Teil 8 – 8
Die heroische Schlacht 3. Tag
Hoffnung blieb indes
Der Familie Schwänzelkess.
Der Vater, der im Kriege war
Geriet an Höpper Batrachar.
Der sprach zu ihm recht liberal:
„Ich lasse dir die Waffenwahl“.
Das hat Herrn Schwänzelkess gefallen.
„Lass kämpfen uns mit bloßen Krallen“
Hat er erwidert. Drauf gar bald
Haben beide abgeschnallt.
Der Ringkampf der danach entbrannte
Keine Parallelen kannte.
Noch niemals hatten zwei Kämpfer so
Gerungen bis dahin anderswo.
Die Maus im Fliegenleichtgewicht
Trat an in hinterlistiger Zuversicht
Dass sie dem Frosch den glitschig großen
Die Zähne würd‘ in die Gurgel stoßen
Um ihn so lange dann zu beißen,
Bis er das Handtuch würde schmeißen.
Doch es sollte anders kommen
Als sie es sich hat vorgenommen.
Der Plan schlug fehl; mit einem Kniff
Nahm er sie in den Würgegriff
Und dann, der Maus noch mehr zu schaden,
Ging Höpper im Teiche mit ihr baden.
Sie hörte ihn noch schnippisch unken:
„Warte, gleich bist du ertrunken“.
Im tiefen Wasser hat der Schuft
Ihr vollends abgedrückt die Luft.
So starb Schwänzelkess an Atemnot
Den Unterwasser-Heldentod.
Noch viele sind im Krieg geblieben.
Fünfhunderttausend dreihundert und sieben
Zählte man um zehn Uhr acht.
Dabei fing erst an die Schlacht.
Auf grüner Seite war die Zahl
Eben so groß ganz sicher allemal.
Abertausende von Toten;
Mäuseköpfe, Schwänze, Pfoten;
Froschkadaver ohne Flossen;
Erdolcht, erdrosselt, totgeschossen;
Lagen in Haufen Trumm für Trumm
Auf dem Schlachtfelde herum.
Die Sanis haben‘s kaum geschafft
All das was schon dahingerafft
Ward mühevoll und ohn‘ zu säumen,
Möglichst fix beiseit‘ zu räumen.
Verbrannt, verscharrt, im See versenkt
Wurd manches Teil. Was keiner denkt:
Die Mäuse schlichteten `nen Wall
Aus Froschkadavern. Wie Hannibal
Den Po durchquerte einst auf Menschenleichen,
Wollten sie Pausbacks Schloss erreichen,
Welches auf einer Insel rechterhand
Mitten im tiefen Froschteich stand.
Die Sache schlug fehl: Kroaze Quag,
Der besinnungslos ganz unten lag.
Als Gründungspfeiler sozusagen,
Um den grünen Wall zu tragen,
Kam zu sich. So eingeengt
Hat wühlend er den Damm gesprengt.
Die Toten rollten stapelweise
Beiseite; es entstand `ne Schneise
Die von den Mäusen ohn‘ Gefahr
Nicht zu überbrücken war.
Die aus dem Wall gesprengten Toten
Hat Quag den Karpfen angeboten.
Die schafften alles schnell beiseite.
Der Hecht gab ihnen das Geleite,
Sodass um elf die Lage klar
Für König Pausback wieder war
Und der, was keiner außer ihm selbst wusste,
Sich nicht mehr vom Feinde fürchten musste.
Keine Maus zu Gegenwartstermine,
Konnte in sein Schloss gelangen.
Freilich mit Hilfe der Marine
Wäre dieses doch gegangen.
Als auch die Mäuse dies erkannten
Sie einen Boten gleich entsandten
Dem Admiral von Achtseinnicht
Zu überbringen den Bericht.
Maus Flinkefuß ward anbefohlen
Ihn allerschnellst herbeizuholen.
Kratzepfot wies ihr den Weg.
Achtseinnicht mit seinem Koch
Und Gubernator Luginsloch
(Gubernator = Befehlshaber; Kapitän. siehe Rollenhagen Seite 35)
Saßen zu Haus auf der Terrasse
Bei einem Gläschen Rum vom Fasse.
Sie diskutierten grad die Lage.
„Ohne Navy, keine Frage,
Ist uns der Untergang gewiss.
Die Heeres-Mäuse haben Schiss.
Die Armeen sind lädiert;
Keiner kämpft mehr couragiert.
Es fehlt an Schneid und an Routine;
Was selbstverständlich der Marine,
Missen die grauen Feldsoldaten.
Mut und Sinn für Heldentaten
Fehlt den Landmäusen en bloc.
Nur noch im blauen Navy-Rock
Schlägt was im Kriege ist gefragt,
Ein Mäuseherz das unverzagt
Für Krümeldieb, des Königs Erben,
Bereit ist jederzeit zu sterben“.
So sprach der Admiral erbost.
„Du kannst mir glauben, es getrost“,
Fügte er an; „es kommt wie immer.
Wenn die Lage wird noch schlimmer,
Selbst wenn es dann bereits zu spät,
Ruft man die Admiralität,
Damit wir für sie dann die Kohlen
Wie immer aus dem Feuer holen.
Luginsloch stand auf: „Ein Toast:
Hoch leb die Marine, na denn Prost“.
Der Koch gab seinen Senf dazu:
„Pausbacks Insel, das wär der Clou.
Die Navy sollte es probieren
Seinen Palast zu okkupieren“.
Und dann ergänzte er: „Zum Trost
Haben wir noch Rum, na prost“.
Das war die Lage als Maus Flinkefuß,
Die den schnellsten Weg genommen,
Vor Achtseinnicht dem Admiral
Sich aufbaute, die Hand zum Gruß
Ans Ohr gelegt meldete formal:
„Herr Admiral von Achtseinnicht;
Ich hab von Kratzepfot die Plicht
Heut Morgen auferlegt bekommen,
All das, was er mir aufgetragen,
Ihnen hiermit nun zu sagen.
Dann trug im Tone er devot,
Vor was ihm hat Kratzepfot
Unauslöschlich eingebläut.
Am Schluss fügte er an zerstreut;
„Ach ja, noch was, Herr Admiral;
Mei eigner Nam ist Flinkefuß;
Ich bin im Maus-Heer Corporal
Und halt den Krieg, verzeih, für Stuss“!
„Stehen sie erst einmal bequem“
Sprach Achtseinnicht und außerdem:
„Was sie vom Krieg da eben lallten,
Das sollten sie für sich behalten
Denn unser Führer mag die Sicht
Aus der sie sehen sicher nicht
Und hat schon manchen liquidiert
Der so wie sie ihn kritisiert“.
Dann gab dem Koche er Befehl
Den Kurier mit leck‘ren Speisen,
Gebacken aus dem feinsten Mehl,
Gastfreundschaft herzlich zu erweisen.
Während der Admiral und Luginsloch
Die Situation besprachen noch.
Stellte er dem Boten stumm
Die Buddel hin mit Navy-Rum.
Es kam so wie es kommen musst.
Der nahm den Inhalt sich zur Brust.
Flinkefuß, nachdem geleckt,
Sprach zum Koch “das Zeug das schmeckt“!
Und so hat, anstatt zu essen
Er beim Trinken nur gesessen.
Kurz gesagt: Es war ganz toll!
Als er heimzog war er voll.
Für unterwegs, den Appetit,
Gab ihm der Koch ein Fläschchen mit.
Mit einem Liedchen auf den Lippen,
Das er lautstark sang gekonnt
Und stetigen am Schnapse nippen,
Zog fröhlich er nun an die Front.
Er, der bisher vom ganzen Krieg nichts hielt,
Marschierte mutig vor nun und gezielt,
In der linken Faust den Degen
Zog durch die Reihen er verwegen.
Hinter ihm auf breiter Spur,
Blieben tote Frösche nur.
Tausende hat er im Suffe
Erschlagen. Allen ging die Muffe
Als sie den grauen Mauser nahen
Mit dem Schwerte fuchtelnd sahen.
Die meisten haben in der Flucht,
Wie Schnappdeflieg ihr Heil gesucht.
Hals über Kopf riss jener aus.
Aus Angst vor der besoff‘nen Maus
Sprang er in die falsche Kuhle.
Er kam um im Krötenpfuhle.
Sieben Kröten, all‘ zu gleich,
Luden ihn zur Hochzeit ein.
Es war seine letzte Laich.
„Zuviel“ dacht er, „kann schädlich sein“.
Dann versank der Bräutigam
Vergewaltigt tot im Schlamm!
Tags darauf ward er gefunden.
Da war er hin schon siebzehn Stunden.
Flinkefuß, total berauscht,
Indes die Gegner hat vertauscht.
„Cita mors ruit“ schrie er:
„Hört mir zu und sehet her.
Schnell kommt der Tod, du grünes Schwein.
Ich bring dir‘s bei, in Maus-Latein“.
Statt weißer Mäuse sah der kühne
Flinkefuß im Suff nur Grüne.
Er stocherte ins Mauseloch.
„Ich bin dein Kumpel Käsleck doch“
Schrie der aus seinem Loch heraus.
„Du bist daheim im Nachbarhaus.
Was hat der Schnaps aus dir gemacht?
Beinah hätt’st du mich umgebracht“.
Sprachs und hat sich im Loch verkrochen
Sonst hätt der Süffling ihn erstochen.
Der rülpste „hick“ nur und dann „huck“
Und nahm zur Stärkung noch `nen Schluck.
Dann warf er sich höchst selbstbewusst
Im Alkoholrausch in die Brust.
„Hier steht der tapferste von allen
Mäusen, die es jemals gab“!
So hat er sich im Rausch gefallen,
Sah sich bereits mit Feldherrnstab.
Ganz Plötzlich wirkte da der Rum;
Riss von den Beinen ihn und um.
Die Flasche ging in Scherben.
Ihm war’s als müsst er sterben.
Dann ließ er fünfe grade sein
Und schlief total besoffen ein.
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wird fortgesetzt
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