Montag, 23. Mai 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 8 – 5

Die heroische Schlacht 3. Tag


Der nächste

Grüne, den es traf,

Noch etwas faul vom Winterschlaf,

Hieß Pelobates Plumperquatsch.

Leber, Nieren, Herz, ein Matsch.

Nichts am Frosche war mehr heil.

Viel schlimmer noch; der obere Teil

Des wackeren Recken lag an Land.

Wo sich der andre Teil befand

Steht diesmal für uns leider nicht

Genau notiert im Kriegsbericht.

Man nimmt an, dass der Erblasser

Sein Unterteil schnell noch ins Wasser

Gerettet hatte vor dem Sterben,

Denn dort warteten die Erben.

Fest steht, dass in der Mordessache

Auf den Fuß folgte die Rache.

Sie war von riesiger Gestalt,

Grünlich und hat mit Urgewalt

Die Mörder mit der bloßen Faust

Geschnappt und ihnen den Pelz zerzaust.

„Gleich werdet ihr mich kennenlernen;

Ich tilge allesamt euch aus,

Dass übrig bleibt nicht eine Maus“!

So schrie er und fügte fragend an:

„Welcher Lump hat das getan“?

„Ich“ sprach er, „Sperret auf die Ohren,

Bin Pausbacks Enkel, hochwohlgeboren.

Mein Name ist, merkt’s euch geschwind:

Quax-Dreckpatz von Fromkindskind“!

Er riss ihnen die Ohren aus

Und schlug ihnen die Augen dicht.

Er würgte sie, es war ein Graus.

„Noch einmal tut ihr so was nicht““

Brüllte er, dann Hieb auf Hieb

Er sie ins tiefe Wasser trieb.

Laut fluchte er, der Schubiack:

„Fahrt zur Hölle Lumpenpack“.

Das hat die zwei nicht mehr getroffen,

Denn sie waren längst ersoffen.

Die Schlacht kam langsam nun in Gang.

Der König, bei Weib, Wein und Gesang,

Saß im Schilfe irgendwo

Und feierte des Lebens froh.

Er sprach zu Nasstrud seiner Frau:

„Das ist dort draußen ein Radau

Als ob die Mäus‘ zur Hölle fahren“.

„Du kannst für mich die Kraft dir sparen“

Quakte die Gattin da zu ihm.

Sie wollte Pausback grad intim

Noch etwas in sein Öhrchen hauchen.

Da brach durchs Rohr mit wildem Fauchen

Der Mäusekönig mit dem Schwert.

„Das ist keines Königs Wert“

Schimpfte er, „was ihr hier macht

Ist regelwidrig. Eine Schlacht,

So sollt‘ sich’s auch für dich gebühren,

Ist stets vom König anzuführen.

Das ist fürwahr zu viel des Guten.

Du lässt dein Volk für dich verbluten

Und zeigst dich hier gar amourös“.

So fluchte zornig er gar bös

Und hat Rex Pausback angeklagt.

Das hat dem freilich nicht behagt,

Doch musst‘ er sich, er konnt‘s kaum fassen,

Vom anderen belehren lassen:

„Es geht nicht an, hier auszuruh’n

Während die Soldaten all das tun,

Was eigentlich wär Deine Pflicht.

Mein lieber Freund, so geht das nicht“

Sprach er zu Pausback. Der perplex

Lief eilends weg dem Mäuse Rex.

„Wart ab“, hat er sich ihm empfohlen,

„Ich geh nur meine Rüstung holen“.

Während der Froschkönig aus dem Rohr

Kam Stunden später erst hervor,

Und auch die Maus im Schlachtgeschehen

An der Front ward nicht gesehen,

Kämpften im Felde ihre Streiter

Wildentschlossen, für sie weiter.

Tapfer, kreuz und quer durchs Rohr

Rückten Pausbacks Truppen vor.

Dem wackeren Recken Quakeling

Passierte unterwegs ein Ding,

Was ihm noch nie so couragiert

Im Leben bisher war passiert.

Als er um eine Binse bog,

Ihm Sand und Dreck entgegenflog.

Wühlepfot die dreiste Maus

Schmiss aus ihren Loch heraus,

Dem Frosche Matsch in sein Gesicht

Was dieser mochte leiden nicht.

„Du feiger Lumpenhund, komm her;

Kämpfe, erweise mir die Ehr,

Dass im Zweikampf das Genick

Ich dir brech‘ und dich zum Hades schick“!

So schrie Quakeling den Mäusemann

In seiner Mause-Höhle an.

Und er fügte noch hinzu:

„Komm raus du Schuft und Feigling du,

Damit ich nach der feigen Sache

Hackfleisch aus dir Unhold mache“.

Vom Frosch auf diese Art bedroht,

Ging Wühlpfot ein aufs Angebot.

„Na gut“ sprach er weil kampferfahren,

„Gleich lass ich dich zur Hölle fahren“.

Der Frosch legte die Rüstung an.

Eilends hüllte er sich seine Beine

In bergende Schienen, rechts erst die eine;

Schöne mit silbernen Knöchelspangen beschlagen,

(Ilias 3/330 ff, 11/17, 16/31, 19/369)

So wie sie ganz vornehme Krieger nur tragen;

Die andere links und gleich darauf

Setzte er den Helm sich auf.

Auch die Maus sich drauf besann.

„Okay“ pfiff sie, „ich werd‘ mich sputen.

Ich bin zurück in zwei Minuten“.

Im Halbdunkel, in ihrem Loch,

Sie in ihre Rüstung kroch.

Dann, wohlgeschient und unverzagt

Hat sie sich in den Kampf gewagt.

Es war gerade neun Uhr vier,

Da sprang sie aus dem Mausloch. „Hier

Bin ich“ schrie sie ihm entgegen.

Ein Kampf entbrannte, so verwegen

Und im Kampfstil so gelungen,

Dass Homer nach Worten hätt gerungen

Um den Zweikampf zu beschreiben.

Vieles muss unberichtet bleiben,

Das will auch ich euch nicht verhehlen,

Weil auch mir die Worte fehlen

Um zu schildern was ganz nah

Vor Wühlpfots Mauseloch geschah.

Erst schleuderte der Frosch weithin seine Lanze.

Sie traf seinen Gegner direkt untern Schwanze.

Die zweite Lanze schattete lang

Bis sie dem Gegner ins Mäuseherz drang.

Der zog sie heraus, brach sie übers Knie,

Wobei er zum Frosch „du Anfänger“ schrie.

Der griff zum Schwerte und schlug zu im Zorn.

Da sank die Maus nieder. Mit der Schnauze nach vorn

Fiel sie in den Dreck. Ihr letzter Satz war:

„Hol dich du Schuft der Adebar“!

Dann lag sie im Blute. Aus klaffender Wunde

Fuhr ihre Seele noch zur gleichen Stunde

Eilig heraus, in den Hades hinab.

Der schäbige Rest fand im Mausloch sein Grab.

Kaum war ihr das Leben aus dem Körper entfleucht

Hat im Gras nebenan schon der nächste gekeucht:

„Zu Hilfe, so kommt, ach tröstet mich doch:

Ich habe zu leben zehn Minuten nur noch.

Hydrocharis Wasserquack,

Der verfluchte Schubiack,

Hat von hinten mich erstochen

Und das Rückgrat mir gebrochen.

Zu Hilfe Kameraden, rettet mich;

Macht schnell und helft sonst sterbe ich.

Hans Saufaus, der das Flehen hörte,

Sich an dem hohen Tone störte.

Er dacht „das ist doch Schleckebruder“.

Da lag er schon. Das arme Luder

War käseweiß schon im Gesicht.

„Ich bin es, kennst du mich den nicht?

Hans Saufaus, wart‘ ich helfe dir“.

Doch da verschied der Musketier.

„Ach“ jammerte Saufaus, „Bruder du“

Und drückte ihm die Äuglein zu.

„Ich versprech‘ es dir auf Ehr!

Ich vergess‘ dich nimmermehr!

Fortan an deines Ruhmes Glanz,

Soll erinnern mich im Schwanz

Dieser Helden-Gedenk-Knoten“.

Dann knüpfte er in Eleganz

Mit flinken und geschickten Pfoten,

Sich eine Palstek in den Schwanz.

„Und noch etwas in dieser Sache,

Versprech‘ ich dir mein Freund, die Rache

An Wasserquack dem feigen Schwein,

Leite sofort ich nun ein“.

Wie versprochen, wurd’s gemacht,

Der Mörder kurz drauf umgebracht.

Er wurde hinterrücks erstochen.

Sein Weib braucht nicht mehr für ihn kochen.

Die Schlacht wurd immer blutiger.

Die Helden immer mutiger.

Gekämpft wurde nun allerorten.

Mit blankem Stahl doch auch mit Worten,

Machten die Recken immer wieder

Den verhassten Gegner nieder.

Mit der Fahne in der Hand

Ein Kurzkopffrosch am Ufer stand.

Vor ihm, aus dem Schilf heraus,

Wieselflink sprang eine Maus.

Sie griff sogleich ins Fahnentuch

Und wagte tolldreist den Versuch

Dem Frosch das Banner zu entreißen.

Der hat sie „blöde Maus„ geheißen

Und fügte als Nachwort noch hinzu:

„Die Fahne ist für dich tabu“!

Nach dieser Red‘ der Kurzkopffrosch

Die freche, dreiste Maus verdrosch.

Dreimal schlug mit Wucht den Knauf

Des Stock’s ihr auf den Schädel drauf.

So was machst Du niemals wieder

Brüllte er und stach sie nieder.

„Cita mors ruit“, schnell kommt der Tod,

Stand schwarz gedruckt auf leuchtend rot

Im Fähnlein das am See entlang

Reitend Kürass Matsching schwang.

Was dieses hieß, ganz offenbar,

Wurde selbst dem Mäusen klar.

Das halbe Heer in wilder Flucht

Hat zu entkommen dem versucht.

Doch der Kriegsbericht verrät;

„Für das Gros war es zu spät.

Tausende sind umgekommen“!

Weil sie den falschen Weg genommen

Hatten blieb ihnen nur der Sprung ins Meer.

Es gab keinen Ausweg mehr.

Ein paar hat man an Land gezogen.

Die meisten starben in den Wogen.

Die Turmuhr von Mausheim schlug grad zehn;

Da war das Massaker schon gescheh’n!

Um zehn Uhr eins, nach Sommerzeit,

Entbrannte bereits der nächste Streit.

Es gibt noch viele Mordgeschichten

Von denen die Chroniken berichten.

Vom nächsten Mord, hier im Journal,

Berichten wir das nächste Mal.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.