein Mause-Hero ohne Schwanz

Ist wie die Sonne ohne Glanz“!

So saß geknickt er ohne Mut.

Dort wo sein Stolz einst saß, war Blut.

Borst und Borstel auf dem Wege

Hinab zum alten Uferstege,

Kamen Gott sei Dank vorbei.

Bedachten was zu machen sei.

„Ich hab’s“ sprach Borstel, „Froschenblut

Ist für jede Sache gut.

Dieses Zeug heilt, glaub es mir,

Ruck zuck jede Wunde dir;

Und nebenbei der rote Saft

Hat dreimal bessre Klebekraft

Als Pattex und Tapetenkleister.

Warte ab, ich bin ein Meister

Im Kleben wie im Tapezieren.

Lass mich ran zum Reparieren“.

Gesagt, getan, mit grüner Haut,

Umwickelt und geklebt mit Blut,

Ward schnell der Schwanz dort angebaut,

Weil in der Hand er ja nur störte

Wo er ursprünglich hin gehörte

Und er hielt auch ziemlich gut.

Wie war der Mäuserich da froh.

Der Schwanz saß bombenfest am Po.

Die Gattin würd es gar nicht merken

Und bewundern seine Stärken

So wie immer in der Nacht,

Wenn er heimkam aus der Schlacht.

Seit jenem Tag weiß jedermann,

Was selbst ein toter Frosch noch kann.

„Froschhaut, Froschfett und Froschblut

Ist für alle Fälle gut“.

Dachten die Mäuse: In der Schlacht

Ward mancher Frosch drum umgebracht.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.