Samstag, 13. September 2008

Kriegsbericht 10


Käsliebs Rede Teil 1



Im Runde des Saales vernahm man das Knurren
Der hungrigen Mägen. Niemand wagte zu murren.
Alle blieben, auch wenn es schwer fiel, gefasst.
Der König indes bat seinen Gast:
„Ach lieber Käslieb, sei so gut,
Und mache was bei Hof man tut,
Stell dich dem erlauchten Korps
Meiner Untertanen vor.
Halte bitte stantepede
Eine kurze Antrittsrede“.

„Das mach ich gern“, sprach Käslieb, „klar“.
Obwohl er kein großer Redner war
Ergriff er, ohne zu zaudern sofort
So wie es der König wünschte, das Wort.

„Liebe Frösche, nachdem wir alle so fürstlich gespeist,
Will ich, weil euer König es mich heißt,
Und da es sich ziemt für einen jeden
Gast bei Hofe, zu euch reden“.

Danach fügte er spontan
Was er zu sagen hatte an.


„Werte Minister, durchlauchtigste Herren und Damen,
Lasst mich als erstes in meines Vaters Namen,
Euch danken für den herzlichen Empfang hier am Teich.
Und dann ließ er sich gekonnt drüber aus,
Dass er sich sehr, sehr wohl fühle in Blähbauchs Haus
Und im Wogen umbrandeten, so herrlichen Reich.
Dann machte er den Versammelten klar,
Dass er gern die Gelegenheit nähme wahr,
Ohne sich der Aufdringlichkeit zu erfrechen,
Vor solche einer erlauchten Gesellschaft zu sprechen.

„Ich habe den Auftrag für den Vortrag vom alten
Weisen Herren Papa des Königs erhalten“,
Sprach er und fügte sodann
Das folgende noch als Einleitung an:
„Eine Rede zu halten vor hochadeligen grünen Damen und Herrn,
Ist mir wahrlich eine Ehre, das mache ich gern.
Ich weiß es sehr wohl, dass knapp eure Zeit.
Drum fass ich mich kurz und hole aus nicht so weit.

Zuerst will ich euch ein paar Sätze dazu sagen,
Was mir Blähbauchs alter Herr aufgetragen.

Ich soll erwähnen vor euch im hochherrschaftlichen Kreise,
Was ich erlebte auf der einen oder der anderen Reise,
Die ich, bevor ich zu euch bin gekommen,
Durch aller Herren Länder hab unternommen.

Mein Weg führte mich durch die Welt kreuz und quer.
Vor kurzem erst kam ich vom Mittelmeer her.
Über die Alpen, so wie Hannibal ,
Führte der Weg mich. Ich war überall.

Jüngst, ich befand mich gerade in Rom,
Lud mich der Papst ein in den Petersdom.
Bei der Audienz sprach er flehend zu mir:
„Wenn du die Welt verändern willst, dann bleibe hier.
Bei uns hast du die Macht all jenes zu tun,
Was du für nützlich hältst und opportun“.

„Ich sah mir darauf den Vatikan
Von innen und außen genauer mal an.
Ich sah alte Zöpfe und verfilzte Struktur
Und sagte zum Papst: Das schaffe ich nur,
Wenn du die Tiara, die schon reichlich verstaubt,
Wozu du befugt bist, drückst mir auf mein Haupt.
Die wollt er mir dann aber doch noch nicht geben.
So blieb er in Rom, im Vatikan kleben
Während ich weiterreiste. Ich kam nach Paris,
Wo ich an der Seine auf den Eiffelturm stieß.
Ich kletterte hinauf, ihr werdet es verstehen,
Um mir Frankreich von oben herab anzusehen.
Es hat mir gefallen, was ich dort so sah.
Sacre-Coer auf dem Montmartre schaute ich mir dort an
Den Louvre den Arc de Triomphe und auch Notre Dame.
Und mit respektvollem Abstand auch noch das Pigalle,
Jene gefährliche Mausefalle
In der sündigen, wunderschönen französischen Stadt,
Die dereinst ein Manntier besungen uns hat.

Von Frankreich zu scheiden, das ging mir sehr nah.

Dann kam ich nach Spanien, ein Matador lud mich ein,
Zu Gast in der Arena beim Stierkampf zu sein.
Der Stier hat gewonnen, der Torero war tot.
Das Volk hat dem Rindvieh mit Schlägen gedroht.
Ich war auch beim König. Der hat mich bestellt.
Er wollt mit mir reden über Gott und die Welt.
Nachdem ich acht Tage am Hofe verweilt
Und dem spanischen König manch Ratschlag erteilt,
Zur Lage der Welt und zu ihrem Gott,
Nannte beim Abschied er mich Don Quichotte.


Auch nach Portugal bin ich gekommen
Und hab Einfluss auf manches im Lande genommen.
In Lissabon ließ ich kein Fußballspiel aus,
Wenn Benfika spielte mal wieder zu Haus.
Irgendwann trieb mich das Fernweh dann auch von dort
Weiter nach Norden woanders hin fort.
Ich reiste quer durch die Beneluxstaaten
Ich habe Könige und Politiker beraten.

In Amsterdam hab ich zwei Wochen verbracht
Auf einem Hausboot in der Kronprinzen-Gracht.
Dann kamen zwei Dealer und boten mir Drogen.
Ich hab ihnen sämtliche Spritzen verbogen
Und die beiden durch mannhafte Ordnung und Zucht
Befreit von der Drogen und geheilt von der Sucht.
Sie haben den Abschied mir reichlich vergolten
Indem sie mir Ehre und Hochachtung zollten.
Sie winkten mir nach aus dem schwimmenden Haus
Und brachten auf mich drei Hochrufe aus.
Sie hatten mir zum Dank ein Stück Käs umgehängt.
Mit dem hab ich mich tags drauf in ein Mausloch gezwängt.


Auf dem Eingang stand in großen Lettern „Tunnel“.
Ich lief flugs hinein. Als es wurd’ wieder hell
Kam ich in Großbritannien heraus.
Ich war die erste europäische Maus
Die das Eiland der Briten per pedes erreichte,
Was mir dort in England zum Ruhme gereichte.
Als erste empfing mich in London die Queen.
Sie sprang auf den Thron als ich vor ihr erschien.
Ich hab im Palast mit Lady Diana gespeist.
Ihr Gatte der Kronprinz war just grad verreist.
Wir haben ziemlich lang beieinander gesessen
Denn sie hatte nebst Essen noch andre Interessen
Über die ich, weil ich mich vor euch noch geniere,
Vielleicht später einmal ein Wörtchen riskiere.

Von England aus bin ich nach Schottland gereist.
Dort hab ich in Edinburgh mit einem Schotten gespeist.
Der war ziemlich knauserig doch ansonsten auf Zack.
Er trug einen Rock und zum Dudeln einen Sack.

Von dort ging es weiter, als blinder Passagier
Über die Nordsee zurück und jetzt bin ich hier.

Von meinen Reisen könnt ich noch vieles berichten.
Doch muss ich darauf heute leider verzichten,
Denn wie ihr ja wisst hat für heute und jetzt
Der König ein andres Programm angesetzt.

Es geht um einen Krieg und wie der entstand
An den Ufern eines Stromes auf griechischen Land.



Die Sendung lief gestern auf dem zweiten Kanal.
Damit wir die Sache auch nicht verpassen,
Hat der König sie für uns aufzeichnen lassen.
So können wir verfolgen allesamt noch einmal
Wie es gestern zuging gar hitzig aber nett
Im Fernsehstudio beim Literatenquartett.



Da erhob sich der König im Hohen Haus
Und spendete seinem Mausgast Applaus.

Das Volk rings umher tat sofort es ihm gleich.
Alle waren sich einig darüber im Reich,
Dass Käslieb der Mausprinz so lang er es wolle,
Im Froschreich bei ihnen zu Gast bleiben solle.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.