Mittwoch, 30. März 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 6 – 3

Bei Hofe


ausback

sprach darauf betreten:

„Ich halte nichts von dem Propheten.

Ich denk wie alle Meteorologen,

Hat er uns was vorgelogen“.

Da sprach Frosch Weatherhit im Nu:

„Hör bis zum Ende erst mal zu!

Morgen, wenn es blitzt und kracht,

Ist das Wetter recht zur Schlacht,

Gerade passend um im Krieg,

Zu erringen einen Sieg.

Erst regnet es, dann ein paar Schauer;

Drauf ein Gewitter, kurz von Dauer,

Mit einem schlimmen Guss,

Dass manche Maus ersaufen muss.

Dann kommt die Sonne, See und Weiher

Zu wärmen für die Siegesfeier.

Das ist es was mein Ischias sagt,

Welchen ich grad hab befragt.

Ich weiß mein König, die Prognose

Trifft zu. Das ist das kuriose;

Mein Ischias-Nerv, auch wenn du grienst,

Ist besser als jeder Wetterdienst“.

„Ich dank dir“ sprach der König froh.

„Mein Ischias meldet es ebenso.

Du bist ein guter Wetterfrosch.

Was meinen sie Herr Moscherosch“?

So wandte er geflissentlich

Sich an den Herren neben sich.

„Ich staune“ sagte schließlich der

Und dacht, „wo kenn ich den bloß her“.

Die drei darauf in aller Ruh

Wandten sich den Damen zu.

Pausback sprach zum Wetterfrosch:

„Sei kein Frosch“ und Moscherosch,

Machte, er war ein Galan,

Des Königs Gattin heimlich an.

So haben alle Spaß gefunden.

Vor der Schlacht die letzten Stunden

Nutzten alle noch einmal!

Sogar Graf Pock, der Admiral,

Obwohl schon aufgeregt nervös,

Wurde mit Hopsi amourös,

Die auf bunte Orden stand

Welche sie beim Grafen fand.

Der Herzog und die Herzogin,

Welche beim Fest von Anbeginn

Bei Hofe waren mit dabei,

Sagten „Tschüs“. Es war nach drei,

Als man sich spät schon in der Nacht,

Auf den Heimweg hat gemacht.

Ein Leibgardist aus Pausbacks Garde,

Mit Windlicht und mit Hellebarde,

Begleitete, im Dunkel bang,

Die zwei nach Haus, am See entlang.

Ein Diener half der Gnädigen,

Als dritter Mann im Fackelzug,

Das Kleid nicht zu beschädigen,

Welches sie von einer andern trug.

Auch der Baron mit seinen Damen,

War auf dem Heimwege bereits.

Dabei fiel einer aus dem Rahmen,

Der sie verfolgte seinerseits.

Es war Croakes Jüngeling,

Der hinter der Baronin ging.

Sie dachte sich, es könnt nicht schaden

Und hat den Jüngling eingeladen.

Rechts am Arm des Vaters kess,

Schritt die hübsche Quakoness.

Sie war die jüngere von beiden,

Doch Croakes mocht‘ die andre leiden.

Die spürte es, sie war nicht dumm,

Und blickte erwartungsfroh sich um.

Zu Hause wurd es dann noch nett.

Das Freifräulein war längst im Bett

Und ihr Papa, der Herr Baron,

Schlief auf dem Sofa lange schon.

Da trafen in der Küche sich

Die zwei. Er sprach „ich liebe dich“.

Da nahm auch sie mit Appetit

`Nen Happen zu sich: „Exquisit“

Sprach die Baronin und „Gut Nacht.

Heute Abend nach der Schlacht,

Wenn du nach lebst, beim Abendrot,

Komm vorbei zum Abendbrot“.

Das hat der Jüngling angenommen.

Er ist öfter noch gekommen.

Fürst Hops, um diese späte Stunde,

Führte zur letzten Walzerrunde

Ranina, mit der er hatte schon geprobt.

Nach dem Tanz war man verlobt.

Manch kühner Held, kurz vor der Schlacht,

Hat schöne Stunden noch verbracht.

So auch der grüne Fürst Lemur.

Er dacht und wollt das Eine nur.

Doch Itsche Quax aus Hessen,

Hatte noch andere Interessen.

Das Fräulein Pädd vom Niederrhein,

Ließ sich mit Kroddel Kroax ein.

Sie machte tolle Sachen

Mit ihm, welcher aus Aachen

Zum Kriegsdienst war gezogen.

Er hatte sein Weib gerad betrogen

Die daheim bei ihren lieben

Tausend Quappen war geblieben.

Madam Wässrig, die vom Duschen kam,

Sich schüchtern, kühl und keusch benahm,

Als plötzlich der Herr Knickebruch

Im Zimmer stand zwecks `nem Besuch.

Sie wurde grün, „was mach ich nur“,

Dacht sie vor ihm ganz in Natur.

Weil ihm gefiel, was er da sah,

War völlig klar, was dann geschah.

Obgleich Frau Wässrig ausgezogen,

Hat sie ihn mächtig angezogen.

So stieg auch er schnell aus dem Kleide.

Gemeinsam zogen an sich beide.

Ein andrer Frosch lag noch im Bett

Warm zugedeckt fand er es nett

War die Baronin Hoppetutz

Mit ihm tat ohn Eigennutz.

Im Schlafgemache nebenan

Klagte sein Leid der Froschkaplan,

Indessen Regilla der Zofe,

Der ersten Kraft an Pausbacks Hofe.

„Du glaubst nicht“ sprach in schwarz gekleidet,

Der Geistliche, „wie sehr man leidet,

An dem Verbot, welches weil verlogen,

Längst gehörte aufgehoben.

Denn was ein Priester nötig hat,

Verbietet ihm das Zölibat“!

Da sprach Regilla zum Kirchenmann:

„Auf Taten kommt’s im Leben an

Und in der Tat wär Theologie

Ohne Tat nur Theorie.

Und während sie so zu ihm sprach

Zog sie sich aus schon ganz gemach

Und lockte ihn zu sich heran.

„Selbst der Quakst ist nur ein Mann“

Fuhr sie fort und beim Entkleiden

Fragte sie ihn, „warum leiden?

Gar zahlreich in der Papstgeschichte

Sind über Orgien die Berichte.

Ich hab so manches schon gelesen

Und bin auch schon dabei gewesen“.

„Glaube mir“, sprach sie zu ihm

„Ich war mit manchem schon intim,

Der in Rom im Vatikan,

Ein hohes Tier im Kirchenclan.

Einen der bei Hof geladen,

Nannte Pausback Euer Gnaden.

Übernachtet hat er hier,

So wie du nun auch, bei mir.

Das Rotkäppchen ohne den Talar,

Ein Frosch wie jeder andre war.

Ich erinnre mich noch gern

An der würdevollen Herrn,

Denn als er aus dem Rock geschlüpft,

Ist wie kein andrer er gehüpft“.

„Ja“ fuhr sie fort ganz unverhohlen,

„Die Sittengeschichte der Katholen,

Den Mätressen gereiche es zur Ehr,

Geht auf keine Kuhhaut mehr.

Doch Spaß beiseite, kein Legat

Der aus Rom bei Pausback war,

Hielt sich an das Zölibat

Die letzten hunderundsiebzehn Jahr.

Ich muss es wissen, alle kamen

Zu mir weil rar bei Hof die Damen.

Was all den hohen Herrn gefiel,

War mein Zofen-Sexappeal.

Keiner musste was riskieren.

In meiner Kammer zu logieren,

Galt als schick. Im Vatikan

Sprach sich’s rum im Lateran,

Dass an König Pausbacks Hofe,

Man nächtigt gut bei dessen Zofe.

Ich hab’s als Komplement empfunden.

Möcht nicht missen all die Stunden,

Die mit dem Klerus ich bei Nacht

In meiner Kammer zugebracht“!

Und dann begann sie zu erzählen:

„Einen musste ich erst quälen,

Mit einer Peitsche ihn erregen,

Bevor er gab mir seinen Segen.

Ein anderer, um ihn war es schade,

Denn er war ein netter Mann,

Er trieb‘s mit mir wie Marquis de Sade.

Der landete im Kerker dann.

Die Engelsburg wurd sein Quartier.

Sieben Mal war er bei mir.

Einer ist zu mir gekommen

Von den wahrhaft gläubig Frommen.

Er klopfte nachts an meine Türe

Und fragte ob ich als Lektüre,

Für ihn `ne alte Zeitung hätt,

Weil er nicht schlafen konnt‘ im Bett.

Ich bat den armen Mann herein.

Wies ihn ins Kamasutra ein.

Mit Tomi Ungerers schönem Band,

Versteckt unterm purpur’nen Gewand,

Trat er die Reise an nach Rom.

Dort blättert heut im Petersdom

Oft das Büchlein er noch durch,

Um zu lernen von was vom Lurch“.

Die Zofe Regilla dachte nach

Bevor zum Gast sie weitersprach:

„Ich weiß, als Pfaff beim Militär,

Lebt es sich schwer zölibatär.

Man ist da sicher oft allein.

Doch kann das auch von Vorteil sein.

Kein Weib nörgelt an dir herum.

Was im Matthäus-Evangelium

Unter neunzehn, zwölf beschrieben,

Betrifft die Ehe, nicht das Lieben.

„Wahrlich, wer das erfassen kann,

Der erfasse es! Als Mann

Kannte auch Jesus sicherlich

Die Liebe! Da er körperlich

Gut gewachsen und gebaut,

Hat manche Maid ihm nachgeschaut.

Er war ein Mann von Fleisch und Blut.

Das Fleischliche war der Tribut,

Dem ihm der Vater zugedacht,

Auf dass er’s kann, doch es nicht macht“.

„Doch“, fuhr sie fort, „er war ein Mann,

Und als solcher irgendwann,

Hat er’s sicher auch getrieben.

Man hat es nur nicht aufgeschrieben,

Weil es ins Konzept nicht passte,

Das in Rom man einst verfasste.

Der Kavalier genießt und schweigt.

Das hat der Meister uns gezeigt.

Nur sein Vater auf dem Thron,

Weiß, wie oft es tat sein Sohn.

Jener, der des Manntieres Natur

Als dessen Schöpfer bestens kennt,

Lächelte dazu im Himmel nur.

Ich hab mit ihm noch nicht gepennt,

Was eigentlich sehr schade ist,

Denn ich bin wie du auch Christ“.

„Er wusst‘ Bescheid“ sprach sie vom Fach,

„Dass stark das Fleisch und wir sind schwach.

Darauf basiert das Zölibat,

Das sicher nicht auf seinen Rat,

Der Apostel Paulus hat erfunden.

Dass der Klerus ungebunden

Besser bleibt, schrieb er per Brief

An die Korinther: Er lag schief!

1 Kor 7, 32-34

Was jener schrieb, zu niemands Nutzen,

Wurde Hausarbeit, Kochen und Putzen.

Statt beten, Arbeit voller Leid.

Waschen, bügeln, darauf mein Eid;

Da hat einst Rom zu viel getan.

Schau dir die Lutheraner an;

Die legten Paulus klüger aus,

Machten das Beste für sich draus.

Sie haben Frauen, welche fleißig,

Die Arbeit tun nach sechsunddreißig“!

So sprach die Zofe sehr gescheit,

Zum Paff, “ohn Sex in unsrer Zeit,

Kommt keiner im Vatikan mehr klar.

Du stehst hier nicht vor dem Altar“,

Ergänzte sie und sah ihn an.

Auch ein gottesfürchtiger Mann

Soll tun, wozu das Fleisch ihn drängt.

Befreit und nicht mehr eingezwängt

Wirst Du sein; Die sünd’ge Lust,

Nehm ich dir ab und auch den Frust.

Sie blickte zu dem Pfaffen hin,

Und sprach „ich weiß nach was der Sinn

Dir steht, komm mach dich frei,

Es ist doch wirklich nichts dabei“!

Während sie mit ihm dann laichte,

Dachte er schon an die Beichte.

Beim dritten Mal sprach er zu ihr:

„Wie du die Bibel auslegst hier,

Ist wahrlich eine tolle Sache“.

Sie lächelnd drauf „ich bin vom Fache“.

Als er ging, war’s kurz vor acht.

„Viel zu kurz war diese Nacht“

Sprach er zu ihr, als Abschiedsgruß.

„Nun weiß ich, was ich machen muss.

In Rom den Papst, dem heiz ich ein.

Was der mit uns macht, ist gemein.

Die schönste Gottesfurcht vergällt

Er uns, weil er uns vorenthält,

Was nebst Beten, Speis und Trank,

Im Leben zählt, doch Gott sei Dank,

Hast du, was uns der Quakst verwehrt,

Mir anschaulich heut Nacht gelehrt.

Du bist“, dann küsste er die Zofe,

„Die beste Kraft an Pausbacks Hofe.

Falls wir heut die Schlacht gewinnen,

Werd ich mich an dich entsinnen.

Dann hol ich dich zu mir ins Haus

Und werfe meine Köchin raus.

Dann pfeife ich aufs Zölibat

Und werde ein Kirchenmann der Tat,

Der tut, so wie es steht geschrieben,

Du sollst Deine Nächste lieben.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.