Freitag, 27. Januar 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 9 – 2
Der Froschmarschall und sein Adjutant



ernab
vom Hof indessen tat

Der Froschmarschall auf Pausbacks Rat
Was in seinen Kräften stand.
„Ein Sieg muss her für unser Land“
Quakte er und wusst‘ nicht wie.
„Der ganze Krieg ist Idiotie“
Sprach Keksch sei Adju da zu ihm.
„Wir sollten uns Pausback widersetzen
Und ihn samt seinem Protz-Regime
Schleunigst aus dem Lande hetzen“.
Zornig drauf der Froschmarschall
Von Pulepoch, Pausbacks Vasall
Griff ohne Zögern nach dem Dolch.
„Du feiger hinterhält’ger Strolch“
Schrie er den Kameraden an
Und dann hat er das getan
Was nötig war. Der Adjutant
Als Verräter nun erkannt
Musst sterben weil er zu viel wagte
Und mutig, was er dachte, sagte.
Putz und Pieps zwei Maus-Epheben
Durften hautnah miterleben
Wie einer der das Maul aufmacht
Zum Schweigen schnellstens wird gebracht.
Hocherstaunt verfolgten sie
Was der Feldmarschall tat und wie
Man einen der die Wahrheit sagt
Das Messer in die Gurgel jagt.
Die beiden waren fassungslos
Als vor ihnen rigoros
Der Froschmarschall gar dreist und fies



Den Dolch in seinen Adju stieß.
„Du feiger Hund“ schrie er dabei:
„Ich bring dir das Gehorchen bei
Und Treue zum König. Ein Soldat
Der offen sagt, was er grad denkt
Und dadurch seinen Kriegsherrn kränkt,
Begeht, das weißt du Hochverrat.
Dem König, der dich auserkoren
Zum Kriege hat, hast du geschworen,
Dass treu und tapfer du im Streite
Kämpfen willst an seiner Seite.
Ich, des Sieges Unterpfand
Dulde keinen Widerstand;
Merk Dir das“ schrie Pulepoch.
Vor ihm der Adju hörte noch
Wie Maus Pieps zu Putz leis sprach:
„Gehorsam ist im Krieg vonnöten;
Deshalb musst‘ ihn Pulpoch töten“!
Keksch jedoch war schon zu schwach
Um den beiden Maus-Epheben
Seine Antwort drauf zu geben.
Sterbend vernahm er wie Maus Putz
Zum Kameraden sagte: „Trutz
Und Zivilcourage sind
Im Kriege wichtiger als blind
Zu gehorchen ohn‘ zu denken
Und die Fahne nur zu schwenken.
Widerstand ist angebracht
Wenn wie gestern in der Schlacht
Niemand mehr so recht versteht
Um was es eigentlich da geht.
Widerstand ist dann geboten
Wenn man umgeben ist von Toten
Und die noch Lebenden sich stumm
Fragen allesamt „Warum“!
Widerstand ist dann vonnöten
Wenn aus purer Lust am Töten
Die Vorgesetzten zu dir sagen
-Vorwärts, drauf los und weiterschlagen
Bis sie all sind ausgerottet-.
Widerstand tut dann stets Not
Wenn Kinder und Weiber sind bedroht
Oder die Alten man verspottet.
Widerstand ist ungefragt
Immer dann auch angesagt
Wenn einer im Nationenstreit
Begeht zu viel an Grausamkeit.
Widerstand wird dann zur Pflicht
Wenn einer alle Regeln bricht
So wie es einst der GröFaZ tat.
Wer Zivilcourage hat
Behaupte ich mit Recht und Fug
Zeigt Adel im Charakterzug.
Schau dir die alten Helden an.
Achilles, Aineias, Hektor, Mann für Mann
Patroklos, Aias, Paris neben Mut
Stand auch Zivilcourage gut“.
So hörte Keksch den Mauser reden.
„Zivilcourage ist für jeden
Soldaten Pflicht, sonst ist er keiner“!
Froh starb er drauf; er war ja einer.
Während die beiden Maus-Epheben
Zusahen wie Keksch sein Leben
Hingab mit Zivilcourage
Kamen sie gar sehr in Rage.
Das Unrecht das der Kröterich
Pulepoch so widerlich
Blindlings im Gehorsamswahn
Dem Adju hatte angetan
Bedurfte, das war klar, der Rache.
Drum nahm man sich gleich an der Sache.
Pieps pfiff zwei Krieger noch heran.
Gemeinsam brachten den Grobian
Sie auf dem Schlachtfelde zu Fall.
„Du verdammter Froschmarschall“
Schrien die vier. Mit ihren Keulen



Schlugen Pulpoch sie nun Beulen,
Dass am End‘ der Tunichtgut
Ersticken musst am eignen Blut.
So starb Pulepoch der Froschmarschall,
Pausbacks ergebenster Vasall.
Ein andrer Frosch, er hieß Quargacker,
Hatte dem Morde zugeseh’n.
Obwohl er mutig war und wacker
Ließ er listig es gescheh’n.
Pulepoch der Feldmarschall
War unbeliebt. Nach seinem Fall
Stürmte der grüne Krieger keck
Plötzlich heraus aus dem Versteck.
Tapfer wie Achilles nun
Begann er seine Pflicht zu tun.
Der ersten Maus schnitt mit dem Messer



Den Schwanz er ab. Dann noch viel kesser
Nahm er sich die nächste vor.
Als er im Kampf den Dolch verlor
Griff er sich, es war ein Graus,
Pieps und riss den Schwanz ihm aus.
Ein Ruck, ein Knick, der rechte Dreh.



Ach was tat der Maus das weh.
Sie verstarb kurz drauf am Schock.
Ihr Kumpel Putz mit einem Stock
Stürmte sogleich der Rache wegen,
Dem Mörder mutig, keck entgegen.
Durch beide Oberschenkel stach
Er den Gegner. Doch danach



Drang dessen Lanze ihm ins Fell.
„Ich muss zum Sanitäter schnell,
Verflixt nochmal und zugenäht“
Dacht er. Doch es war bereits zu spät.
„Gott hilf mir“ schrie er in der Not.
Dann sank er nieder und war tot.
Der Frosch, vom Gegner schwer verletzt,
Zwar mit Schmerzen humpelnd jetzt,
Doch tapfer wie es sich gehört,
Hat an der Pein sich nicht gestört.
Als Putz verstarb war er dabei
Zu schnappen sich die andern zwei.
Die erste traf sein Schwert ins Bein.
Es drang fast bis zum Knebel ein
Und trat aus ihrem Schenkel aus.
Er prüfte am Pulse ob die Maus
Auch tot war und er stellte fest;
In Ihr war noch ein Lebensrest.
Er zog aus eben diesem Grunde
Das Schwert sofort aus ihrer Wunde



Und stieß es ihr nun pflichtbewusst,
Und jeder Rücksichtnahme bar
So wie es ihm befohlen war,
Kräftig in die grau bepelzte Brust,
So dass es tief ins Herz ihr drang.
Nur eineinhalb Sekunden lang
Schlug es noch, ein letzter Pull,
Dann sackte auch ihr Puls auf Null.
Als letzter von den vier Epheben
Ließ Knusperbiss kurz drauf sein Leben.
Quargacker mit einem großen Stein
Schlug auf das arme Kerlchen ein.
Siebenmal, dann war er tot.
Am Schwanz, weil der sich dafür bot,
Zog der Frosch die Mäuseleiche
Hinab zum kühlen Hetschenteiche.



Wie einst den Sohn des Priamos
Achill als Leiche hat geschleift,
Zog Quargacker rücksichtslos
Knusperbiss, der lang beschweift,
Dorthin wo die andern lagen
Die im Kriege all erschlagen
An diesem Morgen bereits waren.
Tausend waren es und mehr,
So hat der Frosch es dort erfahren.
Frösche und Mäuse kreuz und quer,



Lagen mit verzerrten Minen
Auf großen Haufen. Alle schienen
Die Schnauze voll vom Krieg zu haben.
Eine Maus wurd‘ grad begraben.


„Das ist bestimmt ein Offizier“
Dachte der Frosch, „sonst läg‘ er hier
Bei all den andern die der Reiher
Entsorgen sollte und der Geier.
„Oh großer Gott, die armen Leut‘
Liegen überall verstreut“
Dachte Quargacker voller Grauen
Ohne genauer hinzuschauen.
Ein paar von ihnen zuckten noch.
Ein Frosch, der ziemlich streng schon roch,
Lag etwas abseits. „Herrjemine,
Das ist ja Höppepät vom See,
Mein guter Freund, der vor `nem Jahr
Zu Besuch noch bei mir war.
Quargacker ist gar sehr erschrocken.
Gar plötzlich ward der Hals ihm trocken.
Er musste schlucken drei- viermal.
Sein Kamerad als Korporal
War immer gut zu den Soldaten.
Dienstlich wie auch im Privaten
Half er stets mit Rat und Tat.
Er war ein guter Kamerad.
Nun war er hin, aus seinem Bauche
Quoll Gedärm nebst roter Jauche.



Die Hände waren abgeschlagen.
Auch ein Bein war zu beklagen.
Sein Schwert lag vor ihm ganz verbogen.
Er selbst von Maden schon durchzogen.
Im off’nen Wanst stak noch die Lanze
Die verursacht hatt‘ das Ganze.
In der abgeschlag’nen Hand
Sich ein Mausschwanz noch befand.
Daran konnte man ersehen,
Dass heldenhaft das Kampfgeschehen
Gewesen war und Höppepät
Ein Kämpfer war von Qualität,
Der bis zu seinem Ende bitter
Gestritten hatte wie ein Ritter
Welcher einst beim Lanzenstechen
Für seine Dame ritterlich,
Im fairen Zweikampf, Stich um Stich,
Eine Lanze wollte brechen.
„Oh großer Gott, ich bitte dich“
Sprach Quargacker inniglich
In Andacht mit verschränkten Händen,
„Lass mich nicht auch einmal so enden“!
Wie sich’s gehört für `nen Soldaten
Griff er sich dann einen Spaten
Und begrub in aller Eile
Den Leichnam samt der Einzelteile.
Nebenan indessen war
Beschäftigt schon der Adebar.
Majestätisch, Schritt auf Schritt,
Stolzierte Barthold Leisetritt
Über den gedeckten Tisch.
Noch waren die meisten Leichen frisch.
Er pickte egal ob Frosch, ob Maus,
Die besten Brocken sich heraus.
Nur Knochen nach dem Einverleiben
Des Abfalls sollten übrig bleiben.
Auch Greiffzu die nimmersatte
Weihe Ihre Freud‘ dran hatte
Die Tote alle fortzuschaffen.
Liegen blieben nur die Waffen.
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Was mit denen dann geschah
Berichte, so wie ich es sah,
Es war wirklich ein Skandal,
Ich Euch hier das nächste Mal.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.