Dienstag, 31. Januar 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 9 – 5
Beginn 5. Kriegstag



uch
bei den Mäusen hieß es nun
Die Pflicht fürs Vaterland zu tun.
„Das war eine kurze Nacht“
Hat Rindenbohrer sich gedacht
Und schlüpfte in den Waffenrock.
„Du hast wohl heute keinen Bock
Auf Krieg“ sprach seine Gattin Maus.
Der Oberst drauf: „Ich muss hinaus:
Das erwartet man von mir“!



„Ach Papa bleib doch einfach hier“
Ihn seine hübsche Tochter bat.
„Souriceau mon petit rat“
( Französische Redewendung: „Mein kleines Mäuschen“ )
Lachte er, „das geht doch nicht.
Da verlör‘ ich mein Gesicht.
Gewiss, ich habe nicht viel Lust.
Doch bin ich immer pflichtbewusst,
Wenn mich der König rief, gegangen“.
„Lass dich“ sprach seine Frau „nicht fangen.
Du weißt, ich brauch auch nach der Schlacht
Einen der den Haushalt macht.
Doch ich will es nicht verhehlen;
Ja ich würd mich furchtbar grämen
Wenn sie dir das Leben nähmen,
Die Frösche draußen in der Schlacht.
Du würdest mir im Neste fehlen
Das weißt du doch, in jeder Nacht“.
Dann flüsterte sie ihm ins Ohr:
Gib Acht auf dich am Hetschenmoor.
Bewahre stets zum Feind Distanz
Sonst schneiden sie dir deinen Schwanz
Am End‘ noch ab; das wäre schade“.
„Wo er so gut mir stand noch grade“
Lachte er und küsste sie
Zum Abschied in Galanterie
Wie sich‘s für einen Offizier
Gehört zum Abschiede von ihr.
Dann reichte sie ihm Helm und Schwert.
Er drückte die Kinder alle drei
Nochmal fest ans Herz wobei,
Das ist durchaus berichtenswert,
Eine Träne die’s nicht sollte,
Über seine Wange rollte.
Dann zog er in die Schlacht hinaus.
Nie wieder sah man ihn zu Haus.
Als er aus dem Mausloch kam
Nahm sich Hopser seiner an.
„Guten Morgen Maus-Major“
Sprach der ihn an. „Was hast du vor?
Du hast verschlafen, wie man sieht.
Wer so spät in die Schlacht erst zieht
In der Art eines Epheben,
Glaub mir, den bestraft das Leben.
Ich denk, so hat’s den Augenschein,
Du musst was ganz besond‘res sein;
Du bist bestimmt Berufsoff’zier;
Komm her mein Freund ich zeige dir
Was ich von einem halte der
Zu spät den Dienst antritt beim Heer“.
Dann zog das Schwert er aus der Scheide
Und nahm den Schild, so wie gewohnt
Vor seine Brust um kampfgewohnt
Sich zu brüsten im Geschmeide
Mit dem sein Rüstzeug war beschlagen,
Um den Mauser zu verjagen.
Major Rindenbohrer fuhr das Herz
Mit einem Schlage schwänzchenwärts.



Er warf die Waffen weg und floh.
Im Rübenacker irgendwo
Ist es kurz darauf passiert.
Er wurd‘ von Hopser massakriert
Und zwar in so kleine Stücke,
Dass ihn in der Furchenlücke
Neben welcher eine Rübe stand,
Keiner jemals wiederfand.
Nun ging es wieder Schlag auf Schlag.
Noch schlimmer als am vierten Tag
Schlugen die Frösch‘ und Mäuse sich
Im Felde; es war fürchterlich!
In einem schlimmen Handgemenge fand
Hiiri ihr Ende am Froschteichstrand.
Hoppelfaask hat zugeschlagen,
Mit aller Macht und so brutal,
Dass die Maus am Ufersaum
Schlug danach in der Luft zweimal



Ganz ungewollt `nen Purzelbaum
Und keine Zeit mehr fand zu klagen.
Sie landete im Uferschlick
Und brach sich dabei das Genick.
Hiiri war noch nicht ganz tot
Da wurd‘ der Frosch erneut bedroht.
Zapfenspalter griff ihn an!
„Was hast du meinem Freund getan
Du verdammter grüner Schuft“
Schrie die Maus gar ausgebufft
Und hat den Froschsoldat verflucht.
Als sie zu beißen hat versucht
Griff Hoppelfaask ganz ruhig zum Schwert



Und kürzte ihr den Mausestert.
„Gib mir sofort mein Eigentum
Zurück sonst bringe ich Dich um“
Schrie sie den grünen Grobian
In ihrem Schmerze zornig an.
Da griff der Frosch erneut zum Schwert.
„Dein Leben ist nun nichts mehr wert“
Schrie er sie an; „komm her zu mir
Dann beweise ich es dir“,
Worauf die Maus in ihrem Loch
Sich jammernd, blutverschmiert verkroch.
Hoppelfaask ihr hinterher;
Erwischte sie jedoch nicht mehr.
Da stocherte der grüne Strolch
Ins Loch hinein mit seinem Dolch
Und quakte mutig: „Komm heraus,
Dann blas‘ ich dir das Leben aus“.
Doch es sollte anders kommen
Als er es sich vorgenommen.
Zapfenspalter bauernschlau
Rief zurück aus ihrem Bau:
„Pass auf, ich zeig dir was, schau her“



Und dann stieß sie ihren Speer,
Der im Hausflur hat gelegen,
Er war betimmt fünf Ellen lang,
Aus dem dunklen Höhlengang
Hoppelfaask dem Frosch entgegen.
Durch’s rechte Auge und die Stirn
Fuhr der Stahl und ihm durchs Hirn
Bevor er austrat an der Wange.
Der Grüne lebte nicht mehr lange.
Das Letzte was er dachte war:
„Ach was war ich doch ein Narr“!
Quakekker Quagl ging’s nicht besser.
Als er den Mauser Käslochfresser
Mit dem Schwert grad köpfen wollte,
Es auch ihn erwischen sollte.
Der Feind stieß ihm, von oben her,



Durch Arm und Körper seinen Speer
So geschickt mit Augenmaß,
Dass Quagl, was er wollt, vergaß.
Urplötzlich sackte er zusammen.
Er wollt‘ den Mauser noch verdammen
Doch für diese Formalität
War es nun bereits zu spät.
Wie lang er sich im Schmerz musst‘ quälen
Konnte er keinem mehr erzählen
Weil skelettiert am Schlachtfeldrand
Man nach dem Krieg ihn dort erst fand
Wo er sein Leben hat gelassen.
Noch schlimmer war Quarkecker dran.
Der Mauser Sican Muselman,
Den heut noch alle Frösche hassen,
Hatte, als sie sich grad stritten
Das rechte Bein ihm abgeschnitten.



Er wollte flieh‘n, der Mauser aber
War nicht gerad ein Froschliebhaber.
Er stach gar hinterhältig bös
Den armen Frosch total porös.
Als Quarkecker zwanzigmal getroffen
Verzweifelt in den Teich dann sprang
Ist er sogleich abgesoffen
Weil Wasser durch die Löcher drang.
Noch lange lag er krank und wund
Unter Wasser auf dem Grund
Des Teiches wie ein leckes Fass
Bis irgendwann der Hecht ihn fraß.
So mancher Frosch musst‘ nun dran glauben.
Mit Hass und wuterfülltem Schnauben
Griff der Mauser Ratazan
Den wackeren Hetscher Unkatsch an.
Er zielte und er traf ihn auch
Den Nabel auf des Hetschers Bauch.
Die Lanze, es sollt‘ sein Ende sein,
Traf auf einen Nierenstein.
Dort brach sie. Ihre Spitze dann



Fuhr durchs Herz dem grünen Mann
Und trat, da staunte selbst die Maus,
Zwischen den Brustwarzen heraus.
Unkatsch war tot, gar keine Frage.
Das sah man an der Rückenlage
In welche er zu liegen kam.
Als seine Seele Abschied nahm
Hörte Ratazan sie wütend zischen
„Dich wird es demnächst auch erwischen“!
Die Drohung hat gar tief gesessen.
Der Mauser hat sie nie vergessen.
Doch weil er sich zu wehren wusste
Er vorerst noch nicht sterben musste.
Hingegen auf der Nacktlurch-Seite
Fiel mancher grüne jetzt im Streite
Der noch heute leben könnt
Wenn ihm der Feind das hätt‘ gegönnt.
Frosch um Frosch starb in der Schlacht.
Die Mäus, so schien’s, mit aller Macht
Kämpften um den Tagessieg.
Der verdammte Frosch-Mäuse-Krieg
Zog sich und keiner kannte seinen Sinn,
Fünf Tage nun bereits schon hin.
Held um Held fiel nun im Moor.
Zwei Frösche die ins dichte Rohr
Sich zurückgezogen hatten
Um unter einem Baum im Schatten
Zu tun was man gelegentlich
Tun muss, nämlich erleichtern sich,
Wurden selbst dabei noch gestört.



Aus dem hohlen Stamm heraus
Gar feige, es war unerhört,
Mit ihrem Spieß stach eine Maus
Padduck, der sich grad wollt bücken
Von hinten tückisch in den Rücken.
Der Stich exakt im Steiße saß,
Wo sich der Frosch mit trocknem Gras
Den Hintern wollt sich just grade wischen.
Auch Paddeksch kam etwas dazwischen.
Als er den Kumpel sterben sah
Vor sich in Relaxantia,
Vergaß er was er machen wollt‘
Und hat sich schnell davongetrollt.
Sein Schwert vergaß er; es blieb liegen.
Doch sollt er es bald wiederkriegen.
Er war zwei Schritte grad gegangen
Da hat er es sich eingefangen.



Es saß im Rücken und zwar so,
Dass er nie wieder wurde froh.
Vom feigen Mörder fehlt a jour
Jede noch so kleine Spur!
Der Krieg, wir haben’s grad gesehen
War wieder mehr als nur gemein.
So manches ist im Feld geschehen
Das eigentlich durfte nicht sein
Weil das Kriegsrecht es verbot.
Die Mäuse schlugen alles tot
Was sich bewegte irgendwie.
Der Schnitter führte nun Regie
Der seit jeher schon in jeder Schlacht
Mit der Sense ganze Arbeit macht.
Auch die Mäuse hatten jetzt
Große Verluste zu beklagen.
Maus Obstkernbeißer war entsetzt
Als ihr der Kopf ward abgeschlagen.
Sie hielt das Schwert noch in der Hand


Nachdem sie längst ihr Ende fand.
Ihr Gegner mit der breiten Gosch
War Ilsche-Irboch-Ickefrosch.
Am Federbusch hielt er den Helm
Samt Schädel von dem Mäuseschelm
Welchen er grad in der Schlacht
Hatte für Pausback umgebracht.
„Was mach ich nur damit“ dacht er.
Da kam der Hauptmann Kräkserer.
Der wusste was zu machen war.
„Wir machen’s“ sprach er lapidar,
„Wie es die Philister taten
Mit Saul“. Er rief ein paar Soldaten.
„Zieht“, er zeigte auf die Maus,
„Dem Toten dort die Rüstung aus“.
„Mit dem Torso“ so befahl er dann,
Verfahrt ihr wie in Bet-Schean
( 1 Sam 31 )
Damals weil brutal sie waren,
Die Philister sind verfahren.
Was er befohlen hat geschah.
Wie dereinst vor Gilboa
Wurde der Leichnam weggetragen
Und an einen Baum geschlagen.
Als die Mäuse sahen was dort hing
So mancher die Lust am Krieg verging.
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Was mit dem Schädel wird gemacht
Hab ich mir auch schon ausgedacht.
So wie es in der Bibel steht
Es hier damit bald weitergeht.

wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.