Freitag, 19. September 2008

Verschiedene Meinungen

Der Kritiker Konträr

„Die Geschichte ist wahr, aus jeglicher Sicht!
Erfinden ließe sich so etwas nicht!
Für mich steht es fest: Weder Märchen noch Sage
Sind so zu erzählen uns in der Lage.
Der Ursprung der Story, die so amüsabel
Reicht zurück bis zur äsopischen Fabel.
Äsop, so scheint mir, war selber dabei,
Am Eridanos bei der Tierkeilerei,
Sicher ist der Inhalt stark untertrieben.
So manche Schandtat ist auf der Strecke geblieben,
Die einst im Originale aufgezeichnet stand.
Ich verweise auf Rom, wo so manches verschwand,
Weil es dem Klerus nicht dienlich war
Und gestört hat auf dem Katholenaltar.
Entstanden ist die Batrachomyomachie,
Wie schon erwähnt als Iliade-Travesie,
Zu jener Zeit, die anderen grienten,
Als die Tiere sich noch griechischer Sprache bedienten.

Unübersehbar sind die homerischen Wendungen,
Von denen der ganze Epos ist durchdrungen.
Der Dichter, das ist mir seit langem schon klar,
Einer der ersten Kriegsberichterstatter war,
Die mitten drin und von ganz vorn an der Front,
Berichten in die Heimat nach Hause gekonnt
Wie die eigenen Truppen gar tapfer sich schlagen
Und den bösen Feind aus dem Lande verjagen.
Einer jener Rucksack-Journalisten,
Die sich auch heut auf jedem Schlachtfeld einnisten
Und jede Grausamkeit im Völkerdisput,
Die sich draußen im Kriegsgemetzel tut,
Ins heimische Wohnzimmer liefern per Fax,
Damit auch die etwas davon haben, die leben in Pax.

Sie erinnern sich sicher an Somalia.
Da waren die Brüder vor den Truppen schon da.
Die erste Kugel, die dort ist geflogen,
Haben sich die Reporter sich aus den Fingern gesogen.
Und als sich nichts mehr tat, was grausam genug
Buchten sie zum nächsten Scharmützel einen Flug.
Denken sie an den Krieg im Irak.
Via Satellit, die Jungs sind auf zack,
Lieferten sie das Geschehen direkt uns ins Haus.
Ja Reporter sind schnell heut, die kennen sich aus.
Da wird nicht lang um Erlaubnis gebettelt.
Wenn es sein muss auch mal was selbst angezettelt,
Damit man, bevor die Nachrichten laufen,
Dem Sender daheim kann etwas verkaufen.
Denken sie an die Falklands. Die Navy war noch in England zu Haus,
Da packten die Journalisten auf den Falklands ihre Kameras schon aus.
Wochen vor der Homefleet waren sie bereits da,
Zu filmen deren Ankunft, damit die Welt es auch sah.
Ja Kriegsberichterstatter sind ständig parat,
Flexibel, hochmobil und ganz schwer all auf Draht.
In Tschetschenien, Jugoslawien, Afghanistan und der Türkei,
Überall waren die Brüder dabei.

Solch ein Kerlchen, damals vermutlich beritten,
War auch als Reporter dabei als die Tiere sich stritten.
Da er Orte und Namen so exakt uns benannt,
Hat er sicher die streitenden Völker sehr gut gekannt.
Der Journalist, oder war es eine Sie,
Der aufschrieb die Batrachomyomachie,
War sicher ganz vorn in der Schlacht mit dabei
Und stand auch an der Front auf Verderb und Gedeih
In der vordersten Reihe um vom Kampfgeschehen,
Die wichtigsten Einzelheiten exakt auch zu sehen.
Sicher stand er hautnah auch im Zweikampf daneben
Um die kämpfenden Helden im Krieg zu erleben.

Er hielt seinen Griffel ständig gespitzt
Und notierte sofort wenn ein Bauch wurde aufgeschlitzt
Oder einem Krieger der Schädel gespalten.
Jede Kleinigkeit hat er der Nachwelt erhalten.
Er notierte alles bis ins kleinste Detail
So wie er es sah, ohne Aufschneiderei.

Oft spritzte beim Schreiben ihm das Blut ins Gesicht
Und färbte auf dem Wachstäfelchen seinen Bericht.
Er sah auch das, was die meisten nicht wissen,
Wie mannhafte Helden vor Angst sich beschissen.
Er konnte erleben, wie den Kriegern wurde bang,
Wenn ihnen eine Lanze zwischen die Brustwarzen drang.

Mit vielen der Helden war er sicher perdu.
So manchen drückte selber die Augen er zu.
Gerne tat er ihnen diesen Gefallen.
Oft klirrten die Waffen rings um ihn metallen,
Doch er hatte Glück und wurde niemals verletzt.
Während ringsum die toten Krieger zerfetzt
Und verstümmelt vom Bombenkrieg lagen
Schrieb er pflichtgetreu wie es sich hat zugetragen.

Für ihn zählte nur eines, auch in der gefährlichsten Lage,
Die authentisch korrekte Schlachtfeld-Real-Reportage.
So manchem, der verwundet vom Ross war gestürzt
Hat er den Todeskampf dadurch verkürzt,
Indem er ihm vorlas was mit ihm passierte
Und was ihm sein Gegner vor dem Sturze lädierte.
Manchmal, auch das ist des Frontreporters Los,
Gab er den sterbenden Kriegern den Todesstoß.
Doch nie ohne tröstend ihnen vorher zu sagen,
Dass sie sich gar tapfer hätten geschlagen,
Und dass ihr heroisches Kampfesverhalten
In Worten er würde für die Nachwelt erhalten.
Das hat so manchem das Sterben erleichtert
Und zusätzlich das Epos vom Tierkrieg bereichert“



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.