Freitag, 6. Mai 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 7 – 7

„Die zweite Geschichte, mit Bedacht,

Hab ich für Papa gemacht“

Und weiter sprach zum Vater sie:

„Der Frosch, so meine Theorie,

Muss etwas ganz besond‘res sein.

Zwar ist er glitschig, nass und klein,

Doch“, so fuhr sie fort bigott:

„Ich denk der Grüne ist ein Gott.

Das Tier, so hab ich festgestellt,

Hat überall auf dieser Welt

Große Namen. Wie es scheint,

Hat man es gut mit ihm gemeint.

Hunderte von Namen hat das Tier.

Kein andres Wesen, glaubt es mir,

Nicht einmal in unserm Kreise

Hat so viele. Es gibt Beweise.

Der Wort-Atlas Groß-Germany

Kennt tausend Namen für das Vieh.

Für eine Hetsche, eine Grüne,

Viel zu viele Synonyme“.

Und dann, die Götter waren all ganz Ohr,

Trug sie ihren Lachfrosch vor.


Der Lachfrosch

(Rana ridibunda Pallas, 1771)


Der Seefrosch, soviel ist bekannt,

Wird Ridibunda auch genannt.

Das heißt Lachfrosch in Latein

Und wird wohl die Erklärung sein

Dafür dass sein Ruf in allen Sprachen

Sich anhört als wär es ein Lachen.

Peter Pallas fand das witzig.

Siebzehnhunderteinundsiebzig,

Hat er den Namen ihm gegeben.

Seitdem muss er damit leben.

Rana Ridibunda nach Pallas

Steht schwarz auf weiß in seinem Pass.

Für Ridibunda jedoch auch

Sind Synonyme in Gebrauch.

Ja, die Wissenschaft a jour

Hält in ihrer Nomenklatur

Weitere Namen noch bereit,

Die man gab ihm seinerzeit.

Rana Dentex beispielsweise

Nannte Krynicki ihn weise.

Rubiconda Mülleri

Rief Kurt Müller einst das Vieh,

Das, weil er so nett es fand,

Mit seinem Namen er verband.

Der Seefrosch trägt noch viele Namen.

Von allen, die ihn suchen kamen,

Hat für sein Entgegenkommen,

Als Dank er einen abbekommen.

Auf Cachinan Camerano

Und Florinskii Kaschtschenko

Hört der Seefrosch nebenher,

Wie auf Fortis Boulenger.

Auch Caucasica schimpft er sich,

Für ihn ganz unabänderlich.

Rana Tigrina sogar

Und Rana Esculenta, klar.

Denn Esculenta, wie ihr wisst,

Bedeutet, dass er essbar ist.

Den Frosch, den man auch essen kann,

Kennt weltweit wirklich jedermann.

Trivialnamen, das ist uns jetzt klar,

Hat deshalb er auch noch ein paar.

Sjögroda nennen ihn die Schweden

Wenn sie schwedisch mit ihm reden.

Falls er polnisch quaken kann,

Heißt er Zaba Smieszka dann.

Ist in Wilna er daheim,

Wird’s Ezerina Varle sein,

Von dem man an der Ostsee sagt,

Dass er am allerschönsten quakt.

Stammt aus Italien der Signore,

Nennt er sich Verde Maggiore.

Ist’s ein Holländer, ein schicker,

Ruft man ihn Grote groene Kikker.

Ezera Varde heißt der kühne

Lettland-Seefrosch, dieser grüne,

Während, und dies vehement,

Der Däne Latterfro sich nennt,

Quakt französisch amourös,

Der Monsier Grenouille Rieuse.

Kacagòbèka, heiß im Blut,

Passt zum Ungarn-Seefrosch gut.

In großbritannischer Natur

Heißt der Seefrosch Lake-frog nur.

Ist er in Sofija zu Haus,

Wird Golma Wodna Shaba draus.

Skokan Skrehotavy ruft man

Das Fröschlein wenn man tschechisch kann.

Broasca de la mare heißt

Rumänisch Seefrosch, wie du weißt.

Osyornaja Ljaguschka

Nennt sich der aus Russia.

Und zum Schluss in Griechenland

Wird Batrachos er kurz genannt.

Nun frag ich mich, ist das gerecht,

Dass einer aus dem Froschgeschlecht,

Der lebt und sumpft im Schlamm am Teich,

Mit Namen wird bedacht so reich.

`Ne Fretsche, hässlich, nasskalt, klein,

Benannt so klangvoll in Latein,

Mit über zwanzig Namen wohl.

Ich halte dies für sehr frivol.

Das ist Verschwendung für ein Tier,

Denn zieht man den Vergleich mit mir,

Die ich als Göttin schön und groß,

Mich nennt man Pallas Athene bloß.

R.W. Aristoquakes

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Wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.