Freitag, 4. März 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 5 – 6

Beim Manöverball

er Obergeneral

-Frosch-Hofmarschall,

Rex Pausbacks liebster Adels-Frosch–Vasall,

Und bei Hofe der Sicherheits-Garant,

Gab nun das folgende bekannt:

„Männer“, sprach er, „hört mich an,

Ihr kennt mich alle, als `nen Mann,

Der sich vor keinem Kriege schreckt.

Noch niemals hab ich mich versteckt

Feig unter einem Weiberrock.

Wie ihr, so hab auch ich null Bock,

Morgen in die Schlacht zu ziehen.

Doch vor dem Kriege zu entfliehen,

Ist andrerseits kaum möglich mehr.

Brotnagers stolzes Mäuseheer

Würde uns die Flucht verlegen.

Von der Traufe in den Regen

Würden wir für kurze Zeit

Kommen, doch nicht allzu weit.

Sie würden uns den Weg abschneiden.

Wir müssten Durst und Hunger leiden,

Wenn wir durchs trockne Hinterland

Fliehen würden. Nichts als Sand

Gibt es dort. Kein kühles Bad.

Ich denk, es wär ein schlechter Rat,

Wenn ich würde euch empfehlen,

Dass wir nachts davon uns stehlen.

Nein Männer, Kampf ist angesagt.

Wir hätten uns umsonst geplagt

Pausbacks Seeschloss zu erbauen

Und den Harem mit den Frauen.

Nein, wir kämpfen, schlagen, zanken!

Pausback wird’s uns allen danken.

Und dann hat er ungeniert,

Die Männer weiter motiviert.

Was ist schon wert, das bisschen Leben?

Es für den König hinzugeben

Ist ehrenhaft und obendrein,

Wird’s unser aller Vorteil sein

Die Mäuse alle umzubringen,

Denn darum geht’s. Im zähen Ringen

Schafft ihr das: Im neuen Reich,

Wird Fürst ein jeder und `nen Teich,

Mit Schloss darin sein eigen nennen.

Keiner wird mehr Sorgen kennen.

Pausback stattet euch mit allem aus,

Was ihr euch wünscht im neuen Haus.

Wenn wir in Mausheim alles stehlen,

Was nicht niet-und nagelfest,

Und nehmen auch noch mit den Rest,

Wird es hier an nichts mehr fehlen.

Und denkt im Kampfe stets daran.

Die Maus war’s, die den Krieg begann!

Kämpft mutig morgen, dass das Heer

Unserm Volk gereicht zur Ehr.

Lang lebe Pausback, drei Hurra,

Quackquack, Quackquack, Victoria.

Als nächster sprach im schicken Frack,

Der General a.d. von Wackerquack.

Im letzten Krieg hoch dekoriert,

Erklärte er, wie man verliert.

Doch das wollte niemand wissen.

Er sollt verschwinden, sich verpissen,

Gab man ihm vornehm zu verstehen.

Beleidigt sahen sie ihn gehen.

Dabei hatte er nur seine Pflicht getan

Als erfahrener und kriegsgedienter Veteran,

Vor abenteuerlichen Heldentaten

Wie einem Rachefeldzug abzuraten.

Längst nicht alle Diplomaten

Waren Pausback vorgestellt.

Die kamen aus den reichsten Staaten

Zum Fest aus aller Welt.

Aus der fernen Walachei,

Kam der Karpatenfrosch herbei.

Man nannte ihn Broasca dort,

Für einen Frosch das rechte Wort.

Scheich Ali Quaqua kam zum Feste

Und bracht, es war `ne nette Geste,

Aus Bagdad, das am Tigris liegt,

Ein Tier mit, welches summt und fliegt.

Der Giftfrosch Reticulatus,

Kam aus den Bergen Nord-Perus.

Die Damen klatschen Beifall laut.

„Schau mal, seine schöne Haut“,

Hörte er Frau Krottzig stöhnen,

„An so was könnt ich mich gewöhnen“.

Ein Bergfrosch aus Belutschistan

Brachte Grüße mit aus dem Iran.

Ein Phyllobates- Junggesell

Kam aus Kolumbien zu Fest

Und grüßte vom Medellin-Kartell

Pausback und den Rest

Der hochwohlgeborenen am Teich,

Aus seinem fernen Heimatreich.

Der Goldkröter Periglenes,

Wirkte in Rot besonders kess.

Er kam aus einem Regenwald

Und sprach, „wir sterben alle bald!

Der Mensch, in seiner schlimmen Gier,

Nimmt Rücksicht nicht auf Pflanz‘ und Tier.

Er brennt die Wälder alle nieder.

Das Manntier ist mir so zuwider,

Dass ich demnächst bestimmt einmal

Vergifte einen. Er soll die Qual,

Die wir erleiden seinetwegen,

Kennenlernen. Welch ein Segen

Wär es für uns wenn er dann mürbe,

An unsrer Stelle endlich stürbe.

Der gelbe Giftfrosch Terribilis

Sprach. „Vor mir hätt selbst Fürst Borgia Schiss!

Vor dem Manntier bin schon lange,

Im Regenwald ich nicht mehr bange.

Mein Homobatrachotoxin

Rafft hunderttausend Mäuse hin

Und Menschen die mir nicht genehm,

Schaff ich am Tage Stücker zehn.

„Hei“, sprach Pausback, „ei der Daus,

Im Notfall hilfst du uns noch aus.

Hunderttausend Mäuse, Du allein,

Fürwahr das könnte hilfreich sein“.

„Okay“ sprach der andere sogleich,

Wenn Not am Mann, ruf mich zum Teich,

Ich helfe dir dann gerne aus

Und komm herüber von zu Haus.

Aus aller Herren Länder kamen

Frösche zum Fest mit großen Namen.

Little Froggy aus den USA

Rief „Yippi Yeah, auch bin da“.

Mit den Lasso überm Arm,

Kam er von der Shilo-Farm.

In der Schlinge von dem Ding,

Ein junger Fliegenbulle hing.

Den hatte er nach Landes-Sitten,

Aus seiner Herde ausgesucht,

Und im Westen zugeritten,

Den machte, seiner Arbeit eingedenk,

Er König Pausback zum Geschenk,

Und sprach. „Für deine Fleischtierzucht“.

Der König strahlte. „Ich danke Dir,

In meines glorreichen Volkes Namen

So was fehlt mir schon lange hier“.

Indes die nächsten Gäste kamen.

Der Baumsteiger Herr Leucomelas

War angereist aus Caracas.

Müde vom Schwimmen immer noch

Er jetzt auf allen vieren kroch.

Er keuchte schlapp das Wort „Asyl“


Der König zeigte Mitgefühl.

„Na gut“, sprach er, „bleib erst mal hier,

Das weit‘re regeln später wir“.

Das Pfeilgiftfröschlein Lehmanni,

Ein schwarz und rot gestreiftes Vieh,

Kam aus Südamerika

Zum Fest nach Alemannia.

Der Adel staunte, „schwarz und rot“.

Noch mancher andere Exot,

Wie Herr Hemiphractus Johnstonei,

Kam zum Festball noch vorbei.

Aus dem Park von Sanssouci,

Erschien der Fürst von Quackeri.

Er stammte ab von Friederich

Und quakte es war widerlich,

„Hört zu ihr adeligen Leute,

Kartoffeln möchte ich haben heute,

Und dazu ein paar Stubenfliegen“.

„Keine Angst, die kannst du kriegen“,

Sprach Pausback zu ihm, in aller Ruh

Und wandte dem nächsten Gast sich zu.

Jener in der langen Reih,

War ein Chinese aus Shanghai.

Geboren war er im Jangtsekiang,

Weshalb sein Quak chinesisch klang.

Der Pandafrosch vom

Everest,

Bracht einen Schneeball mit zum Fest.

Den legte er vor Pausback hin

Und sprach, „da ist `ne Fliege drin

Die tausend Jahr schon tiefgekühlt,

Ich aus dem Eise gab gewühlt“.

Pausback dankte. Kurz drauf schon,

Lutschte er den Eisbonbon.

Der Brite Poolfrog Lessonae

War angereist via Calais.

Erfreut sprach er „How do you do“

Und winkte Pausbacks Gattin zu.

Die sprach zu ihm, „ hello my dear,

Very nice, to see you here“.

Herr Sammakko aus Helsinki,

Mit seiner Gattin von Rupsi,

Hatten für den langen Ritt,

Eine kleine Stärkung mit.

Nur um es zu erwähnen;

Diese hieß Kärpänen!

Sogar ein Sultan aus dem Morgenland

Den Weg zu Pausbacks Seeschloss fand.

Er kam aus Delhi ungelogen,

Extra zum Feste angeflogen.

Der Rotaugenlaubfrosch Saltator,

Stellte als Botschafter sich vor

Von Costa Rica. „Reiche Küste“

Heißt das, dachte Pausback und er grüßte.

Quax Rhinoderma Darwini

Bracht als Geschenk ein schwarzes Vieh

Dem König mit. Er hielt es hoch.

Das Tier wie eine Fliege roch.

Der Harlekinfrosch aus Peru

Bot Pausback sogleich an das Du

Und zur Königin sprach er.

„Ich komme gern von so weit her.

Es wäre wirklich ein Vergehen,

Ein Weib wie dich nicht anzusehen“.

Sie wurde rot bis an die Ohren.

Dar König dacht. „Was gibt’s für Toren“

Und sprach zum Narren. „Sei willkommen“.

Der hat das Wort sehr gern vernommen

Und gab zur Antwort: „Ich lad euch ein,

Nach Lima, bei mir Gast zu sein.

Die Andenkette, weiß im Schnee

Glitzernd und der Titicacasee,

Flusstäler zum Küstenland

Und dort so mancher Badestrand

Würden euch bestimmt gefallen.

Und als wichtigstes von allem

Die Tempel aus unserer Hochkultur.

Folgt ihr dort der Inka-Spur,

An den Bergen Hang für Hang,

Bis zum Amazonasquell entlang,

Mit allen ihren schönen Plätzen,

Lerntet ihr meine Heimat schätzen.

Ihr würdet, könntet ihr es sehen,

Zurück nach hier nie wieder gehen“.

Pausback vornehm unterbrach

Seinen Gast indem er sprach:

„Dankend nehmen wir das an.

Wir kommen sicher irgendwann

Zu euch, vielleicht im nächsten Jahr

Wenn hier vorbei die Kriegsgefahr“.

Als nächster, er saß lang schon da,

Frosch Palustris aus Kanada,

Rückte in der Reihe nach.

„Prahlen ist nicht meine Sach“,

Sprach er, „mein Land ist riesengroß,

Du wärst darin bedeutungslos.

Drum lad ich dich auch nicht erst ein.

Du würdest darin verloren sein.

Pausback darauf, „in Halifax,

Wohnt mein Oheim, Freddy Quax,

Bei dem ich oft als Gast schon war,

Das letzte Mal vor einem Jahr“.

Der König hatte zwar gelogen,

Doch Palustris ist abgezogen.

Der nächst Gast, ein Resident,

Den man in Griechenland gut kennt.

Der Wechselkröter Viridis

War nonstop von der Akropolis

Den steinigen und ziemlich langen

Weg per pedes ganz allein gegangen.

„Die ganze Strecke von Athen

Nach hier musst ich alleine geh’n“

Quakte er, „keine Krott zum Fragen,

Ob ein Stück sich mich würd tragen,

Wo der Weg war doch so weit“,

Klagte Pausback er sein Leid.

Der Konsul Zaba sprach darauf:

Meine Reise war ganz angenehm,

Ich stieg bei Frau Ropucha auf,

Da hatte ich es sehr bequem.

Pausback hat nur kurz gelacht

Und seinen Reim sich drauf gemacht.

Doch dann beim feierlichen Defilee,

Kam schon der nächste Attachè

Um ihm seine Aufwartung in Sachen

Etikette und Höflichkeit zu machen.

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wird fortgestzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.