Mittwoch, 2. März 2011



Machwerk R. W. Aristoquakes

Teil 5 – 5

Beim Manöverball

-Friedlieb zitiert Rollenhagen-

om dritten

Buch, dem ersten Teil

Des Froschmeuseler bot er Verse feil,

In denen Quadrat einst dem Krieg

Widerraten hatte. Alles schwieg

So, als ob man sich genierte,

Als Friedlieb aus dem Buch zitierte.

Dass er den Faden nicht verliert,

Hatte die Stellen er markiert

Und dass es ihnen auch genügt,

Noch einige hinzugefügt,

Welche Roderich Benedix.

Damit man sie versteht auch jetzt,

Ohne den Inhalt zu verflachen,

In zeitgemäße Texte übersetzt

Ohne aus dem U ein X,

In seinem eignen Werk zu machen.

„Bevor ihr töten wieder wollt,

Ihr folgendes bedenken sollt.

Denn vorgetan und nachbedacht

Hat manchem schon viel Leid gebracht.

Doch vorbedacht, was nach mag kommen,

Gereiche stets zum rechten Frommen.

Da fällt mir ein, dass einst vor Jahren,

Als wir noch kleine Quappen waren,

Und ich im Schloss im Fürstensaal,

Mit meinen Brüdern ohne Zahl,

Die dreisten Mücken hab‘ gejagt,

Was da mein Quakqua hat gequakt.

„Den Krieg am schnellsten man gewinnt,

Wenn man ihn gar nicht erst beginnt“.

„Zum Ende führt man jede Schlacht,

Wenn man um sie `nen Bogen macht“.

„Der ganze Krieg hätt keinen Sinn,

Wenn keiner von uns ginge hin“.

„Verhindern ließ sich jeder Krieg,

Wenn man wüsst‘ was bringt der Sieg“.

„Am besten der im Krieg sich steht,

Der ihm aus dem Wege geht“.

„Eine Schlacht zu schlagen ist nicht schwer,

Zu überleben jedoch dabei sehr“.

„Der Krieg ist Verbrechen nur und Hetze

Denn er kennt weder Rechte noch Gesetze“.

„Der Krieg ist ein Raubtier so wie Leu und Aar,

Und jeder Vernunft, Moral und Sitte bar“.

„Der Krieg, der Satz stammt nicht von Moltke,

Ist nichts als Hochverrat am Volke“.

„Der Krieg ist eine blutige Saat

Und Wurzel keiner Heldentat“.

„Jede Gewalt birgt ihre Schwäche

In ihrer eignen Angriffsfläche“.

„Nichts davon ist rühmenswert

Was man erzwingt mit einem Schwert“.

„Das ganze Streiten, Kämpfen, Töten,

Ist Unsinn, Frieden wär vonnöten

Zum Wohle für das Froschgeschlecht.“

So sprach mein Vater. Er hatt‘ Recht!

„Mein Vater hat manch lange Nacht“

Sprach Friedlieb, „drüber nachgedacht,

Wie man‘s im Kriege fange an,

Dass man ihn auch gewinnen kann

Und immer kam er nur zum Schluss,

Dass man ihn ganz vermeiden muss“.

Ernsthaft, oder auch im Spaß

Sprach einer dies und einer das,

Bis endlich ein Fürst im Scherze fragt,

Was denn der Narr zu all dem sagt.

„Wird aber Krieg gefangen an,

So geht es auf den Untertan.

Denn wenn die Adeligen streiten,

Dem Volke sie stets Not bereiten

Und es fließt viel unschuldiges Blut.

Solch Blutvergießen ist nicht gut“.

Friedlieb sah auf aus Georgs Buch

Und wartete auf Widerspruch.

Als dieser ausblieb, fuhr er fort,

Mit freier Rede, Wort für Wort.

„Wir könnten allesamt verderben

Und morgen auf dem Schlachtfeld sterben.

Gut Blut ohn‘ Nutzen zu vergeben,

Im Felde lassen unser Leben,

Folgen den toten Kameraden,

Die gestern auf der Strecke blieben,

Was Gott verhüten mag in Gnaden.

Wir, die das Leben so sehr lieben,

Sollten nicht dumm sein und es schnöde,

Sinnlos opfern, das wäre blöde!

Was, wenn der König würd erschlagen,

Weil wir rachsüchtig sind und frech?

Was hülfe im Nachhinein das Klagen,

Wo wir gestürzt uns selbst ins Pech.

So bitt ich nochmals, übt Verzicht.

Fordert heraus das Unheil nicht.

Einen Krieg hier anzufangen

Um Friedensschutz so zu erlangen,

Ist gegen jegliche Vernunft.

Es schadet uns und unsrer Zunft.

Wenn wir nicht freundlich dulden wollen,

Dass andre bei uns wohnen sollen,

Ist das wider Gott, Natur und Ehr.

Es gelingt uns nimmermehr,

Alle Mäuse zu vertreiben.

Es müssen Frösch nebst Mäusen bleiben!

Allein werden wir auf dieser Welt,

Nicht beherrschen See und Feld.

Drum rate ich: Eilt nicht zu sehr!

Krieg wird Freund und Feinden schwer.

Frieden ist, aus diesem Grunde,

Denk ich, das Gebot der Stunde.

Ich rat euch dringend, lasst es sein!

Die Schlacht bringt uns nur Ärger ein.

Der Krieg ändert unsere Lage nicht.

Nehmt euch selber in die Pflicht.

Für mich ist der ein tapfrer Mann,

Der sich selbst beherrschen kann“.

„Feigling“!

Das Wort klang wie ein Peitschenknall.

Doch es fand keinen Widerhall.

Friedlieb sprach in aller Ruh:

„Klugquaker, gerad auch du

Solltest mir deine Ohren leihen.

Den Feigling werd ich dir verzeihen.

Dann fuhr er fort: “ Auch Quadrat rät:

„Kehrt um bevor es ist zu spät“!

Er blätterte schnell, ohn‘ was zu sagen,

Weiter, ein Stück bei Rollenhagen.

Als er die Stelle schließlich fand,

Las er es vor, wie es dort stand:

Von Quadrats ehrenvollen Taten.

War im dicken Buch die Rede

Und wie der dem König abgeraten

Hatte vor kriegerischer Fehde.

Gnädiger König, Eure Majestät.

Halts mir zugut, dass ich jetzt red‘.

Ich kannt‘ einen Frosch, er war Baron,

Euer Majestät Vaters Bruders Sohn,

Herr Quakebruch, der kam nicht aus

Mit Nussbeißer, der bösen Maus

Und wollt sich nicht zufrieden geben,

Trachtete ihr nach dem Leben,

Weil sie von einem Haselblatt,

Ihm aufs Haupt geschissen hatt‘.

Es kam zum Kampf. Der Storch gab Acht.

Machte ein End mit ihrer Schlacht.

Erhaschte beide sie am Kragen,

Wie sie kämpfend aufeinanderlagen

Und führte sie in die Luft, fraß beide,

Sie samt ihrer Haut und Eingeweide“.

Wie, wenn es jetzt auch uns so ging?

Es ist ein gar gefährlich Ding,

Dass wir die Mäus wollen bekriegen,

Die immer eng beim Manntier liegen

Und lernen von diesem jede List,

Wovon ihr noch gar wenig wisst.

Sie haben scharfe Zähne und Klauen.

Die können beißen gut und hauen.

Es würde ein gefährliches Ringen.

Selbst wenn wir sie ins Wasser zwingen

Um sie mit Arglist all im Streit

Zu tauchen eine lange Zeit,

Um sie gefügig uns zu machen

Werden sie sich verhundertfachen

Denn sie sind, das wisset Ihr,

Noch viel fruchtbarer als wir.

Sie werden sich zusammenrotten

Um uns erst lauthals zu verspotten

Und dann vielleicht nach ein paar Wochen

Unser ganzes Volk zu unterjochen.

Dass Mäus nicht tot zu kriegen sind,

Weiß hierzulande jedes Kind.

Und dann las er weiter vor.

Die andern waren nun ganz Ohr.

„In einer Stadt am Weserstrand,

Welche Hameln ward genannt,

Konnte man einst Mäus und Ratzen

Werder durch Gift noch mittels Katzen,

Vertreiben. Deshalb wurd bedacht,

Wie man es zu Wege bracht,

Die Mäuse allesamt zu träufen

Und sie im Wasser zu ersäufen.

Schließlich fand man einen Mann,

Mit bunten Kleidern angetan.

Der pfiff die Mäuse zum Pogrom,

Allesamt in den Weserstrom.

Da man den Mann nicht zahlen wollte,

Er furchtbar Rache nehmen sollte.

Als alle in der Kirche saßen,

Erschien er wieder in den Gassen

Und führte mit hinaus geschwind,

Hundertdreißig liebe Kind.

Sie folgten da ihnen gefiel,

Offenbar das Pfeifenspiel.

Keines wurd je mehr geseh‘n.

Um allesamt war es gescheh‘n.

Sie blieben all im Hinterhalt.

Die Eltern suchten, gruben bald,

Weinten, riefen, fluchten, baten,

Weil sie die Kinder gerne hatten;

Sie fanden nichts, nicht mal ein Kleid.

Es blieb nur schrecklich Herzeleid.

Dies geschah, als die Zahl im Jahr

Zwölfhunderteinundachtzig war“.

Zieht in den Krieg nicht zu geschwind,

Dass es nicht kost euch Weib und Kind.

Ihr wollt die Mäuse all ertränken.

Ich meld‘ da meine Zweifel an.

Sie werden euch den Sieg nicht schenken.

Was ist wenn eine schwimmen kann?

Es gibt da mancherlei Berichte,

dass Mäus im Laufe der Geschichte,

Schwimmend eine Festung nahmen.

Den Mäuseturm nenn ich mit Namen.

Die Mäuse schwammen durch den Rhein,

Und nahmen Hatto’s Festung ein,

Stiegen dort den Turm hinauf

Und fraßen Bischof Hatto auf.

Auch Popiel’s Burg im Brandungstosen,

Mitten im tiefen Goplo-Meer,

Im Städtchen Kruszwica bei Posen,

Nahm schwimmend ein das Mäuseheer.

Popiel den Zweiten, Gott verdamm es,

Der manchen Verwandten seines Stammes,

Hat aus Machsucht umgebracht,

Töteten die Mäus‘ mit Macht.

Zum Mäuseturm von Kruszwica,

So steht es in der Chronika,

Wo in dem Schloss der so verruchte,

Herrscher seine Zuflucht suchte,

Folgten ihm die Mäuse nach.

Sie stiegen ein in sein Gemach

Und fraßen ihn samt Weib uns Sohn.

Sein Reich zerfiel in Spott und Hohn.

Darum, wenn Gott uns strafen wollte.

Am Schwimmen es nicht liegen sollte.

Wer die Vergangenheit betrachtet

Und auf die Gegenwart nun achtet,

Die Zukunft draus ermessen kann,

Den halt ich für `nen weisen Mann.

Wär es nicht auch ein guter Rat,

Man schickt dem Mäusen `nen Legat

Und ließ die Schuldfrage erst klären,

bevor des Töten wir gebären?

Man bäte um Frieden und Vertrag,

Schicke Geschenke auch, was viel vermag.

Dem bellenden Hund schenkt man sein Brot,

So hat man vor seinem Zorn nicht Not.

Der Krieg, wie immer er sich auch wende,

Nimmt mit beider Schaden stets sein Ende.

Besser ist Frieden mit Beschwerlichkeit

Als der Krieg mit seiner Grausamkeit.

Denkt darüber nochmal nach,

Friedlieb abschließend noch sprach.

Als der Adel mit Getobe

Ansetzen wollt zum Gegenwort,

Verschwand er schnell in der Garderobe,

Die sein Arbeitsplatz war, dort.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.