Donnerstag, 26. Januar 2012

Machwerk R. W. Aristoquakes
Teil 9 – 1

Beginn des 4. Kriegstages


ährend
noch im Göttersitze

Auf des Olympus höchster Spitze
Des eben beschriebene geschah,
Griffen die Frösche unten mit „Hurra“
Und neuem Mute Mann für Mann
Die Mäuse grad mal wieder an.
Der Hauptmann Kreuzhecht Kreterich
Als Krieger unverbesserlich,
Stürmte den Seinen Stolz voraus.
„Männer macht das Beste draus“
Schrie er den Soldaten zu.



„Das wird garantiert ein Coup
Den der Gegner nie vergisst
Wenn er erst gelungen ist“.
Doch es sollte anders kommen
Als er es sich vorgenommen.
Zwei Mäuse ihrerseits nicht faul,
Als er anstürmte verwegen,
Immer noch mit off‘nem Maul,
Traten ihm entgegen.
Einer griff sich, Junge, Junge,
Des Frosches dicke lange Zunge.
Sein Kamerad schnitt mit dem Dolche
Sie ab dem großmäuligen Strolche.



Nie wieder schrie der Frosch „Hurra“
Und auch nicht mehr „Victoria“!
So lang er lebte blieb er stumm.
„Ach was war ich doch grad dumm“
Dacht‘ er als schon wenig später
Von hinterrücks ein Attentäter
Mit Bosheit im Charakterzug,
Ihm den Kopf vom Hals abschlug.
„So ein Pech“ dacht er. Doch dann,
Während sein Hirn auf Rache sann,



Drückte weise seine Hand,
Nachdem den Kopf sie tasten fand,
Dem für seine letzte Ruh,
Sanft streicheln beide Augen zu.
So starb der Hauptmann Kreterich.
Er war ein tapf’rer Offizier
Nur eben halt für eine Schlacht
Gegen die Mäus‘ zu unbedacht.
Nachdem die Seele aus ihm wich
Fraß ihn der Storch in seiner Gier.
Der hat ihm freundlich zugenickt
Und ihn danach aufgepickt.
Kreuzhecht der Hauptmann hat gezuckt
Doch da war er schon verschluckt.
Den Kameraden ging’s nicht besser.
Hitsche Höppin mit dem Messer
Ward, als er ans Fliehen hat gedacht,
Von einem Mauser umgebracht.
Souris, so hieß die Gegner- Maus,
Kannt` sich in Sachen Killen aus.
Dem Frosch ging es durch Speck und Magen.



Er konnte nicht mal „Quak“ mehr sagen.
In fide salus starb er weil
Für Pausback nahm am Krieg er teil.
Sein letzter Gedanke galt dem Thron.
„Hoch lebe unsre Froschnation“
Wollt er laut rufen, doch wie gesagt,
Er hat nicht mal „Quak“ nun mehr gequakt.
Kordux Krapetschke traf’s im Sprunge.
Ein Pfeil traf tief in seine Lunge.
Er strauchelte. Da stieß sein Speer
Ihm in den Fuß, es schmerzte sehr.


Er dacht bei sich: „Verdammter Mist“;
Worauf er dann verstorben ist.
Noch schlimmer war Padukke dran.
Er schlich sich einer Maus grad an
Um sie von hinten zu erschlagen.
Da ging es selbst ihm an den Kragen.
Entfernt nur Zentimeter noch
Von des Gegners Mauseloch
Traf ihn ein gegnerischer Speer.
Gezielt und zwar von unten her
Ging er dem tapf’ren grünen Lurch
Im wahrsten Sinne durch und durch.
Kloake, Dickdarm, Milz und Magen,
Nur um das Wichtigste zu sagen,



Wurde verletzt; auch Kinn und Nase.
Der Frosch in seiner Sterbephase
Dachte eins nur: „Nun ist’s aus.
Da zog die Maus den Speer heraus.
Die Seele blieb am Speerschaft kleben.
Der Frosch verlor dabei sein Leben.
Auch Kuldüx-Höpps von Magecker,
Ein wackerer und äußerst kecker
Grüner Krieger hatte Pech.
Als er zum Angriff stürmte frech,
Sprang plötzlich aus dem dichten Rohr
Lanzenbewehrt `ne Maus hervor.



Mit Namen hieß sie Putzebart.
Ganz gegen ihre sonst’ge Art
Stieß sie Kuldux-Höpps am Teiche
Ihre Lanze in die Weiche,
Und zwar so, dass diese ihm
Die Blase schlitzte und intim,
Sie war gut einen Meter lang,
Durch seine Innereien drang,
Bevor sie rückwärts via Po,
Austrat mit Prestissimo.
Der arme Frosch, so tief getroffen
Schlug rücklings hin. Zutiefst betroffen
Schrie er Zetermordio.
Dann starb er. Beinah ebenso
Erging es Pfrutsch dem Kameraden.
Der kam durch einen Pfeil zu Schaden



Welchen, was ihn arg verdross,
Ein Mauser in seinen Hintern schoss.
Als es ihn traf, fiel ihm sein Schwert
Aus der Hand. Ganz unbeschwert
Sank er auf den Boden nieder.
Der Krieg war längst ihm schon zuwider.
Beim letzten Atemzug dacht‘ er:
“Nie wieder Krieg“! Er musst‘ nie mehr
Für Pausback seinen Kopf hinhalten.
Der Tod hat ihn zurückgehalten.
So mancher Frosch zog ins Verderben
Weil er auf Pausbacks Seite stand.
Auch Qualdüx Quacksack musste sterben.
Ein Mauser mit der bloßen Hand,
Nach bester Nahkämpfer-Methode,
Würgte ihn im Feld zu Tode.



Krächzend klang sein Todesschrei,
„Qurrkqrrk“, dann war es schon vorbei.
Doch auch auf der andern Seite
Starb mancher Krieger jetzt im Streite
Der vor ein paar Tagen noch
Friedfertig daheim im Mauseloch
Gesessen hatte bei den Lieben.
Vom König in den Krieg getrieben
Musst‘ manche Maus im Felde nun
Troxartes Drecksarbeit dort tun.
Das eigne Blut, ohn‘ rechten Sinn,
Gab mancher tapf’re Krieger hin
Weil er dazu gezwungen war.
Der königliche Justiziar
Hatte ein Gesetz im Schnelldurchgang
Beschlossen das alle Mäuse zwang
Teilzunehmen an der Rache
In des Prinzen Tötungssache.
Am Rachefeldzug für den Sohn
Krümeldieb, den Erben auf den Thron,
Welchen Pausback die feige, grüne Ratte
Ertränkt in seinem Froschteich hatte
Mussten alle, sofern sie männlich waren
Bis zum Alter von sechzig Jahren,
Ob sie wollten oder nicht,
Teilnehmen, so war es Pflicht.
Sich dem Gesetz zu widersetzen
Hieß der Schergen Säbel wetzen.
Jene überall im Land,
Speichelleckend oh’n Verstand,
Mit umgeschnallten Todesköcher,
Durchkämmten alle Mäuselöcher
Sich dem Tyrannen zu verdingen,
Und alle an die Front zu zwingen.
Manch aufkeimender Widerstand
Gar schnell sein Ende wieder fand
Als die Schergen ungeniert
Die Kinder haben schikaniert
Und mit der angetrauten Lieben
Ihre verdammten Späße trieben.
Kaum ein Mauser hat’s gewagt
„Nein“ zu sagen, wenn sie kamen.
Fast alle haben ja gesagt
Den Kindern zuliebe und den Damen.
An all das musst‘ Springmauser denken
Im Schwitzkasten von Pöggefrosch,
Der ihn ordentlich verdrosch.
Als sich das Schwert begann zu senken
Um den grauen Kopf vom Kragen



Mit einem Hieb ihm abzuschlagen
Sah im Bruchteil von Sekunden
Er all den schönen Stunden
Die er erlebt hatte auf Erden
Mit Mauseschnut‘ im Mauseloch
Vor seinen Augen einmal noch.
„Was wird nur aus den Kindern werden“
So dachte er ein letztes Mal.
„Ohne mich, das wird fatal.
Sie werden allesamt verhungern
Oder vor dem Loch rumlungern
Bis der Uhu kommt bei Nacht
Und aus ihnen Hackfleisch macht.
Und mein Weib, ohn‘ mich allein.
Ach was wird sie traurig sein!
Was wird sie nachts auf ihrem Kissen
Mich, ihren Mauser doch vermissen.
Ach was wird sie um mich flennen“!
Da schlug Pögg sein Gegner zu.
Um ihm den Kopf vom Rumpf zu trennen.
Der Mörder keuchte schwitzend „puh“
Als Blut ihm spritzte ins Gesicht.
Darauf nicht gerad erpicht
Warf beide Teile rücksichtslos
Er zu Boden. Dort im Moos
Ist die arme Maus verblutet.
Der Frosch indes hat sich gesputet
Den nächsten Gegner auszuschalten.
Pögg ließ keine Gnade walten.
Als Stollengräber vor ihm stand,
Die Waffe zum Morde schon erhoben,
Schlug er dem Feind sie aus der Hand,
Dass die Funken nur so stoben.
Als dann die Maus nach vorne schnellte
Und mutig sich zum Zweikampf stellte,
Stach er in aller Seelenruh
Mit seinem Buckelschwerte zu.
Durch Kehlkopf Luft- und Speiserohr
Drang die Klinge so weit vor,
Dass sie schließlich scharf und glatt
Austrat aus dem Schulterblatt
Des dreisten Mausers welcher ihn
Just grad noch hatte angeschrien
Und gar schändlich arg verroht
Zu töten hatte angedroht.
Oh was hat das wehgetan!
Der Verletzte griff spontan,
Immer noch zum Kampf bereit
Nach des Frosches Männlichkeit.



Er zerrte so an seinen Hoden
Dass dem die Luft wegblieb vor Schmerz.
Doch dann sank stöhnend er zu Boden,
Um seinen letzten Schritt zu krauchen
Und seine Seele auszuhauchen.
Als Pögg die Klinge seines Schwerts
Dann zurückzog starb die Maus.
Der Sieger schlich frustriert nach Haus.
Bei Hof im Harem als Kastrat
Fand er `ne Stellung. Akkurat
Hütet er in Pausbacks Namen
Seit jenem Tage nun die Damen.
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Von Pögg, der Glück im Unglück hatte
Werd‘ fortan ich nie mehr berichten.
Doch von anderen Geschichten
Die ich erlebt im Kriege habe,
In Kürze hier mit Dichtergabe
Ich weiter Euch Bericht erstatte.

wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.