Samstag, 13. September 2008

Kriegsbericht 11

Das Literarische Quartett
- Aufgezeichnet als Video-Schau -


Nun wurde es spannend im Schilfblättersaal.
Das Fernsehgerät, Marke Universal,
In einer Rohrkolben-Astgabel hoch aufgehängt
Wurde vom Hofstaate quakend umdrängt.
Dann trat Blähbauch majestätisch akkurat,
Würdevoll schreitend vor den Seh-Apparat.

Er sprach zur Versammlung: „Ein geschichtsträchtiger Tag
Nimmt heute weltweit die Politik in Beschlag.“
„Es gilt“, fuhr er fort und ließ den Blick dabei schwenken,
„Dem unermesslichen Unheil heut zu gedenken,
Welches vor zweitausendeinhundertdreißig Jahren
Unserem Volk ist am Eridanos widerfahren.
Das Mausvolk zog uns hinterhältig feig und gemein
In einen fürchterlich blutigen Landkrieg hinein.
Ein Kriegsberichterstatter, er nannte sich Homer,
Schrieb auf das Geschehen, den Völkern zur Lehr,
Damit es nie wieder solch eine Kriegszenerie
Geben kann wie die Batrachomyomachie.

Unser Volk schlug sich damals mannhaft und famos,
Doch waren die Verluste so zahlreich und groß,
Dass von unserer Armee, so steht es geschrieben
Nur die tapfersten Krieger sind übrig geblieben.
Die haben den Mäusen den Schneid abgekauft
Und tapfer und ruhmreich bis zum Ende gerauft.
Zum Schluss, als das Mausvolk geschlagen und klein
Danieder lag, mischten die Krebse sich ein.
Die schrieben den Sieg sich dann auf ihre Fahne.
Doch Lymnocharis Phisignatus, mein tapferer Ahne,
Der unsere Truppen so klug im Krieg hat geführt,
War der eigentliche Sieger, dem der Ruhm heut gebührt.



„Nur langsam“, piepste Kässlieb, stand auf und sprach bitter:
„Schlägst du da nicht den verkehrten zum Ritter?
Ich las noch vor kurzem den homerischen Bericht.
Dort stand es ganz anders: Aus unserer Sicht
Wart ihr längst geschlagen und das Land euch genommen.
Wären die Krebse euch nicht zu Hilfe gekommen
Und hätten geführt für euch das Gefecht,
Wäre längst ausgerottet euer stolzes Geschlecht“.


„Ist ja gut“, erwiderte ihm Blähbauch, wir wollen nicht streiten
über die alten, längst vergangenen, kriegerischen Zeiten.
Wir sehen uns die Literaten gemeinsam nun an,
Die gestern tagten im Zweiten Programm.
Mal sehen, was das Manntier, wenn es wird befragt
Über die Völkerschlacht unserer Vorfahren sagt.
Dabei drückte er am Gerät die Taste of „on“.
Erst erschien das Bild und dann kam der Ton.
Fanfaren ertönten, es wurd still im Saal.
Der König kommentierte. „Der rechte Kanal“.
Der Hofstaat saß vor dem Schirm in Konzentration.
Das erschien dort das Logo der Eurovision.

Bild

Parallel dazu erneut Fanfarenstöße.
Dann erschien auf dem Bildschirm in leibhaftiger Größe
Vom öffentlich rechtlichen der Intendant.
Er hielt eine Rede, die war interessant.

„Meine Damen und Herrn“, sprach er auf dem Schirm,
im Sprechen gewandt und im Ausdruck gar firm.
„Heut“ so begann er, „erstmals auf diesem Kanal,
Senden wir weltweit und international,
In siebzehn Sprachen, übersetzt exquisit,
Das literarische Quartett live via Satellit.
Der Anlass, das sei hier zum Auftakt erklärt,
Ist ein Ereignis, das sich grad jetzt wieder jährt.
Heute vor 777.771 Tagen
Hat sich etwas zugetragen,
Was in der Geschichte beispiellos.
Ein Krieg begann, so kurios,
Aus heiterem Himmel , so obskur,
Dass heut noch in der Literatur
Das Thema ist nicht abgeschlossen.
Homer, Pigres und ihre Genossen
Haben die Gelehrten als Urheber und als Autoren
Jenes sonderbaren Werkes einst auserkoren,
Das im Quartett bis heute noch nie
Besprochen wurde, die Batrachomyomachie“.

„Die Diskussion, wird sicher interessant“,
Fuhr er fort an das Millionenpublikum gewandt,
Das vor den Fernsehschirmen saß.
„Denn wenn sich unsre Kritikaster streiten
Über das Schriftstück aus antiken Zeiten
Und darüber, wer sich die Handlung erdacht
Und zu Papier für uns hat gebracht,
Dann wird das sicherlich ein Spaß“.


Da er sein Team seit langem kennt
Und weiß wie gern die zanken,
Hat anberaumt er „open end“.
„Man wird mir dafür danken“

Zum Schluss wünschte er noch viel Spaß
Und fügte an, dass er denkt, dass
Die Batrachomyomachia rundum
Sei eine Ilias post Homerium.



Beginn der Sendung

Ein Gong Dröhnte: Der Intendant war verschwunden:
„Wir haben uns heute zusammengefunden“
Sprach der Moderator, einleitend moderat,
„Zu einer besonderen Diskussion in der Tat,
Bei welcher die literarischen Wogen,
Da bin ich sicher, aufs Thema bezogen,
Noch höher als sonst bei uns schlagen werden“.
Dann stellte er mit vornehmen Gebärden
Die Teilnehmer vor: „Es sind die gleichen wie immer,
Doch wird unser Streitgespräch heut noch viel schlimmer“,
So warnte er; „weil einen Gastautor wir eingeladen,
Der seit langem wandelt auf homerischen Pfaden.

Er nennt sich Aristoquakes und hat viel schon geschrieben.
Sieben Bücher, die allesamt unveröffentlicht blieben.
Wir freuen uns auf seine Meinung; er hat just verfasst,
Ein Epos das bestens zur Sendung heut passt.
Damit bin ich beim Thema des Abends bereits,
Beim Froschmäusekrieg, jenes erbärmlichen Streits
Zweier Völker der Antike im griechischen Reich,
Der ausgetragen wurde von Tieren an einem Teich.
Heute am Jahrestag, wo weltweit wird gedacht,
An die zahlreichen Toten der entsetzlichen Schlacht,
Senden wir erstmals vom glatten Parkett
Hier vom Reichstag zu Berlin das Literatenquartett.
Lasst widmen uns die Sendung den Kriegsherrn und allen,
Helden die damals zu Millionen gefallen.




Wir gehen heut anders vor, wie man es von uns gewohnt.
Damit sich die Behandlung des Themas auch lohnt
Wählten zum Titel, der uns wurd erkoren
Wir von hunderten aus ein Dutzend Autoren.
Wir lassen die Ausländer extra beiseite,
Sonst führt es erneut zwischen den Völkern zum Streite.
Es wurden von uns nur Schriften ausgewählt,
die verständlich geschrieben und leicht sind zu lesen,
in denen der Autor das Geschehen erzählt,
So als wäre er selbst dabei einst gewesen.
Ein jeder ergreift zwar schreibend Partei
Und tut so als ob sein Werk das authentischste sei
Was jemals einer über den antiken Krieg schrieb.
Was sich wirklich ereignet hat damals so unheilvoll
Und wie es wahrhaftig gewesen sein soll,
Bis heute freilich ziemlich verschwommen noch blieb,
Weil aus dem Altgriechisch des Homer übertragen,
Blieben offen bis heute viele philologische Fragen.
Was Jahrtausende hindurch die Literaten
Verschwiegen von den glorreichen Tieren und deren Taten,
Was sie ergänzten, verfälschten oder gar erlogen;
Das zu klären hat uns vier heut bewogen,
„Open end“ zu durchleuchten endlich einmal die
So umstrittenen Batrachomyomachie.


So sitzen wir für euch im Studio hier nun
Um unsere literarischen Pflichten zu tun
Ich hoffe wir werden uns dabei bewähren,
um endlich die Fragen einmal zu klären
Wer den antiken Krieg hat angefangen
Und wie er tatsächlich ist ausgegangen.

Ich schätze, dass wir in drei, vier bis acht Stunden
Darüber eine einhellige Antwort haben gefunden,
wer die Schuld trug am Krieg, die Frösche oder die Mäus,
oder aber auf des Olymps Wolken umhüllter Spitze, Gott Zeus.
Auch denk ich, dass von den zur Diskussion stehenden Autoren
Der jenige schnell gefunden ist, der sich verdient die ersten Sporen
Für seine literarische Phantasie, seine Schaffenskraft und seinen Fleiß,
Oder womöglich sogar en bloc den Friedens- und Literatur-Nobel-Preis.

„Oh, Verzeihung“, fuhr er dann fort,
„Ich hab uns ja noch gar nicht vorgestellt:
Damit sie auch wissen wer sie heut verprellt,
Die Dame zuerst: Dabei zeigte er mit dem Finger nach dort,
Wo Madam Sinnierlich saß, aus Niederkleintümpelstadt
Vom dortigen unparteiischen Landkreistageblatt.
Zu ihrer Rechten sitzt Herr Konträr aus Hintertümpelmoosbach,
Einer der sich auskennt denn er ist vom Fach.
Seit Jahren berät er als Kritiker für Literatur
Weltweit die Verlage für Humor und Kultur.
Und mich kennt ihr ja sicher vom letzten Mal noch.
Wenn das nicht so sein sollte so hoffe ich doch,
Dass wenigstens ein paar meinen Namen noch kennen.
Für die anderen will ich ihn schnell noch mal nennen:
Man ruft mich Max Schmäh, der Name ist rar.
Ich komme aus Wien, vom Austria-Star.
Dort bin ich angestellt als ein Souffleur
Für den leitenden Literatur-Redakteur.

Max Schmäh, der Moderator der Sendung
und sein Gast R.W. Aristoquakes


Unser Gast, der sich heut zu uns hat gesellt,
Wurde eingangs ja bereits vorgestellt.
Auch er ist ein Kenner der Weltliteratur.
Er befasst sich seit Jahren mit dem Froschmäusekrieg nur.
Er schimpft sich Aristoquakes und schreibt anonym.
Von Aristophanes leitet er ab sein Pseudonym.
Alle Namen, darauf sei ausdrücklich verwiesen,
Gehören den Autoren und tatsächlich nur diesen.
Ähnlichkeiten mit anderen noch lebenden Personen,
Wären reiner Zufall, das möchte ich betonen
Und bevor wir beginnen noch mal unterstreichen.
Dann gab er zum Anfang der Dame ein Zeichen:

„Frau Sinnierlich, ich denke, sie fangen an.
Den Vortritt einer Dame lässt immer dem Mann“.

„Danke“, sprach die, „für all diese Ehr.
Ich beginne am besten direkt mit Homer.“
„Die Griechen“, so führte sie dann weiter aus,
„Hatten nur Spott übrig für den Frosch und die Maus.
Sie ließen es aber, das lässt sich nicht verhehlen,
Auch an Pathos für das Erhabene nicht fehlen.
Da von dort zum Lächerlichen es nur ein Schritt,
Machten die Poeten ihren Spaß sich damit,
Einen Gernegroß als eine flotten,
Frosch oder Mäuserich zu verspotten.
So entstanden, das wird daraus geschlossen,
Die ersten Persiflagen, Burlesken und Possen.
Eine davon, die Batrachomyomachie,
Ist offensichtlich auf die Ilias eine Parodie.
Die wurde lange Zeit Homer zugeschrieben.
Ich selbst halte es für arg übertrieben,
Dass ein Dichter sein eigenes Werk ruiniert
Indem er es selbst durch ein andres parodiert.
Wer das dreiste Gedicht tatsächlich einst schrieb
Bis heute tatsächlich noch ungeklärt blieb.
Von den derzeit lebenden, modernen Philologen
Ist einer dem anderen nur wenig gewogen.
Sie tauschen sich, was mir persönlich ein Graus,
Wissenschaftlich untereinander kaum aus.
Da wird ein Pigres als Autor des Machwerks genannt.
Der war bereits Plutrach als Dichter bekannt.
Er sei der Bruder von Königin Artemisia von Karien gewesen,
So steht es bei Ludwich und Plutarch zu lesen.
Andere Autoren, wie auch unser Gast,
Behaupten das Werk wäre später verfasst,
Wobei er den Namen Ahlborn hoch preist,
Weil der seine These als richtig beweist.
Eines steht fest, für mich klipp und klar:
Dass der Autor der Batrachoi Homer niemals war“!

„Aber, werte Dame, oi,oi,oi,oi“,
Hakte der Moderator darauf grinsend ein.
„Sie verwechseln da etwas, die Batrachoi,
Das sollte ihnen aber bekannt wirklich sein,
Ist ein Werk des Aristophanes:
Dort quakt „Brekekekex, koax“ es im Hades.
Das hat mit unserem Thema rein gar nichts zu tun.“
So hat sich Max Schmäh in ihre Rede gemischt
Und ihr ihren Lapsus schadenfroh aufgetischt.

„Entschuldigung, man kann sich ja auch mal vertun“
Antwortete Frau Sinnierlich wütend, ich meine auch die,
Batrachomyoma-chia- oder machie.
Was ich sagen wollte ist, dass Homer
Als Autor zu halten ist heut nur noch schwer“.
Ihr Gegenüber stieß die Dame daraufhin an.
Ob zum Inhalt sie auch etwas sagen noch kann.

Die Handlung ist wenig ergiebig und mager“,
Erwiderte Madam Sinnierlich dem Frager.
„Ich will sie ganz kurz, weil sie es mich heißen,
Für unsere Zuschauer am Bildschirm umreißen“.

„Die Handlung spiegelt wider den Trojanischen Krieg.
Was der Autor offensichtlich verschwieg,
Ist, dass er Homers Iliade wollte parodieren,
Indem er die Rollen der Helden besetzte mit Tieren.
Frösche und Mäuse: Die beiden Parteien
Ließen sich durch ein Unglück entzweien,
Von dem die Mäuse sagten, so steht es zu lesen,
Es wäre kein Unfall sondern ein Mordfall gewesen.
Die Kriegsursache war Krümeldieb eine Maus,
Die fern der Heimat, weit weg von zu Haus,
Vom Froschkönig zu sich in den Palast ward geladen.
Auf der Reise dorthin aber kam sie zu Schaden.
Der Frosch, auf dem sie als Nichtschwimmer saß,
Musst vor einer Schlange Nottauchen und vergaß
in der Eile, auf den Rücken seinen Passagier.
Ersoffen ist Krümeldieb das pelzgraue Tier
Weil es nicht schwimmen konnte so wie der kühne
Königliche Frosch Pausback der grüne.

Darauf erklärten die Mäuse den Fröschen den Krieg.
Der Verfasser des Werks in den Olymp hinauf stieg.
Dort findet, ganz im homerischen Stil,
Der Tierstreit auf Erden sein Widerspiel.
Gottvater Zeus streitet mit seinen Untergöttern so sehr,
Wie unten die Tiere sich stritten, oder gar noch mehr.
Es ging darum, im göttlichen Streit,
Wer von den Seinen zu helfen wäre bereit,
Wer von den Göttern die Mäuse und wer die Frösche unterstützt.
Alles reden des Obergottes hat nichts genützt.
Selbst Athene war nicht zu helfen bereit
Und hielt sich heraus aus dem irdischen Streit.
Sie war keiner der kämpfenden Kolonnen
Auf dem Schlachtfeld unten sehr wohl gesonnen.
Die Mäuse hatten ihre Gewänder zerfressen
Und die Frösche gequakt wie besessen,
Als sie müde gar sehr, schlafen wollt in der Nacht.

Auf der Erde begann eine gewaltige Schlacht.
Der Krieg um Troja dereinst war ein Kinderspiel,
Verglichen mit dem Tierkrieg beinah infantil.
Als Zeus im Olymp dass Massaker sah
Das Meridipax, eine todbringende Maus
Unter den Froschkämpfern richtete aus
So dass sie ihrem Untergang waren schon nah,
Besann er sich plötzlich und griff endlich ein.
Die Rettung des Froschvolks sollt ein Söldnerheer sein.
Es bestand aus Krebsen, bewaffnet mit Scheren.
Gegen die konnten die Mäuse sich nicht mehr erwehren.
So endete schließlich der verheerende Krieg
Für Zeus und die Krebse mit einem Sieg.
Der kriegerische Konflikt dauerte nur einen einzigen Tag.
Dann nahm beide Völker der Alltag wieder in Beschlag.

Die Komik der ganzen ungeheueren Geschichte
Ist, dass sie ähnelt gar sehr dem Berichte,
Den Homer vom trojanischen Krieg hat skizziert.
Die Entwicklung beider Kriege dargestellt so dezidiert,
Geben dem Epos erst jenes Format,
Das die Posse bei Literaturkennern hat.


„Werte Madam Sinnierlich“ sprach da Herr Konträr:
„Sie sagten, dass mager die Handlung nur wär.
Das Gegenteil, so denk ich, ist hier wohl der Fall.
Was der unbekannte Autor mit homerischen Schall
So meisterhaft und gekonnt im Poem hat besungen,
Hat im meinen Ohren hoch interessant und heroisch geklungen.
Sie sollten das Werk im Original einmal lesen.
Im altgriechischen Text trifft es in Anlage und Wesen
Exakt meinen ausgefallenen Literatur-Kritiker-Geschmack.
Das Werk ist wahrlich mehr als ein gelungener Schabernack.
Es ist ein Epos ersonnen und gedichtet mit Bravour.
Kurz, bündig und schlicht gesagt Weltliteratur“.
„Ich schließe mich der Meinung meines Vorredners an“,
Ergänzte darauf Maxe Schmäh ganz spontan.
„Was meinen sie“, fragte er dann dem Gast zugewandt,
„mit ihrem batrachistisch gefärbten Sachbuchverstand“?

„Ich denke“ antwortete darauf gleich der:
„Die Batrachomyomachie ist weitaus mehr
Als nur hervorragende, zu Papier gebrachte Literatur.
Sie ist nach dem Inhalt, dem Aufbau und der Struktur,
Das muss ich ganz deutlich hier unterstreichen,
Nur mit der Bibel noch zu vergleichen“.
Dann fuhr er fort in stoischer Ruh:
„Wahrscheinlich ist sie die Erklärung dazu“!

Es gibt in ihr ein paar hoch kritische Stellen;
Die schlagen in Rom noch heut hohe Wellen.
Meine These ist die, das nehme ich an,
Dass das Poem von den Batrachiten abstammen kann.
Die verehrten in Nubien, dies gilt als bewiesen,
Einen Frosch, vermutlich eben diesen,
Der Lymnocharis Physignatus heißt im Gedicht.
Das ist der Stand meiner Forschung aus heutiger Sicht!

Als das Werk im Römischen Reich ist aufgetaucht
Hat der Klerus Jahrhunderte und länger gebraucht,
Um die für die Kirche verfänglichen Reime
Auszumerzen, all das zu ersticken im Keime,
Was dem Klerus nicht passte, um es deutlich zu sagen:
Der Papst ließ alles das unterschlagen
Was hinderlich war für die Kirchengeschichte.
Durch Umformulierung machte man all das zunichte
Was der katholischen Kirche wohl deshalb nicht passte,
Weil es der Autor des Werkes es zu deutlich verfasste.
Die wichtigsten Verse, weil hochdelikat,
Entfernte man gänzlich. Es blieb nur Vakat.
Die Lücken, nachdem der Schwindel ward enthüllt
Hat nach und nach später mit neuem Sinn man gefüllt“.


„Sie krempeln die ganze Christenheit um“
Mischte Madam Sinnierlich sich ein,
„Und halten den Klerus von damals für dumm.
Sie stehen mit dieser extremen Meinung ziemlich allein.
Sie glauben am Ende, so scheint es mir gar,
Dass der Autor Johannes der Täufer selbst war“.

„Ja“ sprach Aristoquakes, da gibt’s kein Vertun.
Ich halte das durchaus für opportun“!






„Lassen Sie ruhig sich weiter noch aus.
Am End hat Maria mit dem Frosch noch verkehrt
Und bracht zur Welt unsern Schöpfer als Maus.
Ich halte das schon für sehr bemerkenswert.
Für bemerkenswert dumm, gestatten sie mir
Dass ich das so deutlich formulier hier“.


Aristoquakes blieb ruhig und fuhr fort unbeirrt:
„Selbst wenn man als Ketzer verteufeln mich wird,
Ich bin sicher, in Rom liegt das Original
Unseres Poems in einem Schranke aus Stahl.
Ich denke der Papst hält es unter Verschluss
Weil um das Kirchendogma er sich sorgen muss.
Schon damals vor eintausendachthundert Jahren
Musste mit Lügen er die Kirche vor Unheil bewahren.
Als die Batrachiten drängten ins Reich,
Verteufelte er sofort alles gleich,
Was die niedergeschrieben von authentischer Hand,
Brachten nach Rom mit ins vatikanische Land“.

„Was sie da erzählen ist doch reiner Stuss“
Den man nicht weiter kommentieren noch muss“
Schleuderte Madam Sinnierlich wütend und verwegen
Ihm ihre zornige Antwort entgegen.
„Wer so argumentiert, gar dümmlich wie sie,
Versteht rein gar nichts von der Batrachomyomachie“.



„Madam Sinnierlich! Er ist unser Gast.
Auch wenn ihnen seine Rede nicht passt,
Lassen sie ihn zu Ende erst reden.
Das steht bei uns zu wie immer jedwedem“.

Während Max Schmäh hatte Ruhe geschafft
Hatte Aristoquakes ein Manuskript sich beschafft.
„Liebe Dame“, sprach er zu ihr nun frivol,
„Sie haben für Päpste große Vorliebe wohl?
Ich denke da anders: Bereits beim ersten Symptom
Versucht der Klerus ein jedes Karzinom,
Das dem Dogma schaden könnte zu entfernen.
Am Beispiel der Stedinger kann man das lernen“.

Dann verlas er, was er als Skript vor sich hatte
Und warf es den Kritikern vor zur Debatte.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.