Samstag, 4. Juni 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 8

Die heroische Schlacht 3. Tag


enig

Hoffnung blieb indes

Der Familie Schwänzelkess.

Der Vater, der im Kriege war

Geriet an Höpper Batrachar.

Der sprach zu ihm recht liberal:

„Ich lasse dir die Waffenwahl“.

Das hat Herrn Schwänzelkess gefallen.

„Lass kämpfen uns mit bloßen Krallen“

Hat er erwidert. Drauf gar bald

Haben beide abgeschnallt.

Der Ringkampf der danach entbrannte

Keine Parallelen kannte.

Noch niemals hatten zwei Kämpfer so

Gerungen bis dahin anderswo.

Die Maus im Fliegenleichtgewicht

Trat an in hinterlistiger Zuversicht

Dass sie dem Frosch den glitschig großen

Die Zähne würd‘ in die Gurgel stoßen

Um ihn so lange dann zu beißen,

Bis er das Handtuch würde schmeißen.

Doch es sollte anders kommen

Als sie es sich hat vorgenommen.

Der Plan schlug fehl; mit einem Kniff

Nahm er sie in den Würgegriff

Und dann, der Maus noch mehr zu schaden,

Ging Höpper im Teiche mit ihr baden.

Sie hörte ihn noch schnippisch unken:

„Warte, gleich bist du ertrunken“.

Im tiefen Wasser hat der Schuft

Ihr vollends abgedrückt die Luft.

So starb Schwänzelkess an Atemnot

Den Unterwasser-Heldentod.

Noch viele sind im Krieg geblieben.

Fünfhunderttausend dreihundert und sieben

Zählte man um zehn Uhr acht.

Dabei fing erst an die Schlacht.

Auf grüner Seite war die Zahl

Eben so groß ganz sicher allemal.

Abertausende von Toten;

Mäuseköpfe, Schwänze, Pfoten;

Froschkadaver ohne Flossen;

Erdolcht, erdrosselt, totgeschossen;

Lagen in Haufen Trumm für Trumm

Auf dem Schlachtfelde herum.

Die Sanis haben‘s kaum geschafft

All das was schon dahingerafft

Ward mühevoll und ohn‘ zu säumen,

Möglichst fix beiseit‘ zu räumen.

Verbrannt, verscharrt, im See versenkt

Wurd manches Teil. Was keiner denkt:

Die Mäuse schlichteten `nen Wall

Aus Froschkadavern. Wie Hannibal

Den Po durchquerte einst auf Menschenleichen,

Wollten sie Pausbacks Schloss erreichen,

Welches auf einer Insel rechterhand

Mitten im tiefen Froschteich stand.

Die Sache schlug fehl: Kroaze Quag,

Der besinnungslos ganz unten lag.

Als Gründungspfeiler sozusagen,

Um den grünen Wall zu tragen,

Kam zu sich. So eingeengt

Hat wühlend er den Damm gesprengt.

Die Toten rollten stapelweise

Beiseite; es entstand `ne Schneise

Die von den Mäusen ohn‘ Gefahr

Nicht zu überbrücken war.

Die aus dem Wall gesprengten Toten

Hat Quag den Karpfen angeboten.

Die schafften alles schnell beiseite.

Der Hecht gab ihnen das Geleite,

Sodass um elf die Lage klar

Für König Pausback wieder war

Und der, was keiner außer ihm selbst wusste,

Sich nicht mehr vom Feinde fürchten musste.

Keine Maus zu Gegenwartstermine,

Konnte in sein Schloss gelangen.

Freilich mit Hilfe der Marine

Wäre dieses doch gegangen.

Als auch die Mäuse dies erkannten

Sie einen Boten gleich entsandten

Dem Admiral von Achtseinnicht

Zu überbringen den Bericht.

Maus Flinkefuß ward anbefohlen

Ihn allerschnellst herbeizuholen.

Kratzepfot wies ihr den Weg.

Achtseinnicht mit seinem Koch

Und Gubernator Luginsloch

(Gubernator = Befehlshaber; Kapitän. siehe Rollenhagen Seite 35)

Saßen zu Haus auf der Terrasse

Bei einem Gläschen Rum vom Fasse.

Sie diskutierten grad die Lage.

„Ohne Navy, keine Frage,

Ist uns der Untergang gewiss.

Die Heeres-Mäuse haben Schiss.

Die Armeen sind lädiert;

Keiner kämpft mehr couragiert.

Es fehlt an Schneid und an Routine;

Was selbstverständlich der Marine,

Missen die grauen Feldsoldaten.

Mut und Sinn für Heldentaten

Fehlt den Landmäusen en bloc.

Nur noch im blauen Navy-Rock

Schlägt was im Kriege ist gefragt,

Ein Mäuseherz das unverzagt

Für Krümeldieb, des Königs Erben,

Bereit ist jederzeit zu sterben“.

So sprach der Admiral erbost.

„Du kannst mir glauben, es getrost“,

Fügte er an; „es kommt wie immer.

Wenn die Lage wird noch schlimmer,

Selbst wenn es dann bereits zu spät,

Ruft man die Admiralität,

Damit wir für sie dann die Kohlen

Wie immer aus dem Feuer holen.

Luginsloch stand auf: „Ein Toast:

Hoch leb die Marine, na denn Prost“.

Der Koch gab seinen Senf dazu:

„Pausbacks Insel, das wär der Clou.

Die Navy sollte es probieren

Seinen Palast zu okkupieren“.

Und dann ergänzte er: „Zum Trost

Haben wir noch Rum, na prost“.

Das war die Lage als Maus Flinkefuß,

Die den schnellsten Weg genommen,

Vor Achtseinnicht dem Admiral

Sich aufbaute, die Hand zum Gruß

Ans Ohr gelegt meldete formal:

„Herr Admiral von Achtseinnicht;

Ich hab von Kratzepfot die Plicht

Heut Morgen auferlegt bekommen,

All das, was er mir aufgetragen,

Ihnen hiermit nun zu sagen.

Dann trug im Tone er devot,

Vor was ihm hat Kratzepfot

Unauslöschlich eingebläut.

Am Schluss fügte er an zerstreut;

„Ach ja, noch was, Herr Admiral;

Mei eigner Nam ist Flinkefuß;

Ich bin im Maus-Heer Corporal

Und halt den Krieg, verzeih, für Stuss“!

„Stehen sie erst einmal bequem“

Sprach Achtseinnicht und außerdem:

„Was sie vom Krieg da eben lallten,

Das sollten sie für sich behalten

Denn unser Führer mag die Sicht

Aus der sie sehen sicher nicht

Und hat schon manchen liquidiert

Der so wie sie ihn kritisiert“.

Dann gab dem Koche er Befehl

Den Kurier mit leck‘ren Speisen,

Gebacken aus dem feinsten Mehl,

Gastfreundschaft herzlich zu erweisen.

Während der Admiral und Luginsloch

Die Situation besprachen noch.

Stellte er dem Boten stumm

Die Buddel hin mit Navy-Rum.

Es kam so wie es kommen musst.

Der nahm den Inhalt sich zur Brust.

Flinkefuß, nachdem geleckt,

Sprach zum Koch “das Zeug das schmeckt“!

Und so hat, anstatt zu essen

Er beim Trinken nur gesessen.

Kurz gesagt: Es war ganz toll!

Als er heimzog war er voll.

Für unterwegs, den Appetit,

Gab ihm der Koch ein Fläschchen mit.

Mit einem Liedchen auf den Lippen,

Das er lautstark sang gekonnt

Und stetigen am Schnapse nippen,

Zog fröhlich er nun an die Front.

Er, der bisher vom ganzen Krieg nichts hielt,

Marschierte mutig vor nun und gezielt,

In der linken Faust den Degen

Zog durch die Reihen er verwegen.

Hinter ihm auf breiter Spur,

Blieben tote Frösche nur.

Tausende hat er im Suffe

Erschlagen. Allen ging die Muffe

Als sie den grauen Mauser nahen

Mit dem Schwerte fuchtelnd sahen.

Die meisten haben in der Flucht,

Wie Schnappdeflieg ihr Heil gesucht.

Hals über Kopf riss jener aus.

Aus Angst vor der besoff‘nen Maus

Sprang er in die falsche Kuhle.

Er kam um im Krötenpfuhle.

Sieben Kröten, all‘ zu gleich,

Luden ihn zur Hochzeit ein.

Es war seine letzte Laich.

„Zuviel“ dacht er, „kann schädlich sein“.

Dann versank der Bräutigam

Vergewaltigt tot im Schlamm!

Tags darauf ward er gefunden.

Da war er hin schon siebzehn Stunden.

Flinkefuß, total berauscht,

Indes die Gegner hat vertauscht.

„Cita mors ruit“ schrie er:

„Hört mir zu und sehet her.

Schnell kommt der Tod, du grünes Schwein.

Ich bring dir‘s bei, in Maus-Latein“.

Statt weißer Mäuse sah der kühne

Flinkefuß im Suff nur Grüne.

Er stocherte ins Mauseloch.

„Ich bin dein Kumpel Käsleck doch“

Schrie der aus seinem Loch heraus.

„Du bist daheim im Nachbarhaus.

Was hat der Schnaps aus dir gemacht?

Beinah hätt’st du mich umgebracht“.

Sprachs und hat sich im Loch verkrochen

Sonst hätt der Süffling ihn erstochen.

Der rülpste „hick“ nur und dann „huck“

Und nahm zur Stärkung noch `nen Schluck.

Dann warf er sich höchst selbstbewusst

Im Alkoholrausch in die Brust.

„Hier steht der tapferste von allen

Mäusen, die es jemals gab“!

So hat er sich im Rausch gefallen,

Sah sich bereits mit Feldherrnstab.

Ganz Plötzlich wirkte da der Rum;

Riss von den Beinen ihn und um.

Die Flasche ging in Scherben.

Ihm war’s als müsst er sterben.

Dann ließ er fünfe grade sein

Und schlief total besoffen ein.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.