Sonntag, 13. März 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 5 – 9

Beim Manöverball

ügen

haben kurze Beine!

Beim Papst in Rom, im Panzerschreine,

Vermute ich, und sag’s nochmal,

Das Epillion - Original.

Dort liegt die so geheimnisvolle,

Uralte, vergilbte Papyrusrolle,

Um die es hier im Machwerk geht.

Auf dieser, verschlüsselt der Prophet,

Stellte die Querverbindung her,

Von der alten Götterlehr

Zu unserer neuen Religion.

Mit prophetischer Vision

Legt er uns im Froschmäusekrieg,

Gut lesbar dar für jedes Kind,

Dass Götter nicht unfehlbar sind.

Wie die Ilias mit einem Pyrrhussieg,

Für alle Beteiligten nicht sehr schön,

Endet auch das Tierkriegs-Poem.

Hat Homer erkannt,

Dass er sich verrannt

In seinem Werk vom Kriege hatte?

Das wirft, ich weise hin darauf,

Besonders für die Wissenschaft,

Erneut die alte Frage auf,

Nach der Autorenschaft.

Die stell ich zur Debatte.

Und weise im Zusammenhang

Auf die Bibel nochmals hin,

Und auf Soter, den ich schon lang

Soter

Als Initiator hab im Sinn.

Bestärkt werd‘ ich in dieser Stunde,

Gerade durch Papyrusfunde

Die jenen als Erlöser preisen

Und den Weg nach Rom uns weisen.

Die Makkabäer führ‘ ich an,

Weil man dort manches finden kann,

Was die dereinst für uns verfasst,

Das gut zu jenem Machwerk passt,

Und über dessen Stoffes Fehden

Die wir hier bereden.

Ausdrücklich noch die Ptolemäer,

Die zu unserm Galiläer

Zwar wenig Bezug, so scheint es, haben.

Doch sind es deren Dichtergaben

Aus Alexandria und Theben,

Die mir zu denken manchmal geben.

Einen Namen noch zum Schluss.

„Epihanes Antochius“.

Dies ist, so denke ich, der Kreis

In dem zu suchen sich mit Fleiß,

Das sei ausdrücklich hier betont,

Es sich im Zusammenhange lohnt.

Im Kreis um König Alexander,

Stehen die Forscher beieinander,

Heute rund ums Mittelmeer

Und finden keine Spuren mehr.

Wer immer uns hat aufgetischt,

Dereinst die Batrachomyomachie,

Hat seine Spuren gut verwischt.

Doch in der Kopten-Liturgie,

Das hat man just gerad erkannt,

Ist mancher Hinweis interessant

Der, wenn erst vollends aufgespürt,

Uns zum Tierkrieg-Epos führt.

Der Papyrus von Berlin

Weist auf Ägypten mehrfach hin

Und unterstreicht, was ich hab eben

Angedeutet schon zu Theben.

Selbst wenn die Berliner Ägyptologen

Im ersten Eifer überzogen,

Beinhaltet das Dokument,

Eindeutig und evident,

Da kommt keiner mehr herum,

Ein neues Evangelium.

Nichts Konkretes! Ich halt’s fest

Und füge später an den Rest.

Ob der Papst, noch dieses Jahr

Uns endlich legt die Wahrheit dar

Bleibt für uns zurzeit die Frage,

Die sich stellt in dieser Lage.

Als Optimist hoff ich darauf,

Dass er den Panzerschrank macht auf

Und er uns einlädt in die Runde

Zur Audienz und Lesestunde.

Ist es, frag ich, Asebie,

Wenn in der Batrachomyomachie

Ich nach Querverweisen suche,

Zu jenem andern alten Buche,

Welches zur selben Zeit entstand,

Wie oben der genannte Band.

Ich denke nein! Mit Akribie

Studier‘ ich beide weiter sie.

Bis jetzt, das geb‘ ich freilich zu,

Offen und ehrlich, unumwunden

Hab ich die Wahrheit nicht gefunden

Doch mach kein X ich euch vor fürs U.

Ich halte am Versprechen fest

Ich füge später ein den Rest.

Bis dahin zur Entspannung nun,

Lasst uns `nen Sprung zu Pausback tun,

Hinüber in sein stolzes Reich,

Wo bei Hofe in seinem Schloss am Teich,

Man lustig feiert, musiziert und lacht,

Die letzten Stunden vor der Schlacht.

Pausbacks Gattin, für das Morden

Am Vortage, verteilte Orden.

Das Heldenkreuz mit Schnalle dran,

Heftete sie Graf Peleus an.

Platsch, sein Sohn, blieb unerwähnt.

Gelangweilt hat er nur gegähnt.

Ein andrer im erlauchten Kreise,

Fiel auf durch sonderbare Weise.

Schlammi hieß er, ein Charmeur,

Zeigte den Gästen ein neues Spiel.

Er gab sich als Künstler und Jongleur,

Was seiner Gattin nicht gefiel.

Denn der Dummejungenstreich

Endete gar folgenreich.

Aus den Händen war gefallen

Einer von den runden Ballen

Und kullerte zu Boden.

Frau Schlammi schrie: „Das ist absurd,

Schon wieder eine Fehlgeburt“;

Dann mäßigte sie sich im Ton

Und rief erfreut: „Es ist ein Sohn“,

Das sah sie an den Hoden.

Hops Keckera, auch ein Jongleur,

Trat auf mit anderem Zubehör.

Später im Programmverlauf,

Trat ein Tierbändiger auf.

Er nannte sich Quax Fliegentöter

Und war ein echter Schwerenöter.

Schlanke Beine, breite Brust,

So trat er auf gar selbstbewusst.

Die Damen stöhnten Ah und Oh,

So eng saß Quaxes Tülltrikot.

Sein Raubtier war so gut dressiert,

Dass es auf jeden Peitschenknall,

Wie auf Wort hat reagiert.

Beim siebten Mal war’s nicht der Fall.

Da hat Quax Fliegentöter dreist,

Das Raubtier kurzerhand verspeist.

Das Publikum war arg entsetzt.

Nicht einer klatschte ihm Applaus.

Da spuckte er es unverletzt,

Mit spitzem Munde wieder aus.

Welch ein Jubel herrschte da.

Alle quakten laut „Hurra“.

Doch der Trubel war nur kurz!

Ein Frosch trat auf im Lendenschurz.

Den Damen stockte schier der Atem.

Ein Froschmann, wie ein Gott geraten,

Trat in die Manege nun

Um sein Können darzutun.

Wie Tarzan, war der Quaks gebaut.

Ein Muskelpaket mit grüner Haut.

Durch die Menge ging ein Raunen.

Das erstarb in stilles, pures Staunen,

Als der Muskelfrosch am Seil,

Sein Können bot dem Adel feil.

Wie man einen Baum erklimmt,

Wie man Festungsmauern nimmt;

Wie man sicher ohne Hast,

Hangelt sich von Ast zu Ast.

Wie man ein Stück Schilfrohr bricht

Oder einen verdammten Mäusewicht,

Mit einem Schlag zu Boden streckt,

Dass er ohne Schmerz verreckt.

Alles was man in der Schlacht

Können muss, hat er vorgemacht.

Wie vom Messer man Gebrauch

Zu machen hat, zeigte er auch.

Wie man den Gegner mit Geschick

Und kurzem Dreh bricht des Genick.

Er kannte wirklich jeden Kniff.

Auch zeigte er den Würgegriff,

Mit welchem kämpfend sich im Krieg,

Erzwingen lässt ein Zweikampfsieg.

Die Gäste staunten, Pausback sprach:

„Das machen wir dir morgen nach.

Wenn alle sich daran entsinnen,

An das, was du uns vorgemacht,

Dann bin ich sicher wir gewinnen,

Gegen die Mäus‘ morgen die Schlacht“.

Wieder wurde Beifall laut.

Der ist erst wieder abgeflaut,

Als mit Trommelwirbel und viel Tamtam,

Der nächste auftrat im Programm.

Aus Rom vom Circus Maximus,

Der Gladiator Ranarius,

Ein Kampffrosch im wahrsten Sinne und Format,

Selbstbewusst nun in die Menge trat.

Er stammte, das konnte man seh’n,

Aus Attika, dort in Athen

War er als Batrachus bekannt.

In Rom hatte man ihn umbenannt,

So wie man es einst mit Ben Hur

Getan hat in der Hochkultur,

Des antiken Römerreiches.

Auf der Seebühne des Teiches,

Zeigte als Gladiator er,

Wie man sich setzt zur Wehr,

Gegen eine Übermacht,

Auf dem Felde, in der Schlacht.

Gegen acht Feinde trat er an

Und gewann.

Die Damen tobten: „Welch ein Mann“!

Der König sich nur kurz besann,

Dann nahm er sich den Frosch beiseite.

„Was du gezeigt hast grad im Streite,

Ist einmalig, alle acht sind tot.

Ich mache dir ein Angebot.

Wenn du, was eben du vollbracht,

Für mich vollbringst auch in der Schlacht

Gegen die Mäuse morgen, dann

Biet ich dir Quäkulina an.

Sie ist siebzehn, grün und gut gebaut

Und auch sonst `ne nette Haut.

Also überleg es dir

Und hilf beim Siegen morgen mir.

„Ja aber, wenn“? wollt Ranarius fragen,

Da hörte er den König sagen:

„Schau sie dir an, sie ist noch wach,

Vielleicht gefällt dir ja die Sach‘.

Das letzte Zimmer rechts im Flur,

Sag ihr Gut Nacht, sie ist nicht stur.

Während Pausback Söldner warb,

In der Manege eine starb.

Ein Kaltschnauzfrosch, entschlossen wild,

Zeigte wie man Feinde killt.

Den Dolch, nachdem er scharf gewetzt,

Gezielt von unten angesetzt;

Dann mit Schwung im Ellenbogen,

Die Klinge aufwärts durchgezogen.

„So wie der Fliege auch der Maus,

Löscht das Lebenslicht man aus“.

Kommentierte der Filou

Gar kaltschnäuzig dazu.

Die Frösche nickten, ihre Damen

Solches nicht sehr gern vernahmen.

Aber es war schließlich Krieg

Und auch sie wollten den Sieg;

Da mussten sie sich halt bequemen,

Das Festprogramm so hinzunehmen,

Wie es wurde vorgebracht.

Die letzten Kniffe für die Schlacht,

Auch wenn manchem dabei mies zu Mute

War kamen dem ganzen Volk zugute.

Als nächster kam ein Legionär.

Er zeigte was der letzte Schrei

Gerade wär beim Militär.

Ein Super-Giftgas-Mückenspray,

Das gleichsam wirkte gegen Läuse,

Wie im Felde gegen Mäuse.

„Giftgas ist nicht meine Sache“,

Schrie zornig da ein Zivilist,

„Nur Feiglinge oder Schwache,

Benutzen diesen Mist.

Und außerdem ist es verboten!

Ich staune, dass es Idioten,

Die so was noch als Waffen

Heut für das Militär beschaffen,

Auch in unserm Volke gibt.

Wer so etwas für Geld verschiebt,

Ist ein Halunke, kein Soldat“!

Zum König sprach er: “Welche Saat

Geht da auf in der Armee“?

Pausback griff zum Portepee.

„Du“ sprach er zum Kriegsminister,

„Rietest mir, dass für Philister,

Gift das allerbeste sei,

Um den Krieg gegen die Mäuse binnen,

Einer einzigen Stunde zu gewinnen.

Was dachtest du dir nur dabei“?

Dann rief er nach der Wache.

Die erledigte die Sache.

Auch den Giftgas-Legionär

Verließ sein Militär.

Als nach dem kleinen Zwischenfalle

Peinlich berührt noch schwiegen alle,

Kam aufgeregt der Narr herein,

Der nebenan im Fernsehzimmer

Hatte ferngeseh’n wie immer,

Wenn die Gesellschaft war zu fein,

Für seine dumme Narretei.

Weil er da fehl am Platze sei,

Hatte der König, so wie auch den Boten,

Die Teilnahme am Feste strikt verboten.

Er wollte Pausback und den andern Helden

Was er eben gesehen hatte, melden.

Aufgeregt stotternd fing er an.

„Stellt euch vor, was in Japan

Just gerade ist geschehen.

Ich hab es live mitangesehen.

Nach einer Erdbeben-Tsunami-Welle

In Fukishima, das ist die Unglückstelle,

AKW Fukushima I nach der ersten Explosion

Steht die Welt vor einem Super-Gau.

Es dauert sicher nicht mehr lang“,

So sprach er weiter bauernschlau,

„Dann folgt des Manntiers Untergang.

Das Schlimme an der Sache ist,

Wie ihr sicher alle wisst,

Dass, wenn die Menschheit untergeht

Auch uns das gleiche vorbesteht.

Hundertausende in der Flucht,

Haben schon ihr Heil gesucht

Und sicher folgen noch Millionen,

Denn dort kann keiner mehr dann wohnen,

Falls es mit Atomgewalt,

Was man befürchtet, nochmals knallt".

Dann wandte er sich Pausback zu.

„Mein König“, sprach er ängstlich, „Du

Solltest nochmal überlegen

Ob des kleinen Zwischenfalles wegen,

Den du mit den Mäusen hattest,

Nur damit du deine Rache stillst,

Zwei glorreiche Völker vernichten willst.

Ich hoffe dass du es mir gestattest,

Wenn bei der derzeitigen atomaren Lage

Ich die Sache hinterfrage.

Ich denke, es ist ziemlich dumm.

Das Manntier bringt uns eh all um.

Und deshalb denk ich eben,

Lass unsere beiden Völker leben,

Wenigstens so lange noch,

Bis der Welt bricht aus dem Joch,

Weil das Manntier es so will.

Pausback wütend drauf, aber still,

Ließ den Hauptmann zu sich kommen.

Der hat den Narren festgenommen

Und in den Kerker schnell gebracht,

Um ihm später nach der Schlacht,

Den Prozess in Sachen

Hochverrat zu machen.

Der König indes ganz gemach,

Zu seinen hohen Gästen sprach:

„Lasst das Fest Euch nicht verderben.

Den Strahlentod wird keiner sterben.

Wir werden fair den Gegner schlagen.

Niemand soll uns je nachsagen“,

So ergänzte er geschwind,

„Dass wir so dumm wie Menschen sind.

Wie man ehrlich, tapfer, adelseigen,

Kämpft wird euch Graf Zack nun zeigen“!

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Wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.