Dienstag, 14. April 2015

Im Elysium

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 31 - 191
- Im Elysium -

Ein sonderbarer Nachruf


Hebe mit dem iPhone in der Hand,
Weil sie Plattdeutsch nicht verstand,
Surfte gelangweilt ohne Hetz,
Am warmen Ofen durch das Netz.

Plötzlich zuckte sie zusammen. "Nein"
Dachte sie, "das darf nicht sein!"

Was sie als Tweet bei Twitter fand
Wo es groß getwittert stand,
Ging ihr an die Nieren.

"Hört!" rief sie zu den Ihren
Und fügte sogleich dann,
Plärrend, als wäre sie in Not,
Was sie gelesen hatte an:

"Der Dichter Günter Grass ist tot!"

Es schlug wie eine Bombe ein.
Hera sprach, "Das kann nicht sein.
Der nannte uns all kürzlich doch,
Als es ums Geld ging unten noch,
"Diese alten armen siechen
Verschwenderischen Griechen."

"Er ist gestorben gestern schon"
Sprach Hebe drauf im Trauer-Ton
Und ergänzte in der Sache:
"Der Mann vom Denk- und Dichterfache
War einer der größten Literaten.
Seht hier seine Lebensdaten."

Zu ihren Worten simultan
Klickte sie die Seite an
Und stellte Grass den Buchautor
Der Blechtrommel den andern vor.



"Er hat, das sei vorweggenommen
Den Nobelpreis dafür einst bekommen."


"Aber bitte sagt mir nun,
Was hatte der Gute denn mit uns zu tun?"
Mischte sich Aphrodite fragend ein.

"Günter Grass, das merke dir,"
Zu unterstreichen ihre Bildungsstufe,
Erwiderte Latona ihr,...
"Hat in seinem Werke Unkenrufe,
Und in anderen Geschichten,
Die noch bleiben zu berichten,
 Auch für uns hier viel getan.


Der Dichter nicht ganz unumstritten,
Entgegen allen guten Sitten,
Ließ im satirischen Geschehen,
Unken wieder auferstehen."

Dabei klickte sie spontan
Die entsprechende Bilderseite an.

Aristoquakes der Filou,
Dem wir das Machwerk hier verdanken,
Ohne in seiner Meinung zu wanken,
Schrieb das Folgende dazu:

"Günter Grass gar keine Frage,
Kannte die alte Göttersage
Vom Ägypterfrosch Amun
Und wollte etwas dafür tun,
Dass diese nicht vergessen werde."

"Die Sterblichen drunten auf der Erde"
Fuhr Latona mit ernstem Wort,
Zu den andern Damen fort,
"Nahmen ihm die Geschichte ab!"

"Nicht so jedoch dereinst Max Schmäh,
(Mit Maxe Schmäh und dem Kritiker Konträr sind die
beiden mit oftmals gegensätzlichen Meinungen aufeinander
treffenden Literaten Marcel Reich-Ranicki und Hellmuth
Karasek gemeint. Die Dame im Quartett, Sigrid Löffler,
wird im vorliegenden Machwerk -Madam Sinnierlich- genannt.)
Ich denk, das solltet ihr noch wissen,"
Lachte Athene auf gar jäh.

"Er hat des Meisters Werk verrissen!"

Hingegen der Kritikus Konträr
Sagte dass Grass der größte wär'
Und dass ihm nicht mal seinesgleichen
Oder Aristoquakes könnt das Wasser reichen."

"Eines jedoch, das gilt als sicher",
Hakte da Artemis ein.
"Grass war ein gar meisterlicher
Erzähler von Weltformat und obendrein
Ein Graphiker und Zeichner, der mit Können
Hat Kröten und Frösche detailliert,
Wie keiner vor ihm porträtiert.


 


Wir wollen ihm ewige Ruhe gönnen!"


"Die Frage ist: Wo wird er nun,
Nach seiner Erdenschaffenszeit
Für den Rest der Ewigkeit
Nachdem er tot ist ruh'n?"
Warf da Athene fragend ein.

"Es wird wohl nicht bei uns hier sein;"
War Heras Antwort drauf beklommen,
"Sonst wäre er schon angekommen."

Und sie fügte gleich sodann
Einen Nachsatz auch noch an.

"Im Hades denk ich, eher nicht,
Denn er war aus meiner Sicht,
Und wie man es jetzt hören kann,
Ein braver und bescheid'ner Mann.

Da er, wie es sich jetzt zeigt,
So wie vor vielen, vielen Jahren,
Es die Ägypter einmal waren,
Den Lurchen war sehr zugeneigt,
Wird er pharaonengleich
Am Nilstrome im Totenreich,
Für sein geschmackliches Empfinden
Wohl ein schönes Plätzchen finden.

Und auf die Unken eingeschworen,
Wird eines Tags er freudetrunken,
Vermutlich um erneut zu unken,
Wir werden es hier alle sehen,
 Neu geboren!


***

wird fortgesetzt





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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.