Montag, 28. März 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 6 – 2

Bei Hofe

er Vortrag

war höchst interessant“

Sprach Pausbacks erster Adjutant

Und fügte an: „Wir alle hier

Danken ganz besonders dir

Dafür, dass du uns aufgeklärt.

Wie wir dem Manntiere bewährt,

Seit Jahrtausenden mit Heldentaten

Und stets mit Mut entgegentraten,

So schlagen morgen Lurch für Lurch,

Wir gegen die Mausarmee uns durch“.

Dezenter Beifall wurde laut.

Mancher hatt‘ `ne Gänsehaut

Immer noch, doch offiziell

Zeigte man gegerbt sein Fell.

Während im weiten Saale man,

Noch in Muckabsraubers Bann,

Aufgeregt, heiß diskutierte,

Bei Hofe mancherlei passierte.

Die Quakoness von Perlenlaich,

Durchtrieben und gar einfallsreich,

Versuchte mittels Ringelsocken,

Strapsen und viel nackter Haut,

Einen Seemann sich zu locken.

Sie war fürwahr `ne heiße Braut.

Doch jeder Frosch mit Herzeleid

Bei Hofe wusste längst Bescheid,

Dass dies eine Finte war.

Das war selbst der Navy klar!

Es war bekannt: Für ihre Quappen,

Wollt sie sich einen Grünen schnappen,

Der ihren Kindern als probater,

Gut situierter Frosch und Vater

Und ihr selbst auch dienen sollte.

Weil die Marine sie nicht wollte,

Wurde von Knickerig ein General

Vom Feldheer schließlich ihr Gemahl.

Der hat sie dann nach Haus gebracht.

Die andern haben all gelacht.

Vieles gäb‘ es zu berichten.

Hoftratsch! Ich will drauf verzichten

Und ohne jemanden zu kränken,

Mich auf das Wichtigste beschränken.

In der erlauchten Gästeschar

War einer, er hieß Moscherosch.

Der stellte die Lage kritisch dar.

Die Gefahr ist groß für jeden Frosch,

Der sich erneut, heut wenn es tagt,

Zum Kampfe auf das Schlachtfeld wagt.

Er sprach: „Von hundert kommt nur einer

Wieder heim, vielleicht auch keiner“.

Der Adel drängte sich heran.

Ob er das erläutern kann,

Fragte Pausback ihn und bat

Es zu tun, was jener tat.

Man bot dem Gast `nen Hocker an.

„Dass man dich besser sehen kann“

Lächelte Graf Quakecool

Und half dem andern auf den Stuhl.

„Ich bin“ begann der, „erstens Christ

Und als solcher Pazifist.

Daheim nennt man mich Friedensfrosch.

Mein echter Nam‘ ist Moscherosch“.

Und dann begann er ohne Zagen,

Seine Meinung vorzutragen,

Welche, das wurde sehr schnell klar,

Die von einem Kriegsdienstgegner war.

„Krieg, das dürft ihr mir ruhig glauben,

Kann heut kein Volk sich mehr erlauben,

Denn zum Krieg führ‘n sind vonnöten

Drei Dinge: Kröten, Kröten, Kröten“!

„Davon haben wir genug“,

Schrie Oberst Protze wenig klug.

„Ich meine nicht“ fuhr Moscherosch

Fort „die Söldner mit der breiten Gosch.

Ich red‘ vom Geld und da steht’s schlecht“!

Da gab ihm selbst der König Recht.

„Die Kasse“ sprach er, „ist längst leer,

Nicht eine müde Mücke mehr.

Das ist der Punkt, ich hab’s bedacht.

Wenn heute, nach geschlag‘ner Schlacht,

Die Kriegsbeute wird konfisziert,

Ist unser Haushaltsloch saniert“!

„Die Rechnung, denk ich geht nicht auf“

Erwiderte der Gast darauf.

„Auch Brotnagers Konto ist längst leer,

Verpulvert für das Mäuseheer“!

„Schwund ist eben überall“

Entgegnete der Feldmarschall.

Moscherosch senkte das Haupt:

„Wenn Eure Majestät erlaubt“,

Sprach er zum König hin gewandt,

„Möchte ich dazu noch etwas sagen“.

Pausback hob zustimmend die Hand.

„Wenn ich das hör, platzt mir der Kragen“!

Die Stimme scharf wie Schwertmetall,

Sprach er: „Herr Oberfeldmarschall,

Ihr Offiziere seid doch alle gleich.

Gehorsam bis zum Zapfenstreich

Fordert ihr von den Soldaten.

Ich sag euch, ihr wäret gut beraten,

Die Männer die ins Feuer geh’n,

Als eure Söhne anzuseh’n.

Wenn ihr auf Beute spekuliert,

Habt ihr euch arg verkalkuliert.

Die Mäus‘, soweit es mir bekannt,

Sind wie wir, längst abgebrannt.

Zu holen gibt es dort nichts mehr“!

„Mir geht’s vor allem um die Ehr“

Trumpfte Pausback nochmal auf.

Der Oberfeldmarschall darauf:

„Mein König, dafür werd‘ ich sorgen.

Ich vernicht‘ sie alle morgen.

Meine tapferen Off’ziere

Tun mit mir im Feld das ihre,

Um die Mäuse auszurotten.

Niemand soll uns mehr verspotten“!

„Morgen“ so schrie er aufgebläht,

In selbstherrlichem Geltungsdrang,

„Melde ich Eurer Majestät

Den Mäusevölker-Untergang“!

„Mein lieber Oberfeldmarschall,

Wie sie, so reden die Führer all.

Doch selten hat aus einer Schlacht,

Der Feldherr wieder Heim gebracht,

Wie es sich für ihn gebührte,

Die Truppen, die ins Feld er führte.

Das eig’ne Vorbild ist gefragt.

Und eines sei hier noch gesagt:

Nicht alles, was einst Moltke schrieb,

Gilt heute noch in Sachen Krieg.

Und auch was einstmals Clausewitz

Sagte ist heut Aberwitz.

Die Seele der Armee, die Disziplin,

Raffte schon ganze Völker hin!

Blinder Gehorsam schadet mehr

Oft als das gegnerische Heer!

Speichelleckerei im Kriege

Ist aller Gräueltaten Wiege!

Ja-Sagerei und Kriechertum,

Taugt nicht zum Soldatenruhm!

Im Gegenteil, ein offenes Wort,

Statt zu kuschen beim Rapport,

Ist angesagt. Die Generalität

Muss lernen, dass Loyalität,

Die von der Truppe sie begehrt,

Zu beweisen ist auch umgekehrt!

Auch Rückgrat, das sei hier gesagt,

Ist bei `nem Offizier gefragt!

Durch Treten nach unten und buckeln nach oben,

Wurd‘ mancher in den Generalstab schon erhoben,

Der dort, weiß Gott, nicht hingehört!

Was mich an Offizieren stört

Ist, dass sie vor dem König kuschen

Und die Wahrheit ihm vertuschen!

Ich sag es hier nun noch einmal.

Rückgrat macht den General!

Was ist ein Oberfeldmarschall

Denn wert, der folgt wie ein Vasall

Seinem Kriegsherrn ohn‘ zu denken,

Anstatt die Truppe so zu lenken,

Dass sie eine Schlacht gewinnt

Ohne dass viel Blut erst rinnt.

Was ist wert ein Frontsoldat

Wenn er keine Meinung hat?

Was ist wert ein Offizier

Der im Fracke glänzt wie ihr,

Doch in der Schlacht, wenn man ihn braucht,

Wie es oft geschah schon, untertaucht?

Was wäre wert das Militär

Wenn nicht der Gefreite wär,

Der in jede Bresche springt

Und den Gegner niederzwingt?

Was wär, das frag ich noch einmal,

Ohne ihn der General?

Was zählt im Krieg, ist der Rekrut!

Also behandelt ihn auch gut“!

Betretenes Schweigen; die Offiziere

Auf dem Ball, all hohe Tiere,

Zeigten sichtlich Unbehagen.

Wie konnt‘ der fremde Frosch es wagen,

Mit ihnen in diesem Ton zu reden.

Den Adelsstand so zu befehden

Wie Moscherosch es just getan,

Passte nicht in ihren Plan.

Der General von Breitegosch

Fasste sich, sprach „Moscherosch,

Bitte nicht in diesem Ton“.

Der erwiderte: „Unsere Nation

Geht nach Ablauf dieser Nacht,

Im Krieg in die Entscheidungsschlacht.

Da wird es wirklich höchste Zeit,

Dass ihr euch rüstet kriegsbereit.

Bevor ihr geht, mein letzter Rat:

Den Offizier macht erst die Tat!

Merket euch, weil’s wichtig ist,

Sieget doch triumphieret nicht!

Kämpft fair, dann seid ihr gut beraten.

Vermeidet alle Gräueltaten!

Seid auf Orden nicht besessen,

Achtet lieber stets stattdessen,

Darauf, dass von euren Rekruten,

Nicht zu viele im Felde verbluten.

Seid gerecht zu ihnen allen.

Führt sie so, dass sie nicht fallen.

Unterschätzt den Gegner nicht!

Legt aufs Fangen Schwergewicht.

Setzt auf Verhandeln, nicht auf Tod!

Kämpft taktisch unsern Feind marod.

Haltet die Kriegsgesetze ein,

Dann wird Gott Ares mit euch sein“!

„Nun siegt mal schön“ fügte spontan

Er seiner Rede dann noch an

Und ergänzte es mit List;

„Ich kann nicht mit, bin Pazifist“

Und denkt daran“ sprach Moscherosch,

Das Rangabzeichen das den Frosch

Ziert ist den Feinden schnupp‘-egal.

Gefreiter, Feldwebel, General,

Der Gegner schert sich nicht darum,

Bringt, wenn er kann, all gleichsam um“!

Die Offiziere, all von Adel,

Zogen ab nach diesem Tadel.

Nur Pausback stand bei Moscherosch.

„Was meint“ fragt‘ er „der Wetterfrosch?

Ich mach mir schon seit Stunden Sorgen.

Am besten wär’s, wenn’s regnet morgen.

Das täte meinen Truppen gut,

Weil Feuchtigkeit sie gut vertragen.

Den Mäusen, dieser feigen Brut,

Bereitet Regen Unbehagen,

Am End‘ verstecken sie sich noch

Und bleiben all in ihrem Loch“.

„Ich hab gehört“, sprach Moscherosch

„Dass vom Wetteramt ein Frosch

Vorgestellt wurd‘ dir mit Namen,

Als Deine Gäste gestern kamen“.

„Das trifft sich gut“ sprach Pausback, ja,

Vielleicht ist er ja auch noch da“?

Der König rief den Adjutant

Und gab die Lage ihm bekannt.

„Durchlaucht“ sprach der, „kommen sie mit,

Sie meinen Quakus Weatherhit,

So heißt der Frosch mit rechtem Namen.

Er spricht grad drüben mit den Damen“.

Schnell schritten sie nach nebenan.

Dort saß er, wie im Korb der Hahn.

Wie ein Gemälde von `nem Rahmen

Ist eingefasst, war’s er von Damen.

Die haben ihn gar sehr verwöhnt.

„Ach“ hat er wohlig grad gestöhnt,

„Könnt ich nur ewig bei euch sein“.

Da trat Pausback der König ein.

Die Damen machten all `nen Knicks.

Dar Wetterfrosch stand auf gar fix.

„Gestatten Quakus Weatherhit“,

Wagte er den ersten Schritt

Und ging drauf in gespielter Ruh,

Auf Pausback seinen Herrscher zu.

„Der Wetterdienst ist mein Resort“,

So stellte er sich weiter vor.

„Ja, ja, ich weiß und momentan,

Spielen sie den Schönwetterhahn“.

Die Damen lächelten devot

Und Pausbacks Gattin wurde rot.

„Na gut“ sprach dieser: „Weatherhit,

Ich hoff‘ sie haben alles mit.

Ich fänd‘ es wirklich nett von ihnen,

Wenn sie als Wetterfrosch mir dienen,

Und allen hier in dieser Runde

Beibringen was in der Wetterkunde

Zu beachten ist in einer Schlacht,

Damit man nichts verkehrt erst macht“.

Das war ein Wort, der Wetterfrosch

Sah lächelnd zu Frosch Moscherosch.

„Verzeihung“ sprach er, „kenn ich sie,

Sie sind bekannt mir irgendwie“.

Der andre drauf „es tut mir leid,

Mit wem hab ich denn Ähnlichkeit“?

Ergänzend nachfragend sodann,

„Doch nicht etwa mit Kachelmann“?

Barsch unterbrach der König sie.

„Das Thema ist Meteorologie

Und nicht wie, die Spione es berichten,

Manntier-Sex-Skandalgeschichten“!

„Ach ja“ sprach Quakus Weatherhit,

Ich habe, was ich brauche, mit.

Ein Buch, mit Wetterregeln voll.

Sie werden sehen, es ist toll“.

Dann las er aus dem Bande vor.

Die Frösche waren all ganz Ohr.



wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.