Dienstag, 1. März 2011



Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 5 – 4

Beim Manöverball


un stellten

sich die Gäste vor.

Zuerst das Diplomatenkorps.

Herr Hypochondrialis, der kam

Vom Regenwald in Surinam.

Pumilio Quax von Dendrobat

Panama vertreten hat.

Er kam allein, sie wurd Mama,

Daheim gerad in Panama.

Als Marine – Attachè

Erschien ein Admiral in spe,

Den an der Küste jeder kannte,

Den man dort nur Atze nannte.

Der Zipfelfrosch Megophyrus

Bracht aus Kalimantan `nen Gruß,

Wo er auf einem Hochplateau,

Lebte im fernen Borneo.

Herr Färberfrosch aus Surinam,

Im dunklen Zwirn zum Feste kam,

Während aus Brasilien der,

Ganz in grün gab sich die Ehr.

Aus dem fernen Mexiko,

Kam Senòr Spinosa, apropos,

Wo man ihn Anotheca nennt.

„Den Kronenlaubfrosch jeder kennt“,

Sprach Pausbacks Gattin nur galant

Und gab dem Fremden ihre Hand.

Senòr Phyllobates Tricolor.

Kam aus Quito Ecuador.

Im Streifenrock wirkte er schlank.

Er sprach zum Königspaar, „Habt Dank,

Dass ihr mich habt zum Fest geladen,

Meine Verehrung Euer Gnaden,

Worauf er tat was angezeigt,

Vor beiden hat sich tief verneigt.

Herr Fro, der groß war und auch stark,

Bracht Fliegen mit aus Dänemark.

„Sie sind aus Kopenhagen“,

Sprach er zu Pausback, ein Geschenk,

Welches dir an tristen Tagen,

Freude bringt, heut eingedenk.

Der König freute sich gar sehr.

„Froschens Quappen*, sind die schwer“.

Der Däne lachte, „ja vielleicht

Schlafen sie grad eine Runde.

Wenn sie fliegen, sind sie leicht“.

„Ich wecke sie in einer Stunde“,

Hat Pausback nur darauf gelacht

Und spendiere, was du mir mitgebracht.

Dem Volk, dass es nicht hungern muss

Ich schmeiß `ne Runde Dänenfliegen

Auf dass es kämpfen kann und siegen,

Für mich, dass mit dem Krieg ist Schluss“.

„Lang lebe Pausback“, rief der Adel.

„Ein dreifach Hoch für unsern Roy“.

Pausback hob die Hand zum Tadel.

Dann sprach er dreimal „Toi, toi, toi,

Noch ist die letzte Schlacht zu schlagen.

Ich lass mich gern auf Schulten tragen,

Doch noch nicht heut, erst nach dem Krieg,

Wenn uns auch sicher ist der Sieg“.

Der Diplomat aus Kopenhagen

Dacht: „Ein Rex für alle Lagen“

Und sprach dann: „Als Diplomat

Gebe ich dir einen Rat.

Der Adel ist es nicht allein,

Der in der Schlacht den Sieg bringt ein.

Im Gegenteil, das Volk es tut,

Was dem Adel nur geruht“.

Der König dacht `ne Weile nach.

Dann sprach zu Fro er ganz gemach.

“Sie haben Recht, ich danke sehr;

Dem ganzen Volk gebührt die Ehr:

Wenn wir die Schlacht morgen gewinnen,

Werd ich sofort damit beginnen.

Zur Siegesfeier, wie‘s soll sein,

Lad‘ ich das ganze Volk mir ein.

Du glaubst es nicht? Du wirst es seh’n!

So soll man es schreiben, so wird es gesche’n“!

Manche Red‘ wurd‘ noch geschwungen.

Die Alten schwiegen als die jungen

Krieger ihre Pläne machten….

Doch sie dachten…..!

Und weil sie dieses leise taten,

Konnte der König nur erraten,

Was die Jungen so empfanden,

Doch das hat er nicht verstanden.

Die hatten in so mancher Schlacht

Als Quappen schon viel durchgemacht.

Und kannten jede Kriegsgefahr.

Sie wussten, dass Reden sinnlos war,

Denn Pausback tat, was er nicht sollte,

Und machte immer was er wollte.

Einer, er hieß Friedlieb Frosch,

Sprach sachlich: “Eine große Gosch,

Das sei hier zuerst bedacht,

Noch keinen General ausmacht.

Vielmehr müsst‘ ein Off’zier mit Hirn,

Den Kriegstreibern bieten die Stirn,

Die mit dem Krieg Geschäfte machen,

Und sich dabei ins Fäustchen lachen.

Sie rüsten erst den Staat so hoch,

Dass dieser nur im Kriege noch,

Obgleich das keiner wirklich will,

Abbauen kann den Overkill“.

Ein Oberst fragte, was er wär

Von Fachrichtung beim Militär,

Da er solche Worte kannte,

Wie Overkill, und sie verwandte.

Er wär sicher allemal,

Vom Range her, ein General.

„Falsch gedacht, gab der zurück.

Ich hatte bisher immer Glück,

Man war mir wohl gewogen

Und hat mich nie gezogen“.

„Ja aber“ wollt der Oberst fragen,

Da hörte er den andern sagen:

„Mein Name Friedlieb ist Programm.

Da ich aus einem Hause stamm.

In dem es niemals Schläge gab,

Lehne ich Gewalt strikt ab.

Mama war Quäkerin und Papa Christ“.

„Und Du, aus diesem kühlem Grunde,

Wurdest deshalb Pazifist“.

Fürst Vorklug warf dies in die Runde.

Vom Hause aus ein ruhiger Mann,

Brachte nun seinen Einwand an.

„Was soll vom Krieg hier dein Gerede,

Wenn dir die Praxis fehlt, jedwede.

Du bist noch nie im Krieg gewesen.

Du hast dir das nur angelesen.

Wir haben allesamt gedient“.

Sprach er und hat dabei gegrient.

„Doch du, das ließest du uns wissen,

Hast nicht mal den Wehrdienst abgerissen.

Wie könnt‘ uns in Sachen Kriegsdiensttaten,

Ein solcher, wie du es bist beraten“?

„Das ist es, was ich sagen wollte“,

Schrie einer und dass er schweigen sollte

Lieber anstatt sich zu erfrechen

Und vom Frieden hier zu sprechen.

Es war der Oberst Quag von Quaxen.

„Was sollen plötzlich diese Faxen?

Du bist auf unsrer Seite doch,

So hoffen stark wir, immer noch“.

Friedlieb gab sich nicht geschlagen.

„Ihr könnt es wohl nicht recht ertragen

Wenn einer euch den Spaß verdrießt

Und euch die Leviten liest.

Ich will mich wirklich nicht erfrechen

Über den Krieg mit euch zu sprechen.

Im Gegenteil, anstatt zu Heldentaten,

Möchte ich viel mehr zum Frieden raten“.

Dann setzte er die Rede fort:

„Zuerst lasst mich noch schnell ein Wort

Zum Eingangsthema referieren.

Ich werd es niemals akzeptieren,

Dass einer sich, weil er korrupt,

Vom Offizier zum Schuft verpuppt

Und damit jeden Grasfrosch kränkt,

Indem er schnöd geschäftlich denkt.

Das Übel liegt im Woll und Haben,

Wie ich denk, bei euch begraben.

Gerad der Adel wie ihr wisst,

Recht gern mit diesem Maßband misst.

Das Trachten nach Glanz und Ruhm und Geld,

Ist eines der Übel auf der Welt.

Doch ohne dieses nach Reichtum streben,

Lässt es sich hier auch gut leben.

Wer fleißig stets sein Handwerk tut

Und nicht im Müßiggang nur ruht,

Bescheiden bleibt mit Wohlverstand,

Kommt auch gut aus in unserm Land.

Gewiss, auch Geld hat seinen Charme.

Doch wenn’s das Wesen uns verdirbt,

Wär‘s besser oft, man bliebe arm,

Weil sich‘s so auch leichter stirbt.

Weshalb sich schnöden Mammon raffen?

Die üble Schieberei von Waffen,

Bringt nichts ein, im Gegenteil,

Schafft Unglück nur anstatt von Heil.

Drum rat ich allen, ja ich bitt,

Macht bei diesem Deal nicht mit.

Schaut nach Osten, die Tschetschenen,

* Text März 1997

Gehören just gerad zu denen,

Welche die Gier nach Geld und Macht

Trieb in eine Völkerschlacht.

Das Schlimmste ist, so läuft der Hase,

Der Adel verdient `ne gold‘ne Nase

Am Kriege sich. Der kleine Mann

Dafür sein Leben lassen kann“!

„Mein lieber Freund, wer bist du denn“?

Wollte Fürst Mückenklau nun wissen.

Fürst Friedlieb kurz. „Ein Gentleman

So wie Du auch, nur mit Gewissen“.

Da wurd der andere gediegen,

Grün im Gesicht und hat geschwiegen.

Friedlieb indessen weiter sprach:

„Krieg ist keine gute Sach‘.

Ihr wisst es nun, ich bin dagegen.

Denkt immer daran, die Strategen

Nach denen ihr den Krieg hier probt

Und deren Namen ihr hoch lobt,

Formulieren ihre Lehre

„Vom Kriege“ für die Manntierheere.

Was wusste Graf von Moltke schon

Von Fröschen oder Clausewitz

Vom Krieg per Knopfdruck und Atom?

Ich sag es euch: So gut wie nix“!

„Ach ja“ fuhr er fort, „und noch etwas,

Das ich bei Rollenhagen las,

Möcht ich, da es von Belang,

Erwähnen im Zusammenhang“.

Auf sein kurzes, rasches Winken,

Reichte man ihm Georgs Schinken,

Den wohlweislich mit Bedacht,

Er hatte zum Feste mitgebracht.

Dann rückte er, er sah schon schlecht,

Die Brille auf der Nas‘ zurecht

Und las ruhig und laut, wie ein Pastor,

Aus der alten Schwarte vor.

* (Menschens Kinder)

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wird fortgestzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.