Teil 8 – 5
Die heroische Schlacht 3. Tag
Grüne, den es traf,
Noch etwas faul vom Winterschlaf,
Hieß Pelobates Plumperquatsch.
Leber, Nieren, Herz, ein Matsch.
Nichts am Frosche war mehr heil.
Viel schlimmer noch; der obere Teil
Des wackeren Recken lag an Land.
Wo sich der andre Teil befand
Steht diesmal für uns leider nicht
Genau notiert im Kriegsbericht.
Man nimmt an, dass der Erblasser
Sein Unterteil schnell noch ins Wasser
Gerettet hatte vor dem Sterben,
Denn dort warteten die Erben.
Fest steht, dass in der Mordessache
Auf den Fuß folgte die Rache.
Sie war von riesiger Gestalt,
Grünlich und hat mit Urgewalt
Die Mörder mit der bloßen Faust
Geschnappt und ihnen den Pelz zerzaust.
„Gleich werdet ihr mich kennenlernen;
Ich tilge allesamt euch aus,
Dass übrig bleibt nicht eine Maus“!
So schrie er und fügte fragend an:
„Welcher Lump hat das getan“?
„Ich“ sprach er, „Sperret auf die Ohren,
Bin Pausbacks Enkel, hochwohlgeboren.
Mein Name ist, merkt’s euch geschwind:
Quax-Dreckpatz von Fromkindskind“!
Er riss ihnen die Ohren aus
Und schlug ihnen die Augen dicht.
Er würgte sie, es war ein Graus.
„Noch einmal tut ihr so was nicht““
Brüllte er, dann Hieb auf Hieb
Er sie ins tiefe Wasser trieb.
Laut fluchte er, der Schubiack:
„Fahrt zur Hölle Lumpenpack“.
Das hat die zwei nicht mehr getroffen,
Denn sie waren längst ersoffen.
Die Schlacht kam langsam nun in Gang.
Der König, bei Weib, Wein und Gesang,
Saß im Schilfe irgendwo
Und feierte des Lebens froh.
Er sprach zu Nasstrud seiner Frau:
„Das ist dort draußen ein Radau
Als ob die Mäus‘ zur Hölle fahren“.
„Du kannst für mich die Kraft dir sparen“
Quakte die Gattin da zu ihm.
Sie wollte Pausback grad intim
Noch etwas in sein Öhrchen hauchen.
Da brach durchs Rohr mit wildem Fauchen
Der Mäusekönig mit dem Schwert.
„Das ist keines Königs Wert“
Schimpfte er, „was ihr hier macht
Ist regelwidrig. Eine Schlacht,
So sollt‘ sich’s auch für dich gebühren,
Ist stets vom König anzuführen.
Das ist fürwahr zu viel des Guten.
Du lässt dein Volk für dich verbluten
Und zeigst dich hier gar amourös“.
So fluchte zornig er gar bös
Und hat Rex Pausback angeklagt.
Das hat dem freilich nicht behagt,
Doch musst‘ er sich, er konnt‘s kaum fassen,
Vom anderen belehren lassen:
„Es geht nicht an, hier auszuruh’n
Während die Soldaten all das tun,
Was eigentlich wär Deine Pflicht.
Mein lieber Freund, so geht das nicht“
Sprach er zu Pausback. Der perplex
Lief eilends weg dem Mäuse Rex.
„Wart ab“, hat er sich ihm empfohlen,
„Ich geh nur meine Rüstung holen“.
Während der Froschkönig aus dem Rohr
Kam Stunden später erst hervor,
Und auch die Maus im Schlachtgeschehen
An der Front ward nicht gesehen,
Kämpften im Felde ihre Streiter
Wildentschlossen, für sie weiter.
Tapfer, kreuz und quer durchs Rohr
Rückten Pausbacks Truppen vor.
Dem wackeren Recken Quakeling
Passierte unterwegs ein Ding,
Was ihm noch nie so couragiert
Im Leben bisher war passiert.
Als er um eine Binse bog,
Ihm Sand und Dreck entgegenflog.
Wühlepfot die dreiste Maus
Schmiss aus ihren Loch heraus,
Dem Frosche Matsch in sein Gesicht
Was dieser mochte leiden nicht.
„Du feiger Lumpenhund, komm her;
Kämpfe, erweise mir die Ehr,
Dass im Zweikampf das Genick
Ich dir brech‘ und dich zum Hades schick“!
So schrie Quakeling den Mäusemann
In seiner Mause-Höhle an.
Und er fügte noch hinzu:
„Komm raus du Schuft und Feigling du,
Damit ich nach der feigen Sache
Hackfleisch aus dir Unhold mache“.
Vom Frosch auf diese Art bedroht,
Ging Wühlpfot ein aufs Angebot.
„Na gut“ sprach er weil kampferfahren,
„Gleich lass ich dich zur Hölle fahren“.
Der Frosch legte die Rüstung an.
Eilends hüllte er sich seine Beine
In bergende Schienen, rechts erst die eine;
Schöne mit silbernen Knöchelspangen beschlagen,
(Ilias 3/330 ff, 11/17, 16/31, 19/369)
So wie sie ganz vornehme Krieger nur tragen;
Die andere links und gleich darauf
Setzte er den Helm sich auf.
Auch die Maus sich drauf besann.
„Okay“ pfiff sie, „ich werd‘ mich sputen.
Ich bin zurück in zwei Minuten“.
Im Halbdunkel, in ihrem Loch,
Sie in ihre Rüstung kroch.
Dann, wohlgeschient und unverzagt
Hat sie sich in den Kampf gewagt.
Es war gerade neun Uhr vier,
Da sprang sie aus dem Mausloch. „Hier
Bin ich“ schrie sie ihm entgegen.
Ein Kampf entbrannte, so verwegen
Und im Kampfstil so gelungen,
Dass Homer nach Worten hätt gerungen
Um den Zweikampf zu beschreiben.
Vieles muss unberichtet bleiben,
Das will auch ich euch nicht verhehlen,
Weil auch mir die Worte fehlen
Um zu schildern was ganz nah
Vor Wühlpfots Mauseloch geschah.
Erst schleuderte der Frosch weithin seine Lanze.
Sie traf seinen Gegner direkt untern Schwanze.
Die zweite Lanze schattete lang
Bis sie dem Gegner ins Mäuseherz drang.
Der zog sie heraus, brach sie übers Knie,
Wobei er zum Frosch „du Anfänger“ schrie.
Der griff zum Schwerte und schlug zu im Zorn.
Da sank die Maus nieder. Mit der Schnauze nach vorn
Fiel sie in den Dreck. Ihr letzter Satz war:
„Hol dich du Schuft der Adebar“!
Dann lag sie im Blute. Aus klaffender Wunde
Fuhr ihre Seele noch zur gleichen Stunde
Eilig heraus, in den Hades hinab.
Der schäbige Rest fand im Mausloch sein Grab.
Kaum war ihr das Leben aus dem Körper entfleucht
Hat im Gras nebenan schon der nächste gekeucht:
„Zu Hilfe, so kommt, ach tröstet mich doch:
Ich habe zu leben zehn Minuten nur noch.
Hydrocharis Wasserquack,
Der verfluchte Schubiack,
Hat von hinten mich erstochen
Und das Rückgrat mir gebrochen.
Zu Hilfe Kameraden, rettet mich;
Macht schnell und helft sonst sterbe ich.
Hans Saufaus, der das Flehen hörte,
Sich an dem hohen Tone störte.
Er dacht „das ist doch Schleckebruder“.
Da lag er schon. Das arme Luder
War käseweiß schon im Gesicht.
„Ich bin es, kennst du mich den nicht?
Hans Saufaus, wart‘ ich helfe dir“.
Doch da verschied der Musketier.
„Ach“ jammerte Saufaus, „Bruder du“
Und drückte ihm die Äuglein zu.
„Ich versprech‘ es dir auf Ehr!
Ich vergess‘ dich nimmermehr!
Fortan an deines Ruhmes Glanz,
Soll erinnern mich im Schwanz
Dieser Helden-Gedenk-Knoten“.
Dann knüpfte er in Eleganz
Mit flinken und geschickten Pfoten,
Sich eine Palstek in den Schwanz.
„Und noch etwas in dieser Sache,
Versprech‘ ich dir mein Freund, die Rache
An Wasserquack dem feigen Schwein,
Leite sofort ich nun ein“.
Wie versprochen, wurd’s gemacht,
Der Mörder kurz drauf umgebracht.
Er wurde hinterrücks erstochen.
Sein Weib braucht nicht mehr für ihn kochen.
Die Schlacht wurd immer blutiger.
Die Helden immer mutiger.
Gekämpft wurde nun allerorten.
Mit blankem Stahl doch auch mit Worten,
Machten die Recken immer wieder
Den verhassten Gegner nieder.
Mit der Fahne in der Hand
Ein Kurzkopffrosch am Ufer stand.
Vor ihm, aus dem Schilf heraus,
Wieselflink sprang eine Maus.
Sie griff sogleich ins Fahnentuch
Und wagte tolldreist den Versuch
Dem Frosch das Banner zu entreißen.
Der hat sie „blöde Maus„ geheißen
Und fügte als Nachwort noch hinzu:
„Die Fahne ist für dich tabu“!
Nach dieser Red‘ der Kurzkopffrosch
Die freche, dreiste Maus verdrosch.
Dreimal schlug mit Wucht den Knauf
Des Stock’s ihr auf den Schädel drauf.
So was machst Du niemals wieder
Brüllte er und stach sie nieder.
„Cita mors ruit“, schnell kommt der Tod,
Stand schwarz gedruckt auf leuchtend rot
Im Fähnlein das am See entlang
Reitend Kürass Matsching schwang.
Was dieses hieß, ganz offenbar,
Wurde selbst dem Mäusen klar.
Das halbe Heer in wilder Flucht
Hat zu entkommen dem versucht.
Doch der Kriegsbericht verrät;
„Für das Gros war es zu spät.
Tausende sind umgekommen“!
Weil sie den falschen Weg genommen
Hatten blieb ihnen nur der Sprung ins Meer.
Es gab keinen Ausweg mehr.
Ein paar hat man an Land gezogen.
Die meisten starben in den Wogen.
Die Turmuhr von Mausheim schlug grad zehn;
Da war das Massaker schon gescheh’n!
Um zehn Uhr eins, nach Sommerzeit,
Entbrannte bereits der nächste Streit.
Es gibt noch viele Mordgeschichten
Von denen die Chroniken berichten.
Vom nächsten Mord, hier im Journal,
Berichten wir das nächste Mal.
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wird fortgesetzt
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