Sonntag, 6. März 2011

Machwerk R.W. Artistoquakes

Teil 5 – 7

Beim Manöverball

och immer

im Schloss an seinem See,

Nahm Pausback bei Hof das Defilee

Des Adels und der Honoratioren ab.

Einem jeden er die Flosse gab

Und seine Gattin nebenan,

Beteiligte sich stolz daran.

Der Rotohrfrosch von Erythrea

Brachte Grüße aus Korea.

An jenen, in der Reihe dann,

Schloss sich der Konsul Sandkrott an.

Er kam aus fernem Lande

Zum Fest vom Rio Grande.

Der junge Viridiflavus

Kam schnurstracks aus dem Kaukasus.

Er wirkte abgespannt und schlapp.

„Bei uns sind jetzt die Mücken knapp“

Quakte er, „so mancher Frosch

Hat nichts zu beißen in der Gosch“.

Pausback drauf im Großmannsstil:

„Bei uns hier gibt’s davon zu viel.

Ich schick dir welche irgendwann;

Doch hau mal rein, erst beim Diner

Und friss dich satt auch am Büffet.

Also, wart‘s ab; mach‘s gut bis dann“.

Aus Cape Town kam, mit dunkler Haut,

Ein Kap-Provinz- Fröschlein mit Braut;

Sie sehr apart im hellsten Grün,

Trat auf gegen Apartheit kühn,

Die sie beide noch vor Jahren,

Als Kinder hatten dort erfahren.

Sie brachten Grüße von Mandela mit

An Pausback den grünen Kosmopolit .

Dieser sprach: „So ist es recht!

Für das ganze Froschgeschlecht

Tratet ihr an den Beweis,

Dass gut verträgt sich Schwarz und Weiß.

Prens Kurbaga, aus der Türkei,

Kam mit seinem Rad vorbei.

Er war erstaunt und wirkte platt,

Als er Krott Kara aus der Stadt,

In der er wohnte, in Ankara,

In der Reihe vor sich sah.

Sie war beinah doppelt so schnell,

Auf ihrem Drahtross Hüpfmodell,

Obwohl sie den gleichen Weg genommen

Via Bosporus, vor ihm schon angekommen.

Aus Portugal, Professor Ra

Von der Uni Coimbra

War mit Gattin Sapo dann,

Beim Defilee als nächster dran.

„Buenos Dias“ rief Herr Ra,

Freundlich, „wir sind endlich da,

Doch der Weg war ziemlich lang.

Meine Frau war schon ganz bang,

Dass wir es nicht mehr schaffen würden“.

Nach dem Paar kam der Hochwürden

Als Legat vom Vatikan.

Er sah mit Glanz in seinen Augen,

Pausbacks Gattin freundlich an.

„Darf ich mir einmal erlauben“,

Sprach er dann zu ihr geschwind,

„Zu sagen, dass sie reizend sind“.

Die Königin darauf betört:

„Der Klerus weiß, was sich gehört“

Und dann fügte sie im Nu

An den Papst `nen Gruß hinzu.

„Richte ihm aus, ich schätz ihn sehr

Doch ich hab nicht das Begehr,

Ganz so katholisch hier auf Erden,

Wie er es gerne hätt, zu werden“.

Auch Minderheiten waren geladen.

„So was könnte niemals schaden“.

Hatte Pausback angeregt

Und den Hofmarschall dazu bewegt,

Sich an alle Welt zu wenden

Und Einladungen zu versenden.

Aus der Rothaut – Reservation,

Welche solcherlei Gestalten,

Wie der seinen vorbehalten

Kam Sitting Bullfrog an, in Person.

„Alles Quak“, sprach er gebrochen

Und „how, ich hab gesprochen“!

Darauf bot der Häuptling dann,

Pausback die Friedenspfeife an.

Der König hat gehustet sehr

Denn er rauchte ja nicht mehr,

Seit am Teich vor ein paar Jahren

Ihm war Schlimmes widerfahren.

Ein paar dreiste Manntier-Jungen,

Hatten ihn dazu gezwungen

Dass er eine Zigarre raucht.

Er hätte sein Leben ausgehaucht,

Wenn nicht ein Jäger wär gekommen,

Der die Lümmel festgenommen.

Während er noch keuchend stöhnte

Und der Häuptling ihn verhöhnte.

Wandte sich mit viel Getu‘

Ihm der nächste Gast schon zu.

Es war ein junger, eleganter

Färberfrosch-Gesandter,

Der, das sah man, durch und durch,

War ein Dendrobaten-Lurch.

Ihm folgte, aus dem Amazonas-Fluss

Der Giftfrosch Histrionicus.

Jenem schloss sich ganz spontan,

Der lustige Konsul Kerechs an.

Er war zehn Jahre Diplomat

Im Arbeiter-und Bauernstaat.

Seit kurzem, es hat sich gelohnt,

Er nebenan bei Königs wohnt.

Manchmal zanken sie sich zwar,

Aber sonst kommt man gut klar.

Pausback scherzte ganz intim

„Hallo Ossi“ nur zu ihm.

Der nächste Frosch-Ambassadeur

Verschaffte jodelnd sich Gehör.

„Hallodrio“ gar einfallsreich.

Der Jodelquax aus Österreich.

„Hallodriqaux, Hallodriqaux,

Holleriekorax, holleriekorax“

Da wurde dem König plötzlich klar,

Wer der Hallodri vor ihm war.

Sein Kumpel Korax von der Torf

Mit dem er einst in Quappendorf

Die Jugendzeit hat zugebracht

Und manchen Unfug auch gemacht.

„Du grüne Neune, du bist hier,

Das ist schön, das feiern wir“.

Zum Reden war jetzt keine Zeit,

Der nächste Gast stand schon bereit.

Es folgte nun beim Defilee,

Persona grata Quax vom See.

Er kam aus Meran an der Etsch.

Dort nannte man ihn Vinschgauhetsch.

Aus Edinburgh im Schottenrock

War angereist Mac von der Pock.


Der nächste grüne Diplomat,

Der vor den Thron von Pausback trat,

War Groda Kväk aus Schweden.

Er konnte schwedisch reden.

Dass er ein echter Schwede war

War deshalb auch dem König klar.

Der Märchenfrosch vom Märchenland,

Kam mit `ner Kugel in der Hand

Und sprach: „Ich weise darauf hin,

Dass ich nicht nur eine Erfindung bin.

Den Frosch der sich zum König wandelt,

Hat Petronius schon behandelt.*

*(Hirschberg S. 24)

Lang war die Reih der Abgesandten.

Der König traf manchen Bekannten,

Welchen er lange nicht gesehen,

Wieder im Vorübergehen.

Ein Königslaubfrosch mit Humor,

Stellte sich als Juan Carlos vor.

Er käme aus Andalusia,

Direkt von seiner Sophia .

Pausback kam das spanisch vor.

Er quakte nur „Si, si Senior“

Doch insgeheim da dachte er,

„Das ist doch nie ein Spanier,

Der unterm Nerze sich versteckt

Und quakt im Franken-Dialekt.

Später stellte sich heraus,

Wo der König war zu Haus.

Er wohnte unterm Froschbrücklein

In Franken, Nürnberg-Ziegelheim

Und in die Froschgasse nach Buch

Hüpft er manchmal zu Besuch,

Weil er dort ein Krötchen kennt,

Die sich statt Sophie Hoppsi nennt.

Aus Frankreich, direkt aus Paris

Ein Frosch der Grenouille hieß.

Gekleidet nach dem letzten Schrei,

Kam mit Fliege er herbei

Und auch der kecke rote Hut

Stand dem Franzosen-Quax sehr gut.

Aus Holland, ganz besonders lecker

Erschien das hübsche Meisje Kecker.

„Als Botschafterin ist sie viel schicker,

Als einst der alte Konsul Kikker“,

Dachte Pausback und er sprach:

„Adembenemend“ und sah ihr nach.

Was sie dacht, wurde nicht bekannt,

Doch wär es sicher interessant.

Aus Osaka in Japan kamen,

Zwei mit sonderbaren Namen.

Er nannte Shuyin Kaeru sich

Und quakte gar absonderlich.

Sie hieß Hikigaeru

Und sprach „Gaganaku“

Der Gesandte hielt mit Charme

Seine Tusma stolz im Arm.

„Seiyonara“ sprach der Rex.

Da waren beide sie perplex.

Der Schmuckhornfrosch Escuerzo

Bracht Grüße mit aus Mexiko.

„Hasta luego“ , klang es süß.

„Bis nachher Senior Certophrys“

Sprach Pausback und kam stolz sich vor.

Der andre trug es mit Humor.

Lord Bullfrog aus Amerika

Sah wie `ne Bulldog aus beinah.

Er kam direkt aus Washington,

Wo ohne Zeugnis und Diplom

Im Weißen Haus als Diplomat

Er seine Pflicht seit Jahren tat.

Die Buffo Preusis aus Kamerun,

Mussten erst ein wenig ruh’n

Denn der Weg aus Afrika

War weit bis Alemannia.

Sie setzten sich erschöpft gleich nieder,

`Ne Stunde später ging‘s dann wieder.

Quax Batrachophrynus Janin

War stolz auf die Junin Fröschin,

Die an seiner Seite,

Gab ihm das Geleite.

Sie trug einen Blumenstrauß.

Er brachte Grüße von zu Haus.

Von wo sie kamen, unterdessen,

Das hatte Pausback längst vergessen.

Gepunktet war Histrionicus

Mit dendrobatem Habitus.

Man sah’s ihm an, an seiner Gosch,

Er war ein echter Pfeilgiftfrosch,

Daheim in Nordwest-Ecuador,

Stellte er sich schlicht als Rana vor.

Als nächster in der Reihe stand

Ein Frosch, der mit der linken Hand,

Während er nach vorn sich bückte,

Eine Fliege grad zerdrückte.

Er machte mittels schwarzem Daumen,

Die Mahlzeit weich für seinen Gaumen.

Dann schmatzte er mit Hochgenuss.

Mit Namen hieß er Auratus.

Er ließ beim Essen sich nicht stören.

Da ließ ihn Pausback etwas hören,

Dass er zusammen ist gezuckt

Und sich beinah hätt verschluckt.

„Oh Verzeihung Majestät,

Ich weiß, ich komme ziemlich spät“,

Hat er da verdutzt gequakt

Und guten Tag erst mal gesagt.

Zum Schluss erzählte er ganz nebenbei,

Dass er aus Honduras sei.

Das liegt, ergänzte er gescheit,

Von hier entfernt nicht allzu weit.

Wenn man‘s genau nimmt, nebenan,

Dazwischen ist der Ozean.

Pausback winkte ab, „ach du,

Lass mit dem Unsinn mich in Ruh“.

Danach allen Diplomaten,

Hat Pausback dringlich angeraten,

Im Schloss zu bleiben über Nacht

Und tags darauf, bis nach der Schlacht.

„Morgen werden die Fetzen fliegen“,

So hat die Lage er beschrieben.

„Doch ihr“, ergänzte er gescheit,

„Seid alle hier in Sicherheit.

Damit euch keiner etwas tut

Und ihr unbehelligt ruht,

Wird das Schloss bei Tag und Nacht,

Von meiner Leibgarde bewacht“.

Dann hob der König seine Stimme

Und sprach zum Hochadel in Forte,

Ein paar klare nette Worte.

„An unserer Lage ist das Schlimme,

Wie ihr deutlich konntet seh’n,

Dass nicht alle zu mir steh’n.

Schaut selbst, das Diplomatenkorps

Kommt mir gar erbärmlich vor.

Das Häuflein scheint mir ziemlich klein.

Ich lud die ganze Welt doch ein.

Wo sind sie nur geblieben?

Ich habe allen doch geschrieben!

Die Hälfte ist nicht angereist.

Dass das nichts Gutes für uns heißt,

Könnt ihr euch sicher alle denken.

Ich lass sie allesamt erhenken,

Wenn sie drei Tage nach der Schlacht

Die Aufwartung mir nicht all gemacht.

Australien, Grönland, Sambia,

Ägypten, Tschad, Namibia,

Die Schweiz, Alaska, Niger.

Gereizt und gefährlich, wie ein Tiger,

Schritt Pausback im Palast umher.

Er verstand die Welt nicht mehr.

Mesopotamien und Iran,

Ich hab doch keinem was getan!

Zaire, Sudan, Somalia,

Da fehlt ja fast ganz Afrika.

Birma, Irland, Vietnam,

Obwohl geladen, keiner kam.

Marokko, Algerien Mosambik,

Selbst aus der Bundesrepublik

War nicht ein Minister da.

Neuseeland, Jan Mayen, Sumatra,

Selbst die Europäer

Schickten nur die Späher.

Norwegen, Belgien selbst aus Brüssel

Kam keiner her, an meine Schüssel.

Finnland, Island, Pakistan,

Nicht einmal Afghanistan

Und Israel hat Diplomaten

Gesandt. „Ich würde raten“,

Hat der Hofmarschall empfohlen,

„Die Einladungen zu wiederholen.

Sie werden sehen Majestät,

Noch ist es dafür nicht zu spät.

Wenn wir die Schlacht morgen gewinnen,

Wird der Rest sich auch besinnen;

Dann, wenn sie alle dies vernommen,

Dir zu huldigen auch kommen.

„Na gut“ sprach Pausback, „woll’n wir seh’n,

Ob was du sagst, wird auch gescheh’n

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.